Alljährlich blicken die Redaktionsmitglieder von sechzger.de zum Jahresende – in ganz persönlicher Weise – auf das zu Ende gehende Löwenjahr zurück. Heute beginnt Christian Jung mit seinem Jahresrückblick auf das Jahr 2025 diese Reihe.
Jahresrückblick 2025 von Christian Jung
Was war dein Highlight des Jahres 2025 rund um den TSV 1860 München?
Obwohl letztlich ja alles wie eine riesige Seifenblase zerplatze: Die Tage nach dem angeblich vollzogenen Anteilsverkauf von Hasan Ismaik an einen Schweizer Investor, inklusive der nächtlichen Party in Giesing am Vorabend der Mitgliederversammlung… Das war schon ein aufregende Zeit und sicher eines der absoluten Highlights dieses Jahres. Sechzig schulden- und Hasan-frei mit echter Perspektive auf goldene Zeiten? – Zu schön um wahr zu sein! Außerdem ist für mich die BR-Doku Rise & Fall TSV 1860 definitiv bei den unvergesslichen Highlights im Jahresrückblick 2025 zu nennen. Und in dem Zusammenhang dann der sechzger.de-Talk 237, als sich Peter und ich mit den beiden super-sympathischen Autoren Lennart Bedford-Strohm und Robert Grantner über eben diese Doku ausführlich unterhalten durften. Wie ich eigentlich überhaupt die ganze Arbeit mit dem Team von sechzger.de im Jahr 2025 nennen muss, die wieder unzählige Anekdoten – und natürlich absolute Highlights – hervorbrachte. Also wieder mal ganz viele Highlights.
Welches Spiel ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?
Das Auswärtsspiel in Mannheim am Sonntag, den 13. April. Siege beim Waldhof sind immer besonders erinnerungswürdig – und leider ja auch nicht gerade alltäglich. Mit 3:0 triumphierten die Löwen vor einem – wie immer – knallvollen und lautstarken Gästeblock, machten entscheidende Schritte zum Klassenerhalt. Obwohl es danach in der ersten Halbzeit gar nicht aussah. Und auf der Heimfahrt auf der Autobahn in einer sehr lustigen und angenehmen Reisegesellschaft sickerte dann die Nachricht durch, dass Hasan Ismaik keine rechte Lust mehr auf 1860 habe und seine Anteile an der KGaA verkaufen wolle. Das rundete den gelungenen Ausflug perfekt ab und in Summe waren diese Ereignisse zusammen genommen auch irgendwie ein wenig surreal.
Welcher Spieler ist dein persönlicher “Spieler des Jahres”?
Sean Dulic! Erst Ende des Jahres 2024 erst in die Mannschaft gerutscht, stand er im ganzen Kalenderjahr 2025 insgesamt 35 Mal für die Löwen in der 3. Liga auf dem Platz. In der Rückrunde der letzten Saison fast immer, in der gerade zu Ende gegangenen Hinrunde dann tatsächlich in allen 19 Spielen über die vollen 90 Minuten. Der seit Sommer 20jährige Innenverteidiger ist der „Mr. Zuverlässig“ im Team. Auch in der herbstlichen Schwächephase der Mannschaft war Dulic einer der wenigen Lichtblicke! Schon wieder ein ganz starkes Eigengewächs, das schon seit dem neunten Lebensjahr – und hoffentlich noch möglichst lange – für Sechzig am Ball bleibt.
Wir sind zwar nicht die Sportschau, aber in Anlehnung daran: Nenne uns dein “Tor des Jahres”.
Das ist heuer nicht so einfach, wie letztes Jahr, als wir ja Traumtore am laufenden Band zu sehen bekamen. Weniger wegen seiner besonderen Schönheit oder Ästhetik, sondern aufgrund der ganzen Dramaturgie würde ich das 3:2 gegen Havelse am 14. September nennen. In der Nachspielzeit musste Patrick Hobsch einen Querpass von Sean Dulic nur noch über die Linie schieben und schoss die Löwen damit auf Tabellenplatz zwei! Zuvor hatten die Gäste erst in der 89. Minute eine 2:0-Führung von 1860 wieder ausgleichen können. Zum wiederholten Male holten wir in der Frühphase der Saison Punkte in letzter Minute. Dass genau nach diesem Spiel die Krise begann und wir fünfmal in Serie nicht siegen konnten, gehört zur Geschichte dieses Tores allerdings auch dazu.

