Vergangenen Sonntag war Nicolas Andermatt, einer der Aufstiegshelden von 2018, mit seinem neuen Verein SV Meppen im Grünwalder Stadion zu Gast. Am Tag nach dem Spiel sprach er mit uns, wie es war, wieder im Grünwalder aufzulaufen, über die unvergessliche Saison 17/18 und die Veränderungen im Verein in sportlicher und menschlicher Hinsicht.

sechzger.de: Servus Nico! Es war schön, Dich mal wieder im Grünwalder spielen zu sehen – auch wenn es ein ungewohntes Bild war, da Du auf der falschen Seite standest und dabei auch noch rote Hosen anhattest. Wie schätzt Du das Spiel ein? Zwei verlorene Punkte für die Löwen oder wäre für Euch sogar mehr drin gewesen?

Nico Andermatt: Ich denke, dass wir gut verteidigt haben und es den Löwen schwer gemacht haben. Trotz der ein oder anderen Konter-Möglichkeit für 1860 würde ich aber nicht sagen, dass es ein eindeutiges Spiel war. Deswegen sind wir erstmal zufrieden, gegen den Tabellendritten bzw. jetzt -zweiten einen Punkt auswärts mitgenommen zu haben.

sechzger.de: Was war das für ein Gefühl, wieder im Sechzgerstadion aufzulaufen?

Nico Andermatt: Es war ein sehr schönes Gefühl, wieder in München zu sein. Das Stadion und einige Jungs von damals zu sehen, weckte einige Erinnerungen. Leider ohne Zuschauer, das wäre bestimmt wieder eine Top-Atmosphäre gewesen mit den Löwenfans.

sechzger.de: Hättest Du bei einem Tor gejubelt?

Nico Andermatt: Ich habe mir darüber auch Gedanken gemacht. Ich denke, ich hätte gejubelt, aber natürlich nicht so ausgelassen wie sonst – aus Respekt.

sechzger.de: Kommen wir zu Deiner persönlichen Situation in Meppen. Letzte Saison hast Du den Sprung in die 3. Liga geschafft und bist sehr schnell zum Stammspieler und Leistungsträger geworden. Ihr habt die Saison mit einem guten 7. Platz (einen Platz vor Sechzig) unter Christian Neidhart abgeschlossen.
Unter Thorsten Frings spielst Du dieses Jahr mal von Beginn an, mal kommst Du dann aber nur von der Bank. Ist das ein wenig unbefriedigend?

Nico Andermatt: Klar will man als Fußballer immer auf dem Platz stehen. Manchmal ist es auch nicht leicht, mit solch einer Karussell-Situation klar zu kommen. Mal spielen, mal auf der Bank, usw. . Das ist natürlich nicht immer zufriedenstellend, aber gehört im Fußball ab und an dazu. Da bleibt nichts anderes übrig als jeden Tag im Training Gas zu geben und sich so aufzudrängen.

Aufstieg mit den Löwen

sechzger.de: Werden wir etwas nostalgisch, um nicht zu sagen wehmütig. Für mich persönlich als Fan war die Saison 17/18 die emotionalste und geilste Saison seit jeher. Schließlich gab es hier die Rückkehr nach Giesing und dazu mit Euch eine Mannschaft, die sich anders als die Mannschaften der Jahre zuvor – besonders der Vorsaison – komplett mit dem Verein identifiziert hat, für Sechzig gekämpft hat und stolz war, das Wappen auf der Brust zu tragen. Was waren die ganz besonderen Momente für Dich in der Saison 17/18?

Nico Andermatt: Da hast du absolut Recht! Der Aufstieg mit den Löwen war bisher der beste und emotionalste Moment in meiner Karriere. Direkt nach dem Spiel gegen Saarbrücken hinter dem Grünwalder Stadion auf dem Bus und mit Tausenden Fans zu feiern. Da kriege ich immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Ich bin stolz, beim Aufstieg einen Teil beigetragen und so geholfen zu haben, den Verein wieder zum Leben zu erwecken.

sechzger.de: Wie war es, auf einmal im Fokus zu sein und für die erste Mannschaft spielen zu dürfen? Hat es besondere Kräfte freigesetzt, diese Stimmung im Grünwalder Stadion zu erleben oder war es auch manchmal eine Bürde?

Nico Andermatt: Bürde war es überhaupt keine. Ich glaube, es gibt keinen anderen Verein, bei dem in der Regionalliga bei jedem Heimspiel 13.000 Zuschauer im Stadion sind. Die Fans sind unglaublich. Und deswegen habe ich jedes Spiel genossen.

sechzger.de: Nun bist Du einer der Spieler aus dieser Zeit, die sich im Profibereich etabliert haben. Daniel Bierofka hat gegen Ende leider nicht mehr so auf Dich gesetzt. Woran lag das und kannst Du es nachvollziehen? Oder war das für Dich unverständlich?

