Die Vorfreude ist groß auf das nächste Spiel unserer Löwen nach dieser perfekten englischen Woche. Größer ist wahrscheinlich nur die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Serie. Vorher wussten wir nicht was siegen bedeutet, nun würde uns Fans verlieren wieder sehr schwerfallen. Leider sind die Punkte aber nicht geschenkt und diesmal kommt auch wieder eine Kampfmannschaft nach Giesing. Es ist die in die SV Wehen Wiesbaden GmbH ausgegliederte Kampfmannschaft des Sportverein Wehen 1926-Taunusstein e.V..
Aktuelles – Die Ausgangssituation
Die Hessen stehen nach acht Spieltagen an der 6. Stelle und damit drei Plätze vor unseren Löwen. Nach einem starken Saisonstart, als man die ersten sechs Spiele ungeschlagen blieb, ist man wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen und verlor zwei der letzten drei Spiele. Dies passierte aber passenderweise gegen die Topmannschaften aus Aue und Sandhausen. Gegen strauchelnde Osnabrücker fand man mit einem Sieg am Wochenende aber wieder in die Spur.
Im DFB-Pokal schied die Truppe von Trainer Nils Döring in der ersten Runde mit 1:3 nach Verlängerung gegen den Erstligisten Mainz 05 aus. Mit einer Bilanz von 4-2-2 und einer Tordifferenz von 14:11 steht der SVWW mittlerweile nurmehr leicht besser da als die Löwen. Die Defensive und Offensive scheinen beide etwas besser zu laufen, vielleicht lernen wir in diesem Spiel mal was unentschieden bedeutet. Außerdem wird es interessant zu sehen sein, wie unsere Mannschaft zum reagiert, wenn es am Samstag zum ersten Mal gegen eine Dreierkette geht.
Kader & Transfers
12 Zu- und 14 Abgänge gaben sich im Taunus die Klinke in die Hand. Neben einigen Neuerwerbungen aus den Regionalligen, konnte Wehen auch Spieler aus höheren Ligen verpflichten. So kamen Felix Luckenender (30) von LASK und Florian Hübner (33) aus Nürnberg, um die Verteidigung zu stärken, ebenso wie Mittelfeldspieler Orestis Kiomourtzoglou aus Fürth, der 50 000€ kostete. Beste Torschützen sind aktuell Moritz Flotho, der von Paderborn II verpflichtet wurde und Faith Kaya, der aus der 1. belgischen Liga kam, mit jeweils 4 Toren.
Die geringen Ausgaben bedeuten ein großes Transferplus auf dem Konto der Hessen. Für Innenverteidiger Aleksandar Vukotic bezahlte Darmstadt 98 150 000€ und Union Berlin ließ sich Stürmer Ivan Prtajin satte 1 000 000€ kosten. Einige weitere Stürmer wurden abgegeben, so John Iredale nach Aalborg in Dänemark und Franko Kovacevic sogar nach Korea. Mittelfeldspieler Robin Heußer konnte die Klasse halten und spielt nun für den KSC.
Vom sonstigen Kader sind noch Kapitän und Torwart Florian Stritzel, der Spieler mit den bisher besten Noten, Routinier Sascha Mockenhaupt und Offensivspieler Nick Bätzner zu nennen, der schon mit einigen Vorlagen glänzen konnte. Alles in allem kann Nils Döring, der seine gesamte Trainerkarriere in Taunusstein verbracht hat, auf einen ausgewogenen und qualitativ hochkarätig besetzten Kader zurückgreifen.
Löwenpower: Fabian Greilinger, Emanuel Taffertshofer (spielte von 2003 an bis zu den Amateuren im NLZ, Wechsel im Winter 2016),
Vereinsgeschichte
Der Verein wurde am Neujahrstag 1926 in Wehen, einem Stadtteil von Taunusstein gegründet. Die Stadt grenzt im Nord-Westen an Wiesbaden. Nach dem Beginn in der C-Klasse wurde im folgenden Jahr ein eigener Sportplatz auf dem Wehener Halberg gebaut. 1933 wurde der Verein nach der Machtergreifung an den TV 1874 Wehen angegliedert. Bis zur Neugründung im Frühjahr 1946 wurde der Spielbetrieb mit gelegentlichen Freundschaftsspielen inoffiziell aufrechterhalten. Nach dem Wiedereinstieg in der B-Klasse konnte man Ende der 50er Jahre erste Erfolge verzeichnen. 1960 gewann man den Kreis- und Bezirkspokal und stieg 1965 in die A-Klasse auf.
