Nach dem glücklichen 1:1 beim Aufsteiger aus Aachen bekommen die Löwen es gleich mit einem weiteren Neuling in Liga 3 zu tun. Nachdem unserer Mannschaft in den letzten Spielen kampfstarke Gegner große Probleme bereitet haben, kann man nur hoffen, dass mittlerweile Lösungen gefunden wurden, um aggressives und körperliches Spiel adäquat zu erwidern. Sowohl auf den Rängen als auch auf dem Feld erwartet uns eine kampfstarke Truppe. Es geht gegen den Absteiger aus dem hohen Norden, nach Giesing kommt der Fußballclub Hansa Rostock e. V..

Aktuelles – Die Ausgangssituation

Nach einem sehr schwachen Saisonstart – über den unser Rostocker Gast im letzten Talk berichtete – hat sich die Kogge mittlerweile gefangen. Zu Beginn wartete man bis zum 7. Spieltag auf einen Sieg und wurde von der Hertha mit 1:5 aus dem DFB-Pokal geschossen. Nach dem ersten vollen Erfolg gegen die Vorstadt wurden noch 4 weitere Siege errungen, womit man aktuell auf Platz 13 steht. Die Bilanz ist aktuell 5-4-6 und man steht mit 19 Punkten und einem besseren Torverhältnis in Lauerstellung hinter dem TSV. Es steht also, wie in der dritten Liga fast immer, ein “6-Punkte-Spiel” an. Selbstvertrauen haben die Rostocker auch getankt, konnten sie doch am letzte Wochenende die favorisierte Arminia aus Bielefeld mit 2:1 bezwingen. Auch im Landespokal ist man noch dabei, wobei die großen Gegner noch auf sich warten lassen. Die SpVgg Torgelow-Ueckermünde wurde im Achtelfinale mit 2:0 besiegt.

Gesicht des Umschwungs ist der neue Trainer Daniel Brinkmann, der Anfang November auf Bernd Hollerbach folgte und aktuell bei 6 Punkten aus 3 Spielen hält. Der 38-Jährige wurde von der zweiten Mannschaft des SC Paderborn verpflichtet, wo er die Position erst im Sommer angetreten hatte. Davor trainierte er 4 Jahre lang den SC Wiedenbrück in der Regionalliga West. Der A-Lizenz Inhaber besucht neben dem Ligaalltag aktuell den 70. Pro-Lizenz-Lehrgang des DFB, zusammen mit u.a. Marc Unterberger (Haching) und Heiner Backhaus (Aachen).

Kader & Transfers

Abstieg heißt Umbruch und den gab es auch an der Ostseeküste. 20 Zugänge und 22 Abgänge gab beim FCH, es endeten unter anderem 5 Leihen und 4 Spieler wurden aus dem Nachwuchs hochgezogen.

Abgänge

Auf der Abgangsseite finden sich einige prominente Namen. Stammtorhüter Markus Kolke wechselte zum Karriereende hin zu Werder Bremen, welche dafür 75 000€ hinlegten. Dennis Dressel zog es zum GAK in die österreichische Bundesliga und Janik Bachmann (28, ZM) zu Schalke 04. Weitere interessante Abgänge waren Svante Ingelsson (26, OM) zu Sheffield Wednesday, Sarpreet Singh (OM, 25) in die zweite portugiesische Liga zu UD Leira und John-Patrick Strauß (28, DM) zu Muangthong United nach Thailand. Mit dem nach Aachen gewechselten Patrick Nkoa haben unsere Stürmer schon letzte Woche Bekanntschaft gemacht.

