Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Auswärtsspiel unseres TSV 1860 München beim MSV Duisburg. Zwei Gründungsmitglieder der Bundesliga treffen im Tabellen-Niemandsland der dritten Liga aufeinander. Was müssen wir am Samstag in der Wedau erwarten?

Am 26.Spieltag kommt es zur Partie MSV Duisburg – TSV 1860 München, die Zebras empfangen die Löwen. Nach gutem Start in die Saison – der MSV lag zwischenzeitlich sogar einen Spieltag lang auf Platz fünf – dümpelt Duisburg mittlerweile auf Platz 12 dahin, könnte allerdings mit einem Sieg an den Sechzgern vorbeiziehen.

Torsten Ziegner lässt seit Ende der Winterpause mit nur einer Ausnahme im 4-3-1-2 spielen. Nach anfänglichen Problemen hat sich der MSV mit der neuen Systematik angefreundet. Mit hohem aggressiven Pressing und Augenmerk auf den eigenen Ballbesitz kommt der MSV jetzt langsam ins Rollen.

Wie auch schon im Hinspiel wird den Duisburgern Youngster Casper Jander nicht zur Verfügung stehen. Der 19-jährige Kreativspieler ist gemeinsam mit Moritz Stoppelkamp, der wegen eines grippalen Infekts ebenfalls fraglich ist, das Herzstück des Mittelfelds der Zebras.

Bevor wir zur Spielweise der Duisburger kommen, werfen wir wie immer einen Blick auf die wichtigsten statistischen Werte des MSV.

Die wichtigsten Statistischen Werte des MSV Duisburg

  • Ballbesitz 49%
  • Passgenauigkeit 78%
  • Defensive Zweikampfquote 63%
  • Flankengenauigkeit 32%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 8,32

Wie spielen die Gastgeber?

Bei Ballbesitz

Das 4-3-1-2 ist der auf den ersten Blick defensivere Bruder des 4-4-2 Raute-Systems. Es wird auch die flache Raute genannt. Mit zwei zentralen Mittelfeldspielern auf den Halbpositionen und einem offensiven hinter den Spitzen kann Duisburg auf der gesamten Breite des Spielfelds hohen offensiven Druck ausüben.

Kontrolliertes Aufbauspiel, bei dem das spielerische und läuferische Element im Mittelfeld im Vordergrund steht, ist hierbei im Positionsspiel die oberste Maxime. Wie die meisten Mannschaften hat aber auch Duisburg eine leichte Präferenz für Angriffe über die rechte Seite. Die Anzahl der bis ins letzte Drittel durchgebrachten Positionsangriffe sind für beide Flügel allerdings fast gleich. Was auffällt ist die Tatsache, dass wenn über links angegriffen wird der Ball meist früher ins Zentrum gespielt wird. Als Faustregel könnte man sagen: Im letzten Drittel angekommen geht es links spielerisch in den Strafraum, rechts wird geflankt. Ausnahmen bestätigen natürlich diese Regel.

Die Spieler auf den Halbpositionen im Mittelfeld nutzen die ihnen dabei angebotenen Räume klug aus und sind sich nie zu schade extra Meter zu machen, um sich dem ballführenden Mitspieler als Passempfänger anbieten zu können. So entsteht ein guter Spielfluss, der attraktives Offensivspiel garantiert, wenn der Gegner kein Mittel dagegen findet.

Gegen den Ball

Gegen den Ball versucht der MSV Duisburg möglichst hoch zu pressen. Der Wille das Pressing erfolgreich zu gestalten und der tatsächliche Erfolg im Pressing hält sich dabei allerdings nicht immer die Waage.

Bei hoher Pressinglinie und mittlerer Defensivlinie sind die Abstände im Mittelfeld oft größer als es den Duisburgern lieb sein kann. So finden die Gegner immer wieder Lösungen, um die Pressingreihe produktiv zu überspielen und die Pressingfallen zu umgehen. Im eigenen letzten Drittel verteidigt Duisburg mit zwei klassischen Ketten vor der eigenen Box.

Sowohl bei der Pressingintensität als auch beim Index für defensive Aggressivität in Abhängigkeit vom gegnerischen Ballbesitz (Challenge Intensity) liegt Duisburg auf Platz vier der Liga. Das sind Top Werte.

Stärken und Schwächen des Systems 4-3-1-2

Stärken

Das 4-3-1-2 ist eine kompakte Formation, die eine gute Staffelung im Mittelfeld aufweist und dort somit zu Dominanz einlädt. Es hat gute Anlagen zur Bildung von Passdreiecken für Kurzpass-Kombinationsspiel. Kurzer Spielaufbau ist sowohl über Innenverteidiger als auch über die Flügel möglich.

Schwächen

Da die Flügel oft nur mit Außenverteidigern besetzt sind, liegt der Fokus in der Defensive hauptsächlich auf dem Zentrum, das nur schwer zu bespielen ist.

Wie kann man Duisburg knacken?

Die Möglichkeit für den TSV 1860 München den kompakten sowie aggressiven MSV Duisburg zu knacken und dort erfolgreich zu sein, wird nur dann gegeben sein, wenn die Sechzger endlich anfangen die angebotenen Räume adäquat zu nutzen und die Spieler der Löwen aufhören sich vor dem Ball zu verstecken, wenn sie ihn nicht haben.

Individuell ist der TSV 1860 auf fast allen Positionen besser besetzt als der MSV Duisburg. Ob diese individuellen Vorteile in Zählbares umgewandelt werden können, haben die Spieler im Mittelfeld selbst in der Hand.

Erfolg oder Misserfolg steht und fällt mit der Laufleistung im Mittelfeld und auf den Flügeln.

Gegen den Ball wird vor allem Kopfballstärke im Strafraumzentrum gefragt sein. Hohe Flankengenauigkeit gepaart mit offensiver Kopfballstärke macht Duisburg nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern auch bei Standards gefährlich. Jede dritte Standardsituation der Duisburger endet mit einem Torschuss.

Schlüsselspieler

Abwehr

Im Tor steht Vincent Müller (#1). Das 22-jährige Torwarttalent wechselte vor der Saison vom PSV Eindhoven zu den Zebras und weist kaum Schwächen auf. Müller hat ein gutes Timing dafür, wann er seine Linie verlässt und gute Reflexe. Sein größtes Manko ist wie bei den meisten jungen Torhütern die fehlende Erfahrung.

Da Sebastian Mai an einer Wadenverletzung laborierend fehlt, wird Marvin Senger (#4) zum Abwehrchef. Er kam im Sommer vom FC St. Pauli. Senger ist 1,93 m groß und bringt Zweikampfwerte auf den Platz, die ihresgleichen suchen. Er ist der Spieler, die es zu meiden gilt, wenn man den Ball in die Box spielt. Am Boden erreicht Senger gegen den Ball eine Erfolgsquote von 77%. Bei Luftduellen fehlt ihm manchmal das richtige Timing, daher ist hier seine Bilanz negativ.

Mittelfeld

Im Mittelfeld wird vermutlich Kolja Pusch (#7) die Position hinter den Spitzen einnehmen. Ob er allerdings das Prädikat Schlüsselspieler verdient, da bin ich mir nicht sicher. Mit dem Ausfall von Jander wird Pusch der Spieler sein, der als kreatives Element in der Zentrale gefragt sein wird.

Sturm

Benjamin Girth (#31), der Neuzugang aus Braunschweig, konnte sein Können verletzungsbedingt bisher in dieser Saison erst in sechs Spielen zeigen. In diesen sechs Spielen hat er zwei Treffer und eine Vorlage auf dem Konto. Kapitän Moritz Stoppelkamp (#10), der seit Ende der Winterpause neben Girth im Zentrum und nicht mehr auf dem Flügel spielt, ist mit 17 Scorerpunkten bester Duisburger Angreifer. Er wird aber höchstwahrscheinlich krank ausfallen und ist deshalb kein Faktor.

Fazit

Wer läuft gewinnt. Man kann natürlich jeden Gegner bis aufs kleinste analytisch sezieren. Am Ende liegt es daran, ob die Mannschaft des TSV 1860 München es endlich schafft ein anderes Gesicht zu zeigen als das seit Monaten gewohnte.

Wenn das nicht passiert bleiben die Punkte in der Wedau.

Man darf gespannt sein, ob es Trainer Maurizio Jacobacci schafft mehr aus dem Team herauszukitzeln als noch am vergangenen Samstag.

Nach wie vor ist mir persönlich das Ergebnis egal, solange die Spieler des TSV die Grundtugenden des Spiels nicht vermissen lassen. Laufbereitschaft, Aggressivität gegen den Ball, Spielfreude und Mannschaftsdienlichkeit sind gefragt.

Wenn diese Elemente stimmen ist die Mannschaft ergebnisunabhängig auf dem richtigen Weg das Tal zu verlassen.

So könnte der MSV Duisburg gegen den TSV 1860 beginnen

Datenquelle: Wyscout

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Elchiger

Gibt’s beim innlandsflug n menü, oder nur getränke?

Joerg

Sechzig hat 2020 gegen den MSV 02 Duisburg verloren, 0:2 (0:0), 31.1020, da würde auch Vorfeld darüber spekuliert was passiert ohne Stoppelkamp, die Zebras gaben die Antwort auf dem Platz mit ihrem Sieg. 1860 war damals Zweiter und die Zebras reisten als 15. an, in den anderen 6 Spielen wirkte Stoppelkamp mit und brachte es auf Ein Tor

Joerg

Ach so vergessen, ich lese die hervorragende Taktikanalyse immer sehr gern, danke