Herzlich willkommen zu Taktiktafel Analyse des Auswärtsspiels unseres TSV 1860 München beim KFC Uerdingen 05 in Lotte.
Der KFC Uerdingen empfing den TSV 1860 München in Lotte mit dem erwarteten 4-2-3-1 System. Durch den coronabedingten Ausfall von Grimaldi als Kontaktperson und wegen kurzfristig aufgetretenen Knieproblemen bei Kiprit kam die Mannschaft von Stefan Krämer jedoch zunächst ohne echten Mittelstürmer auf den Platz. Wie üblich stellte Michael Köllner die Löwen im flexiblen 4-1-4-1 System auf. Diesmal Variabler denn je. Das Ergebnis haben wir am Samstag gesehen.
Wie war das Spiel des TSV 1860 angelegt?
Bei eigenem Ballbesitz kamen bei Sechzig im Positionsspiel alle Aufbauvarianten die in den letzten Spielen zu sehen waren zum Einsatz. Die dynamische Dreierkette bei der beide Außenverteidiger ins Mittelfeld vorschieben und der defensive Mittelfeldspieler in die Kette abkippt. Oder die links- bzw. rechtsgependelte Viererkette wo einer der beiden Außenverteidiger offensiv nach vorne schiebt.
Ebenso setzten die Löwen bisweilen auch auf den langen Ball. Torwart Hiller schlug das Leder öfter als wir es gewohnt sind lang in des Gegners Hälfte.
Uerdingen musste daher im Spiel gegen den Ball sehr aufpassen wie die Löwen verschieben um selbst nicht verkehrt im Raum zu stehen oder mit plötzlicher Überzahl überrascht zu werden.
Gegen den Ball waren mit Neudecker und Tallig zwei Spieler auf dem Platz, die Situationsbedingt im Wechsel, die Rolle des Box to Box Spielers, abhängig davon über welche Seite die Uerdinger ihre Angriffe lancierten, gaben. Somit hat Trainer Köllner die schrittweisen Entwicklungen die in den vergangenen Monaten zu sehen waren am Samstag zum ersten mal miteinander verknüpft.
Abstimmungsprobleme bei den Löwen
In einigen Situationen waren nichtsdestotrotz gewaltige Abstimmungsprobleme im letzten Drittel der Löwen gegen den Ball auszumachen. Vierundzwanzig Ballkontakte im Strafraum für den Gegner sind im Vergleich zu anderen Spielen zu viele. Nur im Januar bei der Ligapartie gegen Ingolstadt hatte die gegnerische Mannschaft mit 31 mehr Ballkontakte im Strafraum der Löwen.
Der Durchschnitt für die Gegner der Löwen liegt für diesen Wert bei 13,7 pro Spiel. In Führung liegend lassen die Spieler des TSV 1860 München pro 90 Minuten sogar nur 7,4 Ballkontakte des Gegners im Strafraum zu. Das Fehlen der nominellen Stürmer des Gegners war also ganz klar ein Segen für die junge Innenverteidigung der Sechzger.
Diese oben angesprochenen Abstimmungsprobleme sind jedoch nicht weiter verwunderlich. Mit der Gelbsperre von Abwehrchef Salger fehlte in diesem Mannschaftsteil, durch dessen Absenz, die Erfahrung aus 132 Zweitligapartien und 5 Bundesligaspielen.