Zugänge

Ersetzt wurden diese Abgänge mit spannenden Spielern, für welche sogar einiges an Ablöse geflossen ist. Teuerste Neuerwerbung ist Ryan Naderi (ST, 21) für den 200 000€ an Gladbach II flossen. Albin Berisha (ST, 23) kostete 175 000€ und wurde von Petrolul Ploiesti aus der rumänischen SuperLiga geholt, kommt aber aktuell noch selten zum Zug. Für Defensivallrounder Marco Schuster (28) überwies man 100 000€ nach Paderborn und Innenverteidiger Dario Gebuhr (21) war den Rostocker 75 000€ an Eintracht Frankfurt wert. Weiters kam Benjamin Uphoff als neue Nummer 1 aus Freiburg und Innenverteidiger Ahmet Gürleyen aus Nürnberg. Letztere hat bisher alle Spiele bestritten. Neuer Kapitän ist der aus Dortmund bekannte Franz Pfanne, der nun leider an der Ostsee im Mittelfeld abräumt. Den Mann hätte ich gerne in Giesing gesehen. Vielleicht wichtigster Transfer in der neu formierten Abteilung Attacke ist die Leihe des 27-jährigen Sigurd Haugen von Aarhus GF, der mit 4 Treffern aktuell Toptorschütze der Hansa ist. Auch auf Adrien Lebeau werden unsere Löwen achtgeben müssen, der Franzose kommt von Stade Brest, kennt die dritte Liga aus Mannheim und hat schon 6 Scorerpunkte auf seinem Konto.

Vom Stamm der letzten Saison sollte man auch auf einige Akteure schauen. Eigengewächs Felix Ruschke beackert die linke Abwehrseite und konnte in 7 Spielen 3 Tore erzielen. Im Mittelfeld zieht Nils Fröling die Fäden, der 24-jährige Schwede hat bisher jedes Ligaspiel bestritten. Für Routine sorgen Nico Neidhart (30) und Damian Roßbach (31).

Löwenpower: –

Vereinsgeschichte

Die Geschichte von Hans Rostock beginnt eigentlich schon vor der Vereinsgründung 1965. Vor der Ausgliederung der Fußballabteilung in den FC Hansa war man Teil des SC Empor Rostock. Dieser Club wurde 1954 gegründet, Trägerbetrieb war das Fischkombinat Rostock und nachdem die Oberligamannschaft von Empor Lauter aus dem Erzgebirge nach Rostock delegiert wurde, spielte man auch in der Oberliga. In den kommenden Jahren konnte man einige Erfolge einfahren, so wurde man mehrmals Vizemeister und stand im Finale des FDBG-Pokals.

Ausgliederung

Um bessere Leistungsförderung für den Fußballsport zu gewährleisten wurde am 28. Dezember 1965 die Ausgliederung der Fußballabteilung vorgenommen und der Fußballclub Hansa Rostock gegründet. Trägerbetrieb dieses neuen Leistungszentrums war das Kombinat Seeverkehr und Hafenwirtschaft. In der ersten Saison gelang gleich wieder der Einzug ins Pokalfinale. Zwei Jahre später wurde man wieder Vizemeister und durfte in der Folge im Messepokal antreten. Auch in der folgenden Saison 68/69 war Hansa wieder international vertreten, musste aber gegen Inter Mailand ausscheiden. Danach schwankten die Leistungen und man rutschte in den nächsten Jahren ins Tabellenmittelfeld ab.

Dies gipfelte im Abstieg im Jahre 1975, dem zweiten in der erweiterten Vereinsgeschichte. In der Folge wurde Rostock zur Fahrstuhlmannschaft. Die DDR-Liga erwies sich als zu schwach, die Oberliga als hartes Pflaster. In der Saison 1980/81 schaffte man endlich wieder den Klassenerhalt im Oberhaus und konnte sich in der Folge im unteren Tabellenfeld halten. 1986 folgte aber der erneute Abstieg, gefolgt vom Wiederaufstieg und dem fünften Einzug ins Pokalfinale. Gestärkt von diesen Erfolgen errang Hansa 1988/89 den vierten Platz und qualifizierte sich für den UEFA-Pokal. Unter Mithilfe von Werder Bremen und einer Ablösezahlung für Axel Schulz von Hertha Berlin musste Rostock im Zuge der Vermarktwirtschaftlichung des Vereins weniger Federn lassen als andere Ostvereine.

