Am gestrigen Mittwoch Abend lud PRO1860 alle interessierten Mitglieder des TSV 1860 zu einer Veranstaltung in die NachtKantine im Münchner Werksviertel. Es ging um die Vorstellung der Kandidaten für die drei verschiedenen Wahlen auf der anstehenden Mitgliederversammlung des e.V. am Sonntag, den 6. Juli im Zenith. Knapp 100 Gäste folgten der Einladung und erfuhren, warum sie den Kandidierenden auf der MV ihre Stimme geben sollten.
Rund 100 Gäste in der NachtKantine
Ein heisser Sommerabend in München und – im Unterschied zu vorangegangenen Jahren – keine wirklich wahrnehmbare Opposition gegen das fünfköpfige Kandidatenteam für das auf der MV in zehn Tagen zu wählende Präsidium des TSV München von 1860 e.V. – Sicher nicht die ganz optimalen Voraussetzungen, um mehr als die dann tatsächlich anwesenden rund 100 Gäste ins Münchner Werksviertel zu locken. Aber all jene, die der Einladung von PRO1860 gefolgt waren, erlebten einen Abend, an dem vor allem vom designierten Präsidium drei wichtige Signale gesendet wurden. Als zu 100% geschlossenes Team wolle man auftreten, die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des e.V. deutlich verbessern und – für die Profifußballer der Löwen – eine klares und dauerhaftes Bekenntnis zum Spielort Giesing aussenden.
Zwei Kandidaten für einen Platz im Wahlausschuss
Michael Huber und Uwe Seemann sind die beiden Kandidaten, die sich um den durch das Ausscheiden von Peter Schaefer frei gewordenen Platz im Wahlausschuss bewerben. Der 52jährige Huber, den man vor den Heimspielen im Sechzgerstadion als Fahnenschwenker bewundern darf, war schon vor über zehn Jahren – vor Abschaffung des Deligiertensystems bei 1860 als Ersatzdeligierter und bei vorangegangenen Mitgliederversammlungen als Wahlhelfer aktiv. Er kennt das Vereinsgeschäft bei 1860. Sein 16 Jahre älterer Gegenkandidat und – wie deutlich wurde – guter Freund, gleichzeitig Vater der derzeitigen Fußballabteilungsleiterin Vroni Seemann bringt ebenfalls viel Erfahrung im Vereinsleben mit. Er war Abteilungsleiter bei den Handballern des TSV Trudering. Die Satzung des TSV 1860 bezeichnete er als “Grundgesetz unseres Vereins”. Welcher Kandidat sich hier durchsetzen wird, dürfte sehr spannend werden.
Michael Huber und Uwe Seemann, die Kandidaten für den Wahlausschuss
Ein Kanditat für die Wahl zum Verwaltungsrat fehlt
Da Christian Dierl für einen Sitz im Präsidium kandidiert, muss einer der erst auf der MV im vergangenen Sommer gewählten neun Sitze im Verwaltungsrat neu besetzt werden. Hierfür gibt es ebenfalls zwei Kandidaten, wobei der eine, Jürgen Pusch die Gelegenheit für sich zu werben, nicht nutzte und der Veranstaltung fernblieb. Wie das Moderatorenteam, das durchaus unterhaltsam durch den Abend führte, berichtete, habe Pusch einer Weitergabe seiner Kontaktdaten innerhalb des Vereins nicht zugestimmt, weshalb eine Kontaktaufnahme im Vorfeld der Veranstaltung nicht möglich war. Umso gespannter darf man auf Puschs Auftritt auf der MV im Zenith sein.