Die Statistiken zum Spiel KFC Uerdingen – TSV 1860 München
Damit sind wir auch schon bei den Statistiken zum Spiel:
TSV 1860 | KFC Uerdingen | |
Ballbesitz: | 44% | 56% |
Passgenauigkeit: | 75% | 79% |
Defensive Zweikampfquote: | 65% | 56% |
Schüsse: | 11 | 15 |
Schüsse aufs Tor | 4 | 4 |
PPDA*: | 9,54 | 6,71 |
*(zugelassene Pässe pro Defensivaktion) |
Der höhere Ballbesitz bei Uerdingen hat die übliche Ursache. Viele Rück- und Querpässe bei oft behäbigem Spielaufbau der Gastgeber. Mehr als Doppelt so viele Rückpässe und ein über ein Drittel mehr an Querpässen hat Stefan Krämers Team zu Buche stehen. Man könnte meinen damit wäre auch schon die höhere Passgenauigkeit beim Gegner erklärt. Das ist diesmal aber nicht der Fall. Speziell Pässe der Löwen nach vorne kamen unterdurchschnittlich oft an. Wie vor der Partie erwartet funktionierte das Stellungsspiel der Krefelder sehr gut.
Frühe Führung des TSV 1860 München
Mit der frühen Führung der Gäste wurden die Hausherren dazu gezwungen mehr und aggressiver nach vorne zu agieren. Ebenfalls zwang das die Krefelder dazu, stärker als es vermutlich geplant war zu pressen. Einen besseren Pressingindex als die PPDA von 6,71 am Samstag konnten die Uerdinger im Saisonverlauf bisher nur zweimal erreichen.
Aus der Kombination dieser Zwänge für Uerdingen ergaben sich dann allerdings die Chancen im Spiel nach vorne für unseren TSV 1860 München. Es gab Räume für die Sechzger die oft gut ausgenutzt wurden.
Erschwerend kam diesmal eine eiskalte Chancenverwertung seitens des TSV 1860 München hinzu. Drei von vier hochkarätigen Chancen nutzen die Gäste und nahmen den Krefeldern damit komplett den Wind aus den Segeln.
Die Tore
Bereits in der 3. Minute klingelte es zum ersten Mal im von Königshofer gehüteten Kasten des KFC. Neudeckers vom Tor weggezogene Ecke die linke vordere Begrenzung des Torraums versenkte Belkahia per Kopf zur frühen Führung.
Die Entstehungsgeschichte des zweiten Tores für den TSV 1860 München beginnt in der 34. Minute mit einem schlecht ausgeführten Freistoß von Stefan Lex, den die Uerdinger abwehren können. Dieser Abgewehrte Ball landet zentral in der nähe der Mittelline bei Marius Willsch, der weit zu Hiller an die Strafraumgrenze zurückspielt. Der Torhüter der Löwen sondiert kurz die Lage und drischt das Spielgerät dann von der halbrechten Seite im letzten Drittel der Löwen über etwa sechzig Meter Distanz leicht Diagonal zu Biankadi der den Ball etwa zehn Meter vor dem Strafraum der Uerdinger mit dem Kopf auf den ihn hinterlaufenden Tallig weiterleitet. Tallig erreicht den Ball kurz vor dem Strafraum der Gastgeber, dringt in diesen ein und Flankt von der linken Strafraumbegrenzung auf die halbrechte Seite der kleinen Box. Dort kommt Mölders völlig frei zum Kopfball und netzt in der 35. Minute zum 2:0.
Das 3:0 für den TSV 1860 München
Kurze zeit später, genauer gesagt in der 38. Minute sind die Hausherren wegen einer Verletzung von Kinsombi mit einem Mann weniger auf dem Platz. Uerdingen überlässt den Löwen in dieser Situation komplett das Feld. Aktionen gegen den Ball finden zunächst keine statt. So schieben sich die Löwen ein wenig den Ball nahe der Mittellinie gegenseitig zu. Belkahia auf Dressel, der auf die rechte Seite zu Neudecker, wieder zurück zu Dressel.
