Unser Leser und Freund, der Kassenwart hat sich mal wieder Gedanken gemacht. Diesmal über einen Aspekt des schwierigen Jobs von 1860-Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel.

Zugegeben, die Überschrift ist etwas reißerisch gewählt. Mit meinem Artikel möchte ich jedoch einmal die Kritiker für die schwierige Situation eines jeden Kaderverantwortlichen in München sensibilisieren. Denn im Vergleich zum Rest der Republik hat Günther Gorenzel erhebliche finanzielle Nachteile in Verhandlungspositionen mit Spielern und deren Beratern – insbesondere als Drittligist. Und diesen Nachteil kann man  in Euro und Cent quantifizieren.

Zwickau 2,8 = München 4

Gerne wird das Sportbudget verschiedener Vereine verglichen, um zu sehen, was der Sportgeschäftsführer daraus macht. Oft hören wir dabei, wir Löwen wären damit im Ligavergleich im oberen Bereich. Nur vergleicht man hier mit Blick auf die Mitbewerber leider Äpfel und Birnen. Denn mit 4 Milionen Budget beim TSV 1860 kann etwa die gleiche spielerische Klasse verpflichtet werden, wie beim FSV Zwickau mit 2,8 Milionen. Und das lässt dann die Leistung von Günther Gorenzel in einem anderen Licht erscheinen. Verwirrend? Ich löse das nun auf:

Nehmen wir einmal an, zwei Vereine mit gleichem Budget und ähnlichen sportlichen Ambitionen unterbreiten einem Spieler ein Angebot. Wie soll sich der Spieler entscheiden? Nachdem spätestens seit Michael Köllners Wut-PK vom 24. Februar bekannt sein sollte, dass sich die Anzahl an freien Tagen bei Fussballprofis in sehr bescheidenen Grenzen bewegt, ist es kaum das Kultur- und Freizeitangebot der Landeshauptstadt, welches den Ausschlag für ein Engagement bei Münchens großer Liebe geben kann. Im normalen Business im ‚war for talents‘ ein echtes Faustpfand, zieht dieses Argument im Profifussball nicht wirklich. Auch ist die Halbwertzeit einer Profistation im Regelfall ja deutlich kürzer, als bei allen anderen Arbeitnehmern. Man kann also auch durchaus nach der aktiven Karriere für die längste Zeit im Leben in die schönste Stadt Deutschlands ziehen und dort dann sesshaft werden.

Am Ende des Tages geht es ums Geld

Bleibt also nur der schnöde Mammon als Entscheidungskriterium. Der Sold für Söldner sozusagen (Fansentimentalitäten wie “tolle Stimmung im Stadion” oder “ein echter Traditionsclub” können wir dabei getrost vergessen). Also ist der Geldbeutel final entscheidend. Und hier schlägt gnadenlos ein Umstand zu, welchen ich „3.Liga-Effekt“ nennen möchte und der fest mit einem Rahmenparameter verknüpft ist: Die für den Profifussball relativ geringen Gehälter in Liga drei.

Wohnen in München – ein teurer Spaß

Nehmen wir einen durchschnittlichen Drittliga-Kicker und nehmen wir mal an, dass diesem ledigen Spieler vom TSV 1860 ein Angebot über 10.000 Euro monatliches Spielergehalt unterbreitet wird. 120.000 Euro* pro Jahr. Laut Brutto-Netto Rechner aus dem Internet verbleibt davon ein monatliches Nettoeinkommen von 5.660 Euro. Dies ist bei einem konfessionslosen Arbeitnehmer in der ganzen Republik gleich. Nun schlägt aber das teure Pflaster München negativ zu Buche: Gehen wir mal davon aus, dass dieser Spieler einen Lebensstil hat, für den er eine 100 qm Wohnung zu beziehen gedenkt. Wären hierfür in München statistisch 1.929 Euro fällig.

