In der Liga gewonnen, im Pokal weiter und ein weiterer Neuzugang. Die Stimmung bei den Löwen sollte eigentlich gut sein, doch sowohl das Spiel in Memmingen, als auch andere Entwicklungen in der Profifußballfirma stimmen den Löwenfan aktuell mindestens nachdenklich. Doch wer es mit den Löwen hält, ist so etwas ja gewöhnt und sieht dem Wochenende mutig entgegen. Da kommt nämlich ein echter Gradmesser nach München. Der geballte Osten in gelb und schwarz rollt an, die SG Dynamo Dresden e. V..

Aktuelles – Die Ausgangssituation

Die Sachsen stehen aktuell sehr gut da. In der Liga auf Platz 3, punktgleich mit dem Zweiten, im DFB-Pokal konnte in der ersten Runde der Zweitligist Fortuna Düsseldorf ausgeschaltet werden. In der vergangenen Länderspielpause erreichte man auch bei der Hertha aus Berlin ein Unentschieden.

Eigentlich müsste eitel Sonnenschein herrschen in Elbflorenz, wäre da nicht die einzige Saisonniederlage im Derby gegen die verhassten Auer. Dank dieses Sieges winkt das Erzgebirge auch ungeschlagen von Platz 1, was den Dynamos natürlich ganz und gar nicht gefallen kann. Trotzdem ist Dresden auf Kurs in Richtung Aufstieg, der im Freistaat selbstverständlich angestrebt wird.

Die Bilanz der beiden Teams ist in Liga 3 aktuell bei 2-1-3. Das letzte Aufeinandertreffen entschied die SGD mit 2:1 für sich. Unser letzter Sieg in dieser Konstellation rührt aus dem Juli 2022 her, als die Löwen zum Saisonauftakt in Dresden furios mit 3:4 gewannen. Ich denke, wir können jeden schlagen, gegen den kommenden Gegner ist dazu aber wahrscheinlich eine Topleistung notwendig. Hoffentlich kann uns die Mannschaft wieder positiv überraschen!

Kader & Transfers

Und wieder das alte Spiel in Liga 3. Auch Dynamo Dresden hat in der Sommerpause einen großen Umbruch vollzogen. Es stehen 17 Zu- und 19 Abgänge zu Buche – Dimensionen, die wir aus eigener Erfahrung kennen. Es wartete also viel Arbeit auf den ebenfalls neu verpflichteten Trainer Thomas Stamm. Der Schweizer kam aus Freiburg, wo er die letzten drei Jahre die Amateure betreute und die dritte Liga also bestens kennt.

Für neue Spiele wurde – fast schon untypisch für Liga 3 – auch etwas Geld ausgegeben. Nach vielen Wechseln im Kasten in den letzten Jahren wurde für die Torhüterposition Tim Schreiber für 150.000 € von RB Leipzig verpflichtet. Der 22-jährige Schlussmann, der letzte Spielzeit an Saarbrücken verliehen war, soll die Zukunft im Tor der Sachsen gehören. Etwas mehr kostete Vinko Sapina, den man für 250.000 € aus Essen loseiste, um das defensive Mittelfeld zu stabilisieren. Weitere interessante neue Personalien sind Leih-Stürmer Christoph Daferner und Rechtsverteidiger Philip Heise, die aus der 2. Liga kamen, sowie Oliver Batista Meier, der an den GCZ in der Schweiz verliehen war und München aus seiner Zeit an der Seitenstraße kennt.

Wenn man Geld einnimmt, kann man es auch ausgeben. Für Linksaußen Tom Zimmerschied überwies der SV Elversberg 400.000 € nach Sachsen. Weitere 100.000 € war dem FC Köln Mittelfeldspieler Jonas Saliger für die Amateurmannschaft wert. Weitere zentrale Abgänge sind der Transfer von Abwehrchef Kevin Ehlers nach Braunschweig und der Wechsel von Mittelfeldmotor Paul Will zu den Lilien nach Darmstadt. Weiters ging der im letzten Jahr als Stammtorwart eingeplante Stefan Drljaca zum VfB Stuttgart, um dort die Bank zu drücken.

Ansonsten müssen die Löwen von den etablierten Spielern besonders auf den unvermeidlichen Kapitän Stefan Kutschke, Niklas Hauptmann und das Eigengewächs Tony Menzel aufpassen, der in seinem zweiten Jahr schon mit zwei Toren und einer Vorlage in den ersten vier Partien glänzt.

Löwenpower: Christoph Daferner (kam 2015 in die U17 der Löwen und verließ den Verein 2018 als Spieler der Amateure)

Vereinsgeschichte

Die SGD wurde am 12. April 1953 im Dresdner Filmtheater “Schauburg” gegründet. Als Vorgängerverein kann die Sportgemeinschaft Volkspolizei Dresden gesehen werden, die kurzzeitig den Oberligaplatz der davor existierenden SG Dresden-Friedrichsstadt inne hatte. Der erste Dynamo Vorsitzende war auch ein Oberstleutnant der VoPo. Die im Jahre 1950 mit externen Spielern verstärkte Mannschaft, welche 51/52 Vizemeister wurde, konnte kurze Zeit nach der Gründung im Finale gegen Wismut Aue die erste Meisterschaft erringen.

Nachdem im November 1954 die ganze Mannschaft zu Dynamo Berlin (später BFC) abkommandiert wurde, stürzten die Dresdener bis in die Bezirksliga ab. Einige Jahre später fing man sich aber wieder und war 1958 zurück in der 1. DDR-Liga (2. Leistungsstufe). Danach gelang auch die Oberliga-Rückkehr, die SGD wurde zu einer Fahrstuhlmannschaft bis man sich 1969 fix in der Oberliga etablieren konnte. Der in der Region mittlerweile dominierende Klub durfte in der Folge auch im Messestädte-Pokal (Vorläufer des UEFA-Cup) mitspielen.

