Im ersten Teil des Interviews ging es vor allem um die Zeit nach dem Zwangsabstieg, den Auszug des TSV 1860 aus der Allianzarena und eine mögliche Insolvenz – hier jetzt der zweite Teil, Interview mit Heinz Schmidt, Vize-Präsident des TSV 1860 München:

sechzger.de:

Der Ausbau ist ja quasi beschlossen. Oder?

Heinz Schmidt:

Das liegt in den Händen der Stadt und da haben wir relativ wenig Einfluss drauf. Wir werden jetzt angehört, also werden die Fehler des letzten Umbaus hoffentlich nicht mehr passieren. Der Bauherr ist die Stadt und es geht ja nicht darum, dass für sehr viel Geld 3.000 Zuschauer mehr in das Stadion passen. Überspitzt formuliert erfüllt das Grünwalder Stadion zum jetzigen Zeitpunkt als Zweitligastadion und evtl. als Erstligastadion nur die Zuschauerkapazität – alles andere erfüllt es nicht.

Nach dem Umbau erfüllen wir die Zweitligakritierien und mit relativ wenig Aufwand sogar die Erstligakritierien. Dass dabei nur 3.000 Zuschauer mehr dabei rausspringen ist schade, wir hätten uns natürlich mehr gewünscht.

An dieser Stelle wird das Interview unterbrochen, weil Marc-Nicolai Pfeifer den Raum betritt. Auch er benötigt den Vize-Präsidenten – man einigt sich an dieser Stelle auf 30 weitere Minuten Interviewzeit. Nebenbei kündigt Herr Pfeifer an, dass es ein Interview mit ihm frühestens nach 100 Tage seines Wirkens geben wird. Wir haben uns den Tag schon dick im Kalender markiert!

Der Umbau sorgt für ein Stadion von ganz neuer Qualität. Man darf das nicht auf die 3.000 Plätze mehr reduzieren. Es bringt wesentlich mehr Einnahmemöglichkeiten durch den Business-Bereich und durch mehr Sitzplätze, zudem die Komplettüberdachung die auch den Lärmschutz für die Anwohner verbessert. Natürlich hätten wir uns mehr Zuschauer gewünscht, aber wir sollten erst einmal froh und dankbar sein, dass die Stadt das jetzt so in die Hand nimmt.

sechzger.de:

Ist das aktuell die einzige Option, eine zweitligataugliche Spielstätte zu erhalten? Oder gibt es Alternativen?

Heinz Schmidt:

Wir hätten für diese Saison die Ausnahmegenehmigung für die 2. Liga bekommen. Allerdings nur, nachdem die Stadt dem DFB noch einmal die konkrete Ausbauabsicht bestätigt hat. Ein vages „wir bauen um“ hätte dem DFB nicht gereicht.

sechzger.de:

Es ist ja auch weit und breit keine Alternative da, oder?

Heinz Schmidt:

Eben, es gibt keine. Der e.V. möchte bauen, aber kein Stadion. Wir geben allerdings keine Wasserstandsmeldungen ab, sondern wollen Ergebnisse liefern.

sechzger.de:

Das ist ja grundsätzlich sympathisch, lässt aber natürlich Raum für Spekulationen. Wobei es für uns schon interessant ist zu sehen, dass Interna auch wirklich intern behandelt werden.

Heinz Schmidt:

Die KGaA ist aktuell auch ganz weit davon entfernt, ein Stadion zu bauen. Also könnte es nur ein Dritter machen und da sehe ich derzeit keinen. Abgesehen davon, dass es mit dem Standort immer schwieriger wird.

sechzger.de:

Einige Löwenfans hat irritiert, dass der Kooperationsvertrag nach einigen respektlosen Aussagen des Hauptgesellschafters nicht gekündigt wurde. Warum?

Heinz Schmidt:

Gegenfrage: Was würde eine Kündigung bringen? Wir würden wieder eine riesige Baustelle aufmachen. Es würde dagegen geklagt werden. Außerdem sind wir ja ohnehin schon an der Kapitalerhöhung dran, die finden wir auch richtig. Wir glauben auch, dass uns eine breitere Gesellschafterstruktur guttun würde.