Ganz anders in den anderen Drittliga-Städten:

München 1929
Berlin 1501
Freiburg 1418
Köln 1286
Wiesbaden 1159
Mannheim 1112
Würzburg 1088
Braunschweig 990
Dortmund 930
Osnabrück 894
Kaiserslautern 853
Havelse 850
Verl 832
Saarbrücken 812
Meppen 783
Halle 762
Duisburg 730
Magdeburg 728
Zwickau 625

Alle Daten: www.wohnungsboerse.net

Allein nur die Wohnungsmiete betrachtet, braucht der FSV Zwickau dem Spieler monatlich 1.500 Euro Netto weniger an Gehalt bieten – bei gleichem Wohnwert. Brutto und auf das Jahr hochgerechnet bedeutet dies, dass Zwickau nur 85.000 Euro Gehalt bieten muss – somit ein fast 30 % geringeres Spielerbudget braucht, um vergleichbare Spieler zu verpflichten.

Lebenshaltungskosten im Vergleich

Für alle, für die dies jetzt ein Augenöffner war, darf ich sagen: Es kommt noch dicker! Financescout24 stellt einen Lebensstandardrechner im Internet bereit. Dort wird nicht nur die Miete betrachtet, sondern auch Dinge wie Lebensmittel, Mobilitätskosten und Freizeitaktivitäten gegenübergestellt.

Für den Vergleich gehe ich weiterhin vom oben unterbreiten Vertragsangebot mit Netto 5.660 Euro pro Monat (rund 68.000 Euro pro Jahr) aus. Wie hoch muss bei anderen Vereinen das Netto für den Spieler im Vergleich zum Angebot der Löwen also sein, um dort als Spieler am Monatsende das gleiche auf das Konto überweisen zu können – nach Abzug aller Lebenshaltungskosten?

München            68.000 € 100%
Freiburg            56.031 € 82%
Wiesbaden            52.370 € 77%
Würzburg            51.036 € 75%
Mannheim            50.951 € 75%
Köln            50.412 € 74%
Berlin            46.366 € 68%
Braunschweig            45.396 € 67%
Osnabrück            44.833 € 66%
Dortmund            42.516 € 63%
Saarbrücken            42.164 € 62%
Duisburg            40.213 € 59%
Halle            37.667 € 55%
Magdeburg            37.474 € 55%
Kaiserslautern 0%
Havelse 0%
Verl 0%
Meppen 0%
Zwickau 0%

Alle Daten: financescout24, nicht alle Orte waren verfügbar

Magdeburg deswegen Tabellenführer?

Und jetzt wird vielleicht auch ein wenig klar, warum Magdeburg die Liga dominiert: Magdeburg muss einem Spieler nur die Hälfte an Gehalt bieten, um diesem den gleichen Lebensstil, wie in München zu ermöglichen. Somit braucht Magdeburg auch nur den halben Etat, um gleichwertiges Spielermaterial zu verpflichten. Bei gleichem Budget wie der TSV 1860 könnte Magdeburg also deutlich wertvollere Spieler verpflichten.

Stichwort “Kaufkraft”

Wer jetzt einwendet, dass wir ja auch mehr Einnahmen haben: Natürlich haben wir durch die Lage der Stadt sowie des gesamten Umfeldes auch höhere Erlöschancen für Sponsorengelder. Nur dafür zeichnet Marc Nicolas Pfeiffer verantwortlich. Das Gorenzel zur Verfügung gestellte Budget in Euro hat jedoch – wie oben gezeigt – nicht den gleichen Geldwert wie anderswo in der Republik. Stichwort „Kaufkraft“. Ein 4 Milionen-Etat für Günter Gorenzel ist in keiner Weise vergleichbar mit einem 4 Millionen-Budget für z.B. den VfL Osnabrück, auch wenn es auf den ersten Blick die gleiche Geldsumme ist.

