Die Mannschaft scheint den Trainer zu mögen. Die Mannschaft scheint verstanden zu haben, dass Cottbus inakzeptabel war. Die Mannschaft scheint es ja doch zu können. Nachdem vorige Woche noch Wunden lecken angesagt war, stehen die Löwen nach dem famosen Auswärtssieg mit breiter Brust da. Wenn es gegen den damaligen Zweiten aus Sandhausen klappt, sollte auch ein Sieg gegen eine punktgleiche Mannschaft drin sein. Es kommt der nächste Gegner aus der Kurpfalz, der SV Waldhof Mannheim 07 e.V..
Aktuelles – Die Ausgangssituation
Die Waldhöfer sind als eines der wenigen Teams noch schlechter in die Saison gestartet als unsere Löwen. Deshalb wurde Trainer Marco Antwerpen nach fünf Spielen und einer frühen Niederlage im Landespokal freigestellt und durch Bernhard Trares ersetzt. Beides Namen, die auch in München-Giesing schon gehandelt wurden. Der Ex-Löwe und Ex-Barackler Trares schaffte es, die Mannschaft zu stabilisieren. Unter ihm ging bisher nur ein Spiel verloren, ein 1:2 in Sandhausen. Somit stehen die “Buwe” aktuell punktgleich mit den Löwen, aber aufgrund der besseren Tordifferenz, auf Platz 11. Aus den letzten beiden Spielen holte man zwei Punkte, sowohl gegen Wiesbaden als auch gegen Unterhaching reichte es nur zu einer Punkteteilung, nachdem davor Aue und Dortmund besiegt werden konnten.
Kader & Transfers
Wenn man sich den Kader des SVW anschaut, wundert einen der schlechte Saisonstart, da nominell eine sehr starke Truppe zur Verfügung steht. Nach der enttäuschenden letzten Spielzeit wurde an einigen Stellschrauben gedreht, weshalb 14 Zugänge 13 Abgängen gegenüberstehen.
Bekannteste Spieler, die den Verein verlassen haben, sind wahrscheinlich Bentley Baxter Bahn, der nun in Aachen kickt, und Pascal Sohm, der nach Auslaufen seines Vertrags noch vereinslos ist. Außenverteidiger Luca Polar (21), an dem auch die Löwen interessiert waren, wechselte in die 2. Liga nach Münster.
Nachgerüstet wurde in der Kurpfalz mit einigen bekannten Gesichtern. Mittelstürmer Felix Lohkemper kam vom Club aus Nürnberg, Rico Benatelli aus Klagenfurt. Per Leihe wurde Innenverteidiger Henning Matriciani von Schalke geholt, Rechtsaußen Nicklas Shipnoski wechselte aus Bielefeld in die Quadratestadt. Wenn Adrian Fein sein Potenzial nach langer Pause wieder ausschöpfen kann, ist auch er eine Verstärkung für die 3. Liga.
In der Bestandsmannschaft tummelt sich auch einiges an Qualität. Star ist Stürmer Terrence Boyd, der 14 Spiele für die US-Nationalmannschaft aufweisen kann und für Rapid Wien schon im Europacup aufgelaufen ist. Auch Martin Kobylanski hat einen guten Namen im deutschen Profifußball, den er sich aber gerade beim TSV etwas zerstört hat, sowie Lukas Klünter der schon in der Bundesliga für Köln unterwegs war. Nicht zu vergessen Kapitän Marcel Seeger (IV), der mit einer kurzen Unterbrechung seit 2015 für den Waldhof aufläuft.
Löwenpower: Adrian Fein (Löwenjugend von 2005-2006), Martin Kobylanski (Saison 22/23)
Vereinsgeschichte
Die Anfänge
Gegründet wurde der Verein am 11. April 1907 im Lokal “Zum Tannenbaum” und fand seine erste Heimat and der Altrheinstraße im sogenannten “Schlammloch”. Ein Jahr später nimmt man den Spielbetrieb in der C-Klasse Neckargau auf. Nach dem Aufstieg in die B-Klasse zieht man auf den “Sandacker” um und steigt 1911 in die A-Klasse auf, die zweithöchste Liga. Vor Beginn des 1. Weltkriegs steigt der SVW 1914 noch in die oberste “Liga-Klasse” auf. Kurz danach wird der Spielbetrieb eingestellt und nur im Notformat aufrechterhalten. Während des Krieges beginnt auch die Rivalität mit dem VfR Mannheim.