Im Jahre 1979 steigt Heinz Hankammer als Hauptsponsor und Präsident ein. Mit dieser Unterstützung konnte 1987 sogar die Landesliga erreicht werden. 1989 stieß man in die Oberliga und 1994 sogar in die Regionalliga vor. 1988, 1996 und 2000 gewann man außerdem den Hessenpokal. Der größte Erfolg gelang dann 2006/07 mit dem erstmaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga, der zwei Saisonen andauerte. Seitdem hält man sich auf Bundesebene, meist in Liga 3, aber mit Ausnahmen in den Saisonen 2019/20 und 2023/24. Ab 2007 erfolgt dann ein großer Umbruch in Taunusstein, der eng mit der Familie Hankammer und dem Unternehmen Brita zusammenhängt.
Der neue SVW
Im Zuge dessen wurden für die Öffentlichkeit Name, Logo und Standort geändert. Die Ultras von Wehen beschreiben das folgendermaßen:
“Mit dem Aufstieg 06/07 kam der große Umbruch, der uns als Szene heutzutage immer noch vor große Probleme stellt. Mit der Umwandlung des Vorstands in ein Präsidium im Jahre 2002/03 legte Hankammer den ersten Grundstein zur drohenden Katastrophe. Der Aufstieg in die Zweite Liga wurde begleitet vom Bau der Brita-Arena (bis zur Fertigstellung im Oktober 2006 gastierte der SV Wehen bei Eintracht Frankfurt) und der Gründung der SV Wehen Wiesbaden GmbH, die von nun an den Spielbetrieb aufnahm. Parallel wurde die FI Fußball Invest GmbH gegründet, welche 90% der Anteile am Geschäft des Spielbetriebs der SV Wehen Wiesbaden GmbH innehat (10% hält der Gründungsverein SV Wehen), und die Stadion Berliner Straße GmbH, die das Stadion dem SV Wehen abkaufte und an diesen neu verpachtete. Perverser wird es, wenn man sich die Verflechtungen beider Unternehmen anschaut.sdf
Nicht nur gehören beide zur Hanvest/Brita-GmbH, sondern viele der führenden Köpfe stecken zeitgleich in Personalunion durch eine Anstellung oder ehemaligen Anstellung bei Brita. Als sei dies nicht genug, um die Position der Familie Hankammer beim SV Wehen zu festigen, indem das finanzielle Schicksal des Vereins an die Hankammer’s gekoppelt wurde, vollzog sich eine autoritäre Vereinsumgestaltung. Hankammers (auf den Vater folgte Sohn Markus) stellen den Präsidenten des Vereins SV Wehen 1926 Taunusstein e.V. seit ´82 ununterbrochen. Um die eigene Position zu festigen wurde ein Ehrenrat eingeführt. Dieser Ehrenrat fungiert als Kontrollorgan, welcher als einziges Gremium Präsidentschaftskandidaten vorschlagen kann.
Besonders problematisch wird es, wenn man erfährt, dass der geschäftsinnehabende Präsident als einziger die Zusammensetzung dieses Ehrenrates bestimmen kann. Somit verliert das einfache Vereinsmitglied nicht nur eine seiner basisdemokratischen und grundlegendsten Funktionen, sondern der Präsident schirmt sich somit auch gegen negative Einflüsse ab, indem er in der Lage ist den Ehrenrat in seinem eigenen Sinne zu berufen. Erschreckenderweise gingen die Ideen der Familie Hankammer soweit, dass gänzlich der Taunussteiner Urverein aufgelöst und eine Forcierung auf Wiesbaden angestrebt werden sollte. Dies konnte glücklicherweise von der Stadt Taunusstein abgewehrt werden, welche die dem Vereinen mit Sanktionen drohte, falls Taunusstein komplett entfiele. Das Stadion am Halberg wird heutzutage als Nachwuchsleistungszentrum genutzt und wird von der Stadt Taunusstein subventioniert.”