Günther Kreuzhuber, Kandidat für den Verwaltungsrat
Günther Kreuzhuber kandidiert für VR
Direkt begegnen wird er dann nicht nur seinen potenziellen zukünftigen Kolleg*innen im Verwaltungsrat, sondern auch dem anderen Bewerber, Günther Kreuzhuber. Der 66jährige ist seit 1991 (wieder) Mitglied im Verein. In seiner Jugend war er einer der Mitgründer des legendären Fanclubs Löwen 78 und zwischen 1980 und ’86 bereits Löwenmitglied. Nach dem Scheitern in der Aufstiegsrunde trat er damals allerdings zwischenzeitlich aus. Kreuzhuber wurden von den Anwesenden einige – durchaus kritische – Fragen gestellt, die er überwiegend klar beantwortete. Ein deutliches Bekenntnis zum Sechzgerstadion (“die Allianz Arena ist als Spielort für die Profis definitv keine Option”), die Unverhandelbarkeit von 50+1 und das von ihm skizzierte Idealbild eines Investors, das sich diametral von Auftreten Hasan Ismaiks seit dessen Einstieg bei 1860 unterscheidet. Lediglich die – vielleicht etwas irritierende – Frage, ob sich Kreuzhuber im Falle eines T-Shirt-Geschenks für ein grün-goldenes oder ein weiß-blaues entscheiden würde, ließ er unbeantwortet: “Warum bist Du so geizig und schenkst mir nicht beide Shirts?” fragte er zurück. Der Abend in der NachKantine hatte durchaus auch humoreske Züge. Wie so oft beim TSV 1860.
Peter Schaefer, Christian Dierl, Heinz Schmidt und Gernot Mang – die Kandidaten für das neue Präsidium des TSV 1860 München
Einzelvorstellung der Präsidiumskandidaten
Anschließend stellten sich die designierten Mitglieder des Präsidiums dem Auditorium vor. Thomas Probst, der allerdings nicht zur Wahl steht, sondern im Gremium zukünftig als enger Berater in wirtschaftlichen Fragen mitarbeiten soll, machte den Anfang.
Danach kamen Peter Schaefer, Christian Dierl, Heinz Schmid und – last but not least – Gernot Mang ans Rednerpult. Besonders hervorzuheben sind aus dieser Einzelvorstellung die Aussagen von Christian Dierl. Er bekannte offen, dass ihm in der Anfangszeit als Löwenfan – und insbesondere vor seinem Engagement bei den Unternehmern für Sechzig – gar nicht bewusst gewesen sei, dass 1860 so viel mehr ist, als nur Profifußball. Er betonte aber auch, dass für ihn der Breiten- und der Profisport keinerlei Widerspruch darstellen. Das Bamboleo, aus bestimmten Kreisen gerne despektierlich und herabwürdigend beschrieben, ist für Dierl ein leuchtendes Beispiel für beide Aspekte bei 1860: Treffpunkt vor den Spielen der Profifußballer in Giesing aber gleichzeitig eine Heimstatt für Aktive im Verein. Mitten in Giesing.
Heinz Schmidt, nach einem Jahr ein Rückkehrer ins Präsidium erläuterte nochmal, warum er wieder für das Amt kandidiere. Wichtig ist ihm aber, dass er seine Bilanz- und steuerlichrechtliche Kompetenz weiterhin “im Hintergrund” einbringen und nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen will.
Gernot Mangs Vorstellung, von Moderator Peter Kveton vom Bayerischen Rundfunk als “Höhepunkt des Abends” bezeichnet, was Mang direkt zurückwies und auf den Teamgedanken des zu wählenden Präsidiums hinwies, schloss die Vorstellungsrunde ab. Ob es sich bei Mangs erstem Spiel im Stadion um das 0:0 gegen den HSV am 6. Juni 1981 gehandelt hat, ist in naher Zukunft noch zu klären.
