Geschichte wiederholt sich – speziell bei unserem Lieblingsverein. Im November 2019 konnte man in einem Blog und auch in den Münchner Gazetten vom endgültigen Untergang des TSV 1860 lesen, davon, dass die allerletzte Integrationsfigur von Bord gegangen sei. Angefeuert von der hauptberuflich schreibenden Zunft loderte auch in den sozialen Medien der Flächenbrand der Frustration und Enttäuschung, der nicht selten in extrem respektlosen Beiträgen gegenüber den handelnden Vertretern bei 1860 gipfelte. Was war damals geschehen? Aufstiegsheld und Urlöwe Daniel Bierofka hatte – nach über zwei Jahren engagierten Einsatzes für Münchens Große Liebe, teilweise über die eigene Belastungsgrenze hinaus – das Handtuch geworfen. Wie es weiterging ist jedem Löwenfan bekannt und muss hier nicht nochmal ausgewalzt werden. Entscheidend ist: Natürlich ging es weiter – sogar ziemlich gut!

Und was passiert im Juli 2020, nur acht Monate später? Stürmer Sascha Mölders trifft sich zwei Tage nach Saisonende mit dem Präsidenten der SpVgg Unterhaching, einem verdienten Ex-Löwen auf ein Weißbier. Und schon sind wieder die Medienschaffenden und vor allem der kommerzielle Löwenblog am Start: Die letzte (nun endgültig die letzte?) Integrationsfigur des TSV 1860 könnte von Bord gehen. Und dann auch noch zur Konkurrenz in der Vorstadt. Eskalation online.

Mal davon abgesehen, dass der gebürtige Essener noch kurz vor der Corona-Pause keinen Zweifel an seinem Karriereende in diesem Sommer aufkommen ließ, mal abgesehen davon, dass man Sascha Mölders für das mögliche letzte Kapitel seiner tollen Karriere gewiss ein anderes emotionales Umfeld, als den Bobfahrerverein im beschaulichen Unterhaching wünschen würde, wo schon lange vor Corona regelmäßig quasi Geisterspiele zu beobachten waren – niemand ist größer als der TSV 1860 selbst! Auch nicht SM9.

Keine Frage, der „Fußballgott“, wie ihn fast alle Löwenfans gerne nennen, war – ähnlich wie Biero – eine der Figuren, die im Sommer 2017, der jüngsten „Stunde Null“ unserer Vereinsgeschichte, Verantwortung übernahmen, als es darum ging, den Profifußball bei Sechzig fortzusetzen oder gar erst mal wieder zu beleben. Wobei an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden sollte, dass er damals kurzzeitig mit einem Wechsel zur Zweitvertretung der Roten kokettierte, möglicherweise auch, um sein Gehalt bei den Löwen ein wenig zu optimieren. Aber letztlich blieb er und ja, er war in der Regionalligasaison eine der Säulen des Aufstiegs in die 3. Liga und er war auch heuer Garant für zahlreiche Tore und Punkte, die letztlich die angestrebte sorgenfreie Saison ermöglichten. 1860 hat Sascha Mölders sehr viel zu verdanken und es wäre wunderbar, wenn man diesen echten Charaktertypen auch nach seiner aktiven Karriere irgendwo im Verein einbinden könnte.

Aber ist er – rein sportlich gesehen – wirklich unersetzbar? Schon in der vorletzten Saison wurde deutlich, dass Mölders rein körperlich kein Jugendlicher mehr ist. Er läuft häufig mit Schmerzen auf, was man ihm, dem Kerl mit dem Kämpferherz hoch anrechnen muss. Ist es daher aber  nicht auch irgendwie nachvollziehbar, wenn die Verantwortlichen in der KGaA (inklusive Trainer Michael Köllner) sich nach Alternativen für die Offensive umsehen und möglicherweise entschieden haben, dass es das Beste für den TSV 1860 ist, nicht ausschließlich auf einen 35jährigen zu bauen und ihm also keinen neuen Vertrag anzubieten? Das Fußballgeschäft ist ein ebensolches und Gorenzel und Co. werden an den Ergebnissen gemessen, die die von ihnen zusammengestellte Mannschaft auf dem Rasen erreicht und nicht an der Sensibilität ihrer Aktivitäten. Sowas kann man bedauern, es zeigt aber die Professionalität, die auf der anderen Seite stets von den Protagonisten gefordert wird.

Besonders perfide wird das gestrige Geschrei in der „Causa Mölders“, wenn in schon angesprochenem Blog ernsthaft problematisiert wird, dass das Mölders-Trikot mit der Nummer 9 der Kassenschlager im Fanshop des TSV 1860 sei und dieses Geld für die Planung der neuen Saison bald fehlen könnte. Wie war das? Wo fließt das Geld aus den Fanartikel-Erlösen gleich nochmal hin? Da wurden im Eifer des Gefechts offensichtlich ein paar Tatsachen übersehen. Naja, kann ja mal passieren.

Ich sage es gerne ganz deutlich und zugegebenermaßen auch ein wenig provokativ: Wenn Fans oder Blogger die Personalie Sascha Mölders ernsthaft über den Verein TSV 1860 München stellen, wenn sie ihre Löwenliebe davon abhängig machen, ob ein Spieler gehalten wird oder nicht, dann kann man diesen Leuten im Prinzip nur raten – sollte es wirklich zu einem Engagement Mölders in Unterhaching kommen – ihren Ankündigungen auch Taten folgen zu lassen und sich dann eben auch vom TSV 1860 zu Verabschieden – gegebenenfalls in Richtung Haching.

Bei der einen oder anderen Persona non grata im Löwenkosmos wäre damit dann irgendwie allen geholfen.

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