Bundesliga! 1. FC Köln! Müngersdorfer Stadion! Das euphorisierte und mobilisierte die Anhänger des erst im Sommer nach langen dreizehn Jahren Abwesenheit von der großen Fußballbühne in die 1. Liga zurückgekehrten TSV 1860.

Die Ausgangslage am 26. November 1994

Nach dem sensationellen Durchmarsch von der drittklassigen Bayernliga in die Bundesliga in der Saison 93/94 tat sich das Team von Trainer Werner Lorant im Oberhaus anfangs erwartungsgemäß schwer. Da die ersten drei Heimspiele (gegen den VfB Stuttgart, Schalke 04 und die Seitenstraßler) auch noch im Olympiastadion ausgetragen worden waren, stand Ende November erst ein Heimsieg zu Buche (ein 4:0 über den SC Freiburg auf Giesings Höhen). Auswärts hatte man immerhin schon dreimal einen Punkt mitnehmen können, gewonnen allerdings noch nicht. In der Tabelle lag Sechzig auf dem drittletzten Rang 16, vier Punkte hinter dem ambitionierten 1. FC Köln auf Platz 13.

Stadionzeitung aus Köln vom 26. November 1994

70 Minuten Magerkost, dann drei Treffer

Wieviele Löwenfans genau sich an jenem verregneten Samstag auf den Weg in die Domstadt machten, ist dem Verfasser dieser Zeilen, der an diesem Tag natürlich selbst auch in einem ICE der Deutschen Bahn in Richtung Rheinland saß, leider nicht mehr bekannt und auch die mediale Berichterstattung von damals verrät über den Anteil der Gästefans im Müngersdorfer Stadion nichts. In Summe machten sich aber 22.000 Zuschauer auf den Weg ins Kölner Stadion und bekamen erstmal 70 Minuten lang Bundesliga-Magerkost geboten. Das durchaus anspruchsvolle Publikum der Geißböcke forderte bereits lautstark den Kopf von Trainer Morten Olsen, als Toni Polster einen Schuss von Andrzej Rudy für Bernd Meier im Löwentor unhaltbar abfälschte. Logische Konsequenz aus einem deutlich sichtbaren Übergewicht der Gastgeber. “Wenn in 90 Minuten 30 bis 40 Flanken in deinen Strafraum segeln, dann müssen einfach Chancen für den Gegner entstehen…”, fasste Abwehrrecke Thomas Miller die Lage nach dem Spiel treffend zusammen.

Ausgleich – und doch die Pleite

Auf dem Platz kamen die Löwen allerdings nochmal zurück ins Spiel: Nur sieben Minuten nach dem Rückstand konnte der erst kurz zuvor eingewechselte Peter Pacult einen von Bodo Illgner im Kölner Tor abgewehrten Stevic-Schuss zum 1:1 verwerten. Jubel im Gästeblock im Unterrang des Müngersdorfer Stadions. Dass 1860 dann doch im 15. Saisonspiel zum neunten Mal als Verlierer vom Platz gehen musste, machte speziell Coach Werner Lorant wütend: “1860-Pleite: Lorant zornig wie nie” titelte die tz am Montag. Der später bei den Löwen aktive Horst Heldt hatte eine schöne Flanke auf den Kopf von Polster gezielt, die dieser auf Olaf Janßen, heute Trainer bei unserem Ligakonkurenten Viktoria Köln ablegte, der das Spielgerät aus elf Metern unhaltbar in die Maschen zimmerte.

Im Rückspiel gegen 1. FC Köln: Klassenerhalt!

Durch diese Pleite fiel 1860 auf den vorletzten Tabellenplatz zurück und die Zukunftsaussichten waren eher düster. Allerdings gelang dann schon am Freitag darauf mit einem 1:1 beim Tabellensechsten auf dem Kaiserslauterer Betzenberg ein Achtungserfolg. Und das Ende vom Lied sollte ja zumindest den älteren Löwenfans noch gut hörbar im Ohr klingen. Durch einen goldenen Frühling mit zum Teil dramatischen, aber erfolgreichen Fußballschlachten in der Giesinger Heimat sicherte sich 1860 bereits im Rückspiel gegen den 1. FC Köln drei Runden vor dem Saisonende den Ligaverbleib und landete am Ende auf Rang 14 – fünf Punkte vor dem ersten Absteiger aus Bochum.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Werner Lorant schickte am 26.11.1994 diese Elf der Löwen auf den Platz:

Meier – Trares – Miller, Strogies – Wolf, Schwabl, Stevic, Dowe, Kutschera (73. Pacult) – Bodden (54. Erhard), Rydlewicz

Tore:
1:0 Polster (70.)
1:1 Pacult (77.)
2:1 Janßen (85.)

