Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Auswärtsspiel unseres TSV 1860 München beim SV Sandhausen. Der Tabellenzweite wartet, an Gegentoren gemessen, als eine der beiden defensivstärksten Mannschaften der Liga auf die Löwen.
Die Spiele SV Sandhausen – TSV 1860 München standen selten unter einem guten Stern für die Sechzger. Diesmal wartet eine im Pressing abwartend und auch zuhause dabei gerne auf tieferem Niveau die Linien setzend zu Werke gehende Mannschaft auf die Löwen. In vier der letzten fünf Spiele setzte Sandhausen dabei auf eine Fünferkette gegen den Ball. Man mag es eine leichte Formkrise nennen – in vier dieser fünf Spiele konnten die Sandhäuser auch nicht gewinnen.
Bei eigenem Ballbesitz agieren die Sandhäuser sowohl vor als auch nach Überqueren der Mittellinie durchaus variabel im Aufbau und der Angriffsvorbereitung. Sie finden dabei meist die Schwachstellen des Gegners zur Penetration des letzten Drittels und des Sechzehners. Leichte Probleme bereitet im Offensivspiel das Ausnutzen der generierten Strafraumsituationen.
Bevor wir etwas kürzer als gewohnt (ohne Aufzählung der Schlüsselspieler, die Ferien fordern ihren Tribut) auf die Sandhäuser eingehen gibt es an dieser Stelle wie immer deren bisherige statistische Werte.
Statistische Werte SV Sandhausen
- Ballbesitz 49%
- Passgenauigkeit 82%
- defensive Zweikampfquote 64%
- Flankengenauigkeit 38%
- PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 10,00
Wie spielt Sandhausen?
Offensiv
Im Positionsspiel verschiebt Sandhausen aus dem tiefen 5-4-1 über beide Außenverteidiger nach vorne auf ein 3-4-3 im gegnerischen letzten Drittel.
Die Spieleröffnung erfolgt variabel, bevorzugt jedoch mit kontrolliertem Aufbau, um die gegnerische Pressinglinie zu überspielen. Die Verschiebung aus dem 5-4-1 heraus ermöglicht Sandhausen viele Anspielstationen im Mittelfeld, wenn sie Räume bekommen. Bei dynamischem Spiel kann das für eine unkonzentrierte Defensive zu großen Problemen führen.
Ebenso variabel wie im Aufbau agieren die Kurpfälzer im Mittelfeld. Um den Angriff auf die Box vorzubereiten, befinden sich die Sandhäuser jedoch gerne in Zentrumsnähe.
Weicht Sandhausen auf den Flügel aus, kommen die Flanken relativ präzise ins Zentrum. Das Verhältnis der beiden Flügel ist dabei ausgeglichen.
Das offensive Umschaltspiel kann aufgrund der defensiven Disziplin der Sandhäuser hin und wieder eine Fehlzündung bekommen. Viel hängt dabei von der Zone der Balleroberung ab. Je tiefer der Umschaltmoment gestaltet werden kann, desto dynamischer wird er ausgeführt. Klingt nach einer Binsenweisheit – und das ist es auch. Hier trifft diese Binsenweisheit aber augenscheinlich zu.
Defensiv
Variable Muster beim Anlaufen nutzend pressen die Sandhäuser meist eher auf mittig bis tief angelegter Linie, wenn nötig allerdings mit durchaus hoher Mannstärke. Generell ist das Pressing vor allem in unentschiedenen Spielsituationen auf Pressingfallen im Raum ausgerichtet.
Situativ ist es für die Kurpfälzer kein Problem das Anlaufverhalten direkter und mit höherer Intensität zu gestalten. Speziell wenn sie in Rückstand geraten, aber auch wenn aus anderen Gründen mehr Druck gegen das Positionsspiel gefragt ist.
Im Gegenpressing agiert Sreto Ristics Team durchaus giftig und bissig in Ballnähe, zieht sich aber generell schnell und diszipliniert zurück. Das behindert je nach Situation und Zone ein wenig das offensive Umschaltspiel. Hier setzt Sandhausens Coach normalerweise eher auf Sicherheit als auf Risiko.
Wie kann man Sandhausen knacken?
In der momentanen Situation der Löwen und nach der verheerenden Niederlage vergangene Woche gibt es denke ich nur eine Möglichkeit gegen eine defensiv extrem starke Mannschaft wie Sandhausen ins Spiel zu gehen. Das bedeutet vor allem gegen den Ball die Konzentrationsfähigkeit in defensiven Momenten hoch zu halten. Die starke Defensive des kommenden Gegners lässt im Schnitt nicht viele Schüsse zu und schafft es den Gegner häufig zu Abschlüssen von außerhalb des Strafraums oder aus eher schlechter Schussposition zu zwingen. Mit Sascha Königsmann kommt ein guter Torhüter hinzu, der momentan mehr hält als als er statistisch gesehen sollte.
Ich würde hier versuchen das Risiko gegen einen Rückstand anlaufen zu müssen so stark wie möglich zu minimieren und auf eine kompakte Defensive setzen.
Im Positionsspiel gegen die defensivstarken Sandhäuser Überraschungsmomente zu kreieren dürfte schwer werden. Umschaltsituationen flink im Kopf und präzise auf dem Platz auszunutzen wird vermutlich den größten offensiven Mehrwert haben.
Bemerkenswert ist, dass Sandhausen zuhause anfälliger für Gegentore ist als in der Fremde. Nur einmal stand zuhause bei Sandhausen die Null am Ende.
Fazit
Defensiv volle Konzentration und vorne hilft der liebe Gott… so könnte man die nötige Herangehensweise für den TSV 1860 München im Spiel gegen den SV Sandhausen bezeichnen.
Nach dem Debakel vom Sonntag, vor dem ich sehr positiv gestimmt war, dass die Löwen dort einen Punkt entführen können, glaube ich auch diesmal wieder daran etwas Positives in Sandhausen mitzunehmen, wenn jeder Spieler willens ist sein Potential abzurufen.
Die Hoffnung auf einen Sinneswandel, die Arbeitseinstellung und Konzentration während des wichtigsten Teils der Berufsausübung an Spieltagen betreffend, stirbt zuletzt. Das wäre bei einigen Spielern wünschenswert.
So könnte Sandhausen beginnen
Datenquelle: Wyscout
Fußball ist echt witzig. Allem, was in der Taktiktafel an Empfehlungen zum Sandhausen-Spiel steht, kann man gut zustimmen. Und doch ist man hinterher froh, dass wir das Spiel dann irgendwie doch ganz anders angegangen sind. 😀