Plötzlich macht Dennis Dressel das Spiel Schnell und gibt den Ball steil zu Lex. Lex kann das Leder, obwohl zwei Gegenspieler in seiner Nähe wären und stören könnten, problemlos verarbeiten, die beiden Uerdinger ziehen sich lieber zurück anstatt auf den Ball zu gehen. Kurz bevor Gnaase, der aus dem Hintergrund auf Lex zuläuft, eingreifen kann, flankt die Nummer sieben der Löwen in den Strafraum der Uerdinger. Lukimya kann zunächst klären. Löwe Tallig schaltet jedoch an der Strafraumgrenze am schnellsten setzt zum Schuss an, trifft den Ball allerdings nicht richtig. So wird der vermeintliche Schuss zur perfekten Vorlage für den sich in Mittelstürmerposition befindlichen Sascha Mölders, der das Spielgerät per Seitfallzieher links im Tor zum 3:0 unterbringt. (Tor des Jahres)
Das Gegentor
Nach einem Ballverlust von Staude nahe der Uerdinger Box bringt Wagner für den KFC Tempo ins Spiel. Mit dem eroberten Ball am Fuß läuft er in halbrechter Position unbedrängt bis zur Mittellinie. Dort spielt er den Ball nach rechts an die Seitenlinie zu Göbel.
Göbel kann nunebenfalls ohne große Gegenwehr der Sechzger an Seitenauslinie entlang bis in die Mitte der Spielfeldhälfte der Löwen eindringen. Dann nimmt er kurz das Tempo raus und spielt den Ball wieder zum mittlerweile nachgerückten Wagner. Dieser orientiert sich kurz, sieht den freien Albutat an der Strafraumgrenze der Sechzger und spielt das Leder steil dorthin. Auch Albutat kann das Spielgerät ungestört verarbeiten und bedient Traoré der Mittig an der rechten Strafraumgrenze den Pass erwartet und sofort eine flache Flanke nach innen gibt. Hiller versucht per Fußabwehr zu klären. Dieser Versuch landet obwohl Staude im Kampf um den Ball sehr bemüht ist, zentral vor dem Strafraum des TSV 1860 München bei Albutat. Albutat spielt nun Quer zu Dorda am linken Strafraumeck. Willsch ist zwar in der Nähe greift aber nicht ein, so erspäht Dorda nun Marcussen zentral in der Box fünfzehn Meter vor dem Tor und spielt ihm den Ball zu. Auch Marcussen kann den Ball ungestört annehmen und sich drehen. Von Dressel begleitet geht Marcussen zwei Schritte parallel zur Strafraumbegrenzung und zieht dann immer noch unbedrängt aus etwa siebzehn Metern per Aufsetzer unhaltbar für Hiller ins linke Eck ab.
Diese Situation hätten die Sechzger vor allem in der Frühphase der Entstehung als der Angriff noch vertikal lief besser verteidigen müssen. Nach Hillers Fußabwehr liefen die Spieler des TSV dem geschehen nur noch hinterher und hätten möglicherweise mit einem Eingreifen ein Foul das eine gelbe Karte nach sich gezogen hätte begangen oder einen Strafstoß kassiert.
Bei dem Spielstand von 3:0 war es meines Erachtens richtig auf einen möglichen Fehler des Angreifers zu spekulieren. Aus der Position von der Marcussen den Schuss absetzte gehen statistisch gesehen neun von zehn Bällen nicht ins Tor.
Fazit
Ein aufgrund der guten Chancenverwertung des TSV 1860 München in Kombination mit der schlechten Chancenverwertung des KFC Uerdingen ein wenig glücklicher aber sicher nicht unverdienter Sieg der Löwen. Dieser bringt Hoffnung im Aufstiegsrennen an die Grünwalderstraße zurück.
Im nächsten Spiel gegen Verl sollte die Abwehr mit dem dann zurückkehrenden Salger wieder etwas sattelfester daherkommen und nicht mehr so viele Ballkontakte für den Gegner im Strafraum zulassen. Also Blick nach vorne. Mit Verl kommt die meiner Meinung nach offensiv spielstärkste Mannschaft ins Sechzgerstadion. Das wird ein harter Brocken.
Datenquelle: www.wyscout.com