1920 tritt man gegeneinander im Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der Odenwaldliga an und siegt unter Mithilfe von drei Toren von Sepp Herberger. in der Folge kann man die Liga wieder halten und spielt in der Süddeutschen Meisterschaft mit. 1925 erfolgt der Umzug auf das heutige Vereinsgelände “bei den Schießständen”. 1930 wird man wieder Meister in der Rheinbezirksliga, was man in den nächsten Jahren wiederholen konnte.
Nach Neuordnung der Ligen wird Waldhof 1934 der Gauliga Baden zugeteilt. Nach dem Gewinn der Gau Meisterschaft unterliegt man Schalke im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Dieser Erfolg wiederholt sich erstmal nicht, auf unteren Ebenen bleibt man jedoch erfolgreich. Überregional scheitert man eigentlich immer an Nürnberg oder Schalke.
Nach den Kriegen
Nach dem Krieg werden die Schwarz-Blauen 1947 Vizemeister der neuen Oberliga Süd. In der Folge kann man die Klasse halten und bringt eine Amateurmannschaft an den Start. 1954 steigt man schließlich, nach 40 Jahren im Oberhaus, in die 2. Spielklasse ab. Vier Jahre später steigt man wieder auf, muss aber 1959 direkt als Letzter wieder ins Unterhaus. Der sofortige Wiederaufstieg gelingt aber, diesmal kann man zwei Jahre die Klasse halten. 1963 qualifiziert man sich für die neue Regionalliga Süd, die neue 2. Liga. Aus dieser muss man 1970 in die Amateurliga Nordbaden absteigen.
Nachdem der Aufstieg ’71 knapp scheitert, gelingt er 1972 in der Entscheidungsrunde gegen den FC Singen. Zwei Jahre danach wird man Teil der neuen 2. Bundesliga, damals noch zweigeteilt. 1981 qualifiziert man sich dann auch für die eingleisige Version. Im Jahre 1983 feiert man die Meisterschaft und steigt in die Bundesliga auf. Hier kann man sich fast 10 Jahre halten, muss 1990 aber absteigen.
Anstatt dem angestrebten Wiederaufstieg geht es 1997 sogar in die Regionalliga Süd, man kann zwei Jahre später aber wieder in die 2. Liga zurückkehren. Nach durchaus erfolgreichen Jahren geht es 2003 wieder ins Unterhaus. In diesem Zuge muss Insolvenz angemeldet werden und der SVW findet sich 2003 in der viertklassigen Oberliga wieder.
Nach der Insolvenz
Nach einer Konsolidierungsphase im wirtschaftlichen und sportlichen Bereich qualifiziert man sich 2008 für die neue Regionalliga Süd, ein Jahr später wechselt man in die West-Staffel. 2010 muss man abermals wegen finanzieller Probleme in die Oberliga runter. Aus der fünften Leistungsstufe kann man sich aber schnell wieder verabschieden, 2011 ist man wieder in der Regionalliga. Ab 2016 scheitert man jedes Jahr bis 2018 in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga. 2019 kann man unter Bernhard Trares dann endlich direkt aufsteigen.
Nach der Rückkehr in den Profifußball nimmt man wieder am DFB-Pokal teil, muss aber aufgrund der Pandemie die meiste Zeit ohne Zuschauer spielen. 2021 und 2022 gelingt der Gewinn des Landespokals und man spielt in der Liga im oberen Mittelfeld mit. Die damit geweckten Aufstiegsambitionen konnten aber bisher nicht erfüllt werden, die letzte Saison über befand man sich in akuter Abstiegsgefahr…
Verein
Waldhof Mannheim vereint ca. 2500 Mitglieder auf die Abteilungen Fußball, Handball, Tennis, Rehasport, E-Sports, Schiedsrichter und Privatmannschaften. Letztere sind Freizeitmannschaften, die hier aber im Verein eingegliedert sind und regelmäßig trainieren. Beim Waldhof hat das eine lange Tradition, die zwei Teams wurden 1948 bzw. 1950 gegründet.
