Abrechnung mit Anthony Power – Teil II

Im ersten Teil der Serie haben wir uns bereits mit Anthony Power’s Werdegang und seinem Einstieg bei den Löwen beschäftigt. Weiter geht es nun mit seiner Bilanz als Geschäftsführer der KGaA, dem Arbeitsklima an der 114 sowie wie Power überhaupt zur Merchandising GmbH kam.

Die Bilanz unter Power als GF

 

In 13 Ligaspielen konnten die Löwen 6 Siege einfahren, bei einem Unentschieden und 6 Niederlagen, da hatten wir auf jeden Fall schon Schlimmeres erlebt. Inwieweit dies nun auf das Wirken von Power zurückzuführen ist, nun ja, darüber werden sich eines Tages die Gelehrten streiten.

 

In der Wintertransferperiode 16/17 zeigte Power dann allerdings seine wahren finanziellen Skills

 

Mit Vitus Eicher, Milos Degenek sowie Rodnei und Goran Sukalo (ok, letzterer hatte nach seiner Station bei uns seine Karriere beendet) gab es im Winter 2016/17 insgesamt vier Abgänge in der ersten Mannschaft der Löwen zu verzeichnen, GF Power erzielte hierbei einen grandiosen Transfererlös von 0,00 Euro.

 

Demgegenüber wurden mit Gytkjaer (2,25 Mio. Euro Ablöse), Amilton (500k), Frank Boya, Ba, Lumor (hier sind keine Details bekannt) und Boenisch* insgesamt ein Minus von 2,75 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de) erzielt. In Wahrheit war die Transferbilanz unseres großen Zampanos noch viel verheerender: für Frank Boya, der nicht eine einzige Minute auf dem Platz stand, wurde eine in den Medien kolportierte Ablösesumme von 3,5 Mio Euro fällig. Ein Teil dieser Summe ging wohl direkt an den äußerst unseriösen Londoner Spielervermittler Kia Joorabchian. Der gebürtige Iraker hatte bereits bei Hasan Ismaiks absoluten Wunsch-Sommertransfers von Lucas Ribamar – der satte 3,2 Mio. € für 41 Minuten Zweitligafußball kostete – seine Finger im Spiel und mit Sicherheit sehr gut daran verdient. Im Klartext: Joorabchian, der auch mit der russischen Mafia in Verbindung gebracht wurde, hat unseren unerfahrenen Geschäftsführer so über den Tisch gezogen wie bereits unseren geliebten Investor im Sommer 2016. Kia Joorabchian schläft vermutlich immer noch in Löwen-Bettwäsche.

 

Wenn das die so lautstark unterstrichene finanzielle Expertise bei der Unterstützung von in Schieflage geratener Unternehmen ist, erklärt das zumindest die relativ vielen Jobwechsel in kurzer Zeit in seiner beruflichen Laufbahn.

 

Das Arbeitsklima an der Grünwalderstraße 114

 

Mitarbeiterberichten zufolge herrscht seit dem Wirken von AP am Trainingsgelände der Löwen ein schreckliches Arbeitsklima. Power soll hier vor keinerlei Gepflogenheiten Respekt haben, erst nach mehrmaligen Ermahnungen und Hinweisen zeigte er sich dem Vernehmen nach etwas kompromissbereit. So beendete er den Abschiedsbrunch der damaligen Empfangssekretärin mit der Begründung, dass dies Diebstahl von Arbeitszeit sei.

 

In der Winterpause 2016/17 sorgte er beim sich anbahnenden Wechsel von Keeper Vitus Eicher nach Heidenheim ebenfalls für einen Eklat. Er forderte für den zu diesem Zeitpunkt dritten Torhüter der Löwen sechs Monate vor Vertragsende eine mittlere sechsstellige Ablösesumme. “Wir können unsere Spieler nicht an die Konkurrenz verschenken – auch nicht Vitus!” Eine größere Degradierung eines mehr als verdienten Sechzgers, der die gesamte Jugend bei den Löwen verbracht hatte, gibt es wohl nicht.

 

Immer wieder wurde von verschiedenen Mitarbeitern über die unsäglichen Arbeitsbedingungen unter Power berichtet. So wurde als Amtssprache am Trainingsgelände fortan Englisch vorgeschrieben, mit eigenen, von ihm persönlich eingesetzten Mitarbeitern unterhielt er sich indes sogar auf Arabisch, sodass der Eindruck entstand, es werde über andere Kollegen gar gelästert. Widergespiegelt hatte sich dann die Abneigung gegenüber dem US-Amerikaner, dass er 2016 nicht zur Weihnachtsfeier der Mannschaft eingeladen worden war.

 

Der ehemalige Kassenwart Thomas Probst wird im Löwenmagazin wie folgt zitiert: “Herr Power stand am 9. Februar 2017 im Büro der Mitarbeiter der Fußballabteilung und hat sie mit Angst und großem Druck aufgefordert, alle Büros innerhalb von zwei Stunden umgehend zu räumen. Er hat ihnen auch keine anderen Räume zur Verfügung gestellt. Unsere verängstigten Mitarbeiter haben die Arbeitsplätze geräumt und arbeiteten seit diesem Zeitpunkt entweder von zu Hause aus oder saßen in überfüllten Büros. Wie man sich vorstellen kann, waren dies unerträgliche Arbeitsbedingungen. Wie sich herausstellte, ließ Herr Power den dritten Stock komplett räumen, um der Entourage von Herrn Ismaik jederzeit ungestört ein leeres Stockwerk zur Verfügung stellen zu können. Tatsächlich saßen dort nur noch Power, Yahya Ismaik (Ismaiks Bruder) und später Ian Ayre (letzterer bekanntermaßen ja nur für wenige Tage). Alle anderen KGaA Mitarbeiter, die im dritten Stock saßen, hatte Power in die Büros der rausgeschmissenen e.V. Mitarbeiter gesetzt.”

