Am heutigen 3. November jähren sich zwei Spiele unsere Löwen gegen den FC St. Pauli – mit ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen und Resultaten. Wer erinnert sich?

3. November 2001 – kurz nach dem Bürgerentscheid

Bundeslia – 12. Spieltag. Die Löwen waren – nur ein Jahr nach europäischen Auftritten, u.a. in Leeds und Parma – ganz schwach in die neue Saison gestartet und belegten mit nur elf Punkten den 14. Tabellenplatz. Die Gastgeber – allerdings als völlig überraschender Aufsteiger der Vorsaison auch wesentlich bescheidener unterwegs – hatten als Vorletzter  vier Zähler weniger auf dem Konto. Die Ausgangssituation war also klar: Ein Sieg für Münchens große Liebe musste her. Weit wichtiger, als das sportliche Tagesgeschehen war zu jener Zeit allerdings das, was damals jenseits der Fußballplätze passierte: Keine zwei Wochen zuvor hatte die Münchner Bevölkerung – nach einer beispiellosen Medienkampagne, die in wenigen Wochen einen totalen Stimmungsumschwung bewirkt hatte – in einem Bürgerentscheid für die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur für das neue Fußballstadion im Norden der Stadt gestimmt. Und damit erst den Weg frei gemacht für das gemeinsame Bauprojekt zwischen 1860 und dem FC Bayern. Für viele Löwenfans ein schlimmer Tag. Auch am Hamburger Millerntor war dies ein Thema. Die kurz zuvor neu gegründeten Ultrá St. Pauli zeigten auf der damals noch vorhandenen legendären Gegengerade zahlreiche Spruchbänder, in denen sie 1860 u.a. vorwarfen, die eigene Seele an den großen Rivalen in der Stadt zu verkaufen. Die ehemals aktiv gelebte Fanfreundschaft zwischen den Löwenfans und den Anhängern des Kiezklubs lag damals quasi in den finalen Zügen.

Interessantes Ticketformat: St. Pauli – 1860 am 3.11.2001

FC St. Pauli – TSV 1860 0:3

Das Team von Löwentrainer Peter Pacult, nach der Entlassung von Werner Lorant am 18. Oktober erst wenige Tage als Verantwortlicher im Amt, tat sich schwer am Millerntor. Traditionell möchte man sagen. Ein Sieg war bislang dort noch nie gelungen. Allerdings half der Aufsteiger kräftig mit, dass es diesmal gelingen sollte: Schon nach sieben Minuten verwertete der US-Amerikaner Corry Gibbs eine Hereingabe des Löwen Marcus Pürk absolut sehenswert – ins eigene Tor. Fortan drängte St. Pauli auf den Ausgleich, allerdings ohne Glück im Abschluss. Als die Hamburger dann in der Schlussviertelstunde alles nach vorne warfen, wurden sie von den erfahrenen Löwen knallhart ausgekontert. Harald Cerny sorgte mit einem Abpraller in der 79. Minute für das 0:2 und Thomas Hässler machte in der Nachspielzeit endgültig den Deckel drauf. Der erste Sieg des TSV 1860 am Millerntor, der erste Sieg für Peter Pacult an der Seitenlinie der Löwen. Das hatte durchaus historische Dimensionen. Ebenso wie der oben erwähnte Bürgerentscheid der Münchner zwei Wochen zuvor. Am Saisonende stieg St. Pauli als weit abgeschlagener Letzer wieder in die 2. Liga ab – die Löwen belegten Rang neun.

3. November 2012 – Tristesse in der Allianz Arena

Die Tragweite der vereinspolitischen Fehlentscheidung für einen gemeinsamen Stadionbau mit dem Rivalen aus der Seitenstrasse wurde bekanntermaßen schon sehr bald nach dem Umzug nach Fröttmaning offensichtlich. Sieben weitere Jahre später, im Herbst 2012 hatten sich die Löwen längst zu einem Dauergast in der 2. Bundesliga entwickelt, der den Blick in der Regel eher Richtung Tabellenkeller zu richten hatten, als dass die Fans von weiß-blauen Erstligaspielen in der Arena träumen durften. Am 3. November 2012 – es war wieder der 12. Spieltag – reiste St. Pauli als Tabellendreizehnter zum Siebten nach München – der allerdings schon zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Eintracht Braunschweig aufwies. Immerhin 29.000 Zuschauer fanden sich an einem ungemütlichen Herbstnachmittag in der Fröttmaninger Einöde ein und sahen ein durchaus überaschendes Spiel. Das Team von Trainer Rainer Maurer trat gegen völlig überlegene Hamburger einfalls- und lustlos auf und kassierte Mitte der 1. Halbzeit das verdiente 0:1 durch Kapitän Fabian Boll. Ein echtes Aufbäumen war an diesem Nachmittag nie zu erkennen und folgerichtig sorgte Daniel Ginczek in der 53. Minute für das 0:2.

print@home – auch schon im Jahre 2012

Am Ende einer weiteren verlorenen Spielzeit vor den Toren der Stadt belegte 1860 übrigens einen respektablen sechsten Rang – allerdings mit 27 Punkten Rückstand auf Meister Hertha BSC und immerhin neun auf den Relegationsplatz drei, den der 1. FC Kaiserslautern erreichte. St. Pauli – das der Vollständigkeit halber – wurde Zehnter.

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Bruck Löwe

Im Olympiastadion haben Paulianer ja auch ein Banner gezeigt Bayern und 60 – eine Allianz fürs Leben.Muss so um 2001 o 2002 gewesen sein.Hab von dieser vermeintlichen Freundschaft nie viel gehalten.
Ein Hohn is ja das auf St.Pauli die Kommerzialisierung des Fussballs immer kritisiert wird,selbst aber sind bei jeder kleineren Veranstaltung mit ihren Totenkopf-Merch anwesend.