Seit gestern ist das WM-Turnier für die deutsche Nationalmannschaft vorbei. Darauf möchte ich aber gar nicht näher eingehen. Vielmehr möchte ich meine Aufmerksamkeit einem Text von Hasan Ismaik, seiner Agentur oder wer auch immer da in seinem Namen in den sozialen Medien schreibt, widmen. In seinem aktuellen Posting nutzt Ismaik das Vorrundenaus des DFB, um einmal mehr 50+1 in Frage zu stellen.

Ein Kommentar von Stefan Kranzberg.

Kommentar: Ismaik vs 50+1

In seinem neuen Beitrag auf Instagram sorgt sich Hasan Ismaik um den deutschen Fußball und beteuert seine Verbundenheit zu Deutschland. Darf er. Ob man das Abschneiden des DFB in Katar dann aber unbedingt nutzen muss, um 50+1 in Frage zu stellen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Hier mal der Text des Mehrheitsgesellschafters im Wortlaut:

Liebe Löwen,

ich spüre seit jeher eine große Verbundenheit mit Deutschland, nicht erst seit meinem Einstieg beim TSV 1860 München im Jahre 2011. Deshalb habe ich bis zur letzten Sekunde gehofft, dass der deutschen Nationalmannschaft das erneute WM-Scheitern nach der Vorrunde erspart bleibt. Leider ist es anders gekommen. Ich bedauere dies sehr, denn eine WM in den K.o.-Spielen ohne Deutschland ist eben nur halb so interessant.

Doch wenn der DFB in der Analyse ehrlich zu sich selbst ist, ist die Entwicklung seit Jahren rückläufig. Man ruht sich auf den Erfolgen der Vergangenheit aus, während andere Nationen kontinuierlich aufholen. Die Mentalität und die Gier, die Deutschland als Turniermannschaft einst ausgezeichnet haben, sind aus meiner Sicht verflogen.

Ich wünsche dem deutschen Fußball, dass er sich reformiert und offen für neue Wege ist. Dazu gehört auch, dass man nicht nur die eigene Nachwuchsarbeit überdenkt, sondern in Zeiten der Globalisierung sich zukünftig an den großen Ligen Europas orientiert. Dazu gehört für mich auch das Überdenken der 50+1-Regel.

Deutschland lebt von seiner Geschichte als Fußballnation: Viermal Weltmeister. Wenn jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden, bin ich überzeugt, dass Deutschland auf die große Fußballbühne zurückkehren wird.

Hasan Ismaik

Mit vielem hat Hasan Ismaik sicherlich recht, seine Schlussfolgerung hinsichtlich 50+1 ist meines Erachtens aber nichts anderes als Populismus und das Ausnutzen der Misere für seine eigenen Zwecke.

Geldschwemme in England

50+1 soll also fallen, damit es Deutschland und seiner Nationalmannschaft besser geht? Warum das denn? Welche positiven Folgen wären zu erwarten?

Schauen wir mal über den deutschen Tellerrand hinweg: In England, dem Mutterland des Fußballs, ist 50+1 nicht existent. Seit rund 20 Jahren wird der englische Fußball mit Geld aus aller Welt überschwemmt. Angefangen mit Abramowitsch über amerikanische Investoren, Geld aus China oder – wie im Falle Newcastle United – aus Saudi-Arabien.

Erfolgreiche Clubs, erfolglose Nationalmannschaft

Ja, die Premier League hat seitdem sicher an Niveau gewonnen und auch international sind die englischen Teams oft das Maß aller Dinge. Aber welche Titel hat denn die englische Nationalmannschaft seitdem gewonnen? Als Seriensieger bei großen Turnieren hat sich England in den vergangenen 20 Jahren trotz riesiger Investitionen in die Clubs nun wahrlich nicht herauskristallisiert.

Deutschland hingegen war 2014 Weltmeister, erst im vergangegen Sommer gewann Eintracht Frankfurt die Europa League. Dass der deutsche Fußball in seiner Gesamtheit nicht konkurrenzfähig sein soll, erscheint also fraglich.

