Karsten Wettberg, Zweitliga-Aufstiegstrainer von 1991 und in der ganzen Löwenwelt unter dem Adelstitel “König von Giesing” bekannt, war im zarten Alter von 23 Jahren mit dabei, beim einzigen Europapokalfinale des TSV 1860 gegen West Ham United im Londoner Wembleystadion, das sich am kommenden Montag zum sechzigsten Mal jährt. Über seine Erlebnisse beim Tripp auf die britische Insel berichtete er am Mittwoch Abend auf der Sechzgeralm im Rahmen der Veranstaltung “Das größte Spiel – Sechzig Jahre Wembley-Finale.”
Karsten Wettberg fordert einen Sieg
Wir nutzten am Mittwoch Abend die Gelegenheit, Wettberg zum aktuellen sportlichen Geschehen bei 1860 zu befragen und baten ihn um einen Tipp für das anstehende letzte Heimspiel der Löwen gegen Erzgebirge Aue. Und der Karsten – noch ganz Trainer – hob hervor, dass die Mannschaft sich – auch wenn es nur noch um die sprichwörtliche goldene Ananas gehe – schon noch mal ins Zeug legen sollte. Für den Spielausgang zeigte er sich optimistisch:
“Die Löwen siegen 2:0”
Befragt nach den Torschützen, wollte sich Wettberg allerdings nicht festlegen. Ein auf der Sechzgeralm mit am Tisch Sitzender ergänzte scherzhaft:
“Volland und Niederlechner machen die Tore, oder nicht?”
Das wird zwar wohl noch nicht funktionieren, aber wie in der Vorwoche gilt auch heute für den Ergebnistipp: Ein bisschen Spaß muss sein.
Wettberg als Löwentrainer
Für die etwas jüngeren, die Karsten Wettberg, der nach einem wichtigen Tor schon einmal vor Begeisterung einen Regenschirm zertrümmerte oder sich im Aufstiegstaumel 1991 von seiner Mannschaft bis auf die Unterhose entkleiden ließ und so direkt zum BR-Interview eilte, nicht persönlich an der Seitenlinie erleben durften, haben wir hier nochmal die wichtigsten Eckdaten seiner Zeit als Löwendompteur zusammengefasst.
54 Spiele ohne Niederlage
Karsten Wettberg übernahm am 21. Februar 1990 das Traineramt beim TSV 1860 von Willi Bierofka und bezeichnete dies als “die größte sportliche Herausforderung meines Lebens”. Zwar blieb er im Frühjahr 1990 in einer bemerkenswerten Aufholjagd mit den Löwen in der Bayernliga ungeschlagen, verpasste aber am letzten Spieltag in einem dramatischen 3:3 gegen den von seinem späteren Nachfolger Werner Lorant trainierten 1. FC Schweinfurt 05 die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Diese sollten dann genau ein Jahr später gelingen. Und es kam noch besser. Am 16. Juni 1991 führte Wettberg 1860 im letzten Spiel der Aufstiegsrunde durch ein 2:1 über Borussia Neunkirchen nach neun Jahren endlich zurück in den bezahlten Fußball. Es war das 54. Spiel unter ihm ohne Niederlage.
Entlassung im Mai 1992
Diese Serie endete dann direkt am 1. Spieltag der 2. Bundesliga Süd beim SC Freiburg. Und leider lief es in dieser Saison sportlich nicht mehr rund. Der mit insgesamt 54 Titeln erfolgreichste Amateurtrainer Deutschlands konnte den Klassenerhalt in der 2. Liga nicht realisieren. Er wurde am 18. Mai 1992 nach einem 0:1 beim VfB Leipzig, wodurch 1860 in eine Abstiegsrunde rutschte, die – auch ohne Wettberg – letztlich nicht erfolgreich gestaltet werden konnte, entlassen. Für die Löwenfans blieb er aber dennoch der “König von Giesing”.