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Ich muß da NEO zustimmen.

Dennis M.

6 DM die Karte, das waren noch Zeiten 👌. Und das für ein Bundesligaspiel.

Das kannst du nicht mehr vergleichen.
Zu dieser Zeit waren 6,-DM sehr viel Geld.
Ich weiß das, da war ich bereits schon 28

Dennis M.

Mit den heutigen Wucherpreisen ists definitiv nicht zu vergleichen.

Generell nicht!
Es hat auch nichts mit den heutigen Wucherpreisen zu tun.
6,-DM sind früher viel Geld gewesen, frag mal Menschen in dieser Genaration.
Der Eintritt in´s 60er früher war schon für diese Zeit schwer erschwinglich.

Dennis M.

Habe einige Leute in der Generation gefragt. Der Tenor war eindeutig. Die 80/90er waren unbeschwerter und finanziell einfacher.

Ich war mit einem Kumpel von mir am ersten Spieltag bei Augsburg – Gladbach. Parken 10 Euro, bisschen was zu Essen und Trinken 20 Euro. Plus Karte. Von Sprit oder übernachten spreche ich noch nicht mal. Wenn das Hamburg oder Rostock statt Augsburg ist und man in Erwägung zieht ein Wochenende da zu verbringen wird es nahezu unbezahlbar.

Das ging aber schnell, die Generation zu befragen!
Einfacher in den 80/90ern, Lachhaft, diese Menschen waren da einfach nur besser drauf, sonst aber nix und hatten mehr Humor mit dieser Zeit umzugehn, ähnlich der 70er
Du redest dauernd von Euro, ich rede von DM.
Das sind Welten.
Schau mal auf die Löhne etc. von damals und heuete und vergleiche DM mit Euro, du bist wohl noch sehr jung.

Dennis M.

Beschäftige mich nicht erst seit heute mit dieser Thematik 😅.

Also, wenn die Leute besser drauf waren ist doch schon viel gewonnen? Geht im Leben ja nicht immer nur um Materielles, sondern um inneres Glück,Gesundheit und. Zufriedenheit. Schau mal bei Youtube unter Fußballvideos oder Musikvideos der 80er/90er…der Tenor ist fast immer derselbe.

Natürlich war nicht komplett alles billiger. Reisen war damals zB nur den “Betuchteren” und “Wohlhabenden” vorenthalten.

Zu meinem Alter… Ich werde genau in einer Woche 31 😉. Nicht alt, aber auch nicht ganz jung würde ich sagen. Auslegungssache.

Weise Worte, aber in dieser Zeit gelebt zu haben wie ich.
da weiss man was das Geld wert ist.
Es ging auch nur darum, dass ich sagte, dass 6,-DM in den 80/90 er sehr viel Geld war, also keine Ausreden.
Ich bin 67 und weiss sehr wohl was Geld damals im Vergleich wert ist und war.
Man sollte auch einmal eingestehen, dass andere Menschen auch Recht haben könnten, das vermisse ich sehr stark auf diesem Blog.

Dennis M.

Mit 67 bist du mir mit meinen 30 Jahren natürlich was voraus. Da kann ich nicht respektlos sein. Man sollte vor Älteren schon Respekt haben. Ich kann nur das wiedergeben, was ich lese und was mir von anderen Leuten zugetragen wurde. Kann jetzt nur für mich sprechen (nicht aufs Geld bezogen), aber ich habe mich damals wohler gefühlt. Das Leben war entschleunigter und weniger voller Krisen. So jedenfalls meine subjektive Wahrnehmung. Empfindungen sind ja bekanntermaßen subjektiv.

Mit mir kannst du im Übrigen über alles reden. Ich hoffe, dass ich nicht verbohrt bin.

Und genau das war es früher auch schon!!!!!!!