Negativbeispiel FC Bayern

Viel wichtiger als massenhaft in die Liga gespültes Geld ist, mit dem dann Stars aus aller Welt gekauft werden, ist doch die Art und Weise, wie der eigene Nachwuchs gefördert wird. Wenn man beispielsweise beim Ligaprimus FC Bayern sieht, dass dort bereits Jugendliche aus Asien, Amerika und ganz Europa zusammengekauft werden statt den eigenen Nachwuchs entsprechen zu fördern, braucht man sich nun wirklich nicht wundern, dass die deutschen Jugendspieler nicht dem Niveau entsprechen, das notwendig wäre, um später Titel zu gewinnen.

Vorbild Frankreich?

Womöglich wäre es seitens des DFB nicht ganz falsch, die Jugendausbildung nach französischem Vorbild zu organisieren. Dort werden die Top-Talente in Akademien zentriert, trainieren dort während der Woche zusammen und kehren am Wochenende zu ihren Heimatvereinen zurück, um dort im Ligabetrieb Spielpraxis zu erhalten.

Während hierzuland bereits im Jugendalter viel zu viel Wert auf Theorie gelegt wird, haben im westlichen Nachbarland ganz andere Werte höchste Priorität. In Frankreich ist Schnelligkeit das oberste Kriterium, um in diese Ausbildungsinternate zu kommen. Technik und alles andere, was man für wichtig halten könnte, ist zunächst mal zweitrangig – und erlernbar.

50+1 muss bleiben

Wie man es auch dreht und wendet: Dass Hasan Ismaik großes Interesse daran hat, dass 50+1 fällt, liegt auf der Hand. Dass dies für den TSV 1860 Vorteile hätte, ist zweifelhaft, da der jordanische Geschäftsmann bereits 60 Prozent der KGaA hält, ein weiterer Erlös durch den Verkauf von Anteilen also nicht zu erwarten ist.

Man kann nur hoffen, dass der DFB nach dem Misserfolg in Katar besonnen bleibt und diese enorm wichtige Regelung im deutschen Fußball weiterhin fest verankert. Dass sich im deutschen Fußball einiges ändern muss, ist klar. 50+1 gehört jedoch nicht dazu.

Titelbild: muenchnerloewen.de

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andreas de Biasio

warum gibt es denn oder gäbe es denn überhaupt keinen Grund sich mit der Abschaffung der Regel zu beschäftigen? weil das ein Großteil hier nicht möchte oder warum? ich beantworte die gestellten Fragen noch.

bla1860

Meinst Du wirklich damit wurde sich noch nicht beschäftigt? Das ist ja DAS Dauerthema des deutschen Fußballs. Damit haben sich schon weitaus “wichtigere” Leute als wir das hier alle sind intensiv auseinandergesetzt und dennoch besteht sie weiterhin.

Dann beantworte die gestellten Fragen doch einfach mal. Ich warte.

Jan Schrader

Hier findet man übrigens die bereits angesprochenen Podcasts zu 50+1 (insgesamt drei Stück):

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/sport-inside/index.html

Außerdem ging es bereits 2021 einmal um das Thema:

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/sport-inside/audio-die–regel—abschaffen-oder-erhalten-100.html

Chemieloewe

Herr Ismaik wird nicht müde, sein Lieblingsthema 50+1 anzuschneiden u. sich gegen 50+1 zu positionieren. Ein peinlicher Akt der Selbstverleugnung u. Heuchelei, denn:
Hat Ismaik nicht klar u. eindeutig im Kooperationsvertrag der KGaA mit dem e.V. vertraglich vereinbart u. zugesichert, dass er die Regeln von 50+1 anerkennt??? Also, warum labert u. wettert er dann seit Jahren gegen die 50+1-Regel, zu der er sich vertraglich bekannt hat??? Das wiederspricht dem Kooperationsvertrag! Punkt! Das heißt, man sollte von e.V.-Seite Ismaik ganz klar u. deutlich sagen u. fordern: Entweder er steht zum Kooperationsvertrag mit 50+1 u. wettert nicht weiter gegen 50+1, oder er ist gegen 50+1, dann muss der Kooperationsvertrag aufgelöst oder neu verhandelt u. geändert werden. Entweder/oder Herr Ismaik, nicht Vertrag so u. machen genau andersherum! Das hüh u. hot sollten wir uns endlich abgewöhnen bzw. abschaffen, was in diesem Falle die Trennung von Ismaik bedeuten würde, wenn er 50+1 nicht akzeptiert u. damit gegen den Kooperationsvertrag verstößt. So u. nicht anders!