Nico Andermatt: Ich habe ja den Großteil der Spiele absolviert und habe mich dann im Derby an der Schulter verletzt. Während meiner Verletzung kam der neue Sportdirektor Günther Gorenzel und der hat dann nicht mehr mit mir geplant für die nächste Saison. Ich habe mich zwar schnell von der Verletzung erholt und wollte wieder zu alter Stärke zurück finden, aber bekam dann keine große Spielzeit mehr. Klar finde ich das sehr schade, zumal ich davor eigentlich immer gespielt habe, aber so ist der Fußball nun manchmal.

Einmal Löwe, immer Löwe

sechzger.de: Du hast ja nie einen Hehl daraus gemacht, wie Du Dich immer noch mit den Löwen verbunden fühlst. War der Abschied damals besonders schwierig?

Nico Andermatt: Ich trage den Löwen natürlich immer im Herzen und werde die Zeit niemals vergessen. Ich liebe auch die Stadt München und deswegen ist mir der Abschied am Anfang sehr schwer gefallen, trotz der Hintergründe.

sechzger.de: So schön für uns Löwenfans die momentane Situation sportlich ist, fiel uns bei einigen Spielern, die sich um 1860 verdient gemacht haben, in den letzten Jahren auch immer wieder auf, dass der Abschied nicht auf die feine englische Art geschah. Was kannst Du dort von Dir selbst berichten?

Nico Andermatt: Ich will darüber gar nicht großartig sprechen. Ich persönlich finde es nur allgemein schade, dass der Verein gerade den Spielern, die sich für den Verein zerrissen haben, keine Wertschätzung entgegengebracht hat.

sechzger.de: Auch andere Spieler hatten und haben meiner Meinung nach das Potential mindestens dritte Liga zu spielen, da lief es bisher aber noch nicht so rund. Wem traust Du diesen Schritt noch zu?

Nico Andermatt: Da könnte ich tatsächlich einige aufzählen, aber im Fußball braucht man auch das nötige Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Um ein paar Namen zu nennen, sehe ich das Potential für die 3. Liga auf jeden Fall bei Nico Helmbrecht, Simon Seferings und Benny Kindsvater. Alle drei haben enorme Qualitäten: Helme ist dribbelstark, macht gute tiefe Wege und ist sauschnell. Simon hat leider nie so richtig seine Chance bekommen, sich länger zu zeigen, obwohl er ein richtig geiler Kicker ist. Und auch Benny halte ich für einen wirklich guten Spieler, den ich gerne weiter in der 3. Liga gesehen hätte.

sechzger.de: Zu welchen Spielern von damals hast Du noch Kontakt?

Nico Andermatt: Klar habe ich zu vielen noch guten Kontakt. Simon Seferings, Aaron Berzel, Lukas Aigner, Nico Helmbrecht, Christian Köppel, Sascha Mölders, Marco Hiller und noch einige mehr.

Heimat der Löwen

sechzger.de: Abgerundet wurde die Saison damals ja durch einen Feiermarathon am Ballermann. Natürlich gehen wir hier nicht ins Detail. Eine Frage beschäftigt uns dann nachwirkend aber doch. Wieso war Sascha Mölders – selbsternannter Mallorca-Fan – damals nicht mit dabei?

Nico Andermatt: Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau. War auf jeden Fall schade, aber wir haben auch ohne ihn ordentlich gefeiert (lacht).

sechzger.de: Zum Abschluss noch eine Frage, die momentan in allen möglichen Foren und Blogs heiß diskutiert wird, auch wenn die vorgeschlagenen Alternativen eigentlich gar nicht realistisch sind. Du als Spieler kannst hier ja aus eigener Erfahrung berichten.
Wo sollte 1860 langfristig sein Zuhause finden: Grünwalder Stadion, Allianz Arena, Olympiastadion oder ein Neubau am Stadtrand?

Nico Andermatt: Ich glaube, Giesing ist die Heimat der Löwen. Deswegen würde ich Grünwalder Stadion sagen.

sechzger.de: Vielen Dank, Nico, für Deine Zeit und wir würden uns freuen, Dich irgendwann einmal wieder im Löwentrikot zu sehen. Alles Gute Dir bis dahin und: Einmal Löwe – immer Löwe!

Das Interview führte Constantin Ahammer.

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