Kraiburger

Der monatliche Bruttoverdienst lag 1995 laut dem statistischen Bundesamt bei umgerechnet 2.462Euro, also 4.815 Mark.

Wenn ein Stehplatzticket damals 6 DM gekostet hat, dann konnte man sich von seinem Gehalt monatlich 802 Tickets kaufen.

Der monatliche Bruttoverdienst 2021 lag bei 3.917 Euro, also 7.660 Mark.

Wenn ein Stehplatzticket heute (/2021) 18 Euro, also umgerechnet 35,20 DM kostet (aktueller Preis bei 1860), dann kann man sich monatlich nur noch 217 Tickets kaufen.

Ich erkenne da durchaus einen Unterschied!

Kraiburger

Brutto, wohlgemerkt. Netto kann man sich viel weniger Tickets kaufen!

Dennis M.

So war auch der Tenor mit den Menschen, welche ich gesprochen habe.

Danke für diese Belehrung.
Dein Umrechnungsfaktor in allen Ehren, was willst du nun damit sagen? Mit diesem ist es aber nicht so einfach getan.
Dazu fehlen natürlich die Lebensmittelkosten etc.
So leicht umzurechen wie es hier gerade passiert war es früher aber nicht.

Kraiburger

Leichter umzurechnen als diese Methode geht nicht: Man nimmt den Brutto-Mittellohn des Jahres und rechnet um, wieviele Eintrittskarten man sich davon kaufen könnte.

Eine Rechenmethode wie von dir vorgeschlagen würde ja heißen, erstmal auszurechnen, wieviel im Schnitt pro Monat übrig bleibt um dann zu sehen, wieviele Tickets man sich davon kaufen kann. Von diesem Rechenweg halte ich aber nichts, weil z.B. in meinem Fall die Ticketpreise ohnehin monatliche Fixkosten sind. Denn eher verzichte ich auf was zu Essen als auf einen Besuch bei Sechzig!

Sag es jetzt noch mal, belehre mich nicht andauernd.
Es stimmt so nicht, das damalige Leben mit deren Finanzen einfach in Faktoren zu packen. Es paßt nicht einfach nicht.
Ich habe selbst in dieser Zeit gelebt und weiß sehr wohl wieviel das Geld zum Leben damals wie hete wert ist und war.

Ich habe auch nur gesagt, dass 6,-DM früher vsehr viel Geld war. Mehr auch nicht und das ist auch reiner Fakt

Kraiburger

Ich belehre dich überhaupt nicht. Ich muss dir nur leider gestehen, dass auch ich damals – 1995 – in dieser Zeit gelebt habe und sehr wohl weiß, wieviel Geld das damals war!

1995 konnte man sich für 6 DM ungefähr zwei Halbe Bier kaufen.

Heute ist das Ticket teurer als 2 Halbe Bier.

Ich kann dir die selbe Rechnung auch nochmal in Leberkaassemmeln machen, wenn du willst.

Alles was ich zeigen will ist, dass die Ticketpreise im Vergleich zu allen anderen deutlich drastischer gestiegen sind. Und eigentlich ists mir jetzt auch grade wurscht!

Dennis M.

So viele Existenzängste wie heute gabs damals nicht. Dann denken von damals wohl viele anders als du.

Das stimmt ja ganz gewiss nicht.
Die Armut war ja auch immer schon da.
Vielleicht solltet ihr euch doch einmal richtig informieren,
wie diese 80/90-Jahre wirklich waren. Das tatsächliche Leben, ohen Umrechnungsfaktor, Arbeitslohn etc.

Ich dachte auch, es geht hier um Sport?

Dennis M.

Ich habe mit einigen Menschen geredet, die genau um die Zeit gelebt haben und ich bin ja auch Baujahr 1992. So bissl was mitbekommen habe ich auch. Kann auf jedenfall sagen, dass eine Stadiontour für mich früher sehr viel billiger war als jetzt 2023.

Ich glaube da schon den Leuten, zu denen ich Bezug habe und was ich sonst überall von Menschen entnehme.

Damit beschließen wir das Kapitel jetzt auch. Gesellschaftliche Themen brauchen hier nicht kontrovers diskutiert werden, ist unnötig.

Schönen Abend noch.

Jeder soll denken was er will.
Bin Bj. 1956
Danke für die nette Schreibweise, Tschau