Besonderer Modus 1991/92

Zum dritten (!) Ligaspiel in einer Saison zwischen Darmstadt 98 und dem TSV 1860 kam es genau heute vor dreißig Jahren am Böllenfalltor. Die 2. Bundesliga, in die Sechzig vor der Saison nach neun Jahren Bayernliga unter großem Jubel zurückgekehrt war, wurde im Sommer 1991 zum Zweck der Wiedervereinigung des deutschen Fußballs in eine Nord- und eine Südgruppe geteilt. Jeweils zwölf Teams spielten bis Jahresende eine Doppelrunde aus, danach wurden die Ligen jeweils in eine Auf- und eine Abstiegsrunde zu je sechs Vereinen aufgeteilt. Sechzig und Darmstadt trafen sich als 10. und 11. der Tabelle also im Frühjahr wieder. Die beiden Partien im Sommer bzw. Herbst 1991 hatten die Lilien beide mit 2:0 gewonnen.

Guter Start ins Jahr 1992 – dann nach Darmstadt

Die Punkte aus der Hauptrunde wurden in die Abstiegsrunde Süd mitgenommen und die Löwen kamen richtig gut aus den Startlöchern: Siege über Erfurt, in Mainz und gegen den Halleschen FC ließen die Löwenfans vom souveränen Klassenerhalt träumen. Als Tabellenführer der Abstiegsrunde Süd fuhr man an jenem Sonntag Ende März nach Hessen. Leider endete die Erfolgsserie am Bölle: Die Partie entwickelte sich in der 2. Halbzeit zu dem, was man für gewöhnlich als “Skandalspiel” bezeichnet. Aber der Reihe nach. Die Führung der Lilien in der 22. Minute konnte Thomas Ziemer fünf Minuten später direkt ausgleichen. Das erste Tor gegen Darmstadt in dieser Saison nach 207 Minuten. Nur vier Minuten später zirkelte Dirk Bakalorz, der sich schon in Mönchengladbach und Frankfurt einen Namen gemacht hatte, einen Freistoß aus 20 Metern ins rechte untere Eck. Pausenstand: 2:1.

Sechzig hadert mit dem Schiri

Im zweiten Abschnitt versuchte 1860 die im Abstiegskampf sichtlich nervösen Gastgeber unter Druck zu setzen. Dann übernahm der völlig überforderte Schiedsrichter Buchmann aus Leverkusen die Regie: Nach einer guten Stunde schickte er nach einem Foul an Pingel zunächst den Darmstädter Kowalewski zum Duschen. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Dann wurde es kurios: Torschütze Ziemer führte einen Freistoß zu früh aus und erhielt dafür ebenfalls Gelb-Rot. Als nur fünf Minuten später auch Rainer Mauer die Ampelkarte gezeigt bekam, brannten im gut gefüllten Gästeblock einigen Fans die Sicherungen durch: Leuchtkugeln flogen auf’s Feld, die Partie musste drei Minuten unterbrochen werden. Schlusspunkt des Spiels war fünf Minuten vor dem Ende ein äußerst zweifelhafter Elfmeter für die Gastgeber, als die Löwen drauf und dran waren, den Ausgleich zu erzielen. Ein weiterer Ex-Bundesligaprofi bei den Lilien, Gerhard Kleppinger (u.a. für Dortmund und Schalke aktiv) nahm das Strafstoß-Geschenk dankend an.

Am Saisonende der bittere Abstieg

“1:3! 1860 von Schiri verschaukelt”  titelte die tz am nächsten Morgen.
Im vierten Spiel gegen Darmstadt 98 in dieser Saison, am 10. Mai kam es auf Giesing Höhen dann endlich zum ersten Sieg (3:0) gegen die Lilien in dieser Saison. Jubel und Platzsturm im Sechzgerstadion. Den letzten fehlenden Punkt zum sicheren Klassenerhalt verpassten die Löwen dann aber leider eine Woche später beim VfB Leipzig. Und weil die Partien auf den anderen Plätzen auch gegen Sechzig liefen, musste man nachsitzen. Karsten Wettberg wurde gefeuert und in der Relegationsrunde mit dem TSV Havelse und Fortuna Köln stieg 1860 – nach nur einem Jahr Zweitklassigkeit – wieder in die Bayernliga ab.

Die Aufstellung der Löwen am 29. März 1992

Karsten Wettberg schickte heute vor dreißig Jahren folgende Löwen-Elf gegen Darmstadt 98 aufs Feld.

Berg – Hainer – Miller, Maurer, Hinterberger – Örjan Berg, Störzenhofecker, Brunner (23. Hecht), Ziemer – Pingel (74. Heisig), Schmidbauer

Tore:
1:0 Weiss (22.), 1:1 Ziemer (27.), 2:1 Bakalorz (31.), 3:1 Kleppinger (85. Foulelfmeter)

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