Allerhand Großartiges durften die Löwenfans Mitte der 1990er-Jahre mit ihrem Lieblingsverein miterleben. So auch genau heute vor 30 Jahren, als die erst im Sommer in die Bundesliga aufgestiegene Mannschaft in der zweiten Runde das Spitzenteam von Bayer Leverkusen aus dem Pokal Wettbewerb kegelte.

Schwieriger Saisonstart für den Durchmarsch-Aufsteiger

Nach dem sensationellen Durchmarsch aus der damals drittklassigen Bayernliga in die Beletage des Deutschen Fußballs war der Saisonauftakt im Sommer 1994 zunächst nicht sonderlich erfolgreich verlaufen. Erwartungsgemäß zahlte das Team von Werner Lorant in den ersten Partien viel Lehrgeld und hatte aus vier Bundesligaspielen nur ein Pünktchen (beim Mitaufsteiger in Uerdingen) geholt. Die beiden ersten Heimspiele hatten – entsprechend der in jener Saison angewendeten “13+4”-Regelung – im unbeliebten Olympiastadion stattgefunden und waren – gegen den VfB Stuttgart und Schalke 04 – kläglich verloren gegangen. Das Derby gegen die Seitenstraße stand für Ende September auf dem Spielplan. Erst danach würde man für die folgenden Heimspiele ins Sechzgerstadion zurückkehren.

Pokal gegen Leverkusen im Sechzgerstadion

Das Pokalspiel gegen die Werkself, zuletzt selbst Cupsieger im Jahr 1993, fand aber schon an jenem 10. September in Giesing statt. Bemerkenswert, dass auf der Eintrittskarte – siehe Titelbild über diesem Beitrag – das Olympiastadion als Austragungsort ausgewiesen wurde. Drunter dann irritierenderweise aber “Block G” und “Stehplatz Westkurve” stand.

Bernd Meier – Elfmeterheld in Leipzig

Für die zweite Runde im Pokal qualifiziert hatte sich 1860 – ein wenig glücklich – erst im Elfmeterschießen beim Nordost-Regionalligisten Sachsen Leipzig. Der unvergessene und leider viel zu früh verstorbene Bernd Meier war – welch genialer Schachzug von Trainer Lorant – in der 118. Minute für Rainer Berg auf den Rasen des Alfred-Kunze-Sportparks gekommen und rettete seiner Mannschaft das Aus gegen einen Drittligisten als frisch gebackener Bundesligist.

Premiere für Schwabl im Löwendress

Auch heute vor 30 Jahren stand Meier – diesmal von Anfang an – zwischen den Pfosten. Und wieder sollte er der Elfmeter-Held werden. Danach löste er den dreifachen Aufstiegskeeper Rainer Berg auch in derl Liga als Nummer 1 ab. Und erstmals streifte an diesem Nachmittags ein gewisser Manni Schwabl – im besten Fußballeralter von 28 Jahren – das weißblaue Trikot über. Eine der zentralen Fragen lautete: Wie würden die Löwenfans den ehemaligen Roten aufnehmen? – Nun, die Entwicklung dieses Pokalspiels sollte helfen, dass der Holzkirchner schnell als ein Löwen akzeptiert wurde.

Unentschieden nach 90 und 120 Minuten

In der regulären Spielzeit erarbeiteten sich von Beginn an bissige und willige Löwen zahlreiche Torchancen, ohne zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Der gelang den Gästen nach einer Stunde, als der Ex-Lauterer Tom Dooley eine Ecke vom ehemaligen DDR-Nationalspieler Andreas Thom per Kopf verwandelte. Der Favorit war auf der Siegerstraße. Aber es dauerte nur zehn Minuten und die Löwen kamen zurück. Bernhard Winkler umkurvte im Strafraum Bayer-Torwart Rüdiger Vollborn und glich aus. Riesenjubel auf Giesings Höhen! Nachdem in den verbliebenen 20 Minuten nichts mehr passierte und auch in der Verlängerung die Löwen ihre weiterhin vorhandenen Torchancen nicht nutzen konnten, musste erneut das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen.

Völler und Wörns erfolglos im Elfmeterschießen

Während mit Pacult, Winkler, Seeliger und Trares alle Löwenschützen ihre Aufgabe sicher erledigten, konnte für die Werkself nur Ian Lupesco zum zwischenzeitlichen 2:2 im Gesamscore ausgleichen. Danach scheiterte Christian Wörns an Bernd Meier und Rudi Völler setze seinen Strafstoß vor der Westkurve gegen den Pfosten. Ausgerechnet der für 1860 zehn Jahre zuvor in der 2. Liga so erfolgreiche Ruuudi, dem danach eine Weltkarriere beschieden war und der spätere U19-Löwentrainer Wörns waren an diesem Nachmittag die beiden Unglückraben auf Seite der Leverkusener.

Positives Presse-Echo für’s Stadion

Die 18.000 Zuschauer im Sechzgerstadion – etwas überraschend waren viele Plätze frei geblieben – feierten ihre Pokalhelden. Auch die Münchner Presse erkannte am Montag danach, wie dem TSV 1860 die Pokalsensation gelungen war: “Neuer Glanz im alten Stadion” titelte die tz und die BILD gab direkt eine Prognose für die weitere Bundesligasaison aus: “Nur auf Giesings Höhen kommt 1860 aus dem Keller”. Gut erkannt!

Aus im Pokal leider schon eine Runde später

Der Klassenerhalt gelang den Löwen im Frühjahr 1995, im Pokal kam leider schon in der nächsten Runde das Aus. Erneut im Sechzgerstadion scheiterte man eineinhalb Monate nach dem Leverkusen-Triumph mit 1:2 nach Verlängerung an Schalke 04. Womit 1860 in dieser Saison tatsächlich das Kunststück gelang, vier mal gegen die Gelsenkirchener zu verlieren. Neben den beiden Bundesligapartien (0:1 und 2:6) war auch noch ein Testspiel als Generalprobe kurz vor Saisonbeginn im Olympiastadion missglückt (0:2).

Die Aufstellung der Löwen

Diese Elf schickte Trainer Werner Lorant am 10. September 1994 auf den Rasen:

Meier – Schmidt – Strogies, Miller – Störzenhofecker (106. Seeliger), Trares, Yanyali, Schwabl, Stevic (68. Lilienberg) – Pacult, Winkler

Tore:
0:1 Dooley (60.), 1:1 Winkler (70.)

Elfmeterschießen:
1:0 Pacult
1:1 Lupescu
2:1 Winkler
Meier hält gegen Wörns
3:1 Seeliger
Völler schießt gegen den Pfosten
4:1 Trares

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