1860 muss daher bestrebt sein, die mit Abstand höchsten Erlöse der 3. Liga zu generieren. Denn das Münchner Geld ist in der Liga von seiner Kaufkraft am wenigsten Wert. Überspitzt gesagt arbeitet der Österreicher quasi zum Teil mit “wertlosem Falschgeld”:  Seinem Kollegen in Magdeburg reichen 2,2 Mio. aus, um die gleiche Kaderqualität einzukaufen.

Ein Aufstieg würde vieles erleichtern

Ein ewiger Teufelskreis? Nein, dieser Negativeffekt tritt besonders in der 3. Liga in Erscheinung. Bei einem Aufstieg wäre der Effekt deutlich geringer. Das liegt daran, dass – überspitzt gesagt – bei einem Millionengehalt nicht von Relevanz ist, ob die Penthousewohnung jetzt 5.000 Euro oder 10.000 an Miete kostet. Der Effekt der Lebenshaltungskosten ist umso geringer, je höher das zur Verfügung stehende Gehalt ist.

Hoffen wir also alle, das Günther Gorenzel bald mit annähernd gleichen Voraussetzungen wie 17 seiner Kollegen agieren kann. Und nehmen wir uns alle mal bei der Kritik zu seinen Ergebnissen bei Vertragsverhandlungen zurück. Denn die Spielerberater kennen alle die hier gezeigte Rechnung. Und unter diesen Voraussetzungen macht Gorenzel keinen guten, sondern einen sensationellen Job

*) Nicht unerwähnt sollte an dieser Stelle bleiben, dass die Lohnkosten für den Arbeitgeber TSV 1860 GmbH bei diesem Durchschnittsgehalt eines Spielers natürlich wesentlich höher liegen, als die hier angesetzten 120.000 EURO pro Jahr – und entsprechend das Budget belasten.

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WilkinsMicawber

Danke für deinen Beitrag, Kassenwart! Das ist schon spannend, das mal mit Zahlen zu untermauern und in einen entsprechenden Kontext zu setzen. Gerade mit Blick, dass ab Liga 2 das Gehaltsniveau so stark ansteigt, dass Lebenserhaltungskosten an Relevanz verlieren, ist das schon interessant.

Ob man die Zahlen eins-zu-eins so interpretieren kann, dass unser Geld quasi weniger wert ist, kann man natürlich diskutieren. Aber ganz außer acht lassen würde ich es trotzdem nicht. Also wertvoller Beitrag; ich habe mich gefreut, da mal im Detail mehr zu erfahren und das Argument mit Zahlen untermauert zu sehen.

andreas de Biasio

natürlich unser Name zieht bei Spielern. die Frage ist aber wie lange noch?? wenn kein sichtbarer sportlicher Erfolg kommen sollte. und das meine ich jetzt gar nicht kritisch. auch im Blick fürs NLZ viele weitere gute Talente zu gewinnen. und ja aus meiner Sicht hast du alleine durch unseren Namen in der dritten Liga immer und überall Druck als 60 München.

andreas de Biasio

wenn man den Beitrag so liest, dann könnte man ja den Eindruck bekommen, dass sich in Städten wie Köln, Berlin und hier bei uns überhaupt kein drittliga-Team rechnet. wenn man von Gehältern von 10 tausend Euro im Monat ausgeht. was für mich (geschätzt) schon sehr weit unten angesetzt sein durfte. ich denke mal da waren auch in dem Dorf nahe München das abgestiegen ist, schon Spieler unter Vertrag gestanden die mehr als 10 Tausend Euro im Monat verdient haben durften. wie haben die dort dann durchaus für diese Liga gute und bekannte Spieler “hinlocken” können? und sogar in Meppen durften Spieler unter Vertrag sein die mehr als 10 Tausend Euro im Monat verdienen durften. mit 10 tausend Euro im Monat wird man in der dritten Liga nicht mehr weit kommen als Gehalt schätze ich.