Ganz im Gegenteil dazu: Was hat dich besonders enttäuscht / wütend gemacht?
Jedes Jahr die gleiche Leier: Unruhe, Ungeduld, Störfeuer, … Ob es um die sportliche Situation der Profis, die Stadionfrage oder die Arbeitsweise der gewählten Verantwortlichen geht. Irgendwo sitzt sicher irgendwer im weiß-blauen Gewand, der alles besser weiß und besser könnte und dies regelmäßig Kund tun muss. Ob es die ominöse Fanvereinigung aus dem Westen Münchens oder der Vorstand des Hauptsponsors ist. Plattformen, wie Instagram, Facebook oder Linked’In sind anscheinend so verlockend, dass manch einer nicht daran vorbeikommt, dort schlaue Statements und populistische Forderungen zu publizieren. Und sich dabei dann – in beängstigender Selbstüberschätzung – auch gern mal als Stimme einer angeblichen „schweigenden Mehrheit“ wahrzunehmen. Das nervt und macht mich durchaus wütend!
Mit dem Jahreswechsel wird es auch wieder Zeit für die guten Vorsätze, die dann hoffentlich auch umgesetzt werden. Was sollte sich beim TSV 1860 München im Jahr 2026 ändern?
Nachdem ich die Stadionfrage schon oben angesprochen habe: Ich wünsche mir von allen, wirklich allen Löwenfans, dass man sich ein wenig geduldig zeigt und das auf der Mitgliederversammlung im Sommer mit klarer Mehrheit ausgestattete Präsidium in Ruhe seine Arbeit tun lässt. Ganz speziell in der Stadionfrage. Es liegen im kommenden Jahr wichtige Entscheidungen vor uns und die sollen bitte im Hintergrund zielführend vorbereitet, der Öffentlichkeit präsentiert, dann gerne auch in der Löwenfamilie diskutiert und schließlich zur Entscheidung gebracht werden. Und zwar in genau dieser Reihenfolge. Geduld wäre sowieso etwas, was diesem ganzen Verein sehr gut tun würde!
Zum Schluss deine Prognose für den Mai 2026: Wo landen die Löwen in der 3.Liga?
Die – zugegebenermaßen auch von Teilen der sechzger.de-Redaktion befeuerte – riesige Euphorie aus dem Sommer ist ja dann im Herbst leider komplett verflogen. In den letzten Wochen nimmt sie allerdings wieder ein wenig zu. Bleiben wir also nun mal ganz realistisch: Wenn die Mannschaft die Leistungen und Resultate der vergangenen Wochen mit ins neue Jahr nehmen kann und nach einem produktiven Trainingslager gut aus den Startlöchern kommt, wenn wir von (weiterem) Verletzungspech einigermaßen verschont bleiben, wenn wir uns in der Rückrunde keine längere Krise mehr leisten und – denn das halte ich für das Entscheidende – auf der Zielgeraden der Saison, also in den letzten sechs, sieben Spielen konstant performen und punkten… Dann, ja dann kann der große Traum, den wir im Sommer 2025 geträumt haben, im Mai 2026 möglich werden!
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Könnten ihr in jedem Artikel jeweils noch die Jahresrückblicke und Prognosen aus dem Vorjahr der selben Personen verlinken? Wäre interessant, das mal nebeneinander zu stellen.
Stimme diesem Rückblick im Großen und Ganzen zu, gerade was Dulic angeht und die Einschätzung bezüglich Olching und Gräfer. Wirklich schlimm und peinlich in der Außendarstellung ist dieser gescheiterte Verkauf der Anteile von Ismaik. Man fällt auf einen Hochstapler rein, Hasan ist offensichtlich zum wiederholten Mal äußerst schlecht beraten worden und der ehemalige Präsident prescht vor, bevor alles in trockenen Tüchern ist, um sich vor seinem wohl nicht ganz freiwilligen Rückzug nochmal feiern zu lassen. Dilettantischer geht’s nicht mehr. Das einzig Positive daran ist, dass Saki gefeuert wurde.