„Schauen Sie mal, Herr Reisinger! Auch Hertha BSC macht eine Online-MV“ – so konnte man es gestern auf „db24“ lesen. Werfen wir zum besseren Verständnis einmal einen Blick auf einige Artikel zur Online-Wahl in den letzten drei Wochen in diesem Blog:

Am 08.04. wurde über die „ARGE“ berichtet: Diese macht die Mitgliederversammlung erst nach der Corona-Krise und wird wie folgt zitiert: …“Es gäbe deshalb die Möglichkeit, die Versammlung mittels Briefwahl oder in elektronischer Form abzuhalten. Wir haben aber Zweifel, dass die technischen Voraussetzungen für eine Wahl in elektronischer Form bei allen unseren Mitgliedern gegeben sind. Nur wenn dies der Fall wäre, könnte…“

Hämische Kommentare vom Verfasser oder in den Kommentarspalten: Haben wir nicht gefunden.

Am 20.04. zitiert man aus einem Interview mit Robert Reisinger aus dem Wochenanzeiger und greift von 14 Fragen und ihren Antworten genau zwei auf und macht daraus den Artikel „1860 verschiebt Mitgliederversammlung“ – Robert Reisinger wird wie folgt zitiert:

„Online-Abstimmungen schließt Reisinger für die Zukunft aus. “Das wäre für uns als Veranstalter von der Technik her bei potentiell 23.000 Teilnehmern uferlos teuer und würde alle Mitglieder ausschließen, die nicht über entsprechende Kenntnisse verfügen. In Bayern gibt es nicht mal in allen Gegenden schnelles Internet für Handel und Gewerbe, geschweige denn für Privathaushalte. Wir haben mit der Corona-Pandemie eine außergewöhnliche Situation. Da müssen wir jetzt alle durch und dann kommen auch wieder andere Zeiten, in denen persönliche Zusammenkünfte der Mitglieder möglich sind.”

Eine ähnliche Argumentation wie bei der ARGE, allerdings mit einem ernsten Hintergrund: Aus gutem Grunde gibt es in Deutschland bei keinem Verein eine Online-Wahl – das hatten wir schon öfters thematisiert. Gibt es ein Beispiel aus Deutschland, wo über 20 000 Mitglieder eines Vereines Rechts- und Manipulationssicher abstimmen? Nein, gibt es nicht. Wozu auch?

In der Kommentarspalte in db24 zu diesem Artikel findet man sehr viele höhnische Kommentare gegen Reisinger und sein Technikverständnis. Ein Einschreiten des Betreibers? Ausgewogene Berichterstattung? Wir haben sie zumindest nicht gefunden.

Gestern dann der Eingangs erwähnte Artikel „Schauen Sie mal, Herr Reisinger! Auch Hertha BSC macht eine Online-MV“. Man verweist noch einmal auf Reisingers Ausführungen zur Online-Wahl aus dem Wochenanzeiger-Interview und schreibt weiter:

Beim Erstligisten Hertha BSC gilt diese Ausrede (Anmerkung von sechzger.de: “Ausrede” steht da wirklich – Anmerkung Ende) – wie auch beim KSC – nicht: Der Klub aus Berlin führt seine Mitgliederversammlung am 24. Mai erstmals online durch. “Persönliche Begegnung und direkter Austausch mit unseren Mitgliedern sind und bleiben uns sehr wichtig. Bei dieser digitalen Mitgliederversammlung müssen wir leider darauf verzichten”, wird Präsident Werner Gegenbauer in einer Hertha-Mitteilung zitiert: “Viel wichtiger ist aber: Unser aktives Vereinsleben geht weiter! Durch dieses besondere Format in besonderen Zeiten wollen wir bestmöglich mit unseren Mitgliedern im Dialog bleiben.”

Den Kommentarbereich unter diesem Artikel kann man sich vorstellen.

Leider hat der Verfasser des Artikels – Oliver Griss – ein kleines, aber nicht ganz unwichtiges Detail wahlweise vergessen, überlesen oder ihm war die Wichtigkeit nicht so ganz bewusst – allen anderen Medien schon, zumindest haben wir kein ernstzunehmendes gefunden in dem es nicht erwähnt wurde:

Die anstehenden Wahlen zum Präsidium werden allerdings in die für Herbst 2020 geplante Versammlung verschoben. Diese Vorgehensweise sei aufgrund der Vereinssatzung zulässig, bemerkte der Club.“

PS: Hier noch einmal das gesamte Interview von Robert Reisinger mit dem Wochenanzeiger zum nachlesen:

https://www.wochenanzeiger.de/article/229471.html

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