Oh Toto-Pokal… Wenige Tage nach dem schwachen Auftritt in der schwäbischen Provinz geht es für unsere Löwen wieder Richtung Westen. Diesmal ins schöne Allgäu im bayrischen Regierungsbezirk Schwaben. Nachdem der bayerische Landespokal für das einzige Erfolgserlebnis seit Saisonbeginn gesorgt hat, erwarten wir uns natürlich auch in der zweiten Runde, nicht nur im Kalender, einen Feiertag. Gegner ist der Heimatverein von Kevin Volland, der FC Thalhofen.
Wo spielen wir da eigentlich?
Spielen werden wir in Marktoberdorf, der Kreisstadt des Landkreises Ostallgäu. Thalhofen ist ein Ortsteil der Stadt und ist im Süd-Westen an der Wertach gelegen. Der Ort mit ca. 1200 Einwohner*innen wurde 1059 das erste Mal erwähnt und im Jahre 1972 nach Marktoberdorf eingemeindet.
Die ersten Spuren der Kreisstadt gehen auf die Kelten und bis vor Christi Geburt zurück. Danach kamen erst die Römer, dann die Alamannen und schließlich die Franken ins Allgäu. Letztere errichteten sogar einen Königshof. Nach der Missionierung des Allgäu kam die Stadt 1299 unter Herrschaft des Hochstiftes Augsburg. Erst in 1803 ging die Gegend im Zuge der Säkularisierung an das weltliche Bayern über. Nach dem Krieg erfolgte viel Zuzug von Flüchtlingen etc. und 1953 wurde Marktoberdorf vom Markt zur Stadt.
In der Stadt wohnen heute ca 19 000 Leute und sie ist besonders bekannt als Heimat der “Fendt”-Traktoren, deren Hauptsitz dort angesiedelt ist. (Am Feiertag ist das Fendt-Forum aber geschlossen). Desweiteren gibt es mehrere Museen, die “Filmburg”, ein denkmalgeschütztes Programmkino aus 1956 und viele sehenswerte Kirchen und Bauwerke. Hier reisen wir in den frühen Pokalrunden (ausnahmsweise) in eine Stadt mit größerem Kultur und Erholungsangebot. Vielleicht nutzt ja jemand den Termin am Feiertag für einen ausgiebigeren Ausflug.
Aktuelles – Die Ausgangssituation
Die Saison in der Bezirksliga Schwaben Süd ist auch schon in vollem Gange, am Wochenende fand der dritte Spieltag statt. Thalhofen steht mit einer Bilanz von 1-1-1 mit 4 Punkten auf Platz 7 der Tabelle der 16er Liga. Das letzte Ligaspiel wurde etwas überraschend mit 0:2 gegen Lagerlechfeld verloren. Die Mannschaft darf aber nicht unterschätzt werden.
Letztes Jahr spielten die Allgäuer in der Relegation zur Landesliga mit und schieden knapp in der letzten Runde gegen den FV Illtertissen II aus. Weiters haben sie mit dem TSV Kottern eine der aktuellen Topmannschaften der Bayernliga in der ersten Pokalrunde eliminiert. Im Toto-Pokal Kreis Allgäu wurde der Kreisligist Olympia Neugablonz mit 11:2 abgefertigt. Es ist also davon auszugehen, dass diese Runde nicht annähernd so einfach wird wie das Spiel gegen komplett überforderte Kasendorfer.
Kader & Transfers
Der FC Thalhofen verfügt über einen gewachsenen Kader. Alle Spieler sind schon seit mehreren Jahren im Verein, viele haben bis jetzt nur hier Herrenfußball gespielt. Laut fupa.net gab es nur einen nennenswerten Transfer vor der Saison. Das Karriereende von Dominik Dürr, seines Zeichens 13-facher-Torschütze der letzten Saison, könnte schmerzen. Trotzdem gibt es noch immer einige Spieler der Kategorie “hat mal höher gespielt” im Kader.
Besonders aufpassen müssen die Löwen auf Kapitän Nico Beutel, der letzte Saison zurückgekehrt ist, nachdem er zwei Saisonen beim TSV Kottern in der Bayernliga verbracht hat und dort auf viel Spielzeit gekommen war. “Starstürmer” ist natürlich Robin Volland – Bruder von Ex-Sechzger Kevin – der letzte Saison 24 Tore und 12 Assists beisteuerte und Erfahrung aus der Landes- und Bayernliga bei Unterföhring, Dachau, Kottern und Memmingen mitbringt. Interessant ist auch Matthias Vetter, der einige Jahre Stammspieler in der Landesliga bei Kaufbeuren war und für die Löwen 2012/13 in der U17 Bundesliga auf dem Platz stand.
