Nur eine Woche nach der 0:2-Niederlage gegen den MSV Duisburg treten die Löwen heute Nachmittag erneut daheim auf Giesings Höhen an. Und wie für die Zebras vor sieben Tagen ist es auch für den Halleschen FC bereits das zweite Mal, dass ein Gastspiel beim TSV 1860 als Geisterspiel absolviert werden muss – oder sollte man besser sagen: absolviert werden darf? Angesichts der jüngsten Heimschwäche der Truppe von Michael Köllner kann die – bei den Löwenfans ja durchaus gern gehörte – Frage, welche Bedeutung die Unterstützung der Fangemeinde in weiß und blau für das sportliche Gelingen auf dem Rasen letztlich hat, durchaus wieder mal aufgeworfen und diskutiert werden. Die nackten Zahlen untermauern jedenfalls die These, dass sich Sechzig im Sechzgerstadion ohne den Support seiner Fans deutlich schwerer tut, als mit ihm: Seit dem Re-Start (ohne Zuschauer) Ende Mai diesen Jahres haben die Löwen in zehn Drittligaspielen – saisonübergreifend betrachtet – zu Hause nur vier Siege einfahren können, mussten aber fünf Pleiten verkraften. An des Gegners Platz stehen fünf Siegen nur zwei Niederlagen gegenüber, wobei einer dieser beiden Misserfolge das kleine Asuwärtsderby gegen den roten Nachwuchs war, das ja auch im Giesinger „Wohnzimmer“ ausgetragen wurde, insofern also formal sogar den Heimspielen zugrechnet werden könnte, was die Bilanz noch mehr in die konstatierte Richtung verschiebt.

Gleichwohl Trainer Köllner jüngst den kritischen Blick auf die Heimtabelle zurückwies und darauf verwies, dass es am Ende darauf ankomme, seine Saisonziele insgesamt zu erreichen, egal ob man die nötigen Punkte nun mehrheitlich daheim oder auswärts, in der Hin- oder der Rückrunde hole, beschäftigt das Thema das Löwenumfeld dennoch. Und natürlich geht es beim herbstlichen Löwenblues um die Heimschwäche und nicht etwa – so könnte man das ja auch betrachten – um die Stärke an des Gegners Platz, was wiederum mehr nach sportlichen Erklärungsmustern rufen würde, als alles auf die An- bzw. Abwesenheit der Löwenfans zurückzuführen.

Statistisch betrachtet ist der heutige Gast übrigens durchaus ein Gegner, um die aktuell eher unschön anzuschauende Heimbilanz ein wenig aufzubessern: In acht Duellen, die sich die Löwen mit dem HFC seit 1991 lieferten, sprang für die Saalestädter nur ein einziger Sieg heraus (am Karsamstag 2019 vor eigenem Publikum). Die Löwen konnten dreimal siegen (zweimal in München, einmal in Halle), die Hälfte der Duelle endete Remis – allein dreimal in der Saison 90/91. Der Hallesche FC gehört übrigens zu den Vereinen, gegen die der TSV 1860 sämtliche Heimspiele im Sechzgerstadion ausgetragen hat – die Arena vor den Toren der Stadt und auch das Olympiastadion sind für diesen Gast weiße Flecken auf der Fußball-Landkarte.

Die aktuelle sportliche Situation bei den Gästen kann als durchwachsen bezeichnet werden. Beim Blick auf die Tabelle fällt zu allererst auf, dass die Hallenser mit zwei Spielen im Rückstand sind. Nach dem Sieg im Sachsen-Anhalt-Derby gegen Magdeburg zum Saisonstart, folgten drei Pleiten ohne eigenen Torerfolg, was die erste Corona-bedingte Zwangspause am 5. Spieltag (in Duisburg) in der Nachbetrachtung fast als rettenden Schnitt erscheinen lässt, denn in den beiden dann folgenden Partien gegen Meppen und Lübeck erzielte Halle plötzlich sieben Treffer und sammelte sechs Punkte ein – ehe am vergangenen Wochenende das Heimspiel gegen die Münchner Vorstädter wegen eines Covid-19-Falles bei den Gästen aus Unterhaching wieder abgesagt werden musste. Dem Gesetz der Serien folgen vielleicht nun wieder die torarmen mageren Zeiten beim HFC? Uns wäre es sehr Recht.

Apropos „magere Zeiten“: Am Dienstag dieser Woche vermeldete der HFC auf seiner Website, dass man aufgrund der anstehenden Geisterspiele im November und der demnach fehlenden Einnahmen – wie schon im Frühjahr – für die Mitarbeiter des Clubs Kurzarbeit beantragt habe. In den ersten drei Heimspielen der Saison hatte der HFC insgesamt immerhin fast 7.000 Besucher begrüßt. Unsere Löwen spielen seit dem Re-Start Ende Mai 2020 dagegen stets ohne jede Einnahme aus der Tageskasse. Allerdings wurden hier in Giesing bekanntlich über 10.000 Dauerkarten verkauft – eine Vielzahl davon in der Variante „Löwenherz“, also ohne eine Option, das entrichtete Geld zurück zu erhalten.

Für unsere Löwen geht es heute Nachmittag um nicht weniger, als sich mindestens dauerhaft in der Spitzengruppe der 3. Liga zu behaupten. Nachdem der 1. FC Saarbrücken am Mittwoch mit seinem last-minute-Sieg in Duisburg die Tabellenspitze übernommen hatte, gab sich der FC Ingolstadt gestern Abend keine Blöße, besiegte Absteiger Wiesbaden mit 4:1 und belegt bis mindestens heute Nachmittag den Platz an der Sonne. Saarbrücken könnte (mit einem Punkt gegen Dresden) den Spitzenplatz aber direkt zurückerobern. Sollte dieses Unterfangen scheitern und Dynamo die Punkte aus dem Saarland entführen, wäre dies die Chance für unsere Löwen: Schon mit einem 1:0 über den HFC stünden dann wir wieder ganz oben. Rostock, Verl und Türk Gücü (auf den Plätzen drei, fünf und sechs) pausieren Corona-bedingt dieses Wochenende, sammeln ihre Punkte aber dann zu einem späteren Zeitpunkt. Die 3. Liga bleibt eine verdammt enge Kiste – unterhaltsam und sehenswert. Heute Nachmittag dann auch wieder mit den Löwen im Free-TV. Nach der Absage des Spiels in Rostock gegen Türk Gücü überträgt der Bayerische Rundfunk ganz spontan unsere Löwen. Ergänzend legen wir Euch natürlich auch heute unseren beliebten Liveticker aus dem Sechzgerstadion ans Herz – nach unserer Kenntnis übrigens der einzige Ticker mit Bildern.

 

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