Zell

Ausweislich des Jahresabschlusses 2019/20 hat die TSV KGaA für das Gesamtunternehmen Personalkosten von 5,8 Mio. € inkl. 1,4 Mio. € Sozialabgaben verausgabt. Im Jahresdurchschnitt waren ca. 70 Beschäftigte für die Verwaltung und Amateur- und Jugendbereich angestellt. Der Profibereich beschäftigte 43 Personen. Wenn, was außergewöhnlich niedrig wäre, für die 70 Angestellten von Verwaltung etc. im Jahresdurchschnitt nur 25 T€ Gehaltskosten aufzuwenden gewesen wären, verblieben für den Lizenzbereich ca. 4,0 Mio. €. Die verteilt auf die 43 beschäftigte Personen des Lizenz-Bereichs wären je Angestellten ca. 93 T€ aufzuwenden gewesen. Ohne die darin enthaltenen Sozialabgaben wurden für den Profibereich im Durchschnitt je Angestellten ca. 75 T€ (ca. 6 T€/Monat) gezahlt. Dass für einzelne Spieler oder Trainer mehr als 10 T€ zu zahlen waren, dürfte unstrittig sein. Für viele Andere aber weit weniger als die unterstellten 10 T€ je Monat.

Kassenwart

Du hast vollkommen Recht, dass diverse Spieler unterhalb der beispielhaften 10.000 Euro im Monat liegen müssten. Nur einen Betrag musste ich ja mal als Referenz nehmen.

Je tiefer das Gehalt ist, umso stärker schlagen dann die Lebenshaltungskosten durch.

Alexander Schlegel

Sicher, ich glaube auch, dass der Lebenshaltunsindex in der 3. Liga eine Rolle spielt. Aber tut er das z. B. auch bei jungen Spielern, die die 3. Liga mehr oder weniger als Durchgangsstation sehen um sich für höherer Aufgaben zu empfehlen auch in dem Maße? Es fällt ja auf, dass wir in den letzten Jahren auch sehr viele erfahrene Spieler verpflichtet haben, wie z. B. Moll, Baer oder Salger. Auch einen Deichmann oder Stefan Lex würde ich da dazu zählen. Die hätten sich ja eigentlich in ihrem fortgeschrittenen Fußballalter, wo man wohl nicht mehr allzu große Illusionen über eine höherklassige Karriere pflegt, nicht bei uns unterschreiben dürfen. Warum haben Sie es dann doch gemacht? Weil ich schon glaube, dass ein Verein wie 1860 immer das Potenzial und die Strahlkraft hat um ganz schnell in eine höhere Liga vorzustoßen. Diese Illusion hat man wohl in Zwickau nicht. Und wenn man sich als Stammspieler einer Aufstiegsmannschaft etabliert hat, hat man sicherlich gute Karten auf mindestens ein Jahr 2. Liga bei stark angehobenen Bezügen. Und diese Aussicht kann dann ganz schnell die paar Euro, die man sich in der 3. Liga schlechter stellt als der Kollege in Osnabrück oder Halle, kompensieren, wenn man das Jahr darauf vielleicht das Dreifache verdienen kann.

Was ich damit sagen will: Ich denke das mit den Lebenshaltungskosten in einer Stadt wie München spielt sicherlich eine Rolle, aber ich glaube nicht, dass dies der entscheidende Faktor ist. Mindestens genauso wichtig dürfte das Umfeld des Vereins sein, seine Strahlkraft und auch das Potential aufzusteigen.

Aber ganz gleich, wie hoch man das jetzt bewertet: Günter Gorenzel macht einen sehr guten Job, so oder so … 🙂

Zell

Welche Strahlkraft hat 1860: Wenn zwei Spiele verloren gehen wie vor wenigen Tagen, entwickelt sich die Strahlkraft sofort hin Richtung Chaosklub. Und wenn der Spielerberater dann noch sich auf DB24 informiert, dürften sowohl Berater als auch Spieler geschockt sein.

