Die Ultras der Münchner Löwen haben sich heute via dem “Weiß-Blauer Blog” zur 50+1 Regel zu Wort gemeldet und nochmals deutlich positioniert. Grund hierfür sind die aktuellen Vorkommnisse beim KFC Uerdingen sowie Türkgücü München.

Die Situation beim KFC Uerdingen

Wie der Kicker aus der Infoveranstaltung des KFC Uerdingen mit Ponomarev vom Montag berichtete, sei diese sehr denkwürdig gewesen. Ponomarev habe realisiert, dass niemand 3 bis 4 Millionen pro Saison zahlen möchte, um allein gegen den Abstieg zu spielen. Uerdingen sei kein attraktives Investment, da der Verein weder ein eigenes Stadion noch vernünftige Trainingsplätze habe.

Der kolportierte Einstieg der armenischen Investorengruppe hat sich somit wohl zerschlagen. Da aktuell das Lizensierungsverfahren für die nächste Drittligasaison läuft, darf bezweifelt werden, dass der Verein eine Lizenz erhält, nachdem Ponomarev klar gemacht hatte, dass er keinen Cent mehr in der Verein investieren werde. Er erklärte weiterhin: “Unsere Kostenstruktur sieht so aus, dass wir keinerlei Geldzufluss von außerhalb haben”. Eine Rückkehr in die Regionalliga scheint somit unvermeidlich, sollten sich nicht doch noch Investoren finden.

Die Situation bei Türkgücü München

Auch hier gibt es Neues, denn die Stadt hatte im Münchner Merkur Investor Hasan Kivran widersprochen, eine Zusage für ein Grundstück zur Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums gegeben zu haben. Dies war von Kivran als Grund für seine Kehrtwende in Sachen Ausstieg als Investor bei Türkgücü gewesen.

Es bleibt auch hier spannend, wie es hier noch weitergeht.

Die Stellungnahme der Münchner Löwen im Wortlaut

 

50+1=60: Positionierung 50+1 Debatte

Die letzten Wochen gab es gleich bei zwei Vereinen in unserer Liga massive Probleme mit den (Haupt-) Investoren und den betroffenen Clubs droht(e) ein finanzielles Desaster. In Krefeld kündigte Ponomarev einen Abschied zum Saisonende an, suchte allerdings vorher noch einen Nachfolger für seine Anteile. Nun sind die Mitglieder quasi dazu gezwungen, mittels Briefabstimmung dem Anteilverkauf an einen unbekannten Investor zuzustimmen, um so den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Bei Türkgücü verlor Kivran nach bereits relativ kurzer Zeit die Lust an seinem Projekt, der Verein kündigte seinen Rückzug an und nun doch die Kehrtwende. Jetzt wird sogar spekuliert, ob es sich bei dem angekündigten Rückzug um eine Finte aus taktischem Kalkül handelte. Diese Vorgänge zeigen uns mal wieder auf: Trotz 50+1 Regel sind bereits jetzt Vereine von einzelnen Investoren massiv abhängig und werden zu deren Spielbällen.

Als aktive Fans von Sechzig München verfolgen wir die Entwicklungen rund um das Thema 50+1 mit besonders großem Interesse. Wir sehen uns dazu gezwungen und auch in der Pflicht zu betonen, warum die 50+1 Regel auf keinen Fall gelockert oder gar abgeschafft werden darf. Dies ist zum einen generell aufgrund der aktuellen Debatte rund um mögliche Lockerungen oder Abschaffungen der 50+1 Regel der Fall. Zum anderen, weil wir als Sechzig München deutschlandweit der erste Profiverein mit einem ausländischen Investor in diesem Ausmaß waren und in den letzten zehn Jahren mehrheitlich eher negative Erfahrungen jeglicher Ausprägung damit machen durften und uns daher in der Pflicht sehen, als mahnendes und aufklärendes Beispiel voran zu gehen sowie für eine Stärkung bzw. dem Erhalt der Regelung einzustehen.

An dieser Stelle eine kurze Erinnerung für was die 50+1 Regel steht. Durch diese Regel bei der Lizensierung für den Spielbetrieb soll sichergestellt werden, dass Vereine bei einer Ausgliederung der Fußballabteilung in eine andere Rechtsform (bei uns KGaA) die Entscheidungshoheit weiter besitzen. Somit bleibt die Mitgliederversammlung der Stammvereine auch das höchste Entscheidungsgremium für den Profifußball. Wer auch immer durch ein finanzielles Engagement oder eine strategische Partnerschaft ein Mitsprache-Recht eingeräumt bekommt, darf wie alle anderen Vereinsmitglieder mitentscheiden, niemals aber über sie hinweg einen Verein dominieren.

Wenn die 50+1 Regel fallen sollte, ist der Weg offiziell offen für Investoren-Vereine bzw. deren ausgegliederten Kapitalgesellschaften komplett zu übernehmen. In diesem unwiderruflichen Prozess verlieren die Mitglieder eines Vereins gänzlich jegliche Entscheidungsgewalt zu Vereinsbelangen, während Investoren freie Hand besitzen. Diese Investoren sehen den Verein und das eingebrachte Kapital im Gegensatz zu herkömmlichen Sponsoren nicht als Unterstützung, sondern in den meisten Fällen als reine Investition mit Gewinnbestreben. So werden Mitgliedervereine zu Spekulationsobjekten!

Die Pandemie und der Rolle des Profifußballs innerhalb dieser scheint ein passabler Vorgeschmack auf die neueren Entwicklungen des modernen Fußballs zu sein. Faninteressen werden hintenangestellt, Geisterspiele zu Vermarktungszwecken werden durchgeführt und der eigentliche sportliche Wettbewerb samt Stadionerlebnis rücken weiter in den Hintergrund. Dagegen gilt es stets anzukämpfen und die Interessen der Fans und Mitglieder zu vertreten. 50+1 ist eines der wenigen Instrumente in Deutschland, die den Fußball und die Vereine vor einem endgültigen Ausverkauf an Investoren schützt. Deswegen darf die 50+1 Regel keinesfalls gelockert werden, sondern gehört gefestigt!

Vereine den Mitgliedern! Fußball gehört den Fans! 50+1 muss bleiben!

Münchner Löwen im Januar 2021 / www.muenchnerloewen.de

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