Sportlicher Erfolg ist das Wesen des Sports und Triebfeder. Keine Frage. Sowohl im Amateurfußball, als auch in den Profiligen geht es primär darum in einer möglichst hohen Liga ein Maximum an Punkten zu erzielen. Darin sind sich zumindest alle Spieler auf dem Feld einig.

Emotional aufgeladen wird das Thema durch die Unvorhersehbarkeit des Ereignisses. Das war auch über Jahrzehnte die Eigenschaft, die den Fußball zur Volksdroge machte. Die Idealform zeigte die 3. Liga in der vergangenen Saison. Hochspannung bis zum letzten Spieltag, enge Spiele und absolute Unkalkulierbarkeit der Ergebnisse. Exakt das Gegenteil lieferte die Bundesliga, in der sich die Verfolger der FCB AG mittlerweile nur mehr um die Geldquelle Europacup rangeln. Das Thema DFB Pokal läuft ja letztlich sehr ähnlich. Und das Tolle – die Geldverteilungsmechanismen der DFL und der UEFA zementieren diesen Zustand mit jeder Saison massiver.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich am vergangenen Samstag ein Schlüsselerlebnis am Gartenzaun hatte. Auf dem Weg zum gemeinsamen Mitfiebern mit den Löwen traf ich meinen Nachbarn, der bekennender FCB-Fan ist. Die Frage nach dem vermuteten Ergebnis des Pokalfinales beantwortete er schulterzuckend mit sichtlichem Desinteresse. Das ist dann doch bemerkenswert. Der Dauererfolg eines Teams nimmt dem Sport jede Emotion. Siege werden zufrieden registriert, aber längst nicht mehr gefeiert. Ehrlich gesagt: Ich hatte in meiner Anspannung auf das Löwenspiel fast schon Mitleid.

Ein Einzelfall? Im Jahr 2016 wollten noch 14 Millionen Fernsehzuschauer sehen, wer sich den Pokal holt. Am Samstag verloren sich 7 Millionen Zuschauer vor den Geräten. Die Einseitigkeit der Darbietung erstickt offenbar nicht nur die Emotion, sondern das grundsätzliche Interesse und damit im nächsten Schritt die finanzielle Grundlage des gesamten Systems.

Mir wurde wieder einmal klar, welches Geschenk mir mein Vater mit der blauen Prägung gemacht hat. Sechzig ist Achterbahn. Adrenalin gepaart mit Wahnsinn. Emotion pur – in jeder Faser. Das sollten sich alle bewusst machen, die dieser wilden Fahrt die Ödnis einer Fahrt im roten ICE vorziehen würden.
In diesem Sinn – Einmal Löwe Immer Löwe

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