Heute vor genau 30 Jahren, am 19. Mai 1991 jährte sich nicht nur das Europapokalfinale  von Wembley zum sechsundzwanzigsten Mal. Viele Löwenfans der “Bayernliga-Generation” bestritten an jenem Pfingstsonntag die erste Auswärtsfahrt mit ihrem Lieblingsverein außerhalb der bayerischen Landesgrenzen. Im altehrwürdigen Ellenfeldstadion erlebten 21.000 Zuschauer – wobei annähernd die Hälfte davon den Löwen die Daumen drückte – ein aufregendes 1:1 zwischen Borussia Neunkirchen und dem TSV 1860 zum Auftakt in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga.

In dem Viererfeld der Gruppe Süd, aus dem sich am Ende nur der Erstplatzierte für die 2. Liga qualifizieren sollte, hatte es der Bayernligameister neben dem ehemaligen Bundesligisten Neunkirchen noch mit Hessen Kassel und dem 1. FC Pforzheim zu tun.

Die Trikot-Posse

Im Ellenfeldstadion wurde es schon vor dem Anpfiff zum ersten Mal hektisch: Beide Mannschaften wollten das Spiel in weißen Dressen angehen. Da die Löwen nur einen Trikotsatz mit ins Saarland genommen hatten und die Gastgeber auf ihren Heimtrikots bestanden, streiften Kapität Kneißl und Co. kurzerhand gezwungenermaßen die gelben Auswärtstriktots von Borussia Neunkirchen über. Immerhin fand man auf Münchner Seite noch die Zeit, den Sponsorenaufdruck auf der Brust provisorisch mit Tesakreppband zu überkleben.

Früher Rückstand – wieder kein Aufstieg?

Dass die Gegner in der Aufstiegsrunde ein anderes Kaliber darstellten, als in der etwas trägen Bayernligasaison 90/91 bekamen die Schützlinge von Trainer Karsten Wettberg schnell zu spüren: Bereist nach einer Minute lag der Ball hinter Torhüter Rainer Berg im Netz – der Treffer wurde zum Glück wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt. Zehn Minuten später war es dann aber doch soweit: Jubel in schwarz-weiß, 1:0 für Neunkirchen. Die Löwenfans befürchteten bereist schlimmes: Sollte auch diese Aufstiegsrunde – wie fünf und sieben Jahre zuvor – entäuschend verlaufen?

Harter Einsatz auf und neben dem Feld

Spätestens nach der Pause nahm die Löwentruppe allerdings den harten Kampf um die 2. Liga an. Die Bilanz von insgesamt sieben Gelben Karten, zwei Zeitstafen und zwei Platzverweisen sowie einer Rauferei am Spielfeldrand, bei der Trainer und Funktionäre beider Seiten und sogar die Polizei aneinander gerieten, spricht eine deutliche Sprache, worum es für alle Beteiligten ging. Die tz titelte am Dienstag morgen: Brutaler Auftakt in die Aufstiegsrunde: Wettberg – Prügelei mit der Polizei.

Ausgleich und Aufstieg

In der 74. Minute fiel dem zahlreich mitgereisten Anhang in weiß und blau ein ganzes Bergwerk vom Herzen: Der kurz zuvor eingewechselte Albert Gröber erzielte den ersehnten und verdienten Ausgleich. Dass in der Schlußviertelstunde sogar noch die eine oder andere Chance auf den Siegtreffer herausgearbeitet, aber nicht verwertet wurde, enttäuschte die Fans aber weit weniger, als die beiden folgenden Heimspiele dieser Aufstiegsrunde. Nach zwei  mageren 1:1 auf Giesing Höhen schien die Rückkehr in die Zweitklassigkeit auch 1991 wieder verpasst. Es folgten zwei legendäre Siege in Pforzheim und Kassel und vier Wochen später war der TSV 1860 neun Jahre nach dem Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga zurück im Profifußball. Nach einem 2:1-Heimsieg über den ersten Gegner dieser Aufstiegsrunde: Borussia Neunkirchen.

Die Aufstellung des TSV 1860

Karsten Wettberg schickte heute vor 30 Jahren folgende Mannschaft auf das Feld in Neunkirchen:

Berg – Hainer, Miller, Maurer, Brückner – Zeiler, Störzenhofecker (21. Wolke/61. Gröber), Windsperger, Kneißl – Schmid, Schmidbauer

Tore:
1:0 Gießelmann (11.), 1:1 Gröber (73.)

FOTO: Wolfgang Budack

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