An die legendäre Saison 1993/94, in der der TSV 1860 von der Bayernliga bis in die 1. Bundesliga durchmarschierte, wird – auch hier bei uns – immer gerne erinnert. Vom 0:4 zum Auftakt in Rostock, nach dem die rund 150 mitgereisten Löwenfans den direkten Wiederabstieg befürchten mussten, bis zum letzten Spieltag, dem epochalen 1:0-Sieg in Meppen, der die Rückkehr ins Oberhaus nach dreizehn Jahren besiegelte – es gibt viel zu berichten aus dieser Spielzeit. Ein eigentlich eher unscheinbares 1:1 beim Chemnitzer FC vom 28. November 1993 soll hier und heute das Thema sein.

Die Ausgangssituation

Als Aufsteiger und einer der sicheren Abstiegskandidaten sensationell in die Saison gestartet, reisten die Löwen Ende November 1993 als Tabellenzweiter, nur einen Punkt hinter dem VfL Bochum (den man wenige Wochen zuvor mit einem 4:1 aus dem Sechzgerstadion gefegt hatte) nach Sachsen. Dritter in der 2. Liga war damals übrigens – bereits mit fünf Punkten Rückstand – der 1. FC Saarbrücken. Die Gastgeber selbst befanden sich zu jenem Zeitpunkt im Tabellenkeller der 2. Bundesliga.

Chemnitz – ein Wintermärchen: Bekannte Zaunfahnen im Schneetreiben

Eisige Kälte, Schnee – und ein früher Rückstand

An Sibirien erinnernde Kälte und ein schneebedeckter Boden erwartete das Team von Werner Lorant, als an jenem Sonntag Nachmittag die Partie im Sportforum Reichenhainer Straße angepfiffen wurde. Aggressive Chemnitzer drängten die Gäste von Anfang an in die eigene Hälfte und kamen folgerichtig nach 21 Minuten zum ersten Tor. Steffen Zweigler verwertete eine präzise Flanke in den Löwenstrafraum per Kopf. Der mit einer gelb-roten Karte aus dem 1:0-Sieg gegen den FC Homburg fehlende Kapitän Bernhard Trares fehlte 1860 als ordnende Hand an allen Ecken und Enden. Zur Pause reagierte Lorant und brachte mit Guido Erhard einen dritten Offensivmann. Und diese Einwechslung sollte sich auszahlen.

Joker Erhard sticht

Obwohl die Chemnitzer auch nach der Pause das Tor von Rainer Berg bestürmten, waren es letztlich die Gäste, die – als sich die meisten der nur 3.000 Zuschauer schon auf einen knappen Sieg des CFC eingerichtet hatten – ihr Tor erzielen konnten. Einen von Armin Störzenhofecker eingeleiteten Angriff, verarbeitete Bernhard Winkler per Flachpass in den Strafraum, vorbei an Freund und Feind. Und dann stand doch noch einer da: Guido Erhard. Und der drückte den Ball über die Linie. Die Abendzeitung titelte am Montag Morgen: “Joker Erhard rettet den Löwen einen Punkt” und ergänzte als Fazit im Statistikkasten: “Wer solche Spiele nicht verliert, hat beste Aufstiegs-Chancen.”

Punktgewinn: Löwen bedanken sich beim wieder einmal gut gefüllten Gästeblock

Mit einem blauen Auge davongekommen: Löwenbomber, Guido Erhard und ein Veilchen

Aufstieg in die Bundesliga am Saisonende

Dass es am Ende – allerdings nach einigen noch zu durchlebenden Auf und Abs im Frühjahr 1994 – genauso kam, wissen die Löwenfans. Die Gastgeber vom Chemnitzer FC fingen sich im Laufe dieser Saison übrigens auch noch und landeten am Ende auf einem durchaus respektablen neunten Tabellenplatz, acht Punkte hinter dem TSV 1860.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Werner Lorant schickte am 28.11.1993 diese Elf der Löwen auf den Platz:

Berg – Schlotterbeck – Braun, Maurer – Störzenhofecker, Schnell (70. Zeiler), Miller – Keller, Imhof (46. Erhard) – Pacult, Winkler

Tore:
1:0 Zweigler (21.)
1:1 Erhard (81.)

 

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Tirolloewe

Legendär das Agip-Trikot der Chemnitzer!