Ich bin ziemlich platt. Also mental. Erst galt es mal, in dieser Woche das Ergebnis der Ministerpräsidentenkonferenz zu verdauen. Hat man uns monatelang die Karotte mit dem Inzidenzwert von 50 vor die Nase gehalten, den wir in München übrigens seit 05.02. konstant unterschreiten, wurde nun entschieden, dass 35 das neue 50 ist. Für mich ehrlichgesagt schwer zu verdauen. Zum Einen habe ich eine Firma, die einigermaßen unter den Kontaktbeschränkungen leidet, zwar nicht so stark wie andere (z.B. auch bei Redakteuren von sechzger.de), aber trotzdem sind wir nur noch die Hälfte der Belegschaft wie vor der Krise, obwohl alle Mitarbeiter seit elf Monaten alles geben. Da erhofft man sich halt schon irgendwie eine Öffnungsperspektive und irgendwelche belastbaren Anhaltpunkte, wie es mittelfristig weitergehen soll.

Schlaflose Nächte (ausnahmsweise nicht wegen Sechzig)

Zum Anderen habe ich einen Sohn in der zweiten Klasse, der in die Notbetreuung muss, weil beide Eltern arbeiten und ich ehrlichgesagt nicht in der Lage bin, den Rest der Firma ĂĽber Wasser zu halten und nebenbei Homeschooling mit ihm zu machen. So muss er in die Notbetreuung, wo er aufgrund unglaublich schlechter infrastruktureller Bedingungen dem Homeschooling nicht folgen kann und stattdessen den ganzen Tag Bilder malt. Das ist fĂĽr mich unglaublich frustrierend und ich kann kaum noch schlafen, weil ich mir jede Nacht die Frage stelle, ob nun die Firma (und damit mein Einkommen und das von momentan noch acht anderen Menschen) oder die Bildung meines Sohnes wichtiger ist. Das zermĂĽrbt einen.

Was das alles mit Sechzig zu tun hat?

Ich hatte mir einfach erhofft, dass mir diese 90 Minuten gestern die Woche versüßen und mir Auftrieb für die kommende Woche geben. Man will ja noch irgendwas Schönes in dieser allumfassenden Corona-Tristesse erleben. So lastet sozusagen der Druck, mir einen positiven Wochenausklang zu bereiten auf den Schultern unserer Mannschaft. Irgendwie unfair von mir…

Sonst ist bereits das Umfeld in Giesing, das Zusammentreffen mit meinen Freunden, das Bier am Grünspitz danach, das Absingen von „Löwenmut“ und das sich in den Armen liegen bei einem Tor (wenn denn eins fällt), Auftrieb genug. Da ist das Ergebnis fast zweitrangig. Jetzt ist das anders, weil man natürlich nicht in ein Stadion gehen darf, kein Bier zusammen trinken kann und ob man sich jemals wieder jubelnd in den Armen liegen kann, ist fraglich. Vielleicht bei einer negativen Corona-Inzidenz… Das Ergebnis bekommt nun für mich eine wesentlich zentralere Bedeutung als vor Corona. Obwohl ich natürlich schon immer am liebsten Siege der Löwen sehe!

Der erste Durchgang

Gestern entwickelte sich in der ersten Hälfte ein wirklich interessantes, wenn auch chancenarmes Spiel. Beide Teams pressten auf Teufel komm raus und störten ihre Gegner Millisekunden nach der Ballannahme. So konnten sich kaum Chancen entwickeln, aber es war ein Spiel auf hohem Drittliganiveau. Gegen Ende von Halbzeit eins erarbeiteten sich die Löwen sogar ein kleines optisches Übergewicht. Wenn Stephan Salger die Flanke von Philipp Steinhart 3 Zentimeter niedriger aufs Tor geschossen hätte, wären die Löwen sogar mit einer glücklichen Führung zum Pausentee (den es dieses Mal wohl wirklich gab) geschritten. Ich war zufrieden mit der Leistung!

