Er ist ein beliebter Ansprechpartner gerade für die jüngeren Fans des TSV 1860 München: Watson, seines Zeichens Mitarbeiter des Fanprojekts München. Leider gab der Sozialarbeiter letzte Woche bekannt, dass er das Fanprojekt München Ende August verlassen wird. Sechzger.de hatte die Möglichkeit mit Watson auf die letzten drei Jahre zurückzublicken.

Watson: “Der Job im Fanprojekt ist etwas ganz Besonderes”

Wie Watson letzte Woche auf der Instagram-Seite des Fanprojekts verlauten ließ, war der Job beim Fanprojekt für ihn etwas “ganz Besonderes”. Aber “die Arbeitszeiten am Wochenende und in den Abendstunden sind nicht sonderlich familienfreundlich.” Da Watson eine Tochter hat, die ihren Vater auch am Wochenende und den Abenden sehen will, entschied er sich nun schweren Herzens, den Job beim Fanprojekt aufzugeben. Hinter ihm liegen drei ereignisreiche Jahre Sozialarbeit mit vor Allem jüngeren Löwenfans. Davon berichtete er auch im sehr interessanten sechzger.de Talk 84. Wir befragten Watson kurz vor seinem Abschied zu seiner Zeit beim Fanprjekt München.

Fanfinale 2023 eins der Highlights

sechzger.de: Watson, Du blickst auf drei Jahre beim Fanprojekt München blau zurück. Was waren Deine Highlights in diesen drei Jahren?

Watson: An erster Stelle steht das Fanfinale in Berlin 2023. Die Mädls haben den 1. Platz geholt und unsere Jungs den 2. Platz, wo sie als “Sieger der Herzen” gegen das Fanprojekt Bochum im 7-Meter-Schießen verloren haben. Bei diesem Angebot hat man wahnsinnig schön beobachten können, wie sich eine Gruppe aus verschiedensten Charakteren über den Fußball zusammen zu einem eingeschweißten Team findet und sich ein positives Gruppengefühl entsteht.
Generell waren die vielen Jugendfahrten, bei welchen meist noch minderjährige Fans mitfuhren, Highlights für mich. Ich hatte das Gefühl, dass wir jungen hungrigen Löwenfans dabei helfen konnten, ihre Identität als Fußballfan zu stärken und ihnen mit unseren Angeboten und der Teilnahme an Auswärtsfahrten die Chance zu geben, sich nachhaltig in der Fanszene zu etablieren. Das heißt nicht, dass wir der Türöffner für Ultras sind, die Arbeit und die Strukturen machen die Fans schon selbst. Jedoch hätten ohne uns viele wahrscheinlich selten bis gar nicht die Möglichkeit gehabt, den Löwen quer durch die Republik zu folgen. Den jungen Menschen dabei eine gute Zeit zu bereiten, ist etwas sehr Schönes und gibt einem nach einem anstrengenden und wieder durchgearbeiteten Wochenende ein gutes Gefühl.
Drittens: Drei Jahre im Fanprojekt sind jetzt zwar im Berufsleben nichts Besonderes, jedoch ist die Arbeit mit den jugendlichen Löwenfans intensiv, da man einfach viel Zeit miteinander verbringt und die Beziehungsarbeit von der Intensität her eine ganz andere ist wie in anderen Bereichen der sozialen Arbeit. In den Jahren der Jugend sind drei Jahre schon viel, denn da macht die Entwicklung einen großen Sprung. So konnte ich oft beobachten, wie aus jungen schüchternen Jungen eine tolle und gestandene Persönlichkeit entsteht.

Mit Löwensieg in den Sonnenuntergang

Was wirst Du an der Deiner Arbeit beim Fanprojekt am meisten vermissen?

Ich habe es geliebt, wenn wir bei Sonnenuntergang gut gelaunt nach einem Löwensieg irgendwo auf irgendeiner Autobahn unterwegs waren, irgendein epischer Song lief, irgendwer was Lustiges erzählt hat und alle eine gute Zeit hatten. Das nachhaltig wirkende Gruppengefühl, das in solchen Momenten entsteht ist wahnsinnig schön und das werde ich vermissen.

Weißt Du schon, ob schon ein Nachfolger für Dich gefunden wurde?

Ich bin ins aktuelle Bewerbungsverfahren nicht involviert, da das unsere Einrichtungsleitung macht. Ich befinde mich gerade auf einer griechischen Insel, daher kann ich nicht sagen ob es zum Zeitpunkt dieses Interviews schon eine/n Nachfolger*in gibt. Ein/e potentielle Nachfolger*in sollte meiner Meinung nach die Bereitschaft mitbringen, an den Wochenenden und unter der Woche in den Abendstunden arbeiten zu wollen bzw. zu können. Darüber hinaus wäre eine sozialpädagogische Ausbildung nicht schlecht, ist vermutlich aber nicht Pflicht, wenn man einen gewissen Fußball-Background hat. Die Lebenswelt der Fußballfans sollte man schon verstanden haben, das macht sicherlich vieles einfacher. Eine akzeptierende Grundhaltung sollte dabei auch nicht schaden.

Kannst Du uns schon verraten, wohin es Dich beruflich zieht?

Es ist noch nichts spruchreif, jedoch werde ich den Weg zurück in die klassische soziale Arbeit und weg von der Niedrigschwelligkeit gehen.

Die Dauerkarte für F2 wird nun wieder genutzt

Gibt es noch etwas, das Dir auf dem Herzren liegt und das Du den Löwenfans mitteilen willst?

Ich wünsche allen Löwenfans alle Gute und wünsche mir für sie von ganzem Herzen, dass das Kapitel Investor, Hasan Ismaik und Anthony Power bald Geschichte sein wird und endlich mal ein bisserl Ruhe in die Strukturen des Vereins einkehrt. Ich danke Lothar und Vrona, ohne Euch wäre vieles in unserer Arbeit nicht möglich gewesen! Dabei wünsche ich euch Durchhaltevermögen und dass ihr die Stelle gut besetzt kriegt!
Da für mich der Löwe ja schon deutlich länger als seit der Arbeit im Fanprojekt eine große Rolle in meinem Leben spielt, werde ich natürlich meine Liebe für den Verein weiterhin ausleben und wieder als Privatperson zu 1860 gehen. Wenn auch in einer deutlich geringeren Intensität und wahrscheinlich auch das ein oder andere Mal mit meiner Tochter und Freundin – die Dauerkarte für F2 hab ich nie abgegeben und diese wird nun wieder genutzt! Servus und bis bald!

Danke für das Interview!

Abschied am 23.07.

Watson wird sich im Rahmen des offenen Treffs beim Fanheim am 23.07. verabschieden und kündigt an, dass das “ein oder andere Getränk auf seinen Nacken” gehen wird. Danke für drei Jahre engagierte Fanarbeit beim TSV 1860 München und alles Gute für die Zukunft, lieber Watson! Man sieht sich in der Westkurve!

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