Am Dienstagabend trafen im Bamboleo zwei Generationen an Löwinnen aufeinander, um über Frauenfußball beim TSV 1860 zu reden. Die Abteilungen Vereinsgeschichte und Fußball machten diesen ganz besonderen Austausch möglich.

Es gibt zwei Phasen des Frauenfußballs bei Sechzig: Die erste Gründung 1971 mit den Spielerinnen Roswitha Kiermeier und Heidi Krimmer und die zweite Phase, welche Vroni Seemann und Silke Dehling voranbrachten. Alle vier Frauen kamen zusammen, um sich über ihre Herausforderungen, Erfolge und Anekdoten vor einem buntgemischten Publikum aus Spielerinnen, Fans und Vereinsvertretern auszutauschen.

Die Abteilung Vereinsgeschichte hatte bereits bei ihrer Gründung den Plan, über Frauenfußball zu sprechen, meinte die Moderatorin Dr. Beatrice Wichmann zu Beginn der Veranstaltung. Claus Melchior, ebenfalls Mitglied der Abteilung, habe lange in Stadionheften recherchiert, immer auf der Spur der Löwinnen.

Frauenfußball in den Siebzigern

Erst 1970 erlaubte der DFB den Vereinen – nach Jahren der Repression – Frauenmannschaften zu gründen. Die erste Frauenmannschaft beim TSV folgte ein Jahr später, wobei der FC Bayern und FC Wacker in ihrer Gründung etwas schneller waren. Unter den ersten Spielerinnen war auch Roswitha Kiermeier. “Das war ein bisserl hart”, erinnert sie sich an die Anfänge ihre Anfänge im Fußball. Der DFB gab den Spielerinnen besondere Regeln, anders als heute. “Sie waren sehr, sehr fürsorglich. Sie wollten uns vor den großen Bällen verschonen.”

So spielten die Frauen zu Beginn nur 2 x 30 Minuten, mit kleineren Bällen und zudem mit Ledernoppen statt Stollen. Auch Heidi Krimmer war einst eine Spielerin bei den Löwinnen. Damals war sie erst 13 Jahre alt, doch schon durch ihren Vater immer Sechzgerin gewesen.

Die Neugründung war eine Thekenidee

Die zweite Gründung des Frauenfußballs war eine “Thekenidee”, stellte Vroni Seemann. Bei der Gründung half der damalige Abteilungsleiter Roman Beer bei der Suche nach einem Trainingsplatz, die Finanzierung mussten Silke Dehling und Vroni Seemann alleine klären.

In den 70ern sei das dagegen kein Problem gewesen, so die ehemaligen Spielerinnen. Man habe am Trainingsgelände neben den ersten Mannschaft der Herren gespielt. Damals war es für Heidi und Roswitha anders: “Die Profis kannten uns!” Man sei gemeinsam auf Hallenturniere gefahren, über die Profis erhielten die Frauen auch ihre Busse für die Auswärtsfahrten.

Verschwundene Trophäen und ein besonderer Pokal

Eine besondere Anekdote erläuterte Claus Melchior: Nach der Übergabe der gesammelten Pokale der ersten Frauenmannschaft gingen diese verloren. Bis heute ist ihr Verbleib, nachdem Roswitha Kiermeier sie ihrer Nachfolgerin überbracht hatte, unklar. Ein ganz besonderer Pokal jedoch ist zu den Löwinnen zurückgekehrt.

Zu einem Hallenturnier der Löwinnen stiftete der damalige Ministerpräsident Bayerns, Franz Josef Strauß, einen Pokal. Da die Mannschaft der Löwinnen selbst gewann, konnte Roswitha diesen über Jahre hüten. Obwohl keine andere Trophäe wieder auffindbar ist, glänzt dieser besondere Preis jetzt im Bamboleo.

Spielerinnensuche war schwierig

Die größte Herausforderung für die damalige Mannschaft war aber die Suche nach geeigneten Spielerinnen. “Es war ein Running Gag, in jedem Stadionheft stand, dass die Frauenmannschaft Spielerinnen suchte”, meinte Claus Melchior. So setzte sich das damalige Team aus sowohl der 13-Jährigen Heidi als auch älteren Frauen zusammen.

Und heute? Silke Dehling berichtet von den 180 Spielerinnen, die gerade auf der Warteliste für die Frauenmannschaften stehen. Von überall her kommen die Wünsche bei den Löwinnen mitzukicken. “Es ist ein Privileg, dass man bei Sechzig spielen darf – und das ist auch gut so”, erklärt sie.

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