Im Sommer 1996 trafen der TSV 1860 München und Lazio im Nürnberger Frankenstadion in einem Testspiel aufeinander, das die Italiener mit 1:0 für sich entschieden. Der ein oder andere mag sich daran erinnern. Doch das war keineswegs das erste Aufeinandertreffen der beiden Clubs. Denn heute vor 91 Jahren (!) begegneten sich die Laziali und die Löwen schon einmal. 1860 war damals als Teilnehmer zu einem Weihnachtsturnier nach Rom eingeladen worden und “Le Aquile” (Die Adler) waren unser Halbfinalgegner.

Großer Respekt vor den Gästen aus München

Wie sehr man die Mannschaft des TSV 1860 damals in der Ewigen Stadt schätzte, lässt sich anhand einiger italienischer Zeitungsartikel erkennen, die im Nachrichtenblatt unseres Vereins (Ausgabe 2/1933) in deutscher Übersetzung abgedruckt waren. Dort heißt es beispielsweise:

Gazetta del Popolo:
“Pledl, Wendl, Stiglbauer und Torwart Ertl sind die interessantesten Spieler dieser Münchner, die jederzeit in unserer Nationalmannschaft figurieren würden.”

Il Littorale:
“Mit den in diesen zwei Tagen in Rom ausgetragenen Spielen von 1860 München hat der der deutsche Fußball seine Zentrumsstellung bravurös an die Tagesordnung gesetzt.”

Mezzogiorno Sportivo:
“Eine schöne prachtvolle Mannschaft sind diese Münchner, die das römische Publikum, das für solche Sachen einen hervorragenden Gaumen besitzt, bei einer passenden Gelegenheit recht bald und gerne wiedersehen möchte. (…) Man beneidet die 1860er um ihr intelligentes Spiel, das die Arbeit eines hervorragenden Lehrers verrät. Bravo München.”

TSV 1860 mit Halbfinalsieg über Lazio

Im Semifinale des Weihnachtsturniers traf der TSV 1860 also auf Lazio Rom, beeindruckte Publikum und Gegner und ging am Ende durch ein spätes Tor von Kronzucker (81. Minute) als Sieger vom Platz. Am Ende des Artikel findet Ihr auch ein paar Impressionen vom Spiel, die uns das großartige Lazio-Wiki zur Verfügung gestellt hat. Die rund 5.000 Zuschauer im Stadio dei Cipressi waren äußerst angetan vom Auftreten der deutschen Gäste und mussten den verdienten Sieg der Löwen anerkennen. Besonders Alois Pledl sorgte für Begeisterungsstürme bei den Tifosi, was umso bemerkenswerter war, als der Löwen-Spieler bereits im Alter von 12 Jahren bei einem Unfall seinen linken Unterarm verloren hatte.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Max Breunig schickte damals folgende Elf im klassischen 2-3-5-System aufs Feld:

Ertl – Neumayr, Wendl – Nerz, Pledl, Eiberle – Kronzucker, Lachner, Stiglbauer, Oeldenberger, Schäfer

Finalniederlage gegen die Roma

Bereits am Folgetag stand das Endspiel des Turniers auf dem Programm. Gegner diesmal war die Roma, hierzulande bekannt als AS Rom. Diesmal musste man auf die verletzten Kronzucker und Lachner verzichten; Auswechslungen gabs damals ja bekanntermaßen noch nicht. Da man nur mit einem kleinen Kader angereist waren, waren etliche Spieler mit den Kräften am Ende. Vor 10.000 Zuschauern unterlag der TSV 1860 am 26.12.1932 der Roma mit 1:3.

Ein besonderer Dank gilt Thorsten Ruinys, ohne dessen tatkräftige Unterstützung dieser Artikel in der Form nicht hätte erscheinen können. Danke für die Öffnung Deines Archivs und Dein tolles Löwen Kompendium, Thorsten!

Dieser Artikel wurde in seiner ursprünglichen Form im Dezember 2020 auf sechzger.de veröffentlicht.

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Urloewe

Das waren wohl noch Zeiten.
Damals haben sie noch umsonst oder für ein Butterbrot gespielt.
Heute verdient jeder Drittligakicker mehr als der Landarzt nebenan.
Und die Herren aus unserer Nationalelf haben Gehälter, dass dir schwindlich wird.
Und sie sind die neuen Götter der Nation wie Müller und Neuer, die man nicht mal mehr kritisieren darf.
In unserem Straubinger Tagblatt war eine ganze Seite mit mehreren Berichten und vielen Farbfotos über den Armbruch von Manuel Neuer, so als gäbe es nichts Bewegenderes auf der Welt.
Ist schon erstaunlich, wie sich der Fußball verändert hat.

Vorstopper

Schöner Beitrag mal wieder. Dankeschön dafür, und ein frohes Weihnachtsfest.
OT: herzliche Glückwünsche zum Geburtstag an Nicolai Walch!
Ob ihm die Luftpumpe auch gratuliert?