Am gestrigen Sonntag fand die Verleihung des Julius-Hirsch-Preises in München, genauer im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, statt.
Der Julius Hirsch Preis zeichnet Vereine, Institutionen und Einzelpersonen aus, die sich mit den Mitteln des Fußballs für Demokratie und Menschenwürde sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung einsetzen. Benannt ist der Preis nach Julius Hirsch, einem aus Karlsruhe stammenden, deutschen Nationalspieler, sowie zweimaliger Deutscher Meister. Dieser wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus dem Fußball ausgeschlossen, verfolgt, deportiert und schließlich im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Der Preis wird seit 2005 vom DFB in Dialog mit der Familie Hirsch verliehen.
Auch die Löwenfans gegen Rechts wurden bereits mit dem Julius Hirsch Preis geehrt, im Jahr 2009 als einer der ersten Preisträger aufgrund ihres Engagements gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie rund um den Fußball.
Die Preisträger des Julius-Hirsch-Preises im Jahr 2024
Die diesjährigen Preisträger kommen aus Leipzig, Karlsruhe und Bonn. Die Initiativen werden vom DFB beschrieben wie folgt:
Der erste Platz geht zum dritten Mal in Folge an einen Preisträger aus dem Nordostdeutschen Fußball-Verband
Mit dem ersten Preis in diesem Jahr wird die im sächsischen Fußball aktive “Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball”, ein Projekt der AG Bildung e. V., gewürdigt. Der Fokus der IVF liegt darauf, Ehrenamtliche und Spieler*innen in Amateurvereinen für Diskriminierungsformen und Vorurteile zu sensibilisieren und eine offene und vielfältige Vereinskultur zu stärken. Dazu dienen unter anderem Workshops wie “Diversitätsbewusstes Ehrenamt” und “Kein Platz für rechte Ideologien”. Gedenkstättenfahrten und Zeitzeugen-Gespräche ergänzen das umfangreiche Programm, das die Initiative seit mehr als zehn Jahren anbietet.”
Der zweite Platz geht nach Karlsruhe
Den zweiten Preis vergibt die Jury, der auch DFL-Geschäftsführer Marc Lenz angehört, an den Verein “Blau-Weiss statt Braun”, einen Fanclub des Karlsruher SC, der nächstes Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. KSC-Anhänger gründeten den Verein im Jahr 2000 als Reaktion auf den Abstieg in die Regionalliga und das Aufkommen rechter Fangruppierungen in der Kurve des damaligen Wildparkstadions. “Wir wollen, dass der Fußball bunt oder in unserem Falle blau-weiß bleibt – und nicht von braunen Kameraden übernommen wird”, heißt es in der Bewerbung. Dazu gehört auch die Erinnerung an das Leben und Wirken der jüdischen Karlsruher Fußballpioniere Julius Hirsch, Gottfried Fuchs und Walther Bensemann.
Der dritte Preis geht nach Bonn
Mehr als zwei Drittel der insgesamt 134 Bewerbungen für den Julius Hirsch Preis gingen aus Amateurfußballvereinen ein. Aus diesem Kreis wird der F.C. Hertha Bonn 1918 mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der Verein aus dem Bonner Stadtteil Dottendorf initiierte im Mai 2022 eine Fußball-AG für geflüchtete Kinder in der Erstaufnahmeeinrichtung der Bonner Ermekeilkaserne. Ein beeindruckendes Beispiel von Selbstlosigkeit, denn künftige Vereinsmitglieder gewinnt man dadurch nicht: Alle Kinder verlassen schon nach wenigen Tagen oder Wochen die Bonner Einrichtung. Unter Federführung ihres FSJlers Salim Mehdaoui entwickelte und veröffentlichte der Verein einen Leitfaden, Trainingsvideos und spezielle Bildkarten, um über Sprachbrücken hinweg den von Krieg, Flucht und Vertreibung traumatisierten Kindern Ablenkung und ein Stück Heimat durch den Fußball in der fremden Umgebung zu schenken.