Der Verein
Der SV Wehen 1926 vereint knapp 700 Mitglieder und bietet nur Fußball als Sport an. Die Profis, sowie die U19, U17 und U16 sind in die SV Wehen 1926 Wiesbaden GmbH ausgegliedert. Den Namen verwenden aber auch die e.V. Mannschaften. Unter Einhaltung von 50+1 gehören 90% der Fußballfirma der “FI Fußball Invest”, welche eine 100%-ige Tochter der Hanvest Holding GmbH ist. Die restlichen 10% gehören dem SV Wehen 1926-Taunusstein e.V..
Die Hanvest ist die Holding-Gesellschaft der Familie Hankammer, die darüber auch ihr größtes Unternehmen “Brita” kontrolliert. Brita ist Hauptsponsor des SVWW und Namensgebern des Stadions. Auch Teil der Hanvest ist die “Stadion Berliner Straße GmbH & Co. KG”, welcher das Stadion gehört. Der Geschäftsführer der Holding ist Markus Hankammer, Sohn des Brita Gründers Heinz und Präsident des SV Wehen 1926-Taunusstein. Wer sehen will wie man 50+1 umgehen will und im Zuge dessen auch die Identität eines Vereins umschreiben will, hat in Hessen das Paradebeispiel stehen.
Fanszene
Die Fanszene des SV Wehen ist ähnlich wie der Verein eher klein und wenig bedeutsam. Aktuell gibt es eine wirkliche Ultragruppe, und zwar die “Supremus Dilectio“, welche 2009/10 gegründet wurde. Als Jugend- und Umfeldgruppe fungiert die “Supcrew”, Teil ist auch die “Sektion Rheingau”. Ganz lückenlos ist die Geschichte der “SD” nicht, da im Anschluss an Reibereien mit der Polizei nach einem Auswärtsspiel im Saarland 2014 über die Hälfte der Szene Stadionverbot bekam und deshalb für zwei Jahre Pause eingelegt wurde. In dieser Zeit wurden ersatzweise die Amateure im heimischen “Halberg-Stadion” unterstützt.
Abseits von “Ultrá” gibt es noch 8 offizielle Fanclubs, wovon die “Allianz Wiesbaden” und “Die Halbergtramps” öfter auswärts dabei sind. Als Alleinstellungsmerkmal sehen die Ultras ihre kritische Einstellung gegenüber dem modernen Konstrukt SVWW und unterstützen eigentlich den Hauptverein mit dem taunussteiner Namen.
Eine Freundschaft gibt es zu Szene des FC Ingolstadt 04. Feindschaften gibt es zum FSV Frankfurt, mit Abstrichen auch zu den Kickers Offenbach und Mainz 05.
Trivia – Unnützes Wissen
- Der SV Wehen steht auf Platz 1 der ewigen Tabelle der 3. Liga.
- Beim Aufstieg in die A-Klasse Wiesbaden 1965 stellten die Taunussteiner mit einer Saisonbilanz von 54:0 Punkten und 117:15 Toren einen bundesweiten Rekord auf.
- Benjamin Siegert schoss am 5. Oktober 2007 im Spiel gegen Fürth nach 8 Sekunden das 1:0 für Wehen. Dies ist bis heute das schnellste Tor in der Geschichte des deutschen Profifußballs.
Der 9. Spieltag im Überblick
Freitag | 19:00 Uhr | BV Borussia Dortmund II – SG Dynamo Dresden |
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Samstag | 14:00 Uhr | FC Erzgebirge Aue – FC Hansa Rostock |
14:00 Uhr | TSV 1860 München – SV Wehen Wiesbaden | |
14:00 Uhr | SV Sandhausen – SV Waldhof Mannheim | |
14:00 Uhr | Rot-Weiss Essen – FC Viktoria Köln 1904 | |
14:00 Uhr | SC Verl – SpVgg Unterhaching | |
16:30 Uhr | Alemannia Aachen – FC Ingolstadt 04 | |
Sonntag | 13:30 Uhr | Hannover 96 II – FC Energie Cottbus |
16:30 Uhr | 1. FC Saarbrücken – DSC Arminia Bielefeld |
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19:00 Uhr | VfL Osnabrück – VfB Stuttgart II |
Fürchterliche Vereinsgeschichte. Freundschaft zur Szene des FC Ingolstadt 04 passt dazu. 700 Mitglieder sind ein Witz. Immerhin scheint die Familie Hankammer den SVWW nicht mit Krediten zu erwürgen, sondern echte Investments und Sponsorings zu tätigen.