In der aktuell laufenden Löwenumfrage 2.0 ist auch der geplante Umbau des Grünwalder Stadions ein großes Thema. Explizit wird in der Umfrage erwähnt, dass die aktuell vorgeschlagenen Baumaßnahmen voraussichtlich nur für die 2.Liga ausreichend wären. Hierzu hatten sich die “Freunde des Sechz´ger Stadions” bereits geäußert.
Doch welche konkreten Unterschiede gibt es eigentlich in den Anforderungen an die Stadien zwischen der 1. und 2. Bundesliga?
Grünwalder Stadion: Status quo
Heute morgen haben wir den Ist-Zustand bezüglich eines Umbaus des Grünwalder Stadions näher beleuchtet und dargestellt, wieso es aktuell zu Verzögerungen kommt. Die Corona-Pandemie tut sicher ihr Übriges dazu, um ein solch finanzstarkes Projekt zurzeit auf den Weg zu bringen.
Ein Blick in die Regularien: die Anforderungen an Stadien
Die Anforderungen an die Stadien der 1. und 2. Bundesliga sind in der Lizensierungsordnung der DFL festgelegt. Genauer gesagt beschäftigt sich damit der “Anhang VI: Regelwerk für Stadien und Sicherheit“. Auf 90 Seiten wird so ziemlich alles rund um ein Stadion festgelegt, was man sich vorstellen kann. Dazu gehören beispielsweise die Anzahl der Toiletten oder die genaue Größe der Sitzschalen.
Vorgaben für Zuschauerkapazitäten
Bei diesem Punkt könnte man zunächst einmal die ersten Unterschiede vermuten, doch die geforderte Gesamtkapazität ist in beiden Ligen die gleiche. 15.000 Zuschauer müssen mindestens Platz finden. Spannend wird es erst, wenn man in die Details geht. In der 1.Liga sind mindestens 8.000 Sitzplätze gefordert, in der 2.Liga sollen mindestens 4.500 und müssen mindestens 3.000 vorhanden sein. Auch im Gästeblock unterscheiden sich diese Anforderungen. Von den insgesamt mindestens 1.500 Gästeplätzen müssen in Liga 1 mindestens 800, in Liga 2 mindestens 450 Sitzplätze angeboten werden.
Die aktuelle Planung des Umbaus vom Grünwalder Stadions ergibt hier die folgenden Werte: im umgebauten Stadion wären 8.862 Sitzplätze vorhanden. Davon entfallen 1.400 Sitzplätze auf die Ostkurve. Ob damit die Anforderungen bezüglich des Gästeblocks für beide Ligen erfüllt werden, geht aus den Plänen aktuell noch nicht hervor, da keine Unterscheidung zwischen Heim- und Gästebereich gemacht wird.
Fluchtlichtanlage
Hier unterscheiden sich die geforderten Lux. Für die Interessierten unter uns: Ein Lux ist definiert als “die photometrische Beleuchtung, die ein Lichtstrom von 1 Lumen (lm) erzeugt, wenn er sich gleichmäßig über eine Fläche von 1 Quadratmeter (m2) verteilt”.
Zurück zu den Anforderungen an Stadien: in der Bundesliga ist eine vertikale Mindestbeleuchtungsstärke von 1.600 Lux gefordert, in der 2.Bundesliga sind es 1.200 Lux.
Fanbeauftragte
Sollte der TSV 1860 München eines Tages wieder in die Bundesliga aufsteigen, fordert die Lizensierungsordnung einen dritten hauptamtlichen Fanbeauftragten (2.Bundesliga: 2). Das hat zunächst einmal nichts mit dem Stadion zu tun, allerdings kann bei einem erwarteten Zuschauerschnitt von unter 20.000 in der Bundesliga ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung gestellt werden, womit zwei Fanbeauftragte reichen würden. Da das Grünwalder Stadion mit 18.105 Zuschauern geplant wird, könnte diese Ausnahmegenehmigung beantragt werden.
