In elf Tagen, am Sonntag, den 26. Oktober 2025 entscheidet die wahlberechtigte Bevölkerung Münchens in einem Bürgerentscheid über eine mögliche Bewerbung der Landeshauptstadt für Olympische Sommerspiele ab 2036. Natürlich wird auch unter den Löwenfans diskutiert, ob und warum man für oder gegen die Bewerbung stimmen sollte. Als Plattform “von Löwenfans für Löwenfans” geben wir hier Sascha, einem Löwen, sechzger.de-Leser (und Freund unserer Redaktion) die Möglichkeit, seine Meinung zum Bürgerentscheid kund zu tun. Ein Beitrag zur Diskussion.
“Servus Löwenfans! Seit Wochen kreisen meine Gedanken oft um die Olympia-Abstimmung am 26. Oktober. Vielleicht hat sich der eine oder andere von Euch schon entschieden? Vielleicht interessieren sich viele von Euch auch auch gar nicht für andere Sportarten außer Fußball.
Für viele Sportarten sind die Olympischen Spiele der Moment, in dem sie von einem breiten Publikum wahrgenommen werden. Ich selber komme aus dem Rudersport. Als junger aktiver Sportler träumt man davon, einmal an einer Olympiade teilnehmen zu dürfen. Wenn man älter wird und sich weiter in seinem Sport engagiert, als Trainer oder in anderer Funktion im Verein oder Verband, wird der Blick schon ein bisschen differenzierter. Wenn man dann später in seinem Leben etwas Abstand gewonnen hat und die Dinge quasi nur noch aus der Ferne beobachtet, ändert sich das Bild dann vielleicht noch einmal.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Sport in der Entwicklung junger Menschen einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Man muss pünktlich im Training sein, muss lernen, sich in ein Team zu integrieren, beharrlich auf ein Ziel hinzuarbeiten usw. Und wie oben schon beschrieben, ist in vielen Sportarten die Teilnahme an der Olympiade die Krönung der sportlichen Karriere.
Aus der Perspektive des einzelnen Sportlers, der Funktionäre und der Verbände kann man die Spiele eigentlich nur befürworten. Viele Fördergelder hängen vom erfolgreichen Abschneiden genau bei diesem Event ab. Und wer möchte nicht den Lohn für die vielen Jahre harter (Trainings-)arbeit im Sinne von öffentlicher Aufmerksamkeit ernten?
Aus der Perspektive der Stadt und des Landes geht es um Prestige. Auch die Politiker und die Sponsoren aus der Wirtschaft wollen ihren Teil der Aufmerksamkeit abbekommen, sich im Ruhm der Spiele sonnen. Letztere geben Geld für den Sport aus und erwarten eine Dividende.
Das Für und Wider der Argumente bei Nachhaltigkeit, Wohnraum, Nahverkehr, Investition, Image usw. wurde bereits ausführlich in anderen Medien abgearbeitet.
Was mich umtreibt ist aber eine viel grundsätzlicheres Unbehagen. Egal, ob Olympia, die Fussballwelt- oder Europameisterschaften – Alle diese Grossereignisse werden von Organisationen durchgeführt, deren Gebaren mich zutiefst abstößt. Zum Schutz ihrer – zumindest aus meiner Sicht – rein finanziellen Interessen werden mit fadenscheinigen Argumenten alle Bedenken beiseite geschoben. Menschenrechte, Frauenrechte, Gesetze der einzelnen Länder müssen sich dem Willen der internationalen Verbände unterordnen. Der Sport wird zur Dauerwerbesendung und diese darf durch nichts und niemand gestört werden. Die Ideale der olympischen Bewegung werden verhöhnt. Die Sportarten sollen für den Konsumenten am Bildschirm attraktiver werden. Tradition wird dem Hype um möglichst spektakuläre Bilder geopfert. Korrupte Sportfunktionäre die zweifelhaften Politikern Tür und Tor öffnen, legen den Ausrichtern Knebelverträge vor.
Wahrscheinlich bin ich ein unverbesserlicher Idealist, aber bevor ich ein solches Großereignis in München haben möchte, gehören in meinen Augen diese Verbände reformiert. Ein Anfang wäre es, wenn wenigstens die deutschen Verbände klare Kante zeigen würden.
Mir ist natürlich klar, dass die Spiele stattfinden werden. Im Zweifel unter dem Schutz eines totalitären Regimes. Nur kann ich deshalb nicht meine Prinzipen über Bord werfen. Für die maroden, unzureichenden und vernachlässigten Sportstätten der Stadt München wäre die Olympiade wahrscheinlich ein Segen. Wir wären bestimmt grossartige Gastgeber für Menschen aus aller Welt und würden zusammen ein wunderbares Sportfest feiern.
