Aaron Berzel im Interview – den ersten Teil haben wir heute morgen statt “Sechzig um Sieben” veröffentlicht – hier klicken.

sechzger.de: Wie sind die Reaktionen der Löwen-Fans ausgefallen?

Aaron Berzel: Da hatte ich mir zwei bis drei Tage, bevor ich unterschrieben habe, schon Gedanken gemacht, ich hatte einen kleinen Shit-Storm befürchtet. Allerdings waren 99% der Reaktionen positiv. Ich glaube, die Leute haben gesehen, dass ich mich immer für den Verein zerrissen habe. Das habe ich auch in den Kommentaren als Wertschätzung zurückbekommen. Einige Fan-Clubs haben mir die Ehrenmitgliedschaft angeboten, was ich sehr gerne annehme – das freut mich sehr. Ich denke, dass ich oft das verkörpere, was den Verein ausmacht. Dass ich gerne für Sechzig weitergespielt hätte, das ist ja kein Geheimnis.

sechzger.de: TürkGücü ist ja einer von vier Vereinen in bzw. nah um München, die bei einem Wechsel natürlich auch den Vorteil haben, dass ein Spieler nicht umziehen muss.

Aaron Berzel: Also, einen Verein von denen können wir sofort ausschließen. Das hätte ich nicht machen können, weil meine Verbundenheit zu Sechzig so groß ist. Allerdings freue ich mich jetzt auch auf TürkGücü: Das ist ein spannendes Projekt, da freue ich mich natürlich auch meinen Teil dazu beizutragen, um so erfolgreich wie irgendwie möglich zu sein. Das wird ein richtig starker Kader.

sechzger.de: Warum ist genau zu Sechzig Deine Verbundenheit so groß? Du warst ja schon bei ein paar anderen Vereinen, die zum Teil auch eine starke Fanbasis haben.

Aaron Berzel: Von den anderen Vereinen war am ehesten Darmstadt mit Sechzig vergleichbar: Die ticken sehr ähnlich, haben eine gute Fanbasis, auch ein altes Stadion und sind mehr der Underdog. Das war neben Sechzig der Verein, bei dem ich mich am wohlsten gefühlt habe.

Bei Sechzig ist das halt ein Wahnsinn: Da bin ich selbst auf der Wiesn, in Tracht, komplett anders aussehend auf viele Meter in einer Menschentraube erkannt worden.

Die Geschichte von der Wiesn ist in Fankreisen bei 1860 durchaus bekannt: Aaron feierte mit ein paar Löwen-Fans, die ihn erkannten, spontan auf der Wiesn und zog mit denen dann noch nach Giesing weiter. Er versprach ihnen, demnächst bei einem Spiel ihrer Freizeit-Kicker-Mannschaft vorbeizuschauen – und diese staunten nicht schlecht, als Aaron Berzel ein paar Tage später bei einem Spiel von ihnen wirklich an der Seitenlinie stand. Darauf angesprochen erklärt Aaron Berzel, dass er eben ein ganz normaler Mensch sei, der zu seinem Wort steht.

sechzger.de: Hand aufs Herz Aaron: Allianzarena oder Sechzgerstadion?

Aaron Berzel: Ich mag ja diese alten Stadien, wie die von St. Pauli, Union Berlin, Darmstadt oder eben auch das Sechzgerstadion. Die sind was Besonderes! Die neuen Stadien sehen alle irgendwie gleich aus. Man muss das Sechzgerstadion allerdings natürlich umbauen, so dass man damit auch Geld verdienen kann: Mit VIP-Raum, Logen, etc. und die Kapazität aufstocken.

Grundsätzlich sollte man allerdings bleiben, wenn man die Möglichkeit hat: Der Standort ist super, mit den öffentlichen erreichbar, die ganzen Boazn außen rum.

sechzger.de: Wie ist denn das damals eigentlich gelaufen, dass Du nach dem Aufstieg in den Boazn gelandet bist?

Aaron Berzel: Das war witzig. Ich bin vom Bus runter, hab dann keinen mehr gefunden und dachte, die sind schon zum Trainingsgelände gelaufen. Dann hab ich schon ein paar Fans schreien hören und bin mit denen in eine Bar, eigentlich in jede Bar – und ich durfte da hinter dem Tresen irgendwie alles. Irgendwann haben die Jungs beschlossen, mich zum Trainingsgelände zu tragen, weil ich ja davor so geackert hätte … und da haben wir uns mit Timo Gebhart, der Krücken hatte, auf den Weg zu Fuß gemacht, mit vielleicht 50 bis 100 Leuten. Als wir dann am Trainingsgelände ankamen, kam gerade der Bus mit der Mannschaft an.

sechzger.de: Dein Einstand bei Sechzig ging ja nicht ganz so glücklich los: Im ersten Spiel bist Du mit einem falsch beflockten Trikot aufgelaufen – “Brezel” statt “Berzel”. Das war sicherlich kein Marketing-Gag?

Aaron Berzel: Nein, ganz sicher nicht. Was lustig ist: Von mir wurde noch nie ein Trikot falsch beflockt, aber an dem Tag hatte ich schon ein komisches Gefühl. Dann komme ich an und da steht wirklich “Brezel”. Das Trikot ist dann ja für fast 2000,- Euro für einen guten Zweck versteigert worden, für die Johnny-Heimes-Stiftung in Darmstadt (https://dumusstkaempfen.de/).

sechzger.de: Fast 2000,- Euro für ein Trikot mit einem falschen Aufdruck von einem neuen Spieler – das Potential der Löwenfans ist einmalig. Ungewöhnlich war ja auch die Aktion, dass einige Gönner letztes Jahr Dein Gehalt übernommen haben, als dem Verein das Geld für Deine Weiterverpflichtung fehlte. Weißt Du, wer die Gönner waren bzw. sind?

Aaron Berzel: Ja, das war so ein knappes Dutzend, von denen ich tatsächlich wusste bzw. einige kennengelernt habe. Ich habe damals auch auf Geld verzichtet, bin aber unendlich dankbar, dass ich noch ein weiteres Jahr lang die Möglichkeit hatte, bei 1860 zu zeigen, was in mir steckt.

sechzger.de: Zu diesem Zeitpunkt ist ja der Kader von den Verantwortlichen bei Sechzig, aber auch von den Medien als sehr schlecht dargestellt worden. Was verursachen solche Aussagen bei einem Spieler?

Aaron Berzel: Zu dem Zeitpunkt, als das geschrieben worden ist, war ich ja noch nicht verpflichtet (lacht kurz). Aber ernsthaft: Biero hat das ja auch ab und zu an die Presse gegeben – aber ich glaube, das hat er gemacht, um dafür zu sorgen, dass noch mehr passiert und noch mehr geht – das ist zumindest meine Interpretation.

Teil III – der letzte Teil – folgt um 18:00 Uhr
Udate: Teil III online – hier klicken

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