Vor dem letzten Spieltag der Saison 2006/07 standen die Amateure der Löwen in der Regionalliga Süd auf einem Abstiegsplatz. Der bittere Gang in die Bayernliga drohte – es musste dringend ein Sieg her! Allerdings musste die U23 des TSV 1860 auswärts bei Hessen Kassel ran. Was dann jedoch am 02.06.2007 im Auestadion passierte, bleibt unvergessen…
Amateure-Boom in Giesing
7.000 Zuschauer strömten bei der Aktion X-Tausend gegen den SV Wehen (2:2) ins Grünwalder Straße. Nochmal 6.500 Fans unterstützten die Löwen eine Woche später gegen den FC Bayern II (1:1). Dabei setzte die Truppe von Trainer Klaus Koschlick auch auf prominente Unterstützung durch die Profis, z.B. Berkant Göktan oder Roman Tyce.
Die Amateure boomten und das, obwohl es sportlich gar nicht so rosig aussah für die Amas. Vor dem Saisonfinale bei Hessen Kassel stand die U23 des TSV 1860 gar auf einem Abstiegsplatz.
Die Ausgangsposition:
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11. FC Bayern II – 43 Punkte – +2
12. 1. FC Saarbrücken – 42 Punkte – +4
13. Karlsruher SC II – 42 Punkte – 0
14. Sportfreunde Siegen – 41 Punkte – +2
—
15. TSV 1860 II – 40 Punkte – +2
16. SV Darmstadt 98 – 39 Punkte – -10
…
Die Löwen hatten es also nicht in der eigenen Hand, die Klasse zu erhalten, sondern waren auf fremde Hilfe angewiesen. Voraussetzung war aber so oder so, dass man etwas Zählbares aus Kassel mitbrachte.
1860 II: Klassenerhalt in Kassel
5.554 Zuschauer fanden sich am 02.06.2007 im Auestadion zu Kassel ein, darunter auch gut 300 Fans des TSV 1860. Der Glaube war noch da, aber es würde verdammt schwer werden. Was dann passierte, war jedoch der pure Wahnsinn…
In der 13. Minute brachte Manuel Duhnke die Amas zwar in Führung, doch nur drei Minuten später glich Julio Cesar für die Hessen aus. Wie gewonnen, so zerronnen. Aber die Amas waren heiß und Ralf Schmitt per Elfmeter und Christoph Burkhard stellten innerhalb von vier Minuten auf 1:3. Kassel-Legende Thorsten Bauer machte es wieder spannend, doch Manuel Duhnke stellte mit seinem 2:4 in der 45. Minute die Weichen für das Schützenfest in Kassel.
Scheibenschießen nach der Pause
Vor den Augen von Profi-Trainer Marco Kurz geschah nach dem Seitenwechsel Sensationelles. Die Amateure des TSV 1860 dominierten Hessen Kassel nach Belieben und trafen nach Belieben. Schmitt, Ziegenbein, Holebas und Szukala erhöhten bis zur 69. Minute gar auf 2:8 (!), ehe Bauer nochmal Ergebniskosmetik betrieb. Den Hausherren war durchaus anzumerken, dass sie die Woche davor nach dem eigenen Klassenerhalt auf Mallorca verbracht hatten…
Platz 13 dank Schützenhilfe
Den Löwen um NLZ-Leiter Ernst Tanner konnte es egal sein, denn sie feierten nach 90 denkwürdigen Minuten den Klassenerhalt. Auch die Konkurrenz hatte für die Löwen gespielt und so mussten neben den bereits feststehenden Absteigern 1. FC Kaiserslautern II und FK Pirmasens auch der SV Darmstadt 98 und der 1. FC Saarbrücken (mit einem positiven Torverhältnis!) den Weg in die Viertklassigkeit antreten.
