Nur sechs Tage nach der 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln, über die wir hier bereits berichteten, reisten die Löwen als krasser Außenseiter zum Tabellensechsten der Bundesliga, dem 1. FC Kaiserslautern. Die damals schier uneinnehmbare Festung Betzenberg lockte – trotz des nicht gerade optimalen Spieltermins am Freitag Abend – zahlreiche Löwenfans in die Pfalz. Die Fanfreundschaft zu den Roten Teufeln und die Tatsache, dass Sechzig zuletzt vor über 14 Jahren dort angetreten war, taten ihr übriges (bei der 3:2-Niederlage am 2. September 1980 trafen übrigens der spätere Kurzzeit-Löwentrainer Friedhelm Funkel dreifach für die Gastgeber und Rudi Völler und Herbert Scheller für 1860).

Lorant setzt in Kaiserslautern auf den Aufstiegssturm

Die mitgereisten Löwenfans sollten ihr Kommen nicht bereuen: Das Team von Werner Lorant, der gegenüber dem Spiel in Köln ein paar Umstellungen im Team vorgenommen hatte und diesmal auf den Aufstiegssturm mit Peter Pacult und Ex-Lauterer Bernhard Winkler setzte, nahm den Kampf auf dem Betze von Anfang an voll an und erspielte sich gleich einige Torchancen. Mitte des ersten Abschnitts übernahm dann Kaiserslautern mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel. Ein Tor sollte aber zunächst auf keiner Seite fallen.

Zwei Tore im zweiten Abschnitt

Dies geschah dann neun Minuten nach Wiederanpfiff, als Bernhard Winkler einen Nowak-Freistoß unhaltbar für FCK-Keeper Reinke in die Maschen beförderte. Riesenjubel und komplette Eskalation im Gästeblock! Bis zehn Minuten vor dem Abpfiff träumten die Anhänger in weiß und blau von einem Sieg auf dem Betzenberg. Dieses Kunststück war 1860 das letzte Mal am 25. Februar 1967 gelungen. Aber so wollte sich Lautern nicht von seinen Anhängern im mit 38.000 Zuschauern ausverkauften Fritz-Walter-Stadion aus dem Jahr 1994 verabschieden. In der 81. Minute erzielte Stefan Kuntz aus einem Gewühl heraus den Ausgleich. Inwiefern die kurz zuvor erfolgte Einwechslung des Löwentalents Timur Yanyali (für den souveränen Peter Nowak) in der hitzigen Atmosphäre auf dem Betze für das 1:1 verantwortlich gewesen sein könnte, spekulierte nachher der eine oder andere Löwenfan. Aber nicht lange. Unter dem Strich hatte das Team eine tolle kämpferische Leistung gezeigt und sich bei einem Bundesliga-Spitzenteam bravourös aus der Affäre gezogen.

Ãœberwintern auf einem Nicht-Abstiegsplatz

“So mutig waren die Löwen noch nie!” titelte die tz in der Wochenendausgabe am nächsten Morgen. Und nachdem 1860 eine Woche später dann zum Hinrundenfinale auf Giesings Höhen auch noch Eintracht Frankfurt mit 2:1 in die Knie zwang, hing der Löwenhimmel  voller Geigen. Der Senationsaufsteiger vom Sommer 1994 überwinterte auf dem 15. Tabellenplatz, also “über dem Strich”. Allerdings nur aufgrund eines einzigen weniger kassierten Treffers gegenüber Dynamo Dresden.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Werner Lorant schickte am 2.12.1994 diese Elf der Löwen auf den Platz:

Meier – Trares – Wolf (46. Kutschera), Miller – Schwabl, Stevic, Nowak (75. Yanyali), Dowe, Rydlewicz  – Pacult, Winkler

Tore:
0:1 Winkler (54.)
1:1 Kuntz (81.)

5 3 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
4 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Stefan Kranzberg

Und dann diese unfassbare Parade von Bernd Meier in der 90. Minute!

Thomas Enn

An das Spiel kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Der damals zivildienstleistende Thomas Enn hatte einen Deal mit der Tochter der eigentlich zu betreuenden alten Dame, dass er an diesem Freitag Nachmittag früher weg dürfte und den Weg nach Lautern antreten konnte.Mein erster Besuch am Betzenberg!

Sehr beeindruckend war damals für mich, dass man auf den Parkplätzen der Baumärkte etc. am Ortseingang von Kaiserslautern parken musste und dann mit einem Shuttlebus zum Stadion gefahren wurde. Das hatte ich bis dato noch nie erlebt. Die extra für 20 Pfennig kopierte Anfahrtsbeschreibung aus dem Kicker-Sonderheft musste so gar nicht zum Einsatz gebracht werden.

Das Tor vom Winkler war eines er wenigen in meiner Karriere als Löwenfan, das ich exakt so vrohergesagt hatte.Ein Auswärtspunkt in Lautern war damals unschätzbar wertvoll.

United Sixties

Unvergesslicher Abend auf dem Betze mit toller Löwenmannschaft ( in zehn Jahren Bundesliga war Petr Nowak mein absoluter Lieblingsspieler) ..Wir waren da mit 14 Mann in drei Autos aus Wasserburg angereist . Winkler u. Nowak als ehem. Lauterer besonders stark motiviert und danach erkämpften unsere Löwen mit Lorant im Sechzger die nötigen Punkte für den Klassenerhalt , denn alle 4 Heimspiele im Oly gingen kläglich verloren…da hilft halt kein Zuschauerschnitt, sondern nur echter HeimVorteil !! Baut das 60er aus , jetzt !!!

Thomas Enn

Nowak auf jeden Fall der Beste! Auch besser als Häßler.