Nach 1989

In der letzten Saison der DDR-Oberliga 90/91 konnte der FC Hansa seinen ersten (und den letzten) DDR Meistertitel und auch den FDGB-Pokal gewinnen. Damit qualifizierte man sich für die gesamtdeutsche Bundesliga und den Europapokal der Landesmeister. Nach einem guten Start in die erste Bundesliga-Saison wurde der FCH aber durchgereicht und stieg direkt ab. Zumindest die Roten konnten am 2. Spieltag aber geschlagen werden! In der ersten Europacuprunde scheiterte man am FC Barcelona, konnte das Heimspiel aber mit 1:0 gewinnen. Der direkte Wiederaufstieg gelang 92/93 nicht und man musste einige Jahre im Unterhaus bleiben. Unter Trainer Frank Pagelsdorf konnte zwei Jahre später der Aufstieg realisiert werden und Rostock tauschte mit Dresden den Platz in Liga 1.

Damit brach eine neue Erfolgsära an. Im ersten Jahr konnte man sofort den 6. Platz erringen, verzichtete aber auf den UI-Cup. Der erste gesamtdeutsche Titel wurde dann der DFB-Hallen-Pokal in der Saison 1997/98. Die Leistungen in der Liga pendelten sich in den nächsten Jahren auf eher niedrigem Niveau ein, man erreichte aber 98/99 das Halbfinale des DFB-Pokals. Nach einem kurzen Aufbäumen und Platz 9 in 2003/04 musste der FCH schließlich 2005 nach einer Dekade im Oberhaus die Segel streichen.

Erstes Mal in Liga 3

Nach zwei Jahren gelang der Wiederaufstieg, abermals unter Frank Pagelsdorf. Der Klassenerhalt konnte nicht realisiert werden und man spielte forthin mäßig erfolgreich in Liga 2. In der Spielzeit 09/10 musste die Kogge in die Relegation gegen Ingolstadt und stieg zum ersten Mal in die dritte Leistungsstufe ab. Es gelang postwendend die Rückkehr ins Unterhaus, man musste aber sofort wieder runter. Dies war auch der sehr angespannten Finanzsituation zuzuschreiben, es drohte 2012 die Insolvenz.

Hansa musste sich als in der dritten Liga konsolidieren, verpasste aber stattdessen zum ersten Mal in der Geschichte die Teilnahme am nationalen Pokalwettbewerb. Unter vielen Trainern wurde der Aufstieg in Angriff genommen, wirklich gelingen wollte aber nichts. Der Tiefpunkt war 2015 mit Platz 17 (damals kein Abstiegsrang) die schlechteste Platzierung des Vereinsgeschichte. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga erreichte man dann in der Pandemie-Saison 20/21. Getragen von großer Euphorie hielt man sich zwei Spielzeiten im Unterhaus, musste aber in der letzten Saison als Vorletzter absteigen.

Hansa Rostock vereint 28 240 Mitglieder auf die Sparten Fußball, Frauenfußball und Inklusionsmannschaft. Außerdem gibt es wie bei den Löwen auch eine Traditionself. Der Profifußball ist ausgegliedert und ein Minderheitenanteil an Immobilienmillionär Rolf Elgeti verkauft worden. Trotz der Kontroverse um dessen Kandidatur zum Aufsichtsrat scheint das Verhältnis recht harmonisch.

Fanszene

Die aktiven Fans der Kogge stehen zuhause auf der Südtribüne und sind für ihre verrückten Aktionen und Gewaltexzesse bekannt. Diese reichen von Tapezieraktionen in Gästeblöcken, über das Klauen eines Vorsängerpodests bis zu Attacken auf Gästeblöcke und den kürzlich erfolgten Angriff auf den Sonderzug aus Essen. Die “Hansakrieger” sind bekannt für ihre Schlagkräftigkeit, das Faible für fremdes Vereinsklamotten und die umgedrehten Bomberjacken. Auch die Provokationen gegen v.a. St. Pauli (Stichwort Lichtenhagen) sorgten schon für einige Skandale. Gefühlt ist in Rostock alles ein bisschen drüber, im Positiven wie im Negativen.

