Am kommenden Dienstag um 18.30 Uhr beginnt für den TSV 1860 der Versuch, sich für die nächste Saison 2025/26 für die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal zu qualifizieren, wo dann mögliche stimmungsvolle Heimspiele gegen große Gegner warten, wie z.B. beim letzten Auftritt im Cup gegen Borussia Dortmund Ende Juli 2022. Auf dem Weg zum neuerlichen Totopokalsieg (wie im Corona-Sommer 2020) heißt die erste Hürde SSV Kasendorf, ein Verein aus dem oberfränkischen Landkreis Kulmbach. Sechzger.de hatte die Gelegenheit vor dem Gastspiel der Löwen in Kasendorf ein Interview mit dem SSV-Torhüter, Jochen Böhnlein zu führen.
Am Freitag bejubelt – am Dienstag Gegner auf dem Platz
sechzger.de: Servus Jochen, vielen Dank für Deine Bereitschaft, uns ein paar Fragen zu beantworten! Am Dienstag ist es soweit und in Kasendorf steigt das große Totopokalspiel gegen den TSV 1860. Schon aufgeregt?
Böhnlein: Servus! Aufgeregt sind wir alle, denn für jeden von uns wird das das Spiel des Lebens. Bei mir selbst steigt die Aufregung so richtig seit Freitag, als ich die Mannschaft noch aus der Westkurve heraus – leider ja ohne Erfolg – angefeuert habe, mit dem Wissen ein paar Tage später gegen genau diese Mannschaft spielen zu dürfen!
sechzger.de: Euer Team wurde im Sommer aus der Bezirksliga Oberfranken Ost zurückgezogen und tritt nun – zwei Ligen tiefer – in der Kreisklasse Bayreuth-Kulmbach an. Kannst Du kurz erklären, warum dieser Schritt nötig war, wie es dazu kam?
Böhnlein: Gerne. Die Vorstandschaft hat festgestellt, dass die regionale Verwurzelung und Einbindung von Jugendspielern in den letzten Jahren Stück für Stück verloren gegangen ist. Für einen Dorfverein – wie wir es zweifelsohne sind – ist dies auf Dauer fatal, da gar nicht die Möglichkeiten bestehen, Saison für Saison eine komplette Mannschaft von außerhalb zu verpflichten. Nun versucht man diesem Trend entgegenzuwirken – leider hat sich der letztjährige Kader der ersten Mannschaft ausnahmslos dafür entschieden, diesen Weg nicht mitzugehen. Daher war es unumgänglich, sich aus der Bezirksliga freiwillig zu verabschieden und mit den Spielern der ehemaligen zweiten Mannschaft sowie einigen Jugendspielern einen kompletten Neustart zu vollziehen.
sechzger.de: Das heißt, Du selbst stehst also auch erst seit diesem Sommer im Tor der ersten Mannschaft des SSV Kasendorf?
Böhnlein: Ja. In den letzten Jahren war ich im erweiterten Kader der ersten Mannschaft, habe sehr viele Trainingseinheiten dort mit gemacht und war auch ab und zu als Ersatztorwart auf der Bank gesessen. Um Spielpraxis zu erhalten habe ich in der zweiten Mannschaft gespielt. Seit dieser Saison bin ich nun der Stammtorwart der ersten Mannschaft.
sechzger.de: Du hast eingangs schon verraten, dass Du Löwenfan bist. Nach unserer Information bist Du sogar Lebensmitglied beim TSV 1860 bist. Wie kam es dazu?
Böhnlein: Das stimmt. Familiär bedingt gab es für mich auch gar keine andere Option, als Fan von 1860 München zu werden. So wurde ich als kleines Kind bereits Mitglied im heimischen Fanclub – später hat mich meine Mutter als Mitglied bei 1860 angemeldet. In meiner Jugend haben sich dann ca. 15 Gleichgesinnte zusammengeschlossen und sind regelmäßig zu Heim- und Auswärtsspielen gefahren. Den Traum der Lebensmitgliedschaft habe ich mir dann von meinem allerersten Monatsgehalt erfüllt.
Perfekte Allesfahrer-Saison vor zehn Jahren
sechzger.de: Schaffst Du es, regelmäßig Spiele der Löwen in Giesing oder auch auswärts zu besuchen? Oder ist da die eigene Torwartkarriere im Weg?
Böhnlein: Früher war ich auf jeden Fall öfter im Stadion. Ich habe damals auch selbst mit Fußballspielen pausiert, um eine Allesfahrer-Saison zu schaffen, welche mir vor zehn Jahren auch gelungen ist. Seitdem ich selbst wieder spiele ist es logischerweise weniger geworden, aber wenn es der eigene Spielplan und die Arbeit zulässt, besuche ich nach wie vor sehr gerne Spiele der Löwen. Ob diese dann zuhause oder auswärts sind, ist zweitrangig.
sechzger.de: Apropos Torwart: Hast Du einen persönlichen Favoriten aus der Geschichte des TSV 1860, der mal das Löwentor gehütet hat? Wir hatten ja durchaus einige große Namen auf der Position.
Böhnlein: Hier kann ich eigentlich nur aus der jüngeren Vergangenheit sprechen. Aus Kindestagen muss natürlich Michael Hofmann genannt werden, da er aus unserer der Nähe stammt. Außerdem hat er mir damals nach einem Training auch ein paar unterschriebene Torwarthandschuhe geschenkt, was damals schon ein kleines Highlight war. Anschließend war es dann Gabor Kiraly, den es als „Idol“ zu nennen gilt. Hier kann ich mich noch daran erinnern, dass ich selbst einige Pflichtspiele – ähnlich wie er – in einer grauen Jogginghose absolviert habe.
Löwenfans im Team des SSV Kasendorf
sechzger.de: Wie ist es bei Deinen Mitspielern beim SSV? Sind da weitere Löwenfans zu finden oder halten die es eher mit anderen Vereinen? Bayreuth ist ja ganz nah, Nürnberg auch nicht so weit. Oder hängen womöglich sogar einige diesem anderen Verein aus München an?
Böhnlein: Es gibt tatsächlich noch ein paar Löwenfans bei uns. Die sind auch der Grund, warum ich damals überhaupt in Kasendorf gelandet bin. In der Mannschaft sind wir ein bunt gemixter Haufen, da ist von allem etwas dabei. Leichte Überhand dürfte der Club aus Nürnberg haben, leider sind auch ein paar “Fans” aus der Seitenstraße vertreten.
sechzger.de: Was wäre Dein Traum für das Spiel am Dienstag? Ein Sieg von Euch scheint eher unwahrscheinlich, ein Tor wirst Du als Torhüter wahrscheinlich auch nicht erzielen können. Wie wär’s mit einem gehaltenen Elfer? Oder reichen Dir schon ein paar gute Paraden?
Böhnlein: Realistisch gesehen muss das Ganze für uns eine richtige Abreibung werden, darf eigentlich auch bei einem Unterschied von sechs Ligen nicht anders sein. Daher wäre aus meiner Sicht alles unter zweistellig schon ein kleines Wunder. Ich selbst möchte das Spiel einfach so gut es geht genießen – so etwas (auch vor so einer Kulisse) werde ich nie mehr erleben. Wenn dann die ein oder andere gute Parade dabei ist, ist es umso schöner.
sechzger.de: Natürlich geht unser Blick auch über das Spiel am Dienstag hinaus: Was erwartest Du für Euer Team in der kommenden Saison? Ist der Aufstieg in die Kreisliga ein denkbares Ziel?
Böhnlein: Wie vorhin bereits erwähnt, war der Umbruch enorm und ist mit einem kompletten Neustart zu vergleichen. Daher geht es in dieser Saison primär darum, die jungen Spieler an den Herrenbereich zu gewöhnen, ein richtiges Team auf und abseits des Platzes zu werden und dieses in den nächsten Jahren punktuell zu verstärken. Dann kann auch an etwas wie einem Aufstieg gedacht werden. Aber für die diesjährige Saison kann das Ziel nur der (hoffentlich frühzeitige) Klassenerhalt sein.
sechzger.de: Und natürlich gibt’s diese Frage auch im Bezug auf die Löwen: Was erwartest Du von Giannikis Team in der neuen Saison? Ist mit etwas Glück vielleicht sogar der Aufstieg ein Thema?
Was zu Feiern am Saisonende wäre schön!
Böhnlein: Auch hier bin ich eher konservativ und die Erwartungshaltung ist eher gering. Gerade die letzte Saison hat gezeigt, wie schnell es auch in die falsche Richtung gehen kann. Daher sollte so schnell wie möglich genügend Abstand zur unteren Tabellenregion geschafft werden. Und wer weiß, vielleicht haben wir das Glück, dass wir eine Serie starten können. Wenn es dann am Ende der Saison was zu feiern gibt, wäre es natürlich umso schöner!
sechzger.de: Vielen Dank für das Interview, viel Spaß am Dienstag gegen die Löwen und dann eine erfolgreiche und verletzungsfreie Spielzeit mit dem SSV Kasendorf.
Böhnlein: Vielen Dank auch an euch, dass ihr mir die Möglichkeit gegeben habt, eure Fragen zu beantworten! Ich hoffe auch, dass jeder, der den Weg (hoffentlich unfallfrei) auf sich nimmt bei uns eine gute Zeit verbringen kann. Wir sehen uns am Dienstag!
Bilder: SSV Kasendorf 1948 e.V.
Sehr sympathisch! Wünsche ihm ein Dutzend Glanzparaden und trotzdem 18 Tore für die Löwen 😉
Ich bitte meine prophetischen Fähigkeiten zu würdigen 😉
Sensationell!! 😀
Wie sieht es mit Lotto aus?