Alexander Schlegel

Ja, was soll ich da jetzt darauf antworten. Ich hatte 0,0 das Gefühl, dass der Verein sich nach 2 Niederlagen in einen Chaos-Club verwandelt. Ganz im Gegenteil: es blieben alle Verantwortlichen im Verein erstaunlich ruhig. Und wenn Du selber die Enttäuschung von Fans im Internet mit dem Verein verwechselst, ja, gut, was soll ich darauf noch schreiben? Du scheinst ja dann doch einiges zu verwechseln.
Und noch was: Ein Spieleberater, der sich über 1860 bei der DB24 informiert, sollte ehrlich gesagt über einen Jobwechsel nachdenken. Aber ich kann Dich beruhigen: So dämlich ist keiner von denen.

Andy

Ich kann diesem Artikel auch nicht zustimmen. Beziehungsweise gilt das veranschaulichte vielleicht für einen kleinen Anteil der verfügbaren Spieler. Und das wäre folgender Spielertyp:
Im fortgeschrittenen Fusballeralter (30+) bisher selten höherklassig gespielt (also finanziell noch nicht sorglos) weiß das er es höherklassig nicht packt und will in den letzten Jahren möglichst viel zur Seite bringen. Ja – bei diesem Spieler wird bei gleichem finanziellen Angebot er sich sagen “Da gehe ich lieber zu Halle als zu 1860, da spar ich mir viel Miete”. Aber ansonsten kann ich mir nicht vorstellen das dies was ausmacht.

Für alle Spieler die sich für höheres berufen sehen, aufsteigen wollen oder sich in einem möglichst guten Rampenlicht präsentieren wird 60 sicher der Favorit sein.
– hohe Medienpräsenz
– top Trainingsmöglichkeit
– top Infrastruktur
– Aufstiegschance

Als ob da ein 20 Jähriger der den nächsten Verein als Durchgangsstation sieht (und das Ziel hat 2. oder 1. Liga zu spielen) auf Wohnungspreise schauen würde…
Und ganz ehrlich, ob der jetzt von seinen 5.600€ dann zum verprassen 3.600€ zu Verfügung hat oder 4.600€ wird ihn nicht von der Altersarmut befreien…will heißen er wird sowieso danach einen Job brauchen. Finde die Arbeit von Gorenzel ganz gut, aber dieser Artikel wirkt an den Haaren herbeigezogen.

Kassenwart

Andy, es gibt natürlich nicht nur ein digitales schwarz oder weiß. Und natürlich gibt es auch die von Dir beschriebenen Einflüsse. Wären es nur deine Gründe, si hätte Türkgücü eigentlich keine Mannschaft stellen können. Denn weder Infrastruktur noch gute Trainingsmöglichkeiten sind vorhanden, Aufstiegschance auch nicht (denn bekanntlich tauscht TG nahezu das komplette Team jedes Jahr. Nur die Medienpräsenz wäre also ein Argument- neben dem Geld.

Also wie gesagt, natürlich haben teilweise auch Deine Argumente Einfluss. Das Geld ist aber nicht zu unterschätzen (siehe Rieder als nur eines von sehr vielen Beispielen). Die Kaufkraft von GGs Budget ist leider aber ein signifikanter Faktor. Und wie geschrieben, bei der Kaufkraft ist 1860 teilweise signifikant im Nachteil, das läßt sich leider nicht wegdiskutieren.