Nun begannen in den Siebzigern die goldenen Jahre. Fünf Meistertitel, 2 Pokalsiege und erfolgreiche Europacupauftritte mit Spielern wie Dixi Dörner und dem von Trainer Walter Fritzsch etablierten System “Dresdner Kreisel” bedeuten nie geahnte Höhenflüge. Danach löste der BFC Dynamo, mit mehr oder weniger fairen Mitteln, die Sachsen an der Spitze des DDR Fußballs ab. Trotzdem gelangen den Schwarz-Gelben in den 80ern drei weiter Pokalsiege und 1989 mit den Eigengewächsen Kirsten und Sammer ein weiterer Meistertitel.

Nach dem Double 1990 gelang 1991 auch die Qualifiaktion zur “gesamtdeutschen” Bundesliga. Nach einigen guten Jahren muss man 1995 aus der ersten Liga absteigen. Der Niedergang ist ausgelöst von den unlauteren Wirtschaftsgebaren des westdeutschen Präsidenten Rolf-Jürgen Otto, der sich als Betrüger herausstellt (Zu dieser Thematik gibt es einen sehr lesenswerten Artikel von 11Freunde).  Man rutscht in die Regionalliga (3) ab, zur Jahrtausendwende muss man sogar runter in Liga 4.

Nach einem Neustart begann der Weg nach oben und 2004 war man wieder in der 2. Bundesliga angelangt. Nach einem kurzen Ausflug zurück in die Regionalliga, etablierte man sich Ende der 2000er in der 3. Liga. Seit dem bewegt sich die SGD immer wieder zwischen 2. und 3. Liga hin und her. Dem großen Ziel, der Stabilisierung in Liga 2., hinkt man aktuell wieder hinterher. Auf diesem Weg wurden auch einige Trainer verschlissen. Nun nimmt man 2024/25 den nächsten Anlauf.

Die SG Dynamo Dresden vereint aktuell ca. 28 750 Mitglieder unter dem großen “D”. Außer Fußball in seiner realen und elektronischen Form wird bei der SGD kein anderer Sport betrieben. Seit dieser Saison ist auch erstmals eine Frauenmannschaft vertreten, die in der Kreisoberliga an den Start geht. All dies funktioniert ohne Ausgliederung in eine Profifußballfirma.

Fanszene

Die Fanszene der SGD kann guten Gewissens als Schwergewicht im deutschlandweiten Vergleich bezeichnet werden. Führende Gruppe im K-Block, der mich persönlich immer wieder mit seiner extrem hohen Mitmachquote beeindruckt, sind die Ultras Dynamo. Die 2000 gegründete Gruppierung kann zu den größten, straffest organisierten und besonders bei Choreos versiertesten Gruppen im Land gezählt werden.

Die große Kurvenfreundschaft ist die zum Red Kaos aus Zwickau, wobei es bei fast allen Spielen gegenseitige Besuche gibt. Früher gab es noch Kontakte nach Gera, Katowice und Sarajevo. Von diesen sind aber, wenn überhaupt, nur noch die zur Horde Zla nach Bosnien aktiv. Feindschaften existieren besonders nach Aue und Magdeburg. Die Sachsen sorgten schon auf positiver Seite mit riesigen Choreographien für Aufsehen, haben aber auch schon öfter mit schweren Ausschreitungen für negative Schlagzeilen gesorgt. Bei den “Krieg dem DFB”-Protesten 2017 nahmen der K-Block und die UD eine Vorreiterrolle ein.

Es werden auch immer wieder karitative Projekte unterstützt, sowie Veranstaltungen für die gesamte Fanbase angeboten. Dabei werden erstaunliche Größenordnungen erreicht. Zu verschiedenen Gelegenheiten, wie z.B. dem Saisonauftakt, wurde die “Junge Garde” in Dresden angemietet, welche eine der größeren Konzertlocations in Dresden ist und mehreren tausend Leuten Platz bietet.

Trivia – Unnützes Wissen

  • von 1990 bis 2011 war das offizielle Dynamo-Logo giftgrün statt weinrot
  • Im Jahr 2015 zeigten die Dresdner Fans im Spiel gegen Magdeburg die größte Überroll-/Blockfahne Europas über alle Heimsektoren des RHS.

Der 5. Spieltag im Überblick

Freitag 19:00 Uhr SV SandhausenBV Borussia Dortmund II
Samstag 14:00 Uhr FC Hansa Rostock – SV Waldhof Mannheim
14:00 Uhr VfB Stuttgart II – FC Ingolstadt 04
14:00 Uhr Rot-Weiss Essen – SV Wehen Wiesbaden
14:00 Uhr TSV 1860 München – SG Dynamo Dresden
14:00 Uhr 1. FC Saarbrücken – SpVgg Unterhaching
16:30 Uhr VfL Osnabrück – Hannover 96 II
Sonntag 13:30 Uhr FC Erzgebirge Aue – DSC Arminia Bielefeld
16:30 Uhr SC Verl – FC Energie Cottbus
19:00 Uhr Alemannia Aachen – FC Viktoria Köln 1904

 

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AckermeisterTSV

Sehr interessante facts, danke dir Peter! Besonders amüsant: Als Vorgängerverein kann die Sportgemeinschaft Volkspolizei Dresden gesehen werden … 😀