Ich fühle mich ein wenig als Nestbeschmutzer, doch ich kann nicht mit “Ja” stimmen. Mein Herz weint, aber mein Kopf sagt, dass ich damit richtig liege. Wahrscheinlich werde ich mich am Ende einfach enthalten.
Beim ‘Sommermärchen’ wurde geschmiert, wie soll es dieses mal laufen?”











Völlig korruptes IOC
Zu viel Geld im Spiel und in Folge durch Doping verseuchte Wettkämpfe!
Die Kosten durch völlig überdrehte Anforderungen sind zu gigantisch und wohl eher nichtmehr vertretbar.
Es bräuchte eigentlich einen Boykott der Spiele und eine neu ins Leben gerufene Gegenveranstaltung.
Von 1972 war ich begeistert und ich verstehe, warum man so was wieder haben will. Für die Sportstätten in München wären die Spiele ein Vorteil.
Auch die Stadt in den positiven Focus der Öffentlichkeit zu rücken und viele schöne Begegnungen zu ermöglichen sind Pro-Argumente.
Für mich ist aber Olympia mittlerweile zu negativ besetzt. Wenn ich abstimmen müsste, würde ich wohl dagegen stimmen.
ich will die politischen und ethischen Aspekte mal komplett aussen vor lassen und als “Gast” in Paris ´24 anmerken…..es war einmalig schön und wird in meiner persönlichen Rangliste den Rest meines Lebens gaaanz weit oben stehen bleiben, weils schlicht ttraumhaft war, das mal alles ein Stück mitzuerleben!
und ja, vll. braucht Deutschland in seiner immer noch spürbaren und zunehmenden Zerrissenheit so ein “Ereignis” im Land, um wieder ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln
wem das zu platt oder zu allgemein formuliert ist…so what….ich darf eh nicht abstimmen
Ich kann es nachvollziehen was du schreibst aber man kann halt bei Olympia nicht den Rest einfach aussen vor lassen. Das kann ich eigentlch bei sowas nie machen
Brot und Spiele, schee wars in Paris.
Einige haben dabei richtig abgesahnt der Rest kann das protzige Spektakel bezahlen.
Die Spiele in Paris haben knapp 7 Milliarden € gekostet. Dadurch gibt es erst eine Zerrissenheit im Volk, denn die Sozialen Probleme in unserem Land (genau so wie in Frankreich) werden von Tag zu Tag größer.
Das Geld sollte in soziale Projekte investiert werden anstatt es der Olympischen Mafia in den Rachen zu werfen.
Bei den Kosten kann man die politischen Aspekte nicht aussen vor lassen und die ethischen schon gleich gar nicht.
Was mich mit ‘nein’ stimmen lässt: die Stadt hat bisher nichts fürs GWS getan, außer dass man es vage in die Broschüre mit rein hat und erwähnt, für Olympia müsse man ja ertüchtigen. Mit einem konkreten Plan (Kapazität, Zeithorizont, Kosten) hätte ich mich überzeugen lassen. So aber nicht.
Das ist mir einfach zu unkonkret und wird wie alle Versprechen eines Dieter Reiter ohne Konsequenz verpuffen.
Zur Wahrheit gehört nämlich auch: das GWS ist auch mit 25.000 fürs 7er-Rugby wahrscheinlich zu klein. Das wird der Stadt aber erst “später auffallen”, die Spiele dafür finden dann in Augsburg oder der Allianz Arena statt und das wars.
Und aus nationaler Perspektive muss ich sagen, dass die öffentlichen Investitionen bei Olympia Rhein-Ruhr besser aufgehoben wären. Klar bröckelts auch bei uns in Sportstätten und man könnte mehr in Infrastruktur investieren. Das Ruhrgebiet bräuchte diesen Aufbruch aber viel dringender, und dort löst das vielleicht auch die Euphorie aus, die man für die Atmosphäre braucht.
Also, ich habe mit Ja gestimmt. Alleine schon wegen des Grünwalder Stadions.
Wunderbar wie die Verheißungen der Bewerber Initiative verfangen.
Mal eben für Olympia Stimmen, schon wird das Grünwalder renoviert und ausgebaut…genauso wie dann plötzlich Wohnungen gebaut (aber vorher als olympisches Dorf genutzt), der SBahn Nordring und die U9 realisiert und abertausende Arbeitsplätze geschaffen werden.
