Im letzten sechzger.de Talk hatte Jan mich gefragt, was meine Erwartung für das gestrige Spiel zwischen dem TSV 1860 München und der Spielvereinigung Unterhaching sei. “Gewinnen, egal wie” war meine Antwort.

Ein Spiel, das alles zu bieten hatte

Nun, ich habe bekommen, was ich wollte. Einen Sieg der Kategorie “gewonnen, egal wie”. Aber ganz so wörtlich hätten mich die Löwen schon nicht nehmen müssen. Wir sahen gestern ein Spiel, das alles geboten hat, was der Fußball so zu bieten hat. Einen verschossenen Elfmeter, eine rote Karte, Abwehrfehler, unglaublichen Kampf in Unterzahl und am Ende einen in 96 Minuten hart erarbeiteten Sieg gegen einen der ewigen Rivalen von Münchens großer Liebe. Was will man mehr???

Zu Beginn mal wieder eine Verkettung von Abwehrfehlern

Vielleicht wäre es nie zu diesem epischen Spiel gekommen, wenn die Löwen in der Anfangsphase ihre Abwehrarbeit ordentlich erledigt hätten. Da sie das – wie so oft in dieser Saison – nicht taten, gingen die bobfahrenden Gäste in der 8. Minute mit 0:1 in Führung. Anders als nach den meisten Rückständen in dieser Saison ließ sich 1860 nicht aus der Bahn werfen und versuchte sofort, den Ausgleich zu erzielen. Die beste Chance dazu bot sich Maxi Wolfram, der einen berechtigten Foulelfmeter zu unpräzise schoss, so dass Eisele den Einschlag verhindern konnte.

Erstes Tor von Lukas Reich

Kurz vor der Halbzeit bekam Lukas Reich einen Ball von Leroy Kwadwo und wusste nicht recht, wohin damit. Also setzte er zu einer Bogenlampe an, die unhaltbar über Eisele hinweg zum 1:1 ins Netz der Hachinger flog. Gute Entscheidung, den einfach reinzuhauen, Lukas! Durch Reichs erstes Profitor war Sechzig zum psychologischen wichtigen Zeitpunkt, wie sie in der Sportschau gerne sagen, wieder voll im Spiel. Nachdem wir im Lauf der Woche feststellten, dass sich die zahlenmäßigen Bilanzen von Argirios Giannikis und Patrick Glöckner glichen wie ein Ei dem anderen, wurde für mich ein Unterschied zwischen den beiden nach der Halbzeit sehr deutlich.

Sechzig kommt mit richtig Dampf aus der Kabine

Die Kabinenansprache und die früheren Wechsel von Patrick Glöckner entfalten mehr Wirkung als die – nennen wir es mal die Tendenz – zur Konstanz von Giannikis. Denn es war den Löwen anzumerken, dass sie sofort nach Wiederanpfiff die Weichen auf Sieg stellen wollten. Sechzig ging in der besten Phasen des Spiels zu Beginn der zweiten Halbzeit schnörkellos auf’s Tor der Hachinger zu und versuchte den Führungstreffer zu erzielen. Dazu zwei clevere Wechsel. Jacobsen brachte mehr spielerisches Element ins zentrale Mittelfeld als der mal wieder weitgehend unauffällige Maier und Guttau wirbelte auf dem Flügel (erst rechts, dann links), wofür Kwadwo weichen musste. Dafür rückte Reich auf rechts hinten und Danhof spielte fortan als linker Verteidiger. Diese Umstellungen zeigten Wirkung und 1860 schnürte die Gäste aus der Vorstadt hinten ein.

Deniz schießt das Siegtor

Und etwas anderes wurde auch mal wieder deutlich: Wenn Tunay Deniz gute Phasen hat, spielt die ganze Mannschaft besser. Nach einer eher blassen Leistung im ersten Durchgang  riss Deniz die Mannschaft in dieser Phase mit, die nun mit deutlich mehr Kreativität und Zielstrebigkeit zu Werke ging. Und so konnte es nur Deniz sein, der per Traumtor mit einem Schlenzer in den Winkel aus etwa 22 Metern auf 2:1 stellte. Von meiner Position im Stadion war bereits klar, dass der Ball im Tor landen würde, als er Deniz’ Fuß verließ. Es folgte der vielleicht emotionalste Torjubel in dieser Saison.

