Nach dem Auftakt ist vor dem Auftakt. In der Woche nach dem enttäuschenden Start in diese Drittliga-Saison, starten die Löwen nun auch im bayrischen Landespokal. Nach einigen Jahren mit eher schwachem Abschneiden hoffen die Fans auf eine starke Pokalsaison. Mit der Aussicht auf einen Startplatz im DFB-Pokal sollte die Motivation in Verein und Mannschaft, nicht nur ob der attraktiven Antrittsprämie, hoch sein.

Zum Start geht es für den TSV mal wieder ins schöne Frankenland, genauer gesagt nach Oberfranken. Der Gegner ist der SSV Kasendorf:

Wo spielen wir da eigentlich?

In der Marktgemeinde Kasendorf im Landkreis Kulmbach, Oberfranken. Die Gemeinde hat ca. 2500 Einwohner und grenzt an den Landkreis Lichtenfels. Als Sehenswürdigkeiten können der Marktplatz mit dem “Herkulesbrunnen” aus dem Jahre 1737 und die “Kilianskirche” gelten, deren Name aber nicht grundsätzlich geklärt ist.

Außerdem gibt es den “Magnusturm” auf dem Turmberg. Früher hatten sich auf dem Gelände mehrmals größere Festungsanlagen befunden, unter anderem die “Burg Kasendorf”. Im Jahre 1498 wurde dann der “Magnusturm” gebaut, welcher heute als Aussichtsplattform genutzt wird. Der Turm ist auch im Wappen des SSV Kasendorf zusehen, dessen Herrenmannschaft auf der eigenen Webseite auch als “Elf vom Magnusturm” bezeichnet wird.

Aktuelles – Die Ausgangssituation

Auch im fränkischen Amateurbereich hat die Saison schon begonnen. Die Kreisklasse 4 Bayreuth/Kulmbach, in der unser Gegner antritt, hat gerade ihren 4. Spieltag hinter sich. Der SSV ist also schon voll im Ligabetrieb angekommen. Angekommen ist aber vielleicht etwas zu positiv formuliert.

Die Kasendorfer haben einen denkbar schlechten Ligastart hingelegt. 4 Spiele, 0 Punkte und ein Torverhältnis von 4:13 sprechen eine deutliche Sprache. Einzig die Partie am zweiten Spieltag gegen die SG Harsdorf/Lanzendorf/Cottenau konnten sie knapp gestalten, trotzdem ging die Partie mit 2:3 verloren. Somit stehen sie im Moment mit 0 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Dass die aktuelle Saison schwierig werden würde, war aber auch zu erwarten. Wie Kasendorfs Torhüter, ein 1860 Lebensmitglied, im Interview mit sechzger.de verraten hat, ist die erste Mannschaft nach der letzten Saison “freiwillig” aus der Bezirksliga in die Kreisklasse abgestiegen. Ziel war und ist es wieder mehr Spieler aus der eigenen Jugend und der Umgebung einzubauen. Dies soll auch zu mehr ehrenamtlichem Engagement abseits des Platzes führen.

Laut einem Statement des Vorstands wollte man dies aber weiter auf Bezirksebene tun. Der letztjährige Kader war hierzu aber nicht bereit, auch ein Trainerwechsel war der Gesamtsituation nicht zuträglich. Deshalb muss der SSV nun mit einer komplett neuen Truppe, bestehend aus der früheren 2. Mannschaft und Jugendspielern, antreten. Aufgrund dieser Gegebenheiten entschloss man sich vernünftigerweise für den Rückzug in die Kreisklasse.

Kader & Transfers

Mehr Umbruch geht nicht. Gegen den schon angesprochenen Neustart im Kader der Oberfranken ist der Umbruch in Giesing fast schon unspektakulär. Nach dem freiwilligen Rückzug aus der Bezirksliga, welche auf Platz 5 (!) abgeschlossen wurde, hat der gesamte Kader der letzten Saison den Verein verlassen. Nun wird mit der früheren Reserve und einigen Jugendspielern neu aufgebaut. Wahrscheinlich auch deswegen, finden sich in den einschlägigen Foren leider so gut wie keine Infos über den aktuellen Kader.

