Mit den neuesten Nachrichten von den chaotischen Zuständen in Italien informiert, schrieb mir ein Freund dass ich vor zwei Tagen in meinem Artikel zu „Geisterspielen“ das Corona-Virus verharmlost hätte. Italien würde ja nicht umsonst das ganze Land zur Sperrzone erklären.

48 Stunden nach meinem Artikel sind wir alle schlauer: Italien ist jetzt Sperrzone, die Infektionen steigen, im Sport hat die Deutsche Eishockey-Liga DEL mal eben die Saison für beendet erklärt und die ersten Spieler von Arsenal sind unter Quarantäne, deswegen ist jetzt das erste Spiel in der Premier League verschoben worden.

War deswegen meine Sichtweise falsch? Möglich – und wenn ich mich geirrt habe oder Anhand von neuen oder mehr Fakten und Informationen eine andere Situation eingetreten ist, dann habe ich kein Problem damit zuzugeben, dass ich möglicherweise falsch lag. Wobei ich – falls ich mich geirrt habe –in guter Gesellschaft befinde: RB Leipzig spielte gestern noch vor vollem Haus und auch Union Berlin will gegen Bayern am Samstag vor ausverkauftem Haus spielen und bittet darum, ansonsten doch bitte den öffentlichen Nahverkehr einzustellen. Ähnliche Argumentation also.

Ich bleibe dabei: Ein Fußballspiel ist auch jenseits der 1000 Zuschauer ein geringerer Risikofaktor als eine Partynacht in einer Großstadt. Hunderte Leute die im feuchtwarmen Klima einer Disco feiern, auf engem Raum tanzen etc. sind vermutlich gefährdeter als eine Tribüne die 90 Minuten Fußball schaut. Die Erdinger Therme ist für mich ein höherer Risikofaktor als die Stehhalle. Darum ging es in meinem Artikel. Wenn auch diese Faktoren abgeschafft bzw. vorerst eingestellt werden (müssen) – dann ist es eben so.

Der FC Bayern hat sein Heimspiel gegen Chelsea bereits zum Geisterspiel erklärt, die Löwen haben das Trainingsgelände abgeriegelt: alle Trainings und Spiele der Jugendmannschaften finden unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, es gibt keinen Kartenvorverkauf mehr. Nur der Fanshop und das Löwenstüberl haben geöffnet.

Das größte Problem für die Vereine, aber auch für die Bürger ist die derzeit unterschiedliche Handhabung: Die ist zwar vom Gesetz so vorgesehen, aber einleuchtend ist es für die wenigsten.

DFB und DFL aber auch die Verwaltungen sind schleunigst gefordert, eine einheitliche Regelung zu finden: Wenn der eine mit und der nächste ohne Publikum spielt, dann ist das schlicht und ergreifend unfair. Wenn 1100 Leute um einen Fußballplatz ein Problem sind, aber 800 in einer Diskothek nicht dann versteht der Bürger die Welt nicht mehr.

Was geschieht, wenn auch hier die ersten Verdachtsfälle eine Mannschaft betreffen und Spiele ausgesetzt werden müssen – das weiß niemand. Wie in drei Monaten eine EM in ganz Europa stattfinden soll erst recht nicht.

Mit einem Blick nach Italien wünsche ich mir  jedoch, dass evtl. Spielverlegungen, Geisterspiele und Absagen einer Fußball-EM (ja, auch ich habe schon Karten und Flüge) die größten Probleme sind, die wir in ein paar Wochen haben.

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