Darock

Ich kann dem Artikel im Großen und Ganzen nicht zustimmen. Deine ganzen Zahlen mögen vielleicht richtig erscheinen, doch sind die wenigsten Menschen in jungem Alter so nüchtern, was die Lebensplanung für die nächsten 1-2 Jahre betrifft, leben möchte man, wenn man Jung ist. Auch ist es, wenn wir im Schnitt 10.000 € monatlich für einen Spieler der dritten Liga annehmen, durchaus gut möglich in München zu leben, ich denke das der Großteil der Einwohner von München weniger Geld zur Verfügung hat. Es mag richtig sein das die Profis fast jeden Tag trainieren, aber nicht 8 Stunden am Tag und somit ist der Faktor der Freizeitgestaltung eben doch relevant. Studenten und Auszubildende leben ebenfalls in München aufgrund der Attraktivität der Großstadt und diese haben mit Sicherheit wesentlich weniger jeden Monat auf dem Konto, das Alter dieser Gruppe kann man übrigens mit dem eines aktiven Fußballspielers sehr gut vergleichen, das ist übrigens deshalb wichtig, da man in jüngeren Jahren mehr Wert auf diese Punkte legt! Ich empfinde es ebenfalls als wichtig für einen Spieler ob er bei einem Verein mit Tradition und großem Fanaufkommen und geiler Stimmung spielt oder eben bei einem Verein den kein Schwein interessiert. Ich kann Dir zustimmen das es ab Liga 2 so gut wie keine Rolle mehr spielen wird, aber für die dritte Liga würde ich München, Berlin oder Köln durchaus als starkes Argument für eine Unterschrift sehen.

Last edited 2 Jahre zuvor by Darock
Kassenwart

Nachdem ich ein studierendes Kind habe darf ich Dir sagen: Die Studenten nutzen jedes Wochenende und “leben”. Das ist auch gut so! Kann gut sein, dass mein Sprössling auch heute Nacht erst gegen 5 Uhr heim gekommen ist. Allerdings dann, weil es eben das Münchner Nachleben genießen konnte. Es musste die Nacht nicht auf der Autobahn von Berlin nach München im Bus verbringen. Und die Studenten haben jedes Wochenende frei und können alle Annehmlichkeiten, nutzen, brauchen nicht auf die Kalorien zu achten oder ein enthaltsames Leben führen. Die sitzen auch mal völlig verkatert und mit schweren Augen in der Uni. Geht alles bei Fussballprofis nicht.

Das Leben als Fussballprofi – auf Profiniveau! – ist kein Zuckerschlecken. Und auf dein Hoffen von Atmosphäre und Freiheit von Geldorientierung: Selbst 17 jährige haben schon ausgebuffte Berater mit sehr viel Lebenserfahrung.

PS: Gottlob entscheiden sich Spieler nicht nur für die Stimmung, sonst hätten wir diese Saison keine Neuverpflichtungen bekommen. Ich erinnere mal daran, dass nur wir 2020/21ausschließlich Geisterspiele hatten während anderswo Tausende ins Stadion durften. Trotzdem hat sich Deichmann zum Beispiel gottlob für uns entschieden.

Last edited 2 Jahre zuvor by Kassenwart
Darock

Das Leben in der Großstadt beinhaltet halt nicht nur Party, sondern auch Kultur, Freizeit und die Möglichkeit eben schnell ohne großen Aufwand noch was zu Unternehmen. Und auch wenn ein Profi mit Sicherheit auf gewisse Dinge mehr achten muss, als ein normaler Arbeiter, hat die Stadt aus meiner Sicht trotzdem viele Vorteile. Das es zu Zeiten von Geisterspielen, zeitweise natürlich etwas anders ist, mag richtig sein, doch ist auch diese Zeit eine Ausnahmesituation. Jeder kann nur aus seiner eigenen Erfahrung sprechen, bei mir war es so das ich vom Starnberger See in meiner Ausbildungszeit unbedingt in München Leben wollte und ich hatte knapp 1.000 € zur Verfügung. Ich würde es heute wieder so machen. Der wichtigste Punkt das ich mit einem durchschnittlichen 3. Liga Gehalt meinen Lebensstandort von eben diesem abhängig machen muss, ist für mich eben kein Argument. Auch mit 5.000 € lässt sich gut in München leben. Ich denke auch das die wenigsten 3. Liga-Profis im jungen Alter schon daran denken wieviel sie sich auf die Seite legen können, die meisten wissen das sie nach der Karriere im Sport noch was anderes machen müssen.