Das Schlussklassement:
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11. SSV Reutlingen 05 – 45 Punkte – -6
12. Sportfreunde Siegen – 44 Punkte – +4
13. TSV 1860 II – 43 Punkte – +7
14. Karlsruher SC II – 43 Punkte – 0
—
15. 1. FC Saarbrücken – 42 Punkte – +2
16. SV Darmstadt 98 – 39 Punkte – -12
Der FC Bayern II erstattete nach Ablauf der Frist übrigens noch Selbstanzeige, da er während der gesamten Saison den nicht spielberechtigten Louis Ngwat-Mahop eingesetzt hatte. Der folgende Protest des 1. FC Saarbrücken mit Antrag auf Verbleib in der Regionalliga wurde abgelehnt. Manche sind halt doch a bisserl gleicher…
Die Aufstellung der Amateure
Trainer Klaus Koschlick schickte am 02.06.2007 in Kassel folgende U23-Mannschaft (wieder mit Profi-Unterstützung) des TSV 1860 in Kassel aufs Feld:
Tschauner – Burkhard, Polak, Szukala, Schwarz – S. Bender (71. Gebhart), Eberlein (66. Baumgartlinger), Ziegenbein, Duhnke, Holebas (85. Fink) – Schmitt
Tore:
0:1 Duhnke (13.), 1:1 Julio Cesar (16.), 1:2 Schmitt (27., Elfmeter), 1:3 Burkhard (31.), 2:3 Bauer (43.), 2:4 Duhnke (45.), 2:5 Schmitt (54.), 2:6 Ziegenbein (61.), 2:7 Holebas (66.), 2:8 Szukala (69.), 3:8 Bauer (77. Elfmeter)
Das Video zur Tororgie
Selbstverständlich gibt es diese Perle auch bei Youtube. Viel Spaß!
Kassel scheint ein guter Ort für Sechzig zu sein.
1990/91 war ein 2:0 Auswärtssieg, die Grundlage für den Aufstieg in die zweite Liga.
Daheim gegen Neunkirchen war der Aufstieg perfekt.
Danke an Karsten Wettberg!
allein die namen in der aufstellung… das war die zweite mannschaft! unvergesslicher auswärtstrip. am ende waren die kasselfans so sauer, das uns das versprochene freibier aus sicherheitsgründen verwehrt blieb. der fanbus wurde bei der abfahrt blockiert, so das wir die ersten paar hundert meter rückwärts zurücklegen mussten. und der ganze bus: “wir fahren rückwärts nach haus, wir fahren… ” danke für die fotos.
Das versprochene Freibier blieb nur “fast” verwehrt, weil mein Kumpel aus Aurich und ich es nach Spielschluss als einzige Sechzger durch die Polizeikette vor unserm Block geschafft hatten 😉 Wie uns das gelungen ist? War und bin immer noch Nordhesse, kannte deshalb einen Bullen aus der Polizeikette der aus einem Nachbarort kam und mich quasi seit meiner Geburt auch kannte. Noch dazu stand ein guter Kumpel hinter der Kette der auch forderte mich und David endlich durchzulassen. Die Bedingung war dann dass wir aus “eigener Verantwortung” durchgelassen wurden, was kein Ding für uns war. Vor’m Bierpilz hinter der Haupttribüne auf dem Vorplatz angekommen haben sich sehr viele Kasseler Löwen für die Vorkommnisse nach Spielschluss bei uns entschuldigt und wollten gefühlt alle mit uns Bier trinken. Wir haben alles gegeben was noch möglich war, haben für Viele von Euch in den Bussen mitgetrunken, aber irgendwann sind wir fast zeitgleich quasi “übergelaufen” 🙂 Habe bis heute keine Ahnung wie ich von Kassel aus heimgekommen bin (15km), wer mich gefahren hat, ob mit Bus/Tram, wird ein ewiges Rätsel bleiben, hehe. Und ja, der Tag wird auch für David und mich unvergesslich bleiben, herrlich. P.S.: Mein oben erwähnter Kumpel der hinter der Polizeikette auf mich gewartet hatte ist heute hauptamtlicher Fansozialarbeiter bei Kassel 😉
War a richtig, richtig guter Trip! Unvorstellbare, dass Darmstadt vor 16 Jahren hinter uns stand.