Rückkehr ins Sechzgerstadion – Deses Ereignis durften schon Löwenfans der verschiedensten Generationen miterleben: Ob 2017 nach dem Doppelabstieg gegen Wacker Burghausen oder 1982 nach dem Lizenzentzug gegen die SpVgg Landshut (die Groundhoppers 1860 erinnerten jüngst an jenen denkwürdigen 4. August in einem absolut lesenswerten Beitrag auf ihrer facebook-Seite) – eigentlich immer war der Heimkehr ein sportliches und/oder finazielles Desaster vorausgegangen. Aber durch die Rückbesinnung auf den Giesinger Spielort schöpfte die ganze Löwenfamilie jeweils wieder neuen Mut. So auch am 8. August 2004, als der TSV 1860 zehn Jahre und knapp zwei Monate nach dem „Wunder von Meppen“ wieder zweitklassig unterwegs war.

Im ersten Saisonspiel kam es gleich zum Prestigeduell mit der SpVgg Unterhaching. Der neue Löwencoach Rudi Bommer, der schon im November desselben Jahres nach einem 1:5 in Aachen wieder seinen Hut nehmen musste und dann von Rainer Maurer beerbt wurde, erlebte gleich zur Premiere einen wechselhaften Nachmittag auf Giesings Höhen: Nach einem Rückstand in der 13. Minute drehten die aus Aachen bzw. Regensburg zu den Löwen gekommenen Neuzugänge Karlheinz Pflipsen und Michal Kolomaznik bis zur Pause die Partie, ehe die Hachinger in der 67. Minute zum letztlich verdienten 2:2 kamen. Für die ambitionierten Löwen war das allerdings deutlich zu wenig. Von einem “Sieg fürs Sechzger-Stadion” schrieb die Süddeutsche Zeitung im Münchner Lokalteil: “Und so war die Stimmung (…) fast wie in alten Tagen, als die Löwen in Giesing ihre größten Erfolge feierten.” Fünf Tage später setzte es in Aue dann die erste (recht peinliche) 3:1-Niederlage und 1860 war spürbar in der 2. Liga angekommen.

Eine gewisse Parallele zur Rückkehr an die alte Wirkungsstätte vor drei Jahren besteht für jenen 8. August 2004 übrigens auch darin, dass die Löwenfans zu diesem Spiel ein neues Printorgan in Händen hielten: Die „Giesinger Stadionzeitung“, die von den Freunden des Sechzger Stadions herausgegeben wurde, erschien in einer Auflage von 8.000 Stück und wurde kostenlos rund um’s Stadion verteilt. Zweifarbig auf DIN-A-4 und mit in der Regel vier Seiten kam das gute Stück etwas kleiner daher, als der Brunnenmiller 13 Jahre später – aber nicht nur unter Sammlern hat diese ganz spezielle Stadionzeitung hohen Wert. Gegen eine Zahlung von 1,- EURO konnte man an diesem Nachmittag übrigens eine weitere Fan-Publikation erwerben: Die zweite Ausgabe des “Löwenmut” – im gleichen Format wie heute der “Brunnenmiller” und mit ähnlichem Umfang – erschien mit 300 Exemplaren. Viel Lesestoff für die Interessierten unter den 21.272 Zuschauern im damals damit ausverkauften Sechzger.

Völlig klar war an diesem heißen Sonntagnachmittag leider, dass der Auftritt in Giesing nur das erste von 11 Abschiedsspielen sein würde. Es ging dabei allerdings nicht um ein „Adios“ von der 2. Liga, sondern von der Traditionsspielstätte an der Grünwalder Straße. Im Sommer 2005 erfolgte der fatale Umzug in die Allianz Arena, von dem sich so manch Optimist damals eine goldene Zukunft versprach. Die Geschichte hat uns gelehrt, wie falsch diese Einschätzung war. Zwölf Jahre später kehrten die Löwen – der eine oder andere Fan durchaus reumütig – aus bekannten Gründen wieder nach Giesing zurück. Diesmal definitiv für länger!

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