Die Medienrichtlinien – weitere Anforderungen an Stadien in der 1. und 2.Liga
Diese Punkte sind auch schon alles, was sich an Unterschieden auf den insgesamt 90 Seiten finden lässt. Doch auch die Medienrichtlinien sind hier zu beachten und unterscheiden sich in manchen Punkten je nach Ligenzugehörigkeit.
Parkplätze
In der 2.Bundesliga müssen den Medienvertretern mindestens 90 stadionnahe Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. In der Bundesliga verdoppeln sich diese Anforderungen auf 180 Stück.
Der Pressekonferenzraum
Bei den Anforderungen an einen Pressekonferenzraum verhält es sich ähnlich. Für die Bundesliga sind hier mindestens 80, für die 2.Bundesliga mindestens 40 Plätze für Medienvertreter gefordert. Auch eine technische Anforderung gibt es hier. Der Raum muss eine Split-Box mit mindestens 16 Anschlüssen in der Bundesliga und (na, wer errät es?) 8 Anschlüssen in Liga 2 beinhalten.
Weitere Räumlichkeiten
In einem seperaten Medienarbeitsraum sollen in der Bundesliga mindestens 10 Medienvertreter arbeiten können, in der 2.Bundesliga wären 5 ausreichend. Allerdings dürfen diese Plätze auch im Pressekonferenzraum angeboten werden, falls kein Medienarbeitsraum existiert. Exakt die gleichen Anforderungen richten die Medienrichtlinien an einen Fotografenarbeitsraum.
Medientribüne
Dieser Bereich muss sich in einer zentralen Position befinden und überdacht sein. Er soll sich auf der Tribüne befinden, wo die Umkleiden und übrigen Medieneinrichtungen wie z.B der Pressekonferenzraum eingerichtet sind. In Summe liegen die Anforderungen hier bei 117 Plätzen in der Bundesliga und 68 in der 2.Bundesliga. Zusätzlich gibt es zu speziellen Medienvertretern wie beispielsweise Kommentatoren weitere Vorgaben.
Stellplätze für Übertragungstechnik
Interessant wird es dann wieder bei diesem Punkt. Hier empfiehlt die DFL eine Fläche von mindestens 1.600 m². Erfüllt werden müssen je nach Beschaffenheit des Stadions 1.200 – 1.400 m² in Liga 1 und 800 – 1.200 m² in Liga 2. Für das Grünwalder Stadion dürften die größeren Flächen gelten, da hinter der aktuellen Haupttribüne keine große rechteckige Fläche zur Verfügung steht.
Kamerapositionen im Stadion
Weitere Anforderungen an Stadien bestehen bei den Kamerapositionen. In der Bundesliga sind hier 19 (Standard) bzw 21 (Topspiel) Positionen beschrieben, in der 2.Bundesliga sind es nur 7 bzw. 11. Auch die Fläche, die hierfür jeweils zur Verfügung stehen muss, ist klar definiert.
Es sind noch einige weitere Anforderungen in den Medienrichtlinien wie z.B. ein Indoor-TV-Studio beschrieben, die allesamt aber bei einem Ausbau berücksichtigt werden können.
Fazit zu den Anforderungen an Stadien in den Ligen 1 und 2
Insgesamt sollten die meisten Anforderungen an das Grünwalder Stadion keine Probleme für eine Zulassung zur Bundesliga darstellen. Der wichtigste Punkt, die Zuschauerkapazität, unterscheidet sich zwischen der 1. und 2. Bundesliga nicht wesentlich. Probleme dürfte es aufgrund des Platzmangels vor allem bei den geforderten Parkplätzen und der Fläche für die Übertragungstechnik geben.
Summa summarum sollte das Grünwalder Stadion bei einer Zulassung für die 2.Bundesliga wohl auch ohne große Schwierigkeiten für die Bundesliga akzeptiert werden.
Titelbild: Münchner Löwen