Last edited 2 Jahre zuvor by Darock
Kassenwart

Wenn Du aber nur ca 15 Jahre Zeit hast, in Deinem Job Geld zu verdienen, um die darauffolgenden 50 Jahre irgendwie zu überstehen, dann sieht die Motivationslage bei den meisten Spielern -nachvollziehbar- leider anders aus. Die müssen die Grundlage für ihren weiteren Lebensunterhalt weitestgehend in diesen 15 Profijahren einspielen.

Darock

Ich glaube das die wenigsten 3. Liga Profis diese Ziel haben und verwirklichen, ich halte es sogar für die meisten als unrealistisch sich nach einer 3. Liga Karriere zur Ruhe setzen zu können. Der Normalfall wird wohl eher sein, das den meisten klar ist später noch etwas anderes machen zu müssen. Deswegen bin ich einfach der Meinung das Deine Behauptung das wir wesentlich unattraktiver für die Spieler sind, einfach nicht gegeben ist. Ich bin sogar der Meinung das mehr für eine Stadt wie München, bei gleichem Gehalt spricht, als dagegen.

Darock

Im übrigen bin ich der Meinung das GG einen guten Job macht, was aber nichts mit der eigentlichen Aussage dieses Artikel zu tun hat. 😉

Kassenwart

„ZEIT ONLINE: Aber das Bild des Amateurfußballs: Bier, Bratwurst, Beisammensein – ein romantischer Trug?

Frohwein: In den unteren Ligen ist es häufig noch so. Aber ab einem gewissen Niveau nimmt das ab. In der sechsten und fünften Liga existieren schon semiprofessionelle Bedingungen. Bier und Bratwurst gibt es da im Stadion auch noch, aber die Leute, die da spielen, identifizieren sich häufig nicht mehr so stark mit dem Verein. Bis in die fünfte Liga umgarnen Spieleragenten die jüngeren Kicker. Das fängt schon im höherklassigen Jugendbereich an. Am Ende ist es immer dasselbe: Der Fußball ist als Sport so dominant, dass er ganz viele Menschen anzieht, die Geld geben oder verdienen wollen.“

Auszug aus Zeit-Artikel „Geld zerstört das Vereinsleben“

https://www.zeit.de/sport/2022-01/amateurfussball-geld-verein-spielergehaelter/seite-2

Kassenwart

Hohe Ablösesummen für Jugendspieler – Nachwuchs-Fußball wird zum Geschäft

https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/nachwuchs-fussball-geld-geschaeft-100~amp.html

Die wechseln leider nicht wegen der tollen Freizeitangebote oder der überragenden Stadionatmosphäre.

HJoerg

Bei dem geballten zahlenmaterial sieht es schon nicht so leicht aus spieler zu holen. Um so mehr kann man sich keine Flops erlauben, ich möchte da mal auf zwei Spieler eingehe;
1. Stephan Salger, er lehnt ein leistungsbezogenes Angebot bei Arminia Bielefeld (Bundesliga) ab, um dann bei uns 3. Liga anzuheben, doch eher nicht für 120 tausend, die hätte er doch inklusive billiger wohnen und leben sicher auch in der Bundesliga gehabt. Stimmt hier das Preisleistungsverhältnis..?
Der zweite Spieler ist förmlich Tim Linsbichler, gut der Junge hatte Pech mit Verletzung (mit der er schon zu uns kam), der als großes Talent beschriebene (warum lässt ihn hoppenheim dann so einfach weg?), hat doch eher bewiesen, daß ihm die Drittligatauglichkeit eher abgeht, schade für den Jungen.
Was will ich eigentlich damit sagen, nicht die Standortprobleme sind alleine das Problem sondern, daß GG bei Neuverpflichtungen nicht unbedingt das glücklichste Händchen hat wenn er was macht oder er erklärt sich mal für “handlungsunfähig” das einzige was ich ihm glaube, rhetorisch ist ihm allerdings keiner gewachsen

