“Wer nach dem Spiel nicht sauer ist, der ist fehl am Platz” hieß es in der letzten Folge des sechzger.de-Talks nach der Niederlage gegen Dresden. Das Wetter am Wochenende spiegelt die Gemütslage bei den Löwen sehr gut wider. Nicht nur mir hat es die Stimmung ordentlich verregnet. Und als würde das alles noch nicht reichen, hält der Spielplan das nächste Top-Team in bester Verfassung für uns bereit. Statt Kaiserwetter und Wiesn-Anstich geht es für die Löwen nach quer durch Deutschland nach Ostwestfalen. Es wartet der noch ungeschlagene Deutsche Sportclub Arminia Bielefeld e.V.
Aktuelles – Die Ausgangssituation
Auf der Alm da scheint die Sonne! Nachdem man letztes Jahr als Absteiger wieder unten herumdümpelte und erst spät den Klassenerhalt fixierte geht es diese Saison bergauf. Trotz schwierigen Phasen hielten die Ostwestfalen an Trainer Mitch Kniat fest, der nach einer ganzen Vorbereitung nun blendend mit dem Kader zurechtkommt. Die Arminia ist aktuell neben Wiesbaden das einzige noch ungeschlagene Team in Liga 3 und steht mit einer Bilanz von 3-2-0 auf dem vierten Tabellenplatz.
Im DFB-Pokal konnte in der Auftaktrunde Zweitligist Hannover 96 mit 2:0 souverän nach Hause geschickt werden. Zu einem schlechteren Zeitpunkt hätten wir diesen Gegner wahrscheinlich nicht bekommen können. In der letzten Runde fügte der DSC sogar den überragenden Auern den ersten Punktverlust zu, als man in der Fremde mit 1:3 gewann. Etwas Trost spendet der Blick auf die bisherigen Ergebnisse, der zeigt das hier keine Tormaschine auf uns zurollt, sondern die meisten Spiele eher knapp entschieden wurden. Auch das man im Westfalenpokal gegen einen Bezirksligisten – zwar mit einer besseren B-Elf – ins Elfmeterschießen musste, passt nicht so recht ins Bild.
Alles in allem sieht es aus, als wären die Segel in Bielefeld auf Aufstieg gesetzt. Hoffentlich werden unsere Löwen da dieses mal keine Mithilfe leisten, anders als letzte Saison, als man im Abstiegskampf mit kapitalen Eigenfehlern Punkte auf der Alm verschenkte.
Kader & Transfers
Viel Bewegung gab es im Kader der Ostwestfalen. 14 Zu- & 13 Abgänge haben die Bielefelder zu verzeichnen, von den Abgängen sind 5 beendete Leihen. Hierbei ist aber zu erwähnen das Torhüter Jonas Kersken nach Ende seiner Leihe fix von Borussia Mönchengladbach verpflichtet wurde.
Der 23-jährige ist auch der Königstransfer, für den der DSC 300 000€ ausgegeben hat und der sich auch gleich den Stammplatz zwischen den Pfosten gesichert hat. Auch für Stürmer Julian Kania wurden 150 000€ an den ersten FC Nürnberg überwiesen, der Bayer konnte sich aber noch nicht in die erste Elf spielen. Viele andere Neuzugänge finden sich aber in der Stammelf wieder. Darunter die zwei Neuzugänge von Viktoria Köln Stefano Russo und André Becker, die eine zentrale Achse bilden, sowie Innenverteidiger Joel Felix (von Silkeborg IF, 1.DK), Lukas Kunze aus Osnabrück und Felix Hagmann (20, RV) der von Hoffenheim II kam. Trainer Kniat scheint in der Vorbereitung eine funktionierende Mannschaft aus den neuen Spielern gebildet zu haben.
Auf der Abgangsseite ist zuerst natürlich das Karriereende von Vereinslegende und Identifikationsfigur Fabian Klos zu nennen. Weiters ging Nicklas Shipnoski zum Waldhof nach Mannheim und Mittelfeldspieler Can Özkan schloss sich Erzgebirge Aue an. Sonstige Wechsel waren entweder Leih-Enden oder gingen in die Regionalliga. Von den gebliebenen Akteuren sind besonders Merveille Biankadi, mit Klos Top-Torschütze der letzten Saison, und Verteidiger Louis Oppie zu nennen. Letzterer glänzte diese Saison schon mit zwei Scorern und ist für die direkten Freistöße zuständig.