50+1 muss bleiben!!!
Entweder ein klares Bekenntnis zu 50+1 mit(von) Ismaik in der KGaA, wie auch nach außen in der Öffentlichkeit o. wenn nicht, dann eben ohne Ismaik, was ich nicht bedauern würde!

Jan Schrader

So klar und eindeutig scheint das wohl tatsächlich nicht zu sein und das Ismaik persönliches Interesse daran hat, dass diese Regel fällt, ist schon klar. Also einen riesigen Vorwurf kann man ihm da fast nicht machen.
Umso besser aber, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, dass die Regel abgeschafft werden könnte. 🙂 Die Signale in den letzten Jahren waren da sehr eindeutig.

Bruck Löwe

Is das denn auch wirklich Ismaik selbst der diese,manchesmal verwirrenden Texte auf FB und Instagram raushaut?
Is eher zu bezweifeln.

Aber dennoch sollte man wirklich mal von der KgaA-Seite bzw vom e.v ihn mal auf die Inhalte des Kooperationsvertrag hinweisen

andreas de Biasio

also 50+1 wird hier aus meiner Sicht zu verherlicht. es wird sich hier bei sechzger.de nicht in den Grundzügen mit einer möglichen Abschaffung aus einander gesetzt. jedenfalls nicht so wie ich mir das vorstelle.

bla1860

Wieso beantwortest Du mir dann nicht einfach meine Frage an Dich weshalb Du der Meinung bist 50+1 würde die Entwicklung des deutschen Fußballs behindern?

Das ist ja ein Versuch meinerseits Dich zu verstehen. Wenn Du darauf so 0,0 eingehst, dann brauchst Du Dich halt auch nicht zu wundern, dass der richtige Austausch zu dem Thema hier nicht vorhanden ist.

Jan Schrader

Es gibt auch überhaupt keinen Grund sich mit einer Abschaffung zu beschäftigen. Die Regel soll bleiben, das wurde jetzt mehrfach bestätigt. Viel mehr die Ausnahmegenehmigungen wie in Wolfsburg oder Leverkusen, zuletzt auch in Hannover werden diskutiert.

Stepanek

Es ist einfach ein “Dumms Gschwätz” von HI, oder wer auch immer für ihn schreibt!

andreas de Biasio

das das thema hier nicht rein passt. das ist nicht neu. ist aber schade. 50+1 gilt nur in Deutschland. dieses System (wenn man hier überhaupt von einem System schreiben kann) ist veraltet. es blokiert verbietet ist eine vergrustete struktur. nein. mehr sagt 50+1 ja nicht. dieses nein behindert Fußball in Deutschland in seiner Entwicklung. es ist ein Verbot mehr nicht.

Vorstopper

Was möchtest du uns mitteilen?
Das meine ich jetzt nicht hämisch, nur was du hier schreibst ist komplett wirr, ohne Sinn und Zusammenhang!

bla1860

Weshalb genau wird der deutsche Fußball in seiner Entwicklung durch 50+1 behindert?

Deutschland stellt den aktuellen Sieger der Europa-League. Deutschland hat aktuell 4 Vereine im CL-Achtelfinale. Deutsche No-name-Teams mischen die europäischen Wettbewerbe auf (Freiburg, Union, eben Frankfurt). Die Roten können (leider) jedes Jahr realistisch von sich behaupten die CL gewinnen zu können.

Also kannst Du objektiv eigentlich nur zwei Punkte meinen:

  • Entweder Dir ist die Bundesliga mit dem Serienmeister von der Säbener Straße zu langweilig. Da würde ich Dir zustimmen, jedoch liegt das in meinen Augen nicht an 50+1, sondern viel mehr an der Gelderverteilung, speziell in der Champions League.
  • Oder es geht Dir um die deutsche Nationalmannschaft. Die war allerdings, mit 50+1, jahrelang mit die konstanteste und erfolgreichste der Welt. Und auch jetzt würde ich, ohne das noch wirklich zu verfolgen, sagen, dass die Nationalmannschaft über sehr gute und talentierte Einzelspieler verfügt. Vom Talent her in meinen Augen sogar besser als in den Jahren 06 – 14, oder gar 02. Wenns nicht auf den Platz gebracht wird, dann liegt das aber nicht an 50+1.