Es gibt Gespräche diesbezüglich, HAM möchte seine Anteile nicht verwässern, also bei 60 % bleiben. Es wird also die e.V.-Anteile treffen. Hier ist aber auch die Frage, ob nicht z.B. 25 % an einer gesunden Firma mehr wert sind als 40 % an einer kranken. Wir wissen aber auch, dass wir von der Mitgliederversammlung 75 % Zustimmung benötigen und deswegen ein überzeugendes Konzept benötigen. Wir glauben aber, dass wir das hinbringen.

Der e.V. darf übrigens keine Mittel einbringen. Er bringt das, was er darf: Fußballer, deren Ausbildung er bezahlt hat.

Wir sind natürlich sehr froh, dass die U17 den Aufstieg geschafft hat. Bis auf die U19 spielen jetzt wieder alle Jugendmannschaften in der höchsten Spielklasse!

 

sechzger.de:

Hier kann man vermutlich von einer sehr guten Entwicklung des gesamten NLZ sprechen, unter anderem durch das Engagement der Unternehmer für Sechzig.

Heinz Schmidt:

Ja, das ist richtig. Der Fahrdienst ist Gold wert und er soll ja sogar noch ausgebaut werden. Heute habe ich übrigens die korrigierte Version des Nachwuchsfördertopfs der 3. Liga bekommen. Aus diesem werden Gelder an die Vereine bezahlt wenn viele Jugendspieler eingesetzt werden und wir bekommen daraus für die Saison 2018/19 rund 300.000 Euro. Für die Saison davor waren es noch rund 180.000. Da wird gewertet, wieviele Jugendspieler eingesetzt werden und wie lange diese schon im Verein sind. Das Geld geht direkt an den e.V. und wir müssen wiederum nachweisen, dass wir dieses Geld zweckgebunden im NLZ einsetzen. Das ist allerdings bei 300.000 Euro auch nicht wirklich schwer:

Der Leiter des NLZ ist inzwischen komplett beim e.V. angestellt. Früher war das zwischen KGaA und dem e.V. aufgeteilt, jetzt liegen diese Kosten komplett beim Verein. In diesem Nachwuchsfördertopf sind wir im Übrigen hinter dem MSV Duisburg die Nummer zwei.

Bei uns werden die Spieler nicht in der U19 für ein Jahr geholt und dann durchgeschleust, sondern wirklich von klein auf bei uns ausgebildet.

sechzger.de:

Was vermutlich auch ein Grund war, Michael Köllner zu holen, mit dem Konzept, möglichst viele junge Spieler einzubinden.

Heinz Schmidt:

Korrekt, das war das Anforderungsprofil. Wir werden ja oft dafür geschimpft, aber wir sind nun mal ein Ausbildungsverein. Allerdings sind das bis auf die vorderen sechs in der ersten Bundesliga vermutlich fast alle Vereine. Es zahlt sich ja auch immer dann aus, wenn zum Karriereende noch einmal einer ins Ausland wechselt.

sechzger.de:

Kommen wir zur Person Heinz Schmidt: Wie zeitintensiv ist denn für Dich die Aufgabe Vizepräsidenten beim TSV 1860?

Heinz Schmidt:

Hängt immer stark vom Zeitraum ab. Ohnehin bin ich jeden Freitag ab Mittag in der Geschäftsstelle bis ca. 22 Uhr. Dazu kommen die Zeiten unter der Woche, je nach Aufwand. Wenn z.B. die Bilanzierung ansteht, ist es mehr. Wir hatten jetzt auch einmal eine Vereinsratssitzung gemischt mit online und Präsenz. Normal dauert so eine Sitzung 4-5 Stunden, diesmal waren es 2 Stunden.

Ob das ein Argument für eine Online-Versammlung/Wahl ist, wie er mit den Vorwürfen des “Grinsers” umgeht, von Morddrohungen, ob das Verhältnis zwischen  den beiden Gesellschaftern wieder besser ist und ob er aufsteigen will – all das findet ihr im dritten und letzten Teil um 18:00 Uhr.

Update: Teil III vom Interview mit 1860-Vize-Präsidenten Heinz Schmidt

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