Immer wieder sonntags… machen sich die Löwenfans auf, um ihren Herzensverein in der Ferne zu unterstützen. Auch dieses mal werden, trotz des verkorksten Saisonstart gegen Saarbrücken, wieder viele Schlachtenbummler erwartet. Das 18:0 in Kasendorf, immerhin der höchste Pflichtspielsieg der Vereinsgeschichte, hellte den sprichwörtlichen Himmel, welcher sich schon wieder bedrohlich dunkel über Giesing zuzog, wieder auf. In dieser ersten Auswärtsrunde der Saison 2024/25 geht es gegen die Zweitvertretung des amtierenden deutschen Vizemeisters VfB Stuttgart:
Wo spielen wir da eigentlich?
Wenn wir in der Hauptstadt des Schwabenländle auflaufen würden, wäre diese Frage widersinnig. Es ist aber nun mal so, dass die Heimspiele des VfB II in Großaspach ausgetragen werden, da das heimische “Robert-Schlienz-Stadion” nicht drittligatauglich ist. Großaspach ist ein Ortsteil der Gemeinde Aspach bei Backnang, welche ca. 8300 Einwohner hat und ungefähr 45 Autominuten nord-östlich von Stuttgart liegt.
Bekannt ist die Gemeinde für den Verein SG Sonnenhof-Großaspach, der den Löwenfans aus seiner längeren Drittligazeit ein Begriff ist. Weiters wohnt die Schlagersängerin Andrea Berg in der Gemeinde und es ist der Geburtsort eines Gründers der Autofirma AMG, weshalb das G im Firmennamen für “Großaspach” steht. Sehenswürdigkeiten sind die Kirchen in Groß- und Kleinaspach, sowie das alte Rathaus.
Aktuelles – Die Ausgangssituation
Leicht besser als wir sind die Schwaben in die Saison gestartet. Zum Auftakt gab es ein 1:1 gegen den Absteiger aus Rostock. Damit findet sich der VfB II auf Platz 11 der Tabelle wieder. Die vier Testspiele vor Saisonbeginn gestalteten sich durchwachsen. Zwar konnte man gegen die höherklassigen Klubs Altach und Ulm unentschieden spielen, aber gegen Saarbrücken und die Zweitvertretung des FC Augsburg sprang auch kein Erfolgserlebnis heraus. Dies mag aber auch daran gelegen haben, dass viele talentierte Spieler mit der Kampfmannschaft der Stuttgarter auf Japan-Tournee waren.
Aus der einen bisher gespielten Runde lässt sich natürlich noch recht wenig ableiten. Alles in allem muss man natürlich konstatieren, dass man hochveranlagte “Amateur”mannschaften nie unterschätzen darf. Die Beschreibung “Wundertüte” trifft auf diese Gegner meist besonders gut zu, wie zum Beispiel letztes Jahr in Freiburg zu sehen war.
Unsere Leser glauben, laut der aktuellen Umfrage, zur Hälfte an einen Sieg unserer Mannschaft, nur ein Drittel erwartet eine Löwenniederlage. Der Rest sieht eine Punkteteilung kommen.
Kader & Transfers
Wie nicht anders zu erwarten haben auch die Stuttgarter ihren Kader im Sommer ordentlich umgekrempelt. Dies liegt ja auch in der Natur einer Ausbildungsmannschaft, wie es zweite Mannschaften in der Regel sind. Dies zeigt sich auch daran, dass von den 17 Neuzugängen der Schwaben 10 aus der eigenen U19 hochgezogen wurden.
Weiters sind bis auf Nicolas Sessa, der aus Verl kam, alle Neuen 21 Jahre oder jünger. Hierzu zählt natürlich auch Michael Glück, der die Löwen im Sommer Richtung Schwaben verlassen hat, aktuell aber an einer Verletzung laboriert. Dies war auch der einzige Transfer, den sich der VfB eine Ablöse (350 000€) kosten ließ. Zusammen mit Sessa, der als routinierter Leader fungieren soll, kann unser Eigengewächs also durchaus als Königstransfer gesehen werden.
Auf der Abgangsseite haben die Stuttgarter 14 Veränderungen zu verzeichnen. Geld floss für keinen der Spieler. Mit Anrie Chase wurde ein Innenverteidiger zu den Profis hochgezogen, der Rest ging größtenteils in die verschiedenen Regionalligen der Republik. Bemerkenswert ist vielleicht noch der Transfer von 15-Tore-Mann Raul Paula aus Stuttgart in die niederländische Eredivise zu NAC Breda.
All dies ergibt einen Kader, der in Punkto Marktwert gleich auf mit Saarbrücken auf Platz 4 der dritten Liga rangiert. Dieser ist mit einem Altersschnitt von 20,6 Jahren (TSV 24,9) nicht nur der jüngste Kader der Liga, sondern auch der mit den meisten Legionären. Daraus stechen Torhüter Dennis Seimen, der für die U19 des DFB zwischen den Pfosten steht, und Stürmer Wahid Faghir hervor. Letzterer wurde vor einigen Jahren für 3,5 Mio. € aus Dänemark geholt. In der abgelaufenen Saison erzielte er für Elversberg auf Leihabasis 3 Tore in Liga 2. Mal sehen ob er 21-Tore Stürmer Dejan Galjen ersetzen kann, der nun für Regensburg aufläuft.
