Der TSV 1860 zu Gast auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. Unter normalen Umständen eines der beliebteren Reiseziele unter den Löwenfans. Im Winter 2020/21 herschten allerdings alles andere als normale Umstände: Die Corona-Pandemie hatte Deutschland, Europa und die Welt fest im Griff und Fußballspiele fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Für den Verfasser dieser Zeilen war der Ausflug in die Pfalz, der zusammen mit dem sechzger.de-Gründer Stephan Tempel absolviert wurde, das erste Löwen-Livespiel nach fast zehn Monaten Abstinenz, nämlich seit dem 29. Februar 2020, als der Chemnitzer FC mit 4:3 in die Knie gezwungen worden war. Eine Akkreditierung für die Pressetribüne machte es möglich.

Ticket mal anders: Arbeitskarte für Redaktionsmitglied Christian

sechzger.de in Kaiserslautern dreifach vertreten

Dass hoch oben auf der Haupttribüne am Betze insgesamt sogar drei Vertreter des – zu diesem Zeitpunkt – noch nicht mal ein Jahr alten Fanportals sechzger.de saßen, lag an unserem Redaktionsmitglied Manne, der in jener Zeit für das Portal liga3-news die Spiele seiner Löwen besuchen und darüber berichten konnte.

Manne, Stephan, Christian – warm eingepackt und mit FFP2-Masken ausgerüstet auf der Pressetribüne des Fritz-Walter-Stadions

Keine künstlich erzeugte Fußballatmosphäre

Anders als in vielen anderen Stadien der Republik in jener Zeit der Geisterspiele, versuchte Kaiserlauterns Stadionsprecher Horst Schömbs gar nicht erst so etwas wie Fußballatmosphäre zu simulieren. Aus den Lautsprechern erklang keine Musik und erst wenige Minuten vor dem Anpfiff wurden die Medienvertreter kurz begrüßt und völlig unaufgeregt die Aufstellungen verlesen. Aus meiner Sicht die absolut richtige Herangehensweise an ein Fußballspiel unter diesen seltsamen Bedingungen.

Sportliche Ausgangssituation

Eine eindeutige sportliche Ausgangssituation stand vor der Montagspartie zwischen den beiden Gründungsmitgliedern der Bundesliga auf dem Papier: Die Löwen – gut ein Jahr nach dem Einstieg von Michael Köllner als Trainer – auf Platz fünf mit Schlagdistanz zu den ersten drei Plätzen, die damals von Absteiger Dresden und den beiden Drittliganeulingen Saarbrücken und Verl belegt wurden. In der Vorwoche hatte man Waldhof Mannheim mit 5:0 geschlagen. Kaiserslautern dagegen in großer Not: Eine 0:2-Pleite in Unterhaching hatte das Team von Jeff Saibene, der erst Anfang Oktober den Schleudersitz auf dem Betzenberg besetzt hatte (und Ende Januar 2021 auch schon wieder Geschichte war), auf den 17. Tabellenplatz bugsiert. Akute Abstiegsangst herrschte in der Pfalz.

Service für die vielen Fans daheim: Der sechzger.de-Liveticker schon damals eine Institution

Desolater 1. FC Kaiserslautern

Ein zu 100% zur beschriebenen Ausgangssituation passendes Spiel wurde dann auf dem grünen Rasen gezeigt: Völlig desolate Lauterer waren den Löwen an diesem Abend in allen Belangen unterlegen. Schon nach sechs Minuten ging Sechzig durch einen Neudecker-Freistoß mit 1:0 in Führung, eine halbe Stunde später erhöhte Sascha Mölders per Kopf nach einer Freistoßflanke von Richy Neudecker. Als in der Nachspielzeit der ersten Halbeit Lauterns Janik Bachmann nach einem Foul an Marius Willsch frühzeitig zum Duschen geschickt wurde, war eigentlich jedem der wenigen Zuschauer im Stadion klar: Diese Messe war gelesen. Entsprechend verflachte das Spiel im zweiten Abschnitt. Den Schlusspunkt setze zehn Minuten vor dem Abpfiff nochmal Sascha Mölders mit seinem elften Saisontor. Die gleiche Anzahl an Toren sollte auf dem Weg zur Torschützenkanone dieser Saison noch folgen.

Torjubel: Dreimal netzte 1860 an diesem Montagabend beim am Abgrund wandelnden FCK ein.

Ein nachdenkliches Fazit

Natürlich tat es gut, nach fast zehn Monaten Pause wieder einmal ein Spiel der Löwen live im Stadion sehen zu dürfen. Natürlich war es wunderbar, dass 1860 an diesem Abend in allen Belangen hoch überlegen war und mit einem souveränen 3:0 die Punkte aus Kaiserslautern entführte. Natürlich war es wohltuend auf der Heimfahrt zu dritt im Auto die aktuelle Lage der Löwen, aber in diesen Zeiten eben auch der Gesellschaft insgesamt zu analysieren und auch ein paar alte Geschichten aus der Löwenhistorie aufzuwärmen. Auf der anderen Seite war die Erkenntnis dieses Ausflugs in die Pfalz eine sehr klare: Der größte sportliche Erfolg wird erst durch das Teilen mit tausenden anderen wirklich wertvoll. Football without fans is nothing!

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