Mannschaft fällt nach Wolframs Platzverweis auseinander

Haching schaltete nun einen Gang hoch, aber Sechzig war anzumerken, dass sie das erlösende 3:1 schießen wollten. Als Maxi Wolfram dann in der 73. Minute nach einem Foul im Mittelfeld eine sehr, sehr harte rote Karte sah, verlor Sechzig zusehends die Ordnung. Irgendwie wurde das Loch auf Wolframs Position nicht ordentlich geschlossen und die Abwehr stand nicht immer gut. Außerdem gewann die weiß-blaue Defensive in der Schlussphase gefühlt nicht einen Zweikampf. So konnten sich die Vorstädter zwei gute Möglichkeiten zum Ausgleich erarbeiten. Marco Hiller musste noch den Wurf eines Böllers überstehen, wobei mich seine besonnene Reaktion sehr beeindruckte.

“Gewonnen, egal wie”

Dann war Schluss und Sechzig hatte wie von mir gefordert, “gewonnen, egal wie”. Ich war mit dem Ergebnis sehr zufrieden, wie wohl ein Großteil der Zuschauer im Stadion. Die Löwenfans brachten gestern bei Support und Stimmung die beste Saisonleistung. Von der Stehhalle kam richtig viel, was endlich auch mal in der Westkurve aufgenommen wurde. Während auch viel eher moderneres Liedgut aus der Westkurve von der Stehhalle übernommen wurde. Das führte zu einem wirklich mal wieder starken Support, der der Mannschaft sicher geholfen hat, die kritische Schlussphase unbeschadet zu überstehen. Klar, diese Schlussphase war keine Glanzleistung gegen den Stockletzten der dritten Liga. Gestern sah man allerdings deutlich, dass das Publikum euphorisch auf Einsatz und Kampf mit Herz reagierte und solche Leistungen wesentlich mehr goutiert als die emotionslosen Querpass-Festivals unter Jacobacci und Giannikis. Vielleicht ist das ja eine gute Basis für die nächste Saison.

Endlich mal wieder was zu feiern

Emotional war dieser Sieg gegen den Nachbarn, total mitreißend und befreiend. Und wir feierten unsere Löwen bis spät in die Nacht bei Pizza und Bier. Übrigens zum ersten Mal in dieser Saison. Hoffentlich schenkt Ihr uns noch ein paar so Abende in dieser Saison, liebe Löwen! Lautstark auf Eure Siege anzustoßen, gehört schon zu meinen absoluten Lieblingsbeschäftigungen!

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Bergloewe

Hallo Thomas, besten Dank für das folgende Sprachbild:
“…gingen die bobfahrenden Gäste in der 8. Minute mit 0:1 in Führung. Anders als nach den meisten Rückständen in dieser Saison ließ sich 1860 nicht aus der Bahn werfen…” Genial und eines der Highlights des Spieltags!

KaiKiste1860

Die Ausführungen unter dem Absatz „Ein Spiel was alles zu bieten hatte“ ja das beschreibt die 90+ Minuten in Giasing. Kampf, Emotion, Leidenschaft, da verzeiht jeder der im Stadion live dabei war, die ein oder andere spielerische Feinheit. Und nur so funktioniert es, wenn alle Spieler als Team auftreten. Gern bitte in Osnabrück so weiter machen. Das der Schiri gestern nicht seinen besten Tag erwischte, darüber redet morgen nur noch der Rafati…

United Sixties

So schaut s aus. Egal wie Siege erkämpfen und Klassenerhalt so rasch es geht eintüten. Für das Spielerische und ein klareres System braucht es Zeit und Training…mit einem klaren Stammteam-Gerüst zur neuen Saison:
Hiller/Avdija/Vollath,
Reich/Danhof, Verlaat/Schifferl/Dulic/Reinthaler , Lucoqui/Jakob,
Deniz/Maier/Jacobsen/Kloss , Schröter/Wolfram , Guttau/Kozuki, Hobsch/Ott/Abiama + zwei Neuzugänge bitte als 10er und starker 9er .
Abgänge: Frey, Schubert, Bähr, Kwadwo und Phillipp ?

KaiKiste1860

Für das Tor würde ich eher den Miran Qela aus der U19 hochziehen, sofern er sein Vertrag verlängert. Ein Erion Avdija, sprunggewaltig aber vllt. doch mit 1.80m etwas zu klein, aber im Training immer top.

Last edited 1 Monat zuvor by KaiKiste1860
Dennis M.

Ein starker 9er und 10er sind Pflicht im Sommer.

Auf der Abgangsseite müsste es so in etwa kommen, wobei ich Bähr als Backup sogar halten würde.