Verantwortlich für das Alles sind vornehmlich die Gruppen der aktiven Szene. Hauptgruppe sind die 2001 gegründete “Suptras Rostock”. Daneben gibt es noch die “Hansafans Schwerin”, “BOYZ”, “Revolte Rostock 2005”, “Action Connection”, “Plattenbau”, “WOLGASTÄ” (Gruppe aus Wolgast”) und die 2000 gegründeten “Vier Tore Power Neubrandenburg” (VTPNB).

Aktionen

Eine große karitative Aktion der Szene zusammen mit dem Verein ist “Hansa für MV“. Hierbei wird mittels Spenden, Merchandise Verkauf, etc. für die Tafeln in Mecklenburg- Vorpommern gesammelt. Unterstützt wird Spendenaktion u.a. auch vom Dachverband “Südtribüne Rostock” und “Fanszene Rostock”, federführend sind laut Plakat “Suptras” und “Revolte”.

Eine weitere große Kampagne der Szene ist das Crowdfunding zum Erhalt der alten Flutlichtmasten des Ostseestadions. Dies ist notwendig geworden, da die Betriebserlaubnis der Masten im Jahr 2025 erlischt. Eigentlich waren originalgetreue Nachbauten angedacht, doch die Originale sollen jetzt doch stehenbleiben. Zu diesem Zwecke werden und wurden mehrere Aktionen während des ganzen Saison durchgeführt.

Eine Art Umfeldorganisation stellt der Verein “Fanszene Rostock e.V.” dar in dem jedermann gegen Zahlung eines Jahresbeitrags Mitglied werden kann und so die Kurvenarbeit unterstützt. Desweitern ergeben sich daraus Vorteile beim Einkauf von Fanartikeln und Sonderzugfahrten. Auch bei der Aktion zur Erhaltung der Flutlichtmasten war der Verein eingebunden.

Frei nach dem Motto: “Hansa hasst alle, alle hassen Hansa”, sind mir keine Freundschaften der Hanseaten bekannt. Feindschaften gibt es natürlich mit alles und jedem der die Hansazone entern möchte. Besonders aber mit St. Pauli, Hertha Berlin und eigentlich allen Ostvereinen wie z.B. Dresden oder Cottbus.

Auf der Website sind 113 registrierte Fanclubs eingetragen, einer davon sogar in Tansania!

Trivia – Unnützes Wissen

  • Hansas Zuschauerrekord von 58 492 stammt aus einem “Heimspiel” im Berliner Olympiastadion, nach einer Platzsperre in Folge von Ausschreitungen.
  • Das Hansamaskottchen “Rollo” existiert für kurze Zeit, wurde nach dem vorzeitigen Ableben der beiden Kostümträger aber wieder abgeschafft.
  • Eine “Kogge” war einer der wichtigsten Schiffstypen der Hanse. Die Einmaster konnten für ihre Größe bzw. Mannschaftsstärke sehr viel Fracht transportieren.
  • Der Klebstoffhersteller “UHU” war der erste Sponsor des Vereins.

Der 16. Spieltag im Überblick

Freitag 19:00 Uhr DSC Arminia Bielefeld – FC Ingolstadt 04
Samstag 14:00 Uhr FC Energie Cottbus – SpVgg Unterhaching
14:00 Uhr SV Sandhausen – SG Dynamo Dresden
14:00 Uhr Hannover 96 II – BV Borussia Dortmund II
14:00 Uhr TSV 1860 München – FC Hansa Rostock
14:00 Uhr FC Erzgebirge Aue – SC Verl
16:30 Uhr VfB Stuttgart II – SV Waldhof Mannheim
Sonntag 13:30 Uhr VfL Osnabrück – Aachener TSV Alemannia 1900
16:30 Uhr 1. FC Saarbrücken – Rot-Weiss Essen
19:30 Uhr SV Wehen Wiesbaden – FC Viktoria Köln

 

0 0 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments