Herzlich Willkommen zu einer etwas anderen Taktiktafelanalyse. Das Spiel Energie Cottbus – TSV 1860 (5:1) vom Sonntag beschäftigt viele. Auch innerhalb unseres Teams sucht man nach Gründen für das Debakel.
Die Partie Energie Cottbus – TSV 1860 München wurde zum Debakel für die Gäste. Mit 5:1 Toren gewannen die Lausitzer gegen unsere Sechzger. Das Ergebnis tut weh. Es tut vor allem deshalb weh, weil das ein Spiel war, dass erstens nicht in dieser Höhe von den Löwen verloren werden darf. Zweitens war es auch ein Spiel, in dem Sechzig selbst wieder Unmengen an Chancen liegen ließ.
Die im 4-3-3 angetretenen Cottbuser bekamen vom TSV 1860 München genau das, was sie zum Spielen brauchten, um gefährlich zu werden: Raum in der Tiefe. Dieser Raum in der Tiefe ist etwas, für das die Mannschaften, die bisher gegen Cottbus gespielt haben und diesen Raum zuließen, bitter bezahlen mussten.
In nahezu allen Spielen, die Cottbus bisher positiv gestalten konnte, war der Ablauf und die Entstehung der meisten Tore und Chancen für den FC Energie sehr ähnlich. Immer, wenn Energie Tiefe kreieren konnte und dort Halbwegs präzise gespielt hatte, wurde es brenzlig für die Gegner.
Mannschaften, die gegen den Ball zunächst eher tief standen konnten bisher meist länger ein Unentschieden halten, bzw. Führungen herausspielen, während Cottbus in diesen Fällen deutlich mehr Energie bis zum ersten eigenen Treffer aufwenden musste.
Der TSV 1860 München ist mit seiner Spielweise am Sonntag dem FC Energie Cottbus ins offene Messer gelaufen. Allerdings muss man spätestens nach dem zweiten Gegentor, meiner Meinung nach, personell reagieren. Nun ja… Gehen wir das Spiel und die entscheidenden Situationen einmal durch.
Spielentscheidende Szenen
Gegen den Ball
Szene 1 (das 1:0)
Der FC Energie Cottbus hat im Positionsspiel den Ball, die Offensivspieler Hobsch, Philipp und Schröter des TSV 1860 München stellen sich, als wollten sie versuchen den Aufbau durch die zwei Innenverteidiger und den Torhüter im Verbund und Mann-orientiert stören. Warum das Folgende passiert, ist schwer nachzuvollziehen.
Zunächst läuft Philipp den Innenverteidiger rechts aus Löwensicht an, eine Horizontale Seitenverlagerung löst das Problem für die Cottbuser. Während sich Philipp nun eine Linie tiefer orientiert, versucht Schröter, nach erneutem Pass der Cotbusser auf den rechten Innenverteidiger, dort anzulaufen. Schröter kommt jedoch zu spät und läuft ins Leere. Der Innenverteidiger im Vorwärtsgang kann den Doppelpass vom von ihm zuvor angespielten Pelivan wieder aufnehmen und auf den rechten Flügel spielen.
Der ausgespielte Schröter fehlt jetzt dort und Bretschneider kann ohne Gegenspieler durchstarten. Deniz rückt zu zögerlich auf den Flügel hinaus und kann so den langen Diagonalball von Bretschneider auf die linke Abwehrseite der Löwen nicht verhindern. Kwadwo wehrt die Flanke kurz vor dem eigenen Strafraum auf der Halbposition ab. Nur wohin? In die Füße des Gegenspielers!
Warum passiert das und was lief hier alles verkehrt? Die Defensivlinie gegen das Positionsspiel an der Mittellinie zu postieren, wenn man weiß bzw. wissen sollte, dass der Gegner schnell und konsequent die Tiefe sucht, um Offensivaktionen zu kreieren, könnte ein Fehler gewesen sein, aber hier, noch nicht gänzlich entscheidend. Hält man die Situation im Video an, während Bretschneiders Flanke in der Luft ist, sieht man das folgende Bild.
Die Ausgangslage vor der Flanke
Deniz ist aus seiner Position gezogen, weil Schröter den Flügel nicht abdeckt. Die Viererkette steht und läuft gut mit. Die beiden Verteidiger weiter links bewegen sich auf Höhe ihrer Kollegen sozusagen kongruent mit der Progression des Balles in Richtung eigener Sechzehner.
Hier hat allerdings das Mittelfeld links kollektiv geschlafen und dadurch Kwadwo, der in der folgenden Aktion extrem unglücklich agierend wirkt, in die Bredouille gebracht. Kwadwo hat, als der Ball unterwegs ist, offensichtlich nur noch Hasse, der weiter innen mit nach vorne geht, und den Ball im Blick und verliert Copado weiter außen mehr oder weniger in seinem Rücken aus dem Blickfeld. Den Kopfball, den er, wie es eigentlich richtig wäre, wenn da Copado nicht stünde, nach außen platziert und damit leider genau auf Copados Fuß, kann man ihm nicht wirklich vorwerfen.
Von Copado kommt der Ball zu Hasse. Kwadwo versucht das auszubügeln, aber kommt zu spät gegen den rechten Außenverteidiger der Cottbuser, der jetzt goldrichtig steht, um Möker den Ball zum Schuss vorzulegen.
Zu halten gab es für Vollath nicht viel. Kwadwos Fehler war zwar eklatant, aber was sollte er tun? Den Ball mit der Brust annehmen und einen offensiven Zweikampf an der eigenen Box riskieren? Nicht zum Ball gehen, bzw. den Ball passieren lassen und gegen Copado ins Laufduell gehen? Ich weiß es nicht.
Für mich ist auch die Frage, wer wäre eigentlich Hasses Gegenspieler gewesen? Und warum kommt Wolfram in der Rückwärtsbewegung nicht zwischen Hasse und die Abwehrkette?
Szene 2 (das 2:0)
Aus einer Umschaltaktion für Cottbus, entsteht das 2:0. Ein langer Abschlag vom Keeper des FC Energie Cottbus ladet auf Thieles Kopf, der hier von Verlaat begleitet, aber erst nach dem Kopfball gestört wird. So kommt der mit hohem Tempo, links aus Cottbuser Sicht, auf der Halbposition etwa 25 Meter vor dem Tor, einlaufende Halbauer ans Leder. Von Danhof der ihn nicht einholen kann verfolgt, dringt Halbauer mit dem Leder am Fuß bis etwa acht Meter vor die Torauslinie durch und bringt von dort horizontal eine fache Flanke nach innen, die an allen Löwen vorbei den Weg zu Copado findet, der hinter Kwadwo an diesem vorbeiläuft und Netzt.
Auch wenn Kwadwo bei beiden Treffern nicht der alleinige Schuldige gewesen ist, ja gar nicht sein kann, hätte ich ihn spätestens jetzt vom Platz genommen. Nicht wegen der beiden Gegentore alleine. Es gab mehrere Auffälligkeiten, die ich als Hinweis gedeutet hätte, dass Kwadwo nicht vollends konzentriert ist. Der deutlichste Hinweis war für mich als Kwadwo anstatt einen Freistoß auszuführen, zweimal versuchte den Ball per Einwurf ins Spiel zu bringen.
Szene drei: (Das 3:1)#
Wieder ein langer Abschlag, wieder kommt der Ball auf Thiele, diesmal auf dem linken Flügel, nicht im Halbraum und auch deutlich näher zur Mittellinie als zuvor. Der weitere Ablauf ist jedoch nicht unähnlich dem Treffer zum 2:0.
Thiele, der die Kugel mit der Brust annahm, brachte das Leder unter Kontrolle. Er drehte sich und passte das Spielgerät einige Meter die Linie entlang nach vorn zu Möker. Dieser lässt den Ball abprallen zu Halbauer, der dem mittlerweile mit Tempo daher geschossen kommenden Thiele den Ball in die Tiefe spielt.
Verlaat trabt hinterher, Schifferl versucht Thiele nach eindringen in die Box auf der Halbposition links aus Cottbuser Sicht eher halbherzig zu stellen. Wieder darf ungehindert, flach durch die komplette Box geflankt werden, bevor Copado an den Ball kommt. Dessen erste Aktion wird von Kwadwo sogar noch verhindert. Copado kommt weiter außen, nun auf der rechten Seite, erneut an den Ball. Kwadwo, der sich schnell aufgerappelt, versucht erneut ins Duell zugehen, und zieht nun den kürzeren.
Kwadwo, nach einer Körpertäuschung von Copado auf dem falschen Fuß stehend, verliert das Duell, Copados Weg nach innen ist frei und ohne lange zu fackeln, zieht der junge Außenstürmer ab und feiert seinen Doppelpack.
Der entscheidende Fehler ist natürlich bei Kwadwo zu finden, als es die Innenseite offenlässt. Aber auch dieser erfolgreiche Angriff, wie die beiden anderen zuvor konnten, nur so passieren, weil unser defensives vertikales Spiel in die Tiefe zugelassen hat.
Szene 4 (das 4:1)
Wieder bekommt Cottbus schnell nach Balleroberung vertikale Tiefe, diesmal auf der rechten Cottbuser Angriffsseite. Sechzig kann jedoch diesmal den Durchmarsch außen verhindern. Cottbus schiebt in dieser Situation allerdings so clever nach vorne, sodass die Kette personell zunächst gebunden ist. So kann Cigerci in der rechten Halbzentrale vollkommen alleine angespielt werden.
Verlaats zögerliches Eingreifen als er Cigerci gegenübersteht, möchte ich hier nicht allzu hoch gewichten. Cigerci der sich bei Bursaspor in der türkischen Süperlig schon Meriten verdienen durfte, ist einer der gefährlichsten Offensivspieler der Liga. Im richtigen Moment gegen einen Spieler dieser Klasse, in dieser Situation die richtige Entscheidung zu treffen, um ihn zu stoppen ist keine leichte Aufgabe. Den Versuch zu wagen, ihn zu stellen, anstatt ihn anzugehen, war zumindest kein eklatanter Fehler. Die Entscheidung, den Schuss aus der Entfernung zu erlauben, anstatt das Risiko ausgedribbelt zu werden einzugehen, halt ich nicht für falsch.
Man muss hinterfragen, warum Cigerci überhaupt so mutterseelenallein durch die Gegend spazieren darf. Aber wen fragt man da? Tunay Deniz? Oder den Trainer?
Das waren die spielentscheidenden Szenen der ersten Halbzeit gegen die Löwen die Cottbus in der offensive Produziert hat. In der Defensive war Cottbus nicht weniger effektiv. Die zweite Halbzeit vergessen wir einfach, bzw. lassen sie analytisch unter den Tisch fallen. Denn es ist im zweiten Durchgang passierte nicht einmal ansatzweise etwas, das eine Wiedergutmachung für die Leistung der ersten Hälfte gewesen wäre.
Mit Ball
Mit dem Glück des Tüchtigen verteidigten die Hausherren in der ersten Spielhälfte den eigenen Kasten.
Viermal konnte Torhüter Behntke für die schon geschlagene Abwehr retten. Einmal sprang Brettschneider mit einem Bruce Lee Gedächtnissprung seinem Torwart helfend zur Seite, um einen Schuss zu blocken. (In der direkten Folge entwickelte sich einer der Gegentreffer.)
Jede der Torchancen für den TSV 1860 München war gut herausgespielt, allerdings müssen wir über die Situationen in der Offensive sprechen, die am Ende keine Torchance brachten, aber vielversprechend begannen. Zu oft in diesen Situationen nimmt sich die Mannschaft mit falschen Entscheidungen den Zug aus dem Offensivspiel. Und das nicht erst am Sonntag.
Nahezu jedes Mal, wenn wir zentral Tiefe generieren könnten, gelingt es nicht. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Die Situationen, in denen es nicht gelingt, sind auch in den Spielen, die bisher siegreich gestaltet wurden, zu oft auf die ein oder andere Weise verebbt.
Ich frage mich, warum gerade in diesen Spielsituationen, wo jeder auf der Tribüne denkt es bräuchte jetzt einen Steilpass, so oft vom Spieler in Ballbesitz entweder unnötigerweise das Tempo aus dem Spiel genommen wird oder falls der Steilpass wirklich gespielt wird, man mittlerweile fast darauf Wetten abschließen kann, dass er einem gegnerischen Verteidiger in die Füße gespielt wird.
Ich habe in den letzten Analysen fast immer, also da wo es ging, versucht das positive voranzustellen. Jetzt drehen wir den Spieß um, aber der Vollständigkeit halber heute etwas weiter unten als gewohnt die statistischen Werte des Spiels.
Statistische Werte Energie Cottbus – TSV 1860 München
- Ballbesitz FCE 47% – TSV 53%
- Passgenauigkeit FCE 77% – TSV 81%
- defensive Zweikampfquote FCE 63% – TSV 59%
- Schüsse/aufs Tor FCE 9/7 – TSV 13/7
- PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) FCE 14,17 – TSV 8,38
Weitere Auffälligkeiten
Normalerweise analysiere ich hier jede aufgeführte statistische Kategorie einzeln auf statistische Auffälligkeiten in verschiedenen Spielphasen, da sich Aufgrund von Matchplanänderungen in Spielen je nach Spielstand auch oft die Herangehensweisen der jeweiligen Mannschaften ändern. Heute machen wir das etwas anders und mit weniger Zahlenmaterial als gewohnt.
Das Eins zu Null für die Hausherren fiel extrem früh im Spiel. Als Gast ändert man da im Normalfall noch nichts am Matchplan. Auch wenn der Gegentreffer nervt, das Spiel war noch keine drei Minuten alt. Da muss man noch nicht beginnen Panik zu bekommen, oder? Oder?
Na ja, da kann man geteilter Meinung sein und selbst in meiner Brust schlagen in dem Fall zwei Herzen.
Als Gastgeber wird man auf jeden Fall einen Teufel tun auch nur einen Sekunde daran zu denken etwas zu ändern. Und so ging es dahin. Drei konzeptionell kongruente Aktionen brachten drei Tore. Cottbus verteidigte gegen wütend und ungestüm anrennende Löwen den eigenen Kasten mit Mann und Maus teilweise mit mehr Glück als verstand, aber selbst nach dem verdienten erzwungenen Anschlusstreffer ließen sich die Sechzger ein drittes Tor nach dem Cottbuser Go-Stop-Go Prinzip einschenken. Wie kann das passieren? Ich weiß es nicht, was ich aber weiß ist: Das darf nicht passieren.
Leroy Kwadwo
Sprechen wir deshalb kurz über Leroy Kwadwo. Ich mag Kwadwo, und ich verstehe nicht, warum ein Spieler, der vergangene Saison wenn er links in der Kette gespielt hat, sowohl offensiv als auch defensiv einer der besten Spieler der Mannschaft war, diese Saison einen Lapsus nach dem anderen produziert?
Kwadwo durchläuft momentan ein Formtief. Er ist, denke ich, nach wie vor ein guter Kicker, aber jetzt braucht dieser Spieler eine Pause. Oben habe ich geschrieben spätestens nach dem zweiten Gegentreffer hätte man ihn herausnehmen müssen, tatsächlich eigentlich schon in dem Moment als er zweimal einwirft anstatt einen Freistoß nach Foul an ihm selbst auszuführen. Warum übersehen die Betreuer solche Unkonzentriertheiten?
Wie gesagt, ich halte Kwadwo nach wie vor für einen guten Drittligafußballer, aber solange er sein Formtief nicht überwindet und seine Konzentrationsfähigkeit wieder dorthin bringt wo sie hingehört, ist er leider ein Risikofaktor.
Eine Auswechslung von Kwadwo für Bähr hätte allerdings noch nichts am Matchplan geändert. Also zurück zu den zwei Herzen in meiner Brust was die Matchplanpassung nach dem frühen Gegentor betrifft.
Offene Cottbuser Messer
Mit dem hohen Pressing, das zwar gut funktioniert hat, und auch zu zahlreichen Chancen führte aber leider – da nur ein Schussversuch des TSV 1860 verwertet werden konnte – haben die Sechzger Energie Cottbus voll in die Karten gespielt. Eine Mannschaft, die von der Tiefe lebt, mit dieser Spielweise gerade auch noch einen Lauf hat, mit hohem Pressing auf gegnerischem Platz dazu einzuladen über lange Bälle selbst einfach Tiefe zu generieren, ist für mich fahrlässig und in der Situation in der Sechzig sich befindet in höchstem Maße unklug gewesen.
Man hätte es allerdings auch vor dem Spiel wissen können, dass das gefährlich werden kann. Ich weiß nicht, wer im Funktionsteam wofür verantwortlich ist. Aber auf dem Scoutingbogen des TSV 1860 für das Spiel gegen Energie Cottbus hätte in ganz großen Lettern stehen müssen: kein Vertikales Spiel in die Tiefe zulassen! Vielleicht stand es ja da, vielleicht auch nicht.
Wenn es darauf stand, frage ich mich ernsthaft, warum die Linien gegen die Positionsangriffe nicht tiefer gesetzt wurden? Oder man zumindest in der systematischen Formation im Raum angelaufen ist?
Fragen!
Das alles zusammen wirft mehrere Fragen auf, wenn man davon ausgeht, dass jeder immer sein bestes gibt.
Entweder alle in dem Teil unserer Scoutingabteilung, die sich mit der Gegneranalyse beschäftigt, haben (was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann) keine Ahnung was sie da eigentlich tun. Oder wir geben einfach grundsätzlich einen Scheiß darauf, was der Gegner gut kann und gut macht und kümmern uns nur um uns, ohne darauf zu schauen was denn die Stärken des Gegners sind (auch das halte ich für komplett absurd).
Die Antwort darauf kennt der Trainer. Liefern die Scouts schlechte Arbeit ab, muss er die Konsequenzen ziehen, und dafür sorgen, dass sich dort personell etwas ändert. Beziehungsweise hätte er diese schon länger ziehen müssen.
Womit wir beim Trainer wären. Ganz ehrlich, wenn ich einen Matchplan gegen Cottbus aufstellen hätte müssen, eines hätte er nicht beinhaltet und das wäre hohes Pressing gegen das Cottbuser Positionsspiel gewesen. Wer die Taktiktafel vor dem Spiel gelesen hat, weiß das.
Hier meine Frage: Warum versucht man genau das und riskiert mehr als nötig?
Mit welchen offensiven Mitteln man Cottbus hätte bekommen können, wurde von der Mannschaft gezeigt, aber nicht ausreichend in Zählbares umgemünzt. Sich aber gegen den Ball spieltaktisch so zu verhalten, ist meiner Meinung nach nicht zu verantworten.
Die Spielweise war mutig, aber der Mut der Verzweiflung – nach dem das Spiel der Löwen in der ersten Halbzeit ausgesehen hat – hat leider nur noch mehr ins Verderben geführt, als es eine von vorn herein Konservative Spielweise getan hätte.
Die Gegenpressingmomente nach Ballverlusten intensiv zu gestalten, ist immer wichtig und sollte immer eine Option sein. Die Pressinglinie gegen das Positionsspiel hoch zu stellen und Cottbus derart zu dem von ihnen geliebten vertikalen Spiel in die Tiefe einzuladen, war leider Fußballerisches Harakiri.
Ratlos
Ich bin Ratlos, ähnlich wie mein Kollege Jung es in den Giesinger Gedanken formuliert hat.
Warum ratlos? Irgendjemand im Funktionsteam weiß vermutlich, was falsch läuft und warum. Es kann nicht sein, dass ein Spiel wie gestern passiert und keiner den Schuldigen für die falschen Entscheidungen auf und neben dem Platz kennt. Der Trainer sagte er müsse jeden Stein umdrehen. Ich bin auf das Ergebnis dieser Ursachenforschung sehr gespannt.
Warum die Mannschaft des TSV 1860 mit hohem Pressing ins Spiel gegen Energie Cottbus ging, obwohl eigentlich klar sein musste, dass das, zumindest was die Defensive betrifft, in die Hose gehen wird, verstehe ich nicht. Selbst wenn das Pressing gut funktioniert, keine Mannschaft, die auf ähnlichem Niveau spielt wie ihr Gegner, wird diesen je komplett „niederpressen“ können. Es gibt einfach keinen logischen Grund in Cottbus so anzufangen.
Man hat auch in einigen Situation immer wieder das Gefühl, dass einige unserer Spieler anscheinend so von sich überzeugt sind, dass sie bei taktische Anweisungen, die sie (vermutlich) nicht verstehen, einfach nicht Nachfragen, was genau gemeint ist.
Auf dem Platz gegen den Ball schaut man dann als Mittelfeldspieler mal, wie es so läuft, weil defensive Arbeit an sich ja eigentlich nicht das ist, wofür man auf dem Fußballplatz steht, oder so.
Risiko?
Ich vermisse außerdem bei Aktionen in der Offensive, die ich oben schon beschrieben habe, die Fähigkeit produktive und effektive Spielzüge mit Dynamik und Präzision zu entwickeln. Selbst schnell und effektiv zu sein und vielleicht mit numerischer Überzahl ins gegnerische letzte Drittel oder gar in die Box zu kommen. Wenn das gelingen würde, den Vorsprung im Anschluss auch zu halten, wäre es sehr wünschenswert. Ich frage mich, ob die Mannschaft den falschen Charakter hat, oder einfach, warum auch immer, komplett falsch auf jeden Gegner eingestellt wird? Das fußballerische Können hat sie.
Die Möglichkeiten offensiv „riskant“ zu spielen, werden viel zu selten ausgenutzt, aber wie bereits beschrieben, kann man mittlerweile darauf Wetten abschließen, dass, wenn solche Aktionen möglich wären, sie aus welchen Gründen nicht vernünftig ausgespielt werden würden.
Was die Gründe sind, die dazu führen, dass unsere Sechzger Punkte in solch haarsträubender Weise verschenken, müssen andere beantworten, ich kann heute nur Fragen stellen.
Eine Lösung, bei der ich zu hundert Prozent sagen würde, sie sei die richtige, habe ich keine, weil ich die Gründe für das Versagen und die Proleme in der Mannschaft nicht kenne.
Datenquelle: Wyscout
Ich muss zugeben, dass ich eine Saison wie die bisherige so noch nicht erlebt habe. Du warst ja letzte Woche noch sehr optimistisch und eine Woche später müssen wir uns alle mit einer komplett unverständlichen Leistung auseinandersetzen. Gut, ich habe die beiden vorherigen Spiele schon auch nicht so positiv gesehen, denn gerade in der Partie gegen Unterhaching wurde man komplett überrumpelt von dem aggressiven Spiel der Unterhachinger. Auch jetzt gegen Cottbus hast Du ja wunderbar herausgearbeitet, dass Giannikis den komplett falschen Spielansatz gewählt hat, der Cottbus von der ersten Minute an perfekt in die Karten gespielt hat. Man macht doch vorab eine Gegneranalyse. Wie kann das dann passieren, dass man genau den Ansatz wählt, dem schon die vorherigen Teams nicht gut bekommen ist?
Man kann das drehen und wenden wie man will und kann eigentlch nur zu dem Schluss kommen: Giannikis ist einfach überfordert und muss ersetzt werden. Lasst den Joe Enochs noch mal ein paar Nächte ausschlafen und dann bitte zügig kontaktieren.
Ein Plus dafür. Bin allerdings nach wie vor für Jens Härtel.
Ja, der ist sicherlich auch kein schlechter Trainer. Machte immer einen sehr geerdeten Eindruck. Ich finde halt, dass Enochs in Zwickau jahrelang ausgezeichnete Arbeit abgeliefert hat und mir in seinen Interviews immer sehr sympathisch rüberkam. Ich denke, es gibt mit Sicherheit einige gute Trainer momentan auf dem Markt. Sofern wir überhaupt noch einen bezahlen können …
Vorweg: (Eigentlich) bin ich ein Fan von Argirios Giannikis, eigentlich. Aber muss man nach dem Spiel gegen Energie Cottbus nicht zu dem Ergebnis gelangen, dass ein Trainerwechsel unumgänglich ist?
Nicht selten ließt man, dass diese Mannschaft gut zusammen gestellt ist/sei. Wäre es vielleicht nach diesen ganzen teils banalen Fehlern der letzten Monate nicht angebracht in den Raum zu stellen, dass der Kader limitiert ist?
Von Kwadwo abgesehen (zu dessen Formkrise im Artikel alles gesagt wurde) sehe ich keinen Spieler, der nicht regelmässig zeigt, was er eigentlich kann.
Von Giannikis halte ich nur wenig. Ein Trainer hat einige Aufgaben zu erfüllen. Strategisch, taktisch, personelle Führung und Einschätzung, personelle Weiterentwicklung sowie Repräsentation.
Auf der strategischen Ebene hilft er bei der Kaderzusammenstellung mit um dann für die Mannschaft und die Liga ein Spielsystem zu kreieren, das die Basis für die Saison ist und taktisch angepasst wird. Hier würde ich Note 5 geben. Die Mannschaft stand frühzeitig zur Verfügung. Das Spielsystem, das in der Vorbereitung eingeübt wurde (2 Stürmer), ging völlig in die Hose. Lange wurde dran festgehalten, bis es endlich geändert wurde, weil es nicht funktionierte. Jetzt hat sich die Offensive gefunden, die Defensive ist aber ein Scherbenhaufen. Win funktionierendes System, mit dem wir gegen schwächere Gegner einfach mal gewinnen, haben wir nach wie vor nicht (siehe Osnabrück und Haching) und sind am 12.Spieltag immer noch in der Findungsphase.
Taktisch wurde im Artikel von Bernd auch alles gesagt. Grob fahrlässiger Matchplan. Selten überlegene Auftritte in Offensive und Defensive.
In Bezug auf personelle Führung kann ich wenig sagen, wenn ich mir den Fall Kwadwo ansehe, oder auch die Unsicherheit der Spieler im Hinblick auf Passicherheit oder das Erkennen von Gelegenheiten, habe ich meine Zweifel. Keine Bewertung.
Auch bei der Personalauswahl kann ich nach dem Debakel in Cottbus nur Fragezeichen von mir geben. Danhof und Kwadwo statt Bähr und Reich, die meist ordentliche Spiele abgeliefert haben (auch wenn ich es bei Reich noch eher verstehe, da dieser zuletzt Anzeichen leichter Formschwäche zeigte). Dass ein Guttau zentral spielt statt einem Phillipp, der als Schröterersatz rechts spielen musste… auch unverständlich. Mmn auch hier mangelhaft.
In Bezug auf die Weiterentwicklung sehe ich leider gar nichts. Ausser Hobsch, Wolfram und Deniz sehe ich auf individueller Ebene wenig Fortschritte, ausser vielleicht noch bei Frey. Reich war zu Anfang der Saison am Besten, Kloss und Bangerter spielen gar nicht mehr, nachdem sie uns letzte Saison den Klassenerhalt gerettet haben. Guttau ist Guttau, lange Phasen von Uninspiriertheit und Unsichtbarkeit wechseln sich mit genialen Momenten ab. Andere junge Spieler wie Ott oder Bähr kann ich nicht beurteilen, da sie zu wenig spielen, oder die ich wie Kozuki noch nicht oft gejug gesehen habe. Schröter ist schlechter als letzte Saison, sicher auch der Verletzung geschuldet. Verlaat und Schifferl kommen mir vor wie auf dem absteigenden Ast. Reinthaler spielt nicht. Kwadwo ist ein Schatten seiner selbst und wirkt als hätte er keinerlei Selbstvertrauen mehr. Ebenfalls mangelhaft.
Bei der Repräsentation kann man ihm wenig vorwerfen. Das ist zwar immer etwas blutleer und wenig mitreissend, aber alles in allem befriedigend.
Insofern muss ich sagen: ich hätte gerne einen anderen Trainer. Dass jeder Trainer Stärken und Schwächen hat, ist klar. Wo unser Trainer seine Stärken hat, ist mir leider überhaupt nicht klar.
Ich war und bin mir sehr sicher, dass wir mit dem Kader nur gegen den Abstieg spielen. Und wenn der vermieden wird, mach ich drei Kreuze.