Löwenpower: Semi Belkahia (verletzt), Christopher Lannert, Marius Wörl, Merveille Biankadi,
Vereinsgeschichte
Der Vorgängerverein der heutigen Arminia, der “Erste Bielefelder Fußballclub Arminia” wurde am 03. Mai 1905 gegründet. Im Jahre 1913 konnte man die erste Westfalenmeisterschaft feiern. Nach Kriegsende hatte man in den 20ern quasi ein Abo auf diesen Titel und konnte zweimal die Westdeutsche Meisterschaft erringen. Solche Höhen wurden bis heute nicht mehr erreicht. Im Jahre 1926 erfolgte dann die Umbenennung in DSC Arminia und der Umzug auf das Gelände der “Alm”, wo noch heute das Stadion steht.
In der Nazizeit wurde die Arminia 1940 Vizemeister in der Gauliga Westfalen und war der vorherrschenden Ideologie zugetan, das Führerprinzip wurde umgesetzt. Um dieses dunkle Kapitel der Vereinsgeschichte aufzuarbeiten wurden u.a. Stolpersteine für verdiente Arminen in Bielefeld verlegt. Nach Kriegsende musste man mit dem VfB 03 Bielefeld notgedrungen eine Kriegsspielgemeinschaft eingehen. Hernach war es um den sportlichen Erfolg schlecht bestellt, die größeren Rivalen waren enteilt und man stieg sogar aus der 2. Oberliga ab. Von 1961-63 konnte man dann aber in die Regionalliga West (2.) vorstoßen und im Jahre 1970 sogar den lang ersehnten Bundesligaaufstieg realisieren.
Im Zuge des Betrugsskandals in dieser Zeit musste der DSC 1971 am grünen Tisch schon wieder absteigen und wurde – nicht wie angedroht in eine Amateurliga – in die Regionalliga zurückversetzt. Auch Geisterspiele setzten den Vereinsfinanzen zu. Nachdem unsere Löwen den wieder gesundeten Bielefeldern den Wiederaufstieg 1977 noch vermasselten, stieg man im folgenden Jahr für eine Saison in die Bundesliga auf. In den 80ern konnte man sich von 1980 bis 85 fünf Jahre in Folge in der höchsten Leistungsstufe halten. Statt Europacup war dann aber wieder 2. Liga angesagt und beim Abstieg stand der Verein fast vor der Insolvenz.
Einige Jahre später fand man sich in der Oberliga wieder. Man merkt schon jetzt, die Arminia war schon immer eine Fahrstuhlmannschaft. Nachdem der Konkurs gerade so vor Gericht abgewendet werden konnte musste man sich bis 1995 mit Oberligafußball begnügen. Dann gelang mit neuem Personal und Trainer Ernst Middendorp der Durchmarsch bis in die Bundesliga. Von da an ging es munter auf und ab zwischen erster und zweiter Leistungsklasse.
2011 folgte wieder ein kompletter Umbruch, da der Verein erneut in Liga 3 angekommen war. Nach dem erfolglosen Markus von Ahlen übernahm Stefan Krämer und führte, mit Neuzugang Fabian Klos, den DSC wieder in Liga 2. Natürlich folgte der direkte Wiederabstieg. Und direkt wieder rauf. Bis 2020, als man sogar ins Oberhaus zurückkehrte. Nach einem typischen Doppelabstieg ist man nun in der zweiten Drittligasaison…
Die Arminia vereint aktuell rund 16 000 Mitglieder auf die Abteilungen Fußball, Nachwuchsakademie “Akademinia”, AH-Kicker, Arminia Supporters Club (ASC), Kinder- und Familienclub “Arminis”, Billliard, Eiskunstlaufen, Hockey, Jugendclub, Rollstuhlsport, Schiedsrichter, Tischfussball und Traditionsmannschaft. Ein durchaus recht kurioses Sammelsurium… Wie die Löwen ist auch der Profifußball des DSC in einer GmbH & Co. KGaA ausgegliedert. 28,6% der KG gehört dem “Bündnis Ostwestfalen”, einer Gruppe von Bielefelder Unternehmen. Mit diesen Anteilen wurde der Verein saniert und einige Firmen sind auch Teil der Stadionholding.