Trainer der Mannschaft aus dem Ostallgäu ist Florian Niemeyer. Der 37-jährige kickte selber jahrelang für Thalhofen. Nach seinem Wechsel auf die Trainerbank führte er den Verein aus der Kreis- in die Bezirksliga und konnte die Mannschaft seitdem dort etablieren, letztes Jahr sprang die Relegation zur Landesliga heraus.
Vereinsgeschichte
Nach einigen Jahren des unorganisierten Fußballsports in Thalhofen, wurde aufgrund des anhaltenden Interesses am 26.03.1933 der FC Thalhofen gegründet. Ein Sportplatz wurde auch bald von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Dieser musste aber erst in Eigenregie hergerichtet werden und am 30. Juli 1933 konnte das erste Spiel gegen Oberthingau stattfinden.
Durch den 2. Weltkrieg und die Einberufung vieler Spieler fand von 1938 bis 1948 kein geregelter Fußballbetrieb in Thalhofen statt. Im Jahre 1948 nahm der Verein den Betrieb unter dem neuen Namen “SV Thalhofen” wieder auf und neue Sparten wurden gegründet.
Im Jahre 1954 kam der Spielbetrieb im Fußball erneut zum erliegen, Leichathletik erfreute sich dagegen großer Beliebtheit. Wieder aufgenommen wurde das Kicken in 1956 und bis jetzt nicht mehr aufgegeben. Nach dem Start in der C-Klasse ging es seit dem eher aufwärts. Anfang der 70er hatte man sich in die A-Klasse vorgekämpft und war für ein paar Jahre auf ein anderes Sportgelände umgezogen. Das Auf-und-Ab zwischen C- und A-Klasse setzte sich aber weiter fort, der Fokus wurde immer mehr auf die Jugendarbeit gelegt.
Ende der Neunziger spielte man für einige Jahre in der Kreisliga, bis man 2002/03 sang- und klanglos, mit einem Torverhältnis von 32:105, abstieg. Im Jubiläumsjahr 2008 konnte man aber mit neuen Spielern und Funktionären, besonders auch aus dem eigenen Nachwuchs, wieder aufsteigen. Mit Ausnahme einer Saison konnte man sich in der Kreisliga halten, bis in der Saison 2017/2018 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga der größte Erfolg der Geschichte gelang, welcher bis heute andauert.
Heute gibt es außer dem Fußball noch die Abteilungen Turnen & Gymnastik, Ski, Wandern und Korbball. Letzeres ist eine mit dem Basket- und Handball verwandte Sportart, die im Wettkampf auschließlich in Deutschland und nur von Mädchen und Frauen gespielt wird.
Stadion
Aufgrund der geringen Kapazität findet das Spiel nicht im “Stadion am Mühlsteig” des FC Thalhofen statt. Es erfolgt ein temporärer Umzug in das, nur wenige hundert Meter entfernt liegende, “TSV-Stadion” des TSV 1863 Marktoberdorf. Dieser Platz verfügt über eine Kapazität von 7 000 Stehplätzen und hat mehrere Ausbauten. Das “Stadionrestaurant” hat aktuell leider Betriebsurlaub.
Besonders für Groundhopper ist dieser Fußballplatz mittlerweile eine Rarität. Seit der TSV Marktoberdorf in der Corona-Pandemie seinen Spielbetrieb im Fußball eingestellt hat, finden dort eigentlich keine Spiele mehr statt. Somit bietet sich am Donnerstag eine der seltenen Gelegenheiten, diesen “Ground zu machen”.
Trivia – Unnützes Wissen
- Marktoberdorf liegt 785 Meter über dem Meer und ist damit die höchstgelegene Kreisstadt Deutschlands.
- Der Thalhofener Pfarrer soll im Jahre 1802, nach dem Übergang des Allgäus nach Bayern, gerufen haben “Wir sind also bayerisch – Gott Gnade uns allen“
Foto: Webseite FC Thalhofen
Das ist eine schöne Einstimmung zum Spiel. Grandiose Recherchearbeit.
Schöne Gegnervorstellung! Ich bleib dabei, der Pokal ist ein Charaktertest für die Mannschaft. Sie muss von der ersten Minute an Gas geben ohne Ende, die Amateure dürfen keine Atempause bekommen. Nur mit einem absolut überzeugenden Auftritt gegen Thalhofen ist in der Vorbereitung auf Köln halbwegs Ruhe an der Grünwalder 114. Giannikis kann sich nichts mehr leisten. Schon gar keine Peinlichkeit gegen einen Bezirksligisten.
Respekt, was Du Dir für eine Arbeit machst. Danke dafür! 👍
Wir sind schon sehr stolz auf unsere beiden Neuzugänge Nina und Peter!
Zurecht! 👍
super arbeit! peter ist ne bereicherung für sechzger.de. eine derartige gegnervorstellung samt orts- und vereinsgeschichte, kultur und tips zu sehenswürdigkeiten find ich ausgezeichnet. man könnte noch örtliche löwenfans dazu befragen, kontakt zb über fanclubs aus der region.