In der Pressekonferenz vor dem Spiel hatte Patrick Glöckner die restlichen 13 Saisonspiele zum Charaktertest erklärt. Bis tief in die zweite Halbzeit mussten die Löwenfans davon ausgehen, dass der TSV 1860 München diesen Charaktertest nicht bestehen würde. Doch dann drehte Sechzig auf und machte aus einem 1:0 ein 3:1.

Fünf Änderungen in der Startelf

Patrick Glöckner wirbelte seine Aufstellung nach dem 0:3 gegen Arminia Bielefeld ganz schön durch. Nicht weniger als fünf Neue standen beim Anpfiff im Eilenriedestadion auf dem Platz. Danhof und Dulic ersetzten Reich und Reinthaler in der Viererkette. Deniz vertrat den verletzten Jacobsen auf der Doppelsechs. Außerdem startete Philipp im zentralen Mittelfeld für Guttau und Kozuki verdrängte Hobsch auf die Bank und startete auf links. Dafür rückte Abiama in die Spitze vor.

Behäbiger Spielbeginn

Dass für beide Mannschaften Einiges auf dem Spiel stand, war von Beginn an spürbar. So richtig ins Risiko wollte keiner gehen und so gab es für die 2.942 Zuschauer zunächst wenig zu bestaunen. In der 20. Minute näherte sich 1860 in Form von Philipp erstmals dem Hannoveraner Tor an. Doch er setzte die Hereingabe von Lucoqui nur ans Außennetz. Mit dem ersten strukturierten Angriff konnten die 96er dann in Führung gehen. Hannover kam mit Verve über die rechte Seite, Wolfram verteidigte auf dem Flügel zu lasch, so das Arkenberg den Ball flach in den Strafraum bringen konnte. Dort zeigte sich ein leider gewohntes Bild: Verlaat stand zu weit von Gegenspieler Sulejmani entfernt, so dass der Ex-Löwe den Ball zum 1:0 nur noch über die Linie drücken musste (27. Minute).

Keine Reaktion der Löwen vor der Pause

Nach dem Führungstreffer zog sich Hannover 96 II noch weiter zurück und wartete tief auf die Löwen. Diese wussten jedoch mit dem Platz auf dem Spielfeld nichts anzufangen und konnten keinerlei Gefahr für Wechsel im Tor der Niedersachsen erzeugen. Lediglich kurz vor der Pause feuerten Lucoqui und Wolfram aus der Distanz auf Wechsel, der aber beide Schüsse entschärfen konnte. So ging es mit 1:0 für die Gastgeber in die Katakomben.

Schlitzohr Deniz sorgt für den Ausgleich

Zur Pause kam Hobsch für Kozuki. Damit rückte Abiama wieder auf den rechten Flügel. In der 50. Minute hätten die Löwen eigentlich ausgleichen müssen. Wechsel ließ einen Eckball auf Verlaat prallen, der köpfte den Ball auf’s verwaiste Tor und traf den im Abseits auf der Torlinie stehenden Maier am Rücken. Immerhin die erste Großchance für 1860 im Spiel. In der 54. Minute bugsierte Wolfram einen Ball für den schon geschlagenen Hiller auf der anderen Seite von der eigenen Torlinie. Ob die bis dahin verunsichert wirkenden Löwen einen Zwei-Tore-Rückstand noch aufgeholt hätten? In der 66. Minute kam die Wende, als Tunay Deniz per Geniestreich ausglich. Bei einem Freistoß am linken Strafraumeck spekulierte Wechsel sehr früh auf eine Flanke ins Zentrum und orientierte sich viel zu zentral. Schlitzohr Deniz reagierte blitzschnell und zirkelte den Ball unhaltbar in kurze Eck.

1860 besteht Charaktertest spät

Danach hatten die Löwen Rückenwind und es war ihnen anzumerken, dass sie dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten. In der 68. Minute verweigerte Schiri Weller den Löwen einen glasklaren Handelfmeter, als Uhlmann sich im Strafraum deutlich sichtar an die eigene Hand schoss. Diese offensichtliche Fehlentscheidung stachelte den TSV nur noch mehr an. In der 70. Minute legte Julian Guttau all seine Wut über den verweigerten Elfmeter nach einer unzureichend geklärten Ecke in einen Volleyschuss aus 20 Metern, der krachend hinter Wechsel zum 1:2 im Hannoveraner Gebälk einschlug. Sechzig hatte das Spiel gedreht. In der 76. Minute machte der eingewechselte Hobsch dann Alles klar. Er verwertete eine Freistoßflanke von Deniz per Kopf zum 3:1. Unter entfesselter Anfeuerung aus dem Löwenblock konnten die kleinen 96er nicht mehr reagieren und Sechzig fuhr die eminent wichtigen drei Punkte ein. Damit liegt 1860 vor den Sonntagsspielen vier Punkte über dem Strich.

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United Sixties

Endlich wieder siegen, statt nur zu labern. Punkte sammeln und weiter kämpfen und siegen, vor allen Dingen auch wieder daheim. Es gibt keinerlei Schönheitspunkte im Abstiegskampf, auch wenn die ersten 60 Minuten heute weiter viel Sorgen bereiten. Es bleibt eng bis Spieltag 38.

Bembelbande_KO

So eine Moral, von so einer jungen Mannschaft, gibt’s nur bei Sechzig!

dani

eine mannschaft, die gegen den tabellenvorletzten gewinnt hat auf jeden fall karakter… sie sollte meiner meinung nach still weitertrainieren und nicht jedes mikro bespielen, so wie es manch gf macht.

Alexander Schlegel

Ich würde euch von einem bestandenen Charaktertest sprechen, allerdings dessen Sichtbarkeit wesentlich früher ansetzen. Man sah schon nach dem Wechsel, dass sich die Mannschaft heute gegen die drohende Niederlage wehren würde. Die Auswechslungen haben immens geholfen, wobei sich die beiden Sportkameraden Hobsch und Guttau wirklich die Frage gefallen lassen müssen, warum sie eine solche Leistung erst erbringen, wenn sie von der Bank kommen. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass die Zweitauswahl von Hannover bei Weitem nicht die Qualität von Bielefeld und Dresden hatte. Aber das ist egal. Das war ja vorher auch schon klar, dass heute ein kleineres Kaliber der Löwentruppe gegenüberstehen würde.

Eine Sache habe ich doch mit etwas ungläubiger Miene zur Kenntnis genommen. Sportgeschäftsführer Werner erzählte zum wiederholten Male, dass wir beim Etat inzwischen beim unteren Drittel angekommen wären. Bei aller Liebe halte ich das für eine reine Märchenstunde, genauso wie seine Aussage, dass der neue Trainer und die Winterverpflichtungen aus dem laufenden Etat finanziert wurden. Was möchte der uns eigentlich hier erzählen?