Null Punkte: Sportliche Niederlage für 1860

An der großen Enttäschung der Löwenfans über den gebrauchten Fußballabend am Mittwoch dieser Woche am Oberwiesenfeld ändert die Tatsache natürlich nichts. Und dennoch ist es eine wichtige Nachricht: Wie von sechzger.de am 16. Februar zur Mittagszeit schon angekündigt, hat der DFB-Sportausschuss am Ende dieser Woche getagt und eine Entscheidung getroffen, wie mit der Türkgücü GmbH, die am 31. Januar beim Amtsgericht München Insolvenz angemeldet hatte, zu verfahren ist: Gemäß §6 Nr. 6 der DFB-Spielordnung werden dem Fußballprojekt aus Neuperlach neun bereits erspielte Punkte wieder abgezogen. Weitere zwei Punkte Abzug kommen aufgrund eines Auflagenverstoßes hinzu. Im Rahmen der Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der Saison hatten die Perlacher die Auflage erhalten, bis zum 20. Januar 2022 eine bis Saisonende festgestellte Liquiditätslücke zu schließen. Diese Vorgabe erfüllte der Klub nicht. Gegen das Urteil kann Türkgücü binnen einer Woche Widespruch einlegen, wie der DFB auf seiner Website vermeldet.

Türkgücü nun mit 15 Punkten

Für die aktuelle Tabelle der 3. Liga hat das Auswirkungen: Türkgücü rutscht auf den 20. und letzten Tabellenplatz und steht nun bei 15 Punkten. Elf Punkte beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz (16.), den nun der MSV Duisburg innehat. Pikanterweise sind die Zebras am Samstag um 14 Uhr im Wedaustadion Gastgeber für die Neuperlacher. Nur drei Punkte mehr, als Türkgücü, aber ein deutlich schlechteres Torverhältnis hat Zweitligaabsteiger Würzburg. Der zuletzt strauchelnde Aufsteiger Viktoria Berlin ist mit 27 Punkten auf Platz 15 der nächste Verein in der Gefahrenzone der Liga. Allerdings haben die Hauptstädter noch zwei Spiele nachzuholen.

Wie geht es bei Türkgücü weiter?

Weiter offen bleibt, ob Türkgücü München die finanziellen Mittel aufbringen kann, die aktuelle Spielzeit in der 3. Liga noch zu Ende zu spielen und somit auch die – eher theoretische – Chance auf den sportlichen Klassenerhalt zu nutzen. Zwölf Spiele stehen noch aus. Aber selbst im Erfolgsfalle wäre ein potenter Geldgeber notwendig, um die Saison 2022/23 in der Drittklassigkeit zu finanzieren. In der Heinrich-Wieland-Straße weiß aktuell keiner, ob, wie und wo es weitergeht.

Mögliche Folgen in der oberen Tabellenhälfte

Sollte die laufende Saison von den Perlachern nicht zu Ende gespielt werden, werden alle Punkte und Tore aus den Spielen unter Beteiligung von Türkgücü aus der Wertung der Drittligatabelle genommen werden. Dies hätte für die Vereine der oberen Tabellenhäfte – Stand heute, also vor dem 27. Spieltag – folgende Auswirkungen:

1. Magdeburg (4:0 am 11. Spieltag)  55 Punkte
2. Kaiserslautern (2:1 am 19. Spieltag)  43 Punkte
3. Braunschweig (2:0 am 16. Spieltag)  42 Punkte
4. Dortmund II (1:2 am 10. Spieltag)  41 Punkte
5. Saarbrücken (2:1 am 9. Spieltag)  41 Punkte
6. Osnabrück (3:0/6. & 1:1/25.)  38 Punkte
7. Mannheim (3:0/7. & 0:0/26.)  38 Punkte
8. Meppen (1:0 am 14. Spieltag)  38 Punkte
9. Wiesbaden (0:1 am 12. Spieltag) 37 Punkte
10. TSV 1860 (1:1/3. & 1:2/27.)  36 Punkte

Die Profiteure des beschriebenen Szenarios wären Dortmund II und Wehen Wiesbaden (beide ohne Punktabzug) und auch der TSV 1860 (nur ein Punkt Abzug). Die Zweitvertretung von Borussia Dortmund würde sich direkt um drei Plätze verbessern, Saarbrücken, Osnabrück und Mannheim entsprechend je einen zurückfallen. Der TSV 1860 und Wehen Wiesbaden würden die Plätze erstmal tauschen. Allerdings sind unsere Löwen noch bis 1. März mit einem Spiel im Rückstand. Dann kommt der FCK nach Giesing.

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Kerschensteiner

War zu erwarten. Für den präpotenten Geschäftsführer wohl nur eine weitere Entscheidung eines “Mickey-Maus-Gerichts”. Ist denn bekannt, wie lange die Finanzierung des Spielerbetriebs noch sicher gestellt ist?

Altdorfer

Warum werden dem Neuperlacher Experiment keine Punkte abgezogen, weil sie keinen neuen Trainer termingerecht präsentiert haben?
Schöne Grüße
Altdorfer

Christian Jung

Servus Altdorfer!
Darüber haben wir intern auch schon mal diskutiert. Jemand meinte, dass dafür eine Geldstrafe fällig wurde. Genaues weiß ich aktuell leider auch nicht.

Altdorfer

Servus Christian,
das kann natürlich auch sein, dass eine Geldstrafe fällig wird. Laut liga3-online von Mitte Dezember heißt es:
„ Als mögliche Vertragsstrafen sind im Zulassungsvertrag der 3. Liga unter anderem festgehalten: Verwarnung, Geldstrafen bis zu einer Höhe von 250.000 Euro, eine befristete Sperre des Teilnehmers bis zu höchstens 2 Monaten, eine Platzsperre oder gar der Abzug von Punkten.“Ich hoffe, dass hier keine Milde walten gelassen wird und erst recht nicht, dass dieses Vergehen ganz aus dem Fokus verschwindet. Denn sonst sind diese DFB-Gesetze eine Farce und zeigen keinerlei Wirkung in der Zukunft.
Hier der Link zu liga3-online:

https://www.liga3-online.de/trainer-frist-ueberschritten-diese-strafen-drohen-tuerkguecue/

Schöne Grüße
Altdorfer