Trainer der Truppe ist Markus Fiedler, der seit letzter Saison im Amt ist und Erfahrung aus den Nachwuchsabteilungen des VfB, der TSG Hoffenheim und dem SGV Freiberg mitbringt. Hoffentlich stellt sein bevorzugtes 3-4-2-1 System die Löwen nicht vor allzu viele Probleme.
Löwenpower: Michael Glück
Vereinsgeschichte
Der VfB Stuttgart ist ein Fusionsverein. Das Gründungsjahr 1893 hat er vom FV Stuttgart geerbt, als zweiter Mutterclub fungierte der Kronenklub Cannstatt. Da die Cannstatter einen ordentlichen Fußballplatz, aber keine gute Mannschaft hatten und es beim FV genau andersherum war, entschloss man sich 1912 zur Fusion. Man spielte von Anfang an in der obersten Liga mit, welche damals die “Südkreisliga” war.
Nach Problemen während des ersten Weltkrieges, schaffte man es sich in der Zwischenkriegszeit zu konsolidieren. Nun zog es den Verein auch wieder nach Bad Cannstatt. In der Zeit des deutschen Faschismus tat sich der VfB als den Nazis sehr gewogen hervor. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs waren die Stuttgarter die ersten amerikanischen Zonenmeister.
Die zweite Mannschaft wurde 1951 als Amateurmannschaft gegründet. Damals wie heute war das Ziel, junge Spieler an den Profibereich heranzuführen. Dies gelang anscheinend sehr gut und die zweite Mannschaft wurde 1962/63 deutscher Amateurmeister, ein Erfolg der sich 1980 wiederholte. Nach Jahren in der Oberliga spielten die Amateure der Schwaben seit 97/98 in der neuen Regionalliga. Nach der Jahrtausendwende und guten Leistungen im DFB-Pokal etablierte sich die Bezeichnung die “jungen Wilden”, welche noch immer auf der offiziellen Website verwendet wird.
Der diesjährige Aufstieg war nicht der Erste. Bereits von 2008/09 bis 2015/16 spielten die Stuttgarter in der dritten Leistungsstufe. Tiefpunkt der letzten Jahre war die Saison 19/20 in der Oberliga Baden-Württemberg. Damit liegt die Zweitvertretung auf Platz 14 der ewigen Drittligatabelle, zwei Plätze vor unseren Löwen.
Insgesamt hat der VfB 102 000 Mitglieder, zu denen noch 13 000 Jugendmitglieder in verschiedenen Jugendclubs dazu kommen. Weitere Abteilungen sind Frauenfußball, Leichtathletik, Hockey, Faustball, Tischtennis und Garde. Garde bezeichnet die Traditionsabteilung der Stuttgarter, in welche man erst ab einer zehnjährigen Vereinszugehörigkeit eintreten kann. Interessant ist auch, dass nicht nur die Vereinsfarben, sondern auch die Spielkleidung mit dem bekannten Brustring genau festgelegt ist.
Stadion
Das Stadion in Großaspach trägt “dank” einem Sponsor den klangvollen Namen “WIRmachenDRUCK Arena” und bietet 10 001 Sitz- und Stehplätze. Nach Baubeginn im Herbst 2010 wurde die Fußballarena ein Jahr später im Sommer eröffnet. Laut Vereinswebsite ist sie seitdem das “sportliche Aushängeschild des Rems-Murr-Kreises”. Neben dem Sport finden hier auch regelmäßig große Konzerte statt.
Besonderes Merkmal ist die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Ansonsten erinnert das Stadion sehr an österreichische Erstligagrounds kleinerer Vereine, bei denen die Proportion von Dorf und Arena etwas aus der Form geraten scheint.
Trivia – Unnützes Wissen
- Zu den Investoren in das Umbauprojekt in Großaspach zähl(t)en unter anderem Mario Gomez, Aleksander Hleb und Andrea Berg.
- Die bekannteste regelmäßige Veranstaltung im Stadion Großaspach ist das jährliche “Heimspiel Kult Open Air” der Schlagersängerin Andrea Berg
Der 2. Spieltag im Überblick
Freitag | 19:00 Uhr | SG Dynamo Dresden – FC Energie Cottbus |
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Samstag | 14:00 Uhr | SpVgg Unterhaching – FC Ingolstadt 04 |
14:00 Uhr | SV Wehen Wiesbaden – FC Hansa Rostock | |
14:00 Uhr | SV Waldhof Mannheim – FC Viktoria Köln | |
14:00 Uhr | VfL Osnabrück – FC Erzgebirge Aue | |
14:00 Uhr | Alemannia Aachen – SC Verl | |
16:30 Uhr | DSC Arminia Bielefeld – BV Borussia Dortmund II | |
Sonntag | 13:30 Uhr | Hannover 96 II – Rot-Weiss Essen |
16:30 Uhr | VfB Stuttgart II – TSV 1860 München | |
19:00 Uhr | 1. FC Saarbrücken – SV Sandhausen |