Vereinsgeschichte

Gegründet wurde der Spiel- und Sportverein Kasendorf am 11. April 1948. Die Schwarz-Weißen vereinen aktuell 580 Mitglieder auf die Abteilungen Fußball, Handball, Gymnastik und Nordic Walking. Seit 2023 gibt es zudem eine Darts-Abteilung, welche am Ligabetrieb teilnimmt.

Nachdem in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg Sport in Kasendorf keine große Rolle gespielt hatte, änderten sich die Umstände nach Kriegsende und der SSV wurde 1948, zur besonderen Freude der Dorfjungend, gegründet. Nach einigen Spielen gegen benachbarte Clubs auf verschiedenen Wiesen, wurde der Ruf nach einer eigenen, richtigen Sportanlage laut.

Schließlich konnte 1949 mit dem Bau des Sportplatzes am Erlengrund begonnen werden, welcher noch heute die Heimstätte des Vereins ist. Endgültig fertiggestellt wurde die Anlage im Jahre 1951. Seit Ende der 50er Jahre wurde auch die Jugendarbeit immer mehr forciert, welche heute in den oberen Altersstufen in der JFG Maintal/Friesenbachtal organisiert ist.

Im Jahre 1976 konnte man sich auch den Traum von einem eigenen Vereinsheim erfüllen, nachdem man davor in verschiedenen örtlichen Wirtshäusern ansässig war. Zusätzlich wurde das Gelände in den 80er Jahren um einen zweiten Fußballplatz erweitert. Auch sportlich stellte sich der Erfolg ein, Kasendorf stieg erst in die Bezirks- und dann sogar in die Bezirksoberliga auf, der man fast 10 Jahre lang angehörte.

Nach einem zwischenzeitlichen Intermezzo in der Kreisliga gelang Ende der 2000er Jahre wieder der Aufstieg in die höchste Bezirksebene. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist der Aufstieg in die Landesliga 2013/14, der man in der Folge drei Saisonen lang angehörte. Nun ist man aber, wie schon erwähnt, aus freien Stücken wieder auf Kreisebene angelangt.

Stadion

Der SSV Kasendorf spielt auf seiner eigenen Sportanlage, welche seit 2009 “Bernhard-Münch-Sportstätte” heißt. Sie ist benannt nach dem “ewigen” Vereinspräsidenten und liegt direkt am Friesenbach. Laut “europlan-online” hat das Stadion eine Kapazität von 1 500 Zuschauern, bei einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg waren aber an die 4 000 Zuschauer zugegen.

Highlight für Liebhaber kleiner Amateursportplätze ist die in Eigenregie erbaute, kleine Haupttribüne. Wer sich ein genaueres Bild von den Umständen vor Ort machen will, kann dies auf der Webseite des Gastgebers. Im darin beheimateten Vereinsheim wird, der Werbung nach zu urteilen, Kulmbacher Bier ausgeschenkt. Zu Heimspielen gibt der Verein die Stadionzeitung “SSV aktuell” heraus, welche in einer gegnerabhängigen Auflage von 150-250 Stück, 15 mal in der Saison erscheint.

Tribüne Kasendorf

Trivia – Unnützes Wissen

  • Der Name der Kasendorfer Kirche ist umstritten. Von der Gemeinde “Kilianskirche” genannt, gibt es aber zeitgeschichtliche Dokumente, welche eine Weihe zu Ehren des heiligen Johannes berichten. Folglich müsste sie eigentlich “Johanniskirche” heißen.
  • In der Gemeinde wurde 1808 von der Hausangestellten Anna Margaretha Zwanziger ein Giftmord begangen, welcher eine rege Rezeption in der damaligen, historischen Kriminalliteratur erfuhr.

Fotos: SSV Kasendorf

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moosham_michA

ein absoluter hingucker ist die nur etwa 2,5 km nördlich entfernte tanzlinde in peesten. https://www.tanzlinde-peesten.de/de/home/