Christian Jung

Wäre Salger bei Bielefeld in der 1. Liga überhaupt noch im Kader gelandet? Bei allen Fehlern, die ihm passieren: Für mich ist er schon eine stabile Konstante und vor allem ein erfahrener Spieler unter den ganzen Jungspunden da hinten.
Und ich nenne mal die Namen Bär, Biankadi, Deichmann: Drei absolute Verstärkungen, die GG geholt hat.
Ich kann die – teilweise total unsachliche – Kritik an ihm nicht nachvollziehen.
Und dass er mit seiner ruhigen, analytischen Art in unserem aufgregten Umfeld genau richtig handelt, steht für mich außer Frage. Den bringt nix aus der Ruhe. 🙂

Kassenwart

Ich wollte in dem Artikel nicht auf Einzelschicksale eingehen sondern das Augenmerk auf die unsägliche Diskussion hinsichtlich zu kurz gegriffener Budgetvergleiche lenken. Absolute Zahlen zu vergleichen ohne die lokalen Rahmenbedingungen einzurechnen verfälscht halt massiv die Transferleistungen und Ergebnisse der Vertragsverlängerungen eines Sportchefs. Und dann kommen am Ende die bekannten, letztlich unhaltbaren Vorwürfe an die handelnden Personen dabei heraus, “Warum kann Verein xy den Spieler verpflichten und wir nicht” . Eben genau deshalb. Denn die “Münchner Euros” sind weniger Wert als anderswo. Teilweise deutlich. Es ist halt, als würde GG teilweise mit Falschgeld bezahlen.

Wenn der Artikel ein paar wenige Fans im Löwenkosmos zum Nachdenken anregt, ist schon viel erreicht.

Last edited 2 Jahre zuvor by Kassenwart
Zell

Wenn Bielefeld Stephan Salger ein leistungsbezogenes Angebot unterbreitet hat, heißt das dann nicht, dass die einen Ersatzspieler mit geringem Grundgehalt und Einsatzprämie verpflichten wollten? Dann dürfte für ihn ein Festgehalt von 180 T€ mit hoher Einsatzwahrscheinlichkeit lukrativer gewesen sein.

Und dieses immer wieder vorgebrachte Märchen von der Fehlverpflichtung von Tim L. ist wider aller Fakten. GG hat bei der Verpflichtung 2020 gesagt, dass TL in den nächsten Jahren an die 1. Mannschaf herangeführt werden soll. Übersetzt: Also ab Herbst 2022 war die Zielvorgabe. Und TL wird bei 1860 sicherlich keine 120 T€ verdienen. Nur was vergessen wird: TL war ein Jahr erkrankt. Und dann dauert es bei Sportlern häufig noch einmal so lange, bis er zur Höchstform gelangt. Wenn TL zur Saison 2023/24 nicht performt, war er eine Fehlverpflichtung.

Es ist doch lächerlich, wenn Hobbiemanager meinen, bei 1860 müssten alle Verpflichtungen sich ausnahmslos als Unterschiedsspieler beweisen. Beim FCB sind aktuell im Kader zwei Abwehrspieler, die für 120 Mio. € verpflichtet wurden und regelmäßig mit unterirdischen Leistungen aufwarten.

Es bleibt dabei: -GG erbringt eine Spitzenleistung

Kassenwart

Ein in Hoffenheim ausgebildeter Baris Atik wir auch über ein Jahr verletzt, mit allem Möglichen. Zuletzt Muskelfaserriss. Ein halbes Jahr sogar vertragslos. Und dann startete er in Magdeburg durch – einfach, weil er seit dem verletzungsfrei blieb.

Hinter jeder Spielerverpflichtung stehen Menschen. Und die entwickeln sich sehr individuell und gesundheitlich oftmals unvorhersehbar.

Zell

Richtig, Spieler entwickeln sich teilweise unvorhersehbar, siehe Salger. Während der Saison 2020/21 hat Salger die Abwehr von 1860 stabilisiert, sodass 60 nur 35 Gegentore hinnehmen musste und somit die drittbeste Abwehr der Liga hatte. In der aktuellen Spielzeit glänzt Sanger leider teilweise mit unvorstellbaren Aussetzern.