Fanszene
Nachdem sich in Bielefeld mit Gruppen wie dem „Ostwestfalenterror“ schon seit den 80ern eine Hooliganszene entwickelt hatte, dauerte es hier recht lang bis die Ultrakultur Fuß fassen konnte. Erste Schritte in diese Richtung unternahmen die BOYS Bielefeld, welche heute noch Teil der Szene sind. Die erste richtige Gruppe waren 2001 die „Ultras Bielefeld“, die sich als Dachgruppe aber 2004 wieder auflöste. Heute besteht die Szene hauptsächlich aus der „Lokal Crew“, welche sich 2006 gründete und von da an die Führungsrolle übernahm. Ihr angeschlossen sind auch die Untergruppen „Sparrenkollektiv“ und „Companions Bielefeld“. Weiters existieren die „Venomous Generation“ (erlebnisorientiert) mit der „Jugend 227“, sowie „Brackwede 647“.
Freundschaften/Kontakte pflegen die verschiedenen Gruppen jeweils auf Gruppenebene zu diversen Ultras im In- und Ausland, so etwa zu: Ultras Düsseldorf, U.S. Savoia (Italien), Debrecen (Ungarn), Hannover, Leverkusen, Kaiserslautern und dem HSV. Feindschaften gibt es besonders zu Preußen Münster und dem VfL Bochum.
Stadion
Der DSC spielt in der “Schüco-Arena”, im Volksmund bekannter als “Bielefelder Alm”. Das Stadion hat eine Kapazität von 27 332 Plätzen und wurde 2018 an die “Bündnis Alm GmbH” verkauft, die aus mehreren privaten Shareholdern besteht. u.a. “Dr. Oetker”. Das größte Stadion in der Region “Ostwestfalen-Lippe” wurde 1926 eröffnet und wird auch immer wieder für Konzerte genutzt. Es ist in der Bielefelder Innenstadt im Bezirk “Mitte” angesiedelt und wurde an dieser Stelle mehrmals aus- und umgebaut. Zuletzt wurde von 2006-08 die neue Osttribüne errichtet.
Laut wikipedia.de gibt es mehrere Theorien, wie das Stadion zu seinem ungewöhnlichen Namen kam. Es sollen entweder die Handballabteilung, eine Bemerkung über den Anblick des Baugeländes oder eines Aussage eines früheren Präsidenten sein. Die wirkliche Urheberschaft ist nicht geklärt.
Trivia – Unnützes Wissen
- Im Stadion gibt es seit 2019 einen eigenen Bereich. um Autist*innen einen angenehmen Stadionbesuch zu ermöglichen. Dies war deutschlandweit ein Novum.
- Das erste Spiel trug die Arminia in orangenen Trikots aus, da Leibchen in den Vereinsfarben kurzfristig nicht aufgetrieben werden konnten.
- An der Universität Bielefeld existiert seit 1969 die deutschlandweit einzige selbstständige Fakultät für Soziologie. Bekannt ist sie vor allem durch das Wirken des Systemtheoretikers Niklas Luhmann.
Der 6. Spieltag im Überblick
Freitag | 19:00 Uhr | SpVgg Unterhaching – FC Erzgebirge Aue |
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Samstag | 14:00 Uhr | SV Waldhof Mannheim – VfL Osnabrück |
14:00 Uhr | FC Ingolstadt 04 – Rot-Weiss Essen | |
14:00 Uhr | FC Energie Cottbus – VfB Stuttgart II | |
14:00 Uhr | SV Wehen Wiesbaden – SV Sandhausen | |
14:00 Uhr | SG Dynamo Dresden – FC Hansa Rostock | |
16:30 Uhr | DSC Arminia Bielefeld – TSV 1860 München | |
Sonntag | 13:30 Uhr | Hannover 96 II – 1. FC Saarbrücken |
16:30 Uhr | FC Viktoria Köln 1904 – SC Verl |
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19:00 Uhr | BV Borussia Dortmund II – Alemannia Aachen |