In Mannheim ist der Profifußball auch ausgegliedert in die “SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH”, von der 98,82% einer Beteiligungsfirma der Familie Beetz gehören, der e.V. aber trotzdem die Stimmenmehrheit hält. Dies ist nicht weiter problematisch für Familienoberhaupt Bernd Beetz, er ist selbst Präsident des SVW und sein Sohn Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH. Beetz war bzw. ist Manager in der Kosmetik und Luxusartikel-Branche und ist in der Branche auch unternehmerisch tätig. Er gilt als Erfinder des Konzepts der “Celebrity-Düfte” als neues Segment im Parfum-Markt. Das Verhältnis zum Investor kann in Mannheim als harmonisch beschrieben werden, die Pläne für ein neues Stadion unter Beetz Finanzierung sind konkret und werden aktuell bewertet.
Fanszene
Die Mannheimer Fanszene gilt als reisefreudig und chronisch unbeliebt. Die Hauptgruppe der auf der “Otto-Siffling-Tribüne” angesiedelten Ultras sind die “Ultras Mannheim“, welche 1999 gegründet wurden und dieses Jahr 25 Jahre Jubiläum feiern. Diese Gruppe entstand zur Jahrtausendwende durch den Zusammenschluss mehrerer aktiver Fanclubs und ist bis heute federführend in der Kurve. Daneben gibt es noch kleinere Gruppen wie zum Beispiel die “305 Boys”. Vor den Ultras war in Mannheim die Hooligan-Szene sehr präsent. Konstante in diesem Bereich sind die 1985 gegründeten “City-Boys”, die bis heute noch aktiv sind. Der älteste aktive Fanclub ist “The Firm”, der seit der Gründung 1982 bis heute bei den Spielen der Buwe dabei sind. Insgesamt sind beim SVW 92 Fanclubs registriert, darunter auch ein Stammtisch aus München. Ähnlich wie beim TSV gibt es auch eine Faninitiative, die übergeordnet agiert und sich für Traditionserhaltung einsetzt, nämlich “Pro Waldhof”. Dieser Verein ist aber mittlerweile viel stärker im Alltagsgeschäft präsent und arbeitet in seiner offiziellen Funktion als Fandachverband eng mit u.a. der offiziellen Fanbetreuung zusammen.
Fanfreundschaften gibt es einige, die älteste besteht zu Eintracht Braunschweig. Weiters bestehen Kontakte nach Basel und Worms. Besonders von Ultraseite existiert eine starke Bande zu Eintracht Frankfurt und auch den “Supporters” (Supi) von Wormatia Worms. Die größte Feindschaft besteht zum 1. FC Kaiserslautern, unter anderem aus diesem Grund sind auch wir Löwen in der Kurpfalz eher unbeliebt. Auch der KSC und die Kickers Offenbach sind nicht gerade Freunde der Barackler. Leider ist aufgrund des sportlichen Unterschieds die Rivalität zum VfR Mannheim eigentlich nicht mehr existent.
Trivia – Unnützes Wissen
- Aus Werbegründen heiß der Verein nach der bekannten Chips-Firma kurzzeitig “Chio Mannheim”
- Viele weiter Infos gibt es im WikiWaldhof, einer Online-Enzyklopädie zum Verein
- Sollte der VfR Mannheim wieder erstarken, wäre dies vermutlich das Derby mit der kürzesten Distanz zwischen den Stadien in mindestens Deutschland.
- 1946 gewann der SVW die erste “interzonale Meisterschaft” im Feldhandball als Vertreter der US-Zone
Der 14. Spieltag im Überblick
Freitag | 19:00 Uhr | SC Verl – FC Hansa Rostock |
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Samstag | 14:00 Uhr | VfL Osnabrück – SG Dynamo Dresden |
14:00 Uhr | FC Energie Cottbus – BV Borussia Dortmund II | |
14:00 Uhr | SV Sandhausen – Alemannia Aachen | |
14:00 Uhr | TSV 1860 München – SV Waldhof Mannheim 07 | |
14:00 Uhr | 1. FC Saarbrücken – SV Wehen Wiesbaden | |
16:30 Uhr | DSC Arminia Bielefeld – FC Viktoria Köln 1904 | |
Sonntag | 13:30 Uhr | Hannover 96 II – FC Ingolstadt 04 |
16:30 Uhr | FC Erzgebirge Aue – Rot-Weiss Essen |
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19:30 Uhr | VfB Stuttgart II – SpVgg Unterhaching |