Mal wieder einer mehr in der zweiten Hälfte

In Halbzeit zwei kam es dann noch besser. Begünstigt durch die gelb-rote Karte gegen Verhoek (49. Minute) übernahm der TSV 1860 vollends die Kontrolle und setzte die in der Tabelle vor uns platzierten Rostocker gehörig unter Druck. Direkt im Anschluss an den Platzverweis drehten die Löwen auf und nutzten aus, dass sich die Gäste von der Ostsee noch nicht vollkommen auf das Spiel mit 10 Mann umgestellt hatten. Mölders und Biankadi wurden im Strafraum schön angespielt und kamen zu guten Chancen (54. und 57. Minute). Ein Tor lag in der Luft.

Allerdings fehlten im weiteren Spielverlauf wie schon ein ums andere Mal gegen Mannschaften in Unterzahl die zündenden Ideen im letzten Drittel des Spielfelds, obwohl die Löwen alles geben. Der TSV 1860 war dominant, setzte den Aufstiegsfavorit aus dem Norden konsequent unter Druck und erarbeitete sich doch relativ wenig Chancen. Hieran muss unbedingt gearbeitet werden. Hoffentlich ist Keanu Staude genau der Wusler, der uns in solchen Spielsituationen fehlt. Als Sascha Mölders dann in der 83. Minute vollkommen frei aus 5 Metern vor dem halbleeren Tor an Kolke scheiterte, war mir klar, dass kein Tor mehr für die Elf aus Giesing fallen würde. Von diesen vier Riesenchancen muss einfach eine rein!

Bei Sechzig geht es zu wie im wahren Leben

Schade, dass es trotz guter (vielleicht sogar sehr guter) Leistung wieder nicht zu drei Punkten gelangt hat. Hoffentlich sind das am Ende nicht die zwei Punkte, die uns fehlen. Aber da schließt sich halt der Kreis zwischen mir und Dir, lieber TSV 1860 München: Immer alles geben, manchmal klappt es, manchmal nicht. Wurscht, wieder aufstehen und weiter machen!!! Heute noch mehr als sonst immer. Und genau wegen Deiner und meiner perfekten Imperfektion bist Du mein Verein für alle Zeit! Es waren trotzdem 90 schöne Minuten mit Dir, Du hast alles gegeben! Mehr habe ich noch nie von Dir verlangt.

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andreas de Biasio

also die sportliche leistung war schon wesentlich besser wie in den letzten beiden Heimspielen. dennoch sollte noch mehr kommen. ich hätte mir aber nach Überzahl sofort noch mehr positive Energie durch offensive Wechsel erwartet. die Überzahl war ab der 49. Spielminute. einige Minuten darauf ausgewechselt. Knöferl oder Fabian von der Bank bringen. zum Beispiel. ich fragte mich wirklich warum geht Michael Köllner diesen Schritt nicht? nach der 89. Spielminute und wenige Minuten zuvor offensiv zu wechseln was bringt das noch? wie wir in Überzahl waren war ich etwas enttäuscht, aber auch wirklich nicht überrascht, wenn man weiss wie wir zu letzt in Überzahl (schon etwas her) gespielt hatten. in Überzahl (auch wenn sicher nicht einfach) sollte schon gesammt (auch durch Wechsel) mehr kommen. ein Punkt was er wert sein wird, dass wird sich zeigen. in Saarbrücken wird sicher kein einfaches Spiel werden.

United Sixties

Wünsche dir für Firma und Familie die nötige Kraft und Ausdauer. Du schaffst das als Löwe !

Zum Spiel: Gestern habe wir Hansa derart kontrolliert und beherrscht, dass man eigentlich nur an der Torausbeute kritisieren kann (wie gegen Zwickau und Meppen) . Steini war gestern nicht besonders , aber es war wieder einmal Lexi mit seinen überhasteten Abschlüssen und schwachem Kopfballspiel. Außer Sascha ist leider niemand richtig Torgefährlichkeit, auch Biankadi war diesmal enttäuschend in seinen Aktionen. Er muss nach vier Minuten das 1:0 machen !
Warum aber der Trainer so spät erst wechselt und nie das 5er Kontigent ausschöpft, versteh ich nicht. Greilinger und Knöferl hätte er schon ab 60. Min. einwechseln sollen ( und Klassen für Steini) .
Bin mir dennoch sicher, dass wir bis zum letzten Spieltag eine Chance behalten. Dieser Kader ist stark genug und hoffentlich hilft nun auch Staude.