Ich denke der Rest wurde hier und auch an anderer Stelle schon mehrfach ausgefügt. Also dass starke Liga nicht gleich starke Nationalmannschaft ist (und andersrum). Oder auch, dass ein Fall von 50+1 es für deutsche Spieler in Deutschland eher schwerer als einfacher machen würde.

Von daher würde mich interessieren wie Du Deine Behauptung genau begründen würdest.

Jan Schrader

andere Länder schauen neidisch auf uns und wir beschweren uns. kann man sich nicht ausdenken…

Andi

Weißt du was 50+1 regelt? Anscheinend nein. Ich empfehle dir die Podcast folgen von Sport inside. Da wird mehrmals schlüssig erklärt was das ist und wie geil dein verbot wirklich ist!

Havellöwe

Die Basis war der Vereinssport. Die zunehmende Professionalisierung des Nachwuchsfussballs hat nicht zum Erfolg der DFB-11 geführt. Vom Leistungszentrum in die Bayernliga nach Jahren von Fussball total. Ein Schritt zurück kann manchmal auch helfen.

Thomas Enn

Vor dem Hintergrund dieser Aussagen muss man sich um so mehr wundern, dass der Servicevertrag gekündigt wurde und die KGaA und ihr Mehrheitsinhaber den Jugendfußball bei 1860 nicht mehr fördern. Wenn dem Hasan der Jugendfußball so am Herzen liegt, könnte er ihn ja jederzeit fördern…

In Realität wird halt die KGaA die (hoffentlich) zu erwartenden Transfererlöse für Morgalla etc. einstreichen, obwohl der eV die Ausbildung ohne Unterstützung von Hasan und KGaA gestemmt hat.

Andi

Das ganze ist eine farce. Ismaik geht es um
Macht. Und da hofft er halt immernoch auf den Fall von 50+1.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andi
Andi

Sein Post ist absolut peinlich. Gibt sich als großer Fußballkenner und gibt dem dfb tips. Dann noch seine hohle Aussage zu 50+1. heute schäme ich mal wieder für meinen Verein. Ismaik war nie im Fußball unterwegs, kennt keine Strukturen geschweige denn hat Einblicke und den deutschen Fußball Bund. Meint er wenn 50+1 fallen würde „übernimmt“ er sechzig? Das glaubt auch nur OG. Was glaubt ihr was da los wäre!

bla1860

Ach, ich schäme mich da nicht für meinen Verein, weil ich Hasan Ismaik nicht als Teil von 1860 sehe.
Und ich glaube auch, dass das tatsächlich auch die meisten Außenstehenden (die von Ismaiks Aussagen ohnehin eher nichts mitbekommen, weil er so irrelevant ist) mittlerweile trennen.

Vorstopper

Mehr oder weniger das gleiche Statement hat der Blogger vor vier Jahren beim Ausscheiden in Russland auch schon verbreitet.

Jan Schrader

Das ist tatsächlich schon seeeehr auffällig. Aber das geht ja schon länger so, nur offiziell ist es nicht bewiesen…

Tini

Es ist egal, was Ismaik oder besser gesagt seine Sprachrohr Agentur quakt. Es ist nicht relevant, der Großteil wird sein Posting nicht mal wahrnehmen.

Walter

Da magst schon Recht haben aber Sechzger.de auch nicht.
Dem Artikel stimme ich aber voll zu

Afrit

War klar, dass HIs PR-Fuzzis auf der Nummer reiten würden. Warum auch nicht, schließlich tun ihnen die Münchner Sportredaktionen den Gefallen und veröffentlichen den Käse grundsätzlich ohne jede kritische Einordnung in ihren Blättern.

Last edited 1 Jahr zuvor by Afrit