Es war sicherlich eines der atmosphärischen Highlights einer an derlei Höhepunkten nicht gerade armen Spielzeit 2017/18, die ja dann auch mit einem freudigen Ereignis endete:

Der Auftritt des TSV 1860 München im Nürnberger Max-Morlock-Stadion gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg in der Regionalliga Bayern. Insgesamt 17.000 Zuschauer wollten – nach einer langen zwölfwöchigen Winterpause – den Auftritt des souveränen Tabellenführers beim Tabellendritten live miterleben. Wie viele dieser 17.000 letztlich den Münchner Löwen die Daumen drückten, kann keiner so ganz genau sagen. Aber es waren sicherlich um die 14.000 Fans, die dem eisigen Wind trotzten, der an diesem Tag durch die Arena in der Frankenmetropole pfiff. Die Konstellation rund um dieses Spiel war natürlich perfekt: Ein großes Stadion, gequält von der langen Fußballpause nach dem rollenden Leder lechzende Fans, eine sympathische und erfolgreiche Löwentruppe auf dem Spitzenplatz der Tabelle, ein sportlich starker Gegner,… Der Fanshop des TSV 1860 legte für die bevorstehende Löweninvasion eigens ein paar Fanartikel, unter anderem einen Schal auf.

Der Schal zum Spiel

Viel Arbeit in den Ticketshops

Schon Wochen vor dem angesetzten Spieltermin gab es eine bemerkenswerte Zusammenarbeit zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem TSV 1860, was den Verkauf der Tickets für dieses Spiel anbelangte. Die Nachfrage in München war so groß, dass mehrfach weitere Kisten mit Eintrittskarten für das Spiel aus Mittelfranken an die Isar geschickt wurden. Anders als auswärts häufig üblich, konnten die Löwenfans auch ermäßigte Karten erhalten, was den Verfasser dieser Zeilen besonders erfreute. Er machte sich an diesem Tag mit einer größeren Gruppe Heranwachsender auf den Weg nach Nordbayern.

Mehr Gästetickets als für den 24.2.18 verkaufte der 1. FC Nürnberg nie zuvor

Riesiger Andrang und verspäteter Anpfiff in Nürnberg

Die Begleitumstände des totalen Verkehrschaos‘ hinter der Südkurve, in der in Nürnberg die Gästefans untergebracht sind, sollten diesen wunderbaren Tag nicht trüben. Der dortige Bereich ist naturgemäß nicht darauf ausgelegt, dass über 10.000 Zuschauer genau hier ihre Fahrzeuge platzieren. Zum wegen des Andrangs um eine Viertelstunde nach hinten verlegten Anpfiff waren dann aber wohl (fast) alle Zuschauer auf ihren Plätzen und die Löwenkurve zeigte eine beeindruckende sogenannte „Poncho-Choreografie“, die im Nachgang in den einschlägigen Portalen bundesweit Aufmerksamkeit erregte.

Um 13.15 Uhr betraten die Protagonisten das Spielfeld. Vor auf der einen Seite leeren…
…und gegenüber prall gefüllten Rängen

Spielverlauf und Punkteteilung

„GANZ EGAL OB LIGA 1, 2, 3 ODER 4 – DIE BLAUE WAND STEHT HINTER DIR“ lautete das Motto für dieses Spiel und für diese Saison. Aber eigentlich ist das ja ein Reim für das ganze Löwenleben, oder? Der bedingungslose Support, der durch das Frankenstadion hallte, beflügelte die Mannschaft von Daniel Bierofka. Nach einer guten halben Stunde hatten Simon Seferings und – wer sonst? – Sascha Mölders die Löwen mit 2:0 in Führung geschossen. Die Messe war aber noch keineswegs gelesen. Kurz vor dem Pausenpfiff erzielte der Club den Anschlusstreffer und erhöhte im zweiten Abschnitt merklich den Druck auf das Tor von Marco Hiller. Ab der 69. Minute agierte Sechzig mit einem Mann weniger, nachdem Felix Weber vom Platz gestellt worden war. Nur fünf Minuten später stellte Nürnberg auf 2:2 und war in der Schlussviertelstunde dem Siegtreffer näher, als die Löwen.

Nach dem Abpfiff waren viele der mitgereisten Löwenfans unschlüssig, ob es sich bei der Ausbeute nun um einen Punktgewinn oder um zwei verlorene Punkte handelte. Nachdem am Saisonende aber die souveräne Meisterschaft in der RL Bayern und der Aufstieg in die 3. Liga gelang, darf das Resultat vom 24. Februar 2018 wohl als ein Teilerfolg auf dem Weg zurück in den Profifußball gewertet werden.

Die Schlacht ist geschlagen. Punktgewinn oder -verlust? – Zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar

Das Scheichlied aus zahlreichen Kehlen

Auf alle Fälle war es ein auf den Rängen unvergessliches Erlebnis für alle, die dabei waren. Zur Chronistenpflicht gehört in diesem Rückblick auch die Erwähnung, dass das sogenannte Scheichlied, das rund um den Doppelabstieg 2017 für viele Diskussionen im Löwenumfeld sorgte, auch beim Auftritt in Nürnberg gesungen wurde. Und zwar nicht nur von ein paar einzelnen „Querulanten“, wie es manchmal dargestellt wird, sondern – wie man im nachfolgenden Youtube-Video hören kann – von einem rein zahlenmäßig durchaus relevanten Teil des Anhangs. Für uns ist dieser Fangesang – völlig wertfrei – eine Meinungsäußerung, die in ihrer zugegebenermaßen recht derben Formulierung hochkulturellen Ansprüchen nicht genügt. Die Wortwahl entspricht aber durchaus dem Umgangston in und von Fankurven, wie auch immer man dies bewertet. Ob es – aus der heutigen Perspektive – richtig oder falsch war oder ist, bei diesem Lied mitzusingen oder eben nicht mitzusingen, muss aus meiner Sicht jeder einzelne Löwenfan für sich selbst entscheiden.

Das Video dient an dieser Stelle reinen Dokumentationszwecken:

Die Aufstellung des TSV 1860 München

Hiller – Weber, Weeger (46. Koussou), Mauersberger, Köppel – Wein – Kindsvater, Berzel, Seferings (78. Türk), Steinhart – Mölders (90. Ziereis)

Tore:
0:1 Seferings (4.), 0:2 Mölders (27.), 1:2 Engelhardt (43.), 2:2 Fuchs (75.)

Gelb-Rot:
Weber (66.)

FOTOS: Christian Jung & Anne Wild

 

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selmatsv

War mega vor 3 Jahren – es war richtig zapfig kalt – hatte eine Sitzplatzkarte auf der schattigen Haupttribüne und bin mindestens 3 x mal raus um in der Sonne wieder etwas aufzutauen……. Von der Stimmung her was es noch viel besser als im Herbst in Augsburg…..