Abschließende Talkshow
Nach einer – nicht länger als eine Halbzeitpause dauernden – Pause standen die Prasidiumskandidaten geschlossen zu einer Fragerunde zur Verfügung. Aus dieser ausführlichen Befragung ist hervorzuheben, dass das Präsidium im Falle seiner Wahl direkt einiges anpacken wolle. Aktuell stehe man mit dem noch amtierenden Gremium um Robert Reisinger zwar nicht im Austausch, strebe aber einen “geordneten Übergang” an. Die Schärfung und Stärkung der eigenen Identität des TSV 1860, auch und besonders gegenüber dem Branchenprimus des deutschen Fußballs aus der Seitenstraße steht auf der Agenda. Peter Schaefer hob dabei hervor, dass die Basis dafür ja eigentlich schon längst da sei, man diese aber in Zukunft noch stärker kommunizieren wolle. Auch die Unterstützung der Faninitiative Löwenfans gegen Rechts (die erst diese Woche zu Gast im sechzger.de Talk 216 war) beim Einsatz gegen ausgrenzende Tendenzen in der Gesellschaft, aber auch im Stadion, wurde zugesagt. Als “klares Thema des e.V.” bezeichnete Mang den Einsatz für den dauerhaften Spielort Giesing für die Profimannschaft des TSV 1860. Die Frage nach einem zweiten Geschäftsführer für die KGaA wurde – auch von Co-Moderatorin – Ulla Hoppen mit Verweis auf die noch nicht erfolgte Wahl der Kandidaten nicht beantwortet. Dies wurde im Saal etwas verwundert zur Kenntnis genommen, denn alle anderen Pläne und Ziele des designierten Präsidiums können ja auch erst nach der erfolgreichen Inthronisierung angegangen werden.
An 6.7. auf der MV sind die Mitglieder*innen am Zug
Alle Kandidaten, die der Einladung von PRO1860 gefolgt waren, nutzten die Gelegenheit, sich den Wähler*innen näher vorzustellen. Nun sind die Mitglieder des TSV 1860 gefordert, auf der Mitgliederversammlung nochmal die Möglichkeit zum Dialog zu suchen und danach wohlüberlegt von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Gab es denn keine Antworten darauf, wie dieses neue Präsidium ab 7. Juli die überfälligen, notwendigen Verhandlungen mit der KGaA bzw. HAM zu Servicevertrag, Hallenbau am TG oder Pachtvertrag GWS samt Umbau genau oder anders angehen will als das bisherige Präsidium?
Warum der VR das bisherige Präsidium nicht mehr nominieren wollte?
Nicht so konkret, dass ich mich in der Lage sehen würde, darüber hier zu berichten. Aber es wurde schon deutlich, dass die Kandidaten den Weg der Kommunikation (auch mit der HAM bzw. Hasan) suchen. Das Thema Stadion und diesbezüglicher Austausch mit der Stadt hat Mang ausdrücklich für sich (also den e.V. und weniger die KGaA) markiert. Hallenbau und Sevicevertrag waren – nach meiner Wahrnehmung – kein Thema.
Das noch als Ergänzung.
Ich war vor allem auf den Auftritt von Herr Kreuzhofer gespannt.
Für den einen Nachrückerposten im Verwaltungsrat gibt es ja lediglich zwei Bewerber. Und gegen den einen der beiden Kandidaten spricht soviel, dass für den anderen letztendlich gar nichts sprechen muss um gewählt zu werden.
Daher fand ich es notwendig ihn kennenzulernen.
Ich bin nicht restlos von ihm überzeugt. Aber er hat gestern einen soliden Auftritt hingelegt und hat sich – ich sags mal so – keine Fehler erlaubt. Ob er in den Verwaltungsrat passt wird die Zeit zeigen. Ich denke aber auch, dass er Qualitäten besitzt, die dort unterstützen können.
Nach dem Auftritt gestern hat sich mein Bauchweh in dieser Frage ein wenig gelegt.
Meine Frage, ob er lieber ein weiß-blaues oder ein grün-goldenes T-Shirt geschenkt bekommen würde, zielte natürlich darauf ab, ob er – wie in der Blase der alternativen Fakten üblich – allergisch auf die Farbkombination grün-gold reagiert. Das tut er nicht, er wollte gleich beide T-Shirts haben.
Danke für die Info und die Einschätzung!
Ehrlicherweise hätte ich auch ein Fahrrad oder einen Autoreifen als Ersatzmitglied gewählt, wenn der andere von zwei Kandidaten Pusch vom Team Trinktank ist.
Vielen Dank für die ausführliche Information. Ich habe mich nicht getraut dort hinzugehen, wegen Sekte, Bedrohung und so weiter 😉
Ich wette, der Pusch kommt auch nicht zur MV, wie damals diese zweitklassige Schauspielerin vom Team Hund.