 

Ab April 2017 leitete Power von nun an die Geschicke der Merchandising GmbH als neuer Geschäftsführer

 

Man sollte ja eigentlich meinen, dass ein Sanierer wie AP ein Unternehmen wie die Merchandising GmbH steil nach oben führen sollte. Die Bilanz spricht hier aber eine eher andere Sprache. Schauen wir uns die im Bundesanzeiger veröffentlichten Gewinnausschüttungen der vergangenen Jahre mal genauer an:

 

Die Bilanz von Anthony Power: Die Gewinnverteilung Der Merchandising GmbH 30.06.2021
Die Bilanz von Anthony Power: Die Gewinnverteilung der Merchandising GmbH zum 30.06.2021

Das Einzige was hier absolut Bestand hat, ist – oh Wunder – die Unbeständigkeit.
Power hat es in fünf Jahren nicht geschafft, für Kontinuität in der Merchandising GmbH zu sorgen. Differenzen im sechsstelligen Bereich nach oben und unten zeugen davon, dass weder mit Strategie gearbeitet wird noch, dass der gute Herr etwas von Fanartikeln eines Fußballvereins versteht. Das sieht man zum einen an den teilweise mehr als beschämenden Artikeln im Fanshop der Löwen, den mehr als dreisten Kopien von Motiven aus der Fanszene oder des e.V., aber auch dadurch, dass man eigentlich abgesehen vom Fanshop an der 114 und dem Shop am Platzl quasi nirgendwo mehr vertreten ist (ok, den Tegut am Hauptbahnhof mal ausgenommen).

 

Während jeder Discounter, Souvenirladen, Tabakshop und Sporthändler Waren der Roten über den Tresen gehen lässt, sucht man weiß-blaue Fanartikel meilenweit vergebens. Trauriger Höhepunkt des Ganzen ist aber letztlich, dass durch den Verkauf der Merchandising GmbH an Hasan Ismaik für läppische 1 Million Euro im Januar 2012 die letzte echte Geldeinnahmequelle der Löwen endgültig verschwand. Im Vertrag wurde geregelt, dass die ersten 120.000€ Gewinn direkt auf das Konto von HI Squared fließen und alles darüber dann 50/50 zwischen Ismaik und der TSV München von 1860 GmbH und Co KGaA (dessen Mehrheitsgesellschafter wiederrum Ismaik ist) gesplittet wird. Unterm Strich haben die Löwen damit in den vergangenen zehn Jahren gerade einmal 560.000€ Gewinn durch ihre EIGENEN Fanartikel erwirtschaftet. Da steht jeder Regionalligist besser da.

 

Funfact am Rande: Bei Creditsafe (ein Unternehmen, das u.a. Online-Bonitätsbewertungen von Unternehmen anbietet) wird die Merchandising GmbH mit der Note 3,6 im Bonitätsindex bewertet. Das bedeutet ein erhöhtes Geschäftsrisiko! Creditsafe rät also zur Vorsicht, bei sich anbahnenden Geschäftsbeziehungen zur Merch GmbH – Chapeau, Anthony!

 

*Anmerkung der Redaktion: Sebastian Boenisch wurde noch unter der Führung von Geschäftsführer Thomas Eichin verpflichtet. Danke für den Hinweis im Kommentarbereich.

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Sechzgerflore

Angeblich hat Power auch entscheidend dazu beigetragen dass Stefan Schneider hingeschmissen hat. 🤬

tschiggitschaggi

Power muss weg!

Andi

Power muss weg!

Müller Wolfgang

In Summe zu Teil 1 und 2 kann es nur eine Konsequenz geben:
POWER MUß WEG

Rolö

Die Frage ist doch: Warum hat man von Seiten HAM nach der Abstiegssaison an der Personalie festgehalten, sogar mit der Vergabe der Merchandising-Geschäftsführung ein eigenes Konstrukt geschaffen? Die katastrophale Bilanz in jeder Hinsicht kann man ja hier nochmals zusammengefasst nachlesen, müsste aber der HAM ja noch viel detaillierter einsichtig sein.
Ansonsten war man ja mit den Urteilen über andere Angestellte der KGaA und über Vereinsverantwortliche immer sehr schnell bei der Hand und auch ziemlich gnadenlos (“We need a new Sportdirektor!”, “Alter Mann”, “Butler”, etc ).
Wie kommt es zu dieser grenzenlosen Nachsicht in diesem Fall? Ist das einfach die Art, wie die HAM Geschäfte geführt haben will? Findet man niemand anderen, der besser geeignet wäre, der zumindest nicht ständig auf Konfrontations- und Provokationskurs geht?

Christoph

Soweit ich informiert bin wurde Boenisch noch von Herrn Eichin verpflichtet

Da Bianga

Stimmt, der hat in dieser Auflistung nix zu suchen, zumal er ja als Vereinsloser Spieler davor auch keine Ablöse gekostet hat.

Jan Schrader

auch hier noch einmal: habe es entsprechend vermerkt. Danke für den Hinweis!