Das ist mir alles zu WischiWaschi, zuviel Verquickung von ohnehin Notwendigem auch ohne Olympia mit vielleicht Chancen wegen Olympia: daher NEIN.
Und darüber hinaus kann ich auch die Aspekte und Gedankenwelt von Sascha sehr gut nachvollziehen.
Das ist ja dein gutes Recht. Ich sehe es halt anders. Vermutlich wird eh mit Nein gestimmt, weil erfahrungsgemäß eher die Leute hingehen die sich intensiver damit beschäftigen beziehungsweise diejenigen die das ablehnen. Siehe dieser Entscheid mit dem Rauchverbot. Da haben‘s dann blöd geschaut die ganzen Raucher, die zu faul waren hinzugehen.
Frage fragen ohne Wertung deines Ja´s:
Erwartest du dass das Grünwalder wirklich wirklich umgebaut wird weil Olympia evtl. kommt? Soweit ich weiß ist das Grünwalder nicht das einzige Stadion welches für Rugby gedacht ist.
Erwarten wäre zu viel verlangt, aber ich würde mir große Hoffnungen machen.
Okay…..Also ein Strohhalm-Ja? ^^ Okay! Danke für die Antwort!
Nachdem Reiter jedoch zuletzt meinte, die Olympiaentscheidung hätte rein gar nichts mit dem Sechzgerstadion zu tun, bin ich von dieser Argumentation wieder abgewichen. Den Sechzgern – mal wieder – so eine Watschn zu geben, gehört eigentlich bestraft.
Eigentlich traurig, wenn man dem Söder den Grund für die Niederlage so auf dem Silbertablett präsentieren muss.
So offensichtlich lustlos und halbherzig, wie diese Kampagne durch Stadt und Land geführt wird, sollte ohnehin schon jedem klar sein, dass es gar niemandem um Olympia, sondern jedem nur um die Sportmillarde des Bundes geht. Das könnten dann aber gerne auch gleich zugeben, dann müssten wir nicht über das IOC diskutieren.
Der Leserbrief kritisiert zu Recht das I0C, zieht aber die falsche Konsequenz. Wenn sich Demokratien zurückziehen, überlassen sie autoritären Regimen das Feld. Veränderung braucht Beteiligung, nicht Boykott.
Wenn sich Demokraten mit diesen Methoden gemein machen, bestätigenn sie diese. Verbesserung kann nur mit Veränderungen einhergehen. Und nachdem sich unsere eigenen Verbände nicht wirklich für Verbesserungen einsetzen, macht das soweit keinen Sinn.
Dummerweise funktioniert das aber auch andersherum: Die korrupten und autoritären Strukturen tun unserer Demokratie gar nicht gut.
Das kannst Du in München am Beispiels des Bürgerentscheids direkt live besichtigen: Da wird den Wahlunterlagen ein Jubel-Faltblatt beigelegt, die Gegenposition kommt nicht vor. Gleiches Spiel bei den offiziellen Plakaten zur Abstimmung, und bei den Veranstaltungen dazu.
Und damit man hinterher trotz allgemeiner Unlust eine solide Abstimmungs-Beteiligung hat, legt man den Unterlagen an alle sogar gleich noch den Briefwahlschein samt Kuvert etc. bei. Das gabs auch noch bei keinem Bürgerentscheid, bisher musste man Briefwahl immer beantragen, wenn man das statt Abstimmung im Wahllokal haben wollte…
Faire Demokratie geht anders.
Ich glaube, der Zug ist bereits abgefahren. Über die Olympia-Vergabe an Brisbane wurde im IOC erst gar nicht mehr abgestimmt, sondern gleich von Bach bestimmt. (Analog die WM-Vergabe an Saudi-Arabien durch Infantino).
Wenn da irgend ein windiger Kandidat her kommt und von “Mitspracherecht” faselt, dann ist der sowieso gleich raus.
Sehr stark formuliert 👍 Für mich auch ein stückweit Systemkritik und Gründe warum ich z.B. WMs, EMs, Social Media, Großkonzerne etc möglichst nicht mehr unterstütze .. Alles nur noch auf Profitmaximierung, Machtspielchen und Lügen aufgebaut während der “Kunde” ausgenommen und für blöd verkauft wird.
Auch wenn es traurig ist und man natürlich lieber ein tolles Sportfest erleben würde.
Aber so läuft es halt im Kapitalismus und du hast es perfekt geschrieben: Warum deshalb seine Prinzipien über Board werfen?
Ganz klar Nolympia!