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Rund 10.000 Dauerkarten hat der TSV 1860 München Corona zum Trotz verkauft – eigentlich Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass gar nicht klar ist, ob und wann man wieder ins Grünwalder Stadion darf. Das Gros der Dauerkarteninhaber stammt natürlich aus München und +/- 50 Kilometer Umgebung, doch es gibt auch Fans, die sich trotz großer Distanz ein Saisonabo holen und somit bei jedem Heimspiel stundenlang unterwegs sind, um die Löwen live zu sehen. Einer davon ist Sebastian aus Ludwigshafen, den wir anlässlich des ersten Saisonheimspiels gegen den 1. FC Magdeburg am kommenden Wochenende zum Interview gebeten haben.

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Sechzger.de:      Servus Sebastian! Danke, dass Du Dir Zeit für uns nimmst.

Sebastian:          Servus Stefan! Kein Thema, gerne doch.

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Sechzger.de:      Du stammst ja aus Ludwigshafen und hast mit Waldhof Mannheim und dem 1. FC Kaiserslautern zwei Traditionsvereine quasi vor der Haustür. Wie bist Du trotzdem bei den Löwen gelandet?

Sebastian:          Daran ist definitiv mein Vater Schuld oder anders formuliert, dafür bin ich ihm für immer dankbar! Er kommt zwar auch aus Ludwigshafen, hat aber in den 70er Jahren in München gewohnt…
Ich wurde (wie meine beiden jüngeren Brüder) mit der Geburt als Mitglied angemeldet (und bin bis heute ohne Unterbrechung dabei, auch wenn ich einmal kurz davor war auszutreten). Einige Jahre später folgte dann der erste Stadionbesuch. Also wie bei so vielen: Als kleiner Bub an Vaters Hand…

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Sechzger.de:      Seit wie vielen Jahren bist Du inzwischen Dauerkarteninhaber?

Sebastian:          Erst wieder seit 2017. Davor ab ca. 1994 bis zum Umzug in die Arena. Aber in den 90ern war ich/wir bei Weitem nicht so oft vor Ort wie heute.

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Sechzger.de:      360 km einfacher Weg liegen zwischen Ludwigshafen und Giesing. Wieso hast Du Dich dennoch für eine Dauerkarte entschieden?

Sebastian:          Weil ich seit 2017 wieder öfter ins Stadion gehe und mich auch mit der Vereinspolitik (wieder besser) identifizieren kann.

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Sechzger.de:      Wie sieht bei Heimspielen ein typischer Tagesverlauf aus? Reist Du erst am Spieltag an oder schon am Abend davor? Und geht’s nach dem Spiel direkt zurück?

Sebastian:          Meistens sind An- und Abreise am gleichen Tag, aber manchmal übernachte ich auch bei nem Freund bzw. Jemanden, der eine freie Couch hat. 🙂 Vor und nach den Spielen wird so viel Zeit wie möglich eingeplant. Normalerweise bin ich vorher noch am Candidplatz beim Fantreff und danach am Grünspitz. Und wenn es doch mal regnet, wenn Sechzig spielt, gibt es noch die vielen Kneipen rund ums Stadion. Mir ist das Leute treffen und ratschen genauso wichtig wie das Spiel selbst. Man kennt ja doch Viele im Laufe der Jahre und ich kann sie durch meine „Entfernung“ bis auf ganz wenige Ausnahmen nur an den Spieltagen sehen.

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Sechzger.de:      Wie viele Heimspiele siehst Du denn tatsächlich pro Saison? Reist Du wirklich zu jedem Spiel nach Giesing an?

Sebastian:          Jedes nicht. Seit 2017 waren es ca. drei bis fünf Heimspiele pro Saison, die ich nicht live im Stadion erlebt habe.

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Sechzger.de:      Wie wichtig war denn der Standort Giesing für Deine Entscheidung pro Dauerkarte? Warst Du auch regelmäßig in der Arena vor den Toren der Stadt?

Sebastian:          Sehr, sehr wichtig! Ich war kein einziges Mal in der Arena. Ich habe mir das auch so vorgenommen und mich daran gehalten. Die Arena steht für mich bis heute exemplarisch als einer der größten, wenn nicht der größte Fehler in der Vereinsgeschichte bzw. die noch fataleren Entscheidungen sind aus den Folgen daraus entstanden.

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Sechzger.de:      Es ist ja durchaus eine paradoxe Situation, dass einige Auswärtsspiele der Löwen für Dich näher sind als die Heimspiele. Wie oft begleitest Du die Löwen auch auswärts?

Sebastian:          Da sieht es ähnlich aus. Nicht jedes Auswärtsspiel, aber meistens bin ich auch dort vor Ort. Seit 2017 auch deutlich öfter als die Jahre davor. Spiele „in der Nähe“ werden quasi immer besucht.

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Sechzger.de:      In einschlägigen Medien wird ja gerne behauptet, dass auswärtige Fans systematisch ausgeschlossen werden. Wie siehst Du das?

Sebastian:          Einschlägige Medien halt… Meistens gibt es noch Tickets an der Tageskasse. Und wenn man sich rechtzeitig kümmert, wird man im Normalfall auch im Vorverkauf welche bekommen. Klar, gibt es auch Spiele, bei denen es schwerer ist, aber das sind dann die „Highlight“-Spiele, zu denen dann auf einmal wieder jeder will. Sowas ist aber normal und gibt es bei jedem Verein. Dortmund hat zum Beispiel auch kein Stadion für mehrere Hunderttausend Zuschauer. Die Zeiten, in denen bei jedem sogenannten Heimspiel Zehntausende Plätze frei bleiben, sind Gott sei Dank vorbei.

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Sechzger.de:      Du warst ja in den letzten Jahren auch Stammgast auf den Mitgliederversammlungen des TSV 1860. Was ist Deine Motivation, auch für solche Veranstaltungen die Reisestrapazen auf Dich zu nehmen?

Sebastian:          Das sind keine Strapazen, eher Einstellungssache. Ich war früher auch insgesamt sechs Jahre Delegierter. Die wurden ja bekanntlich abgeschafft und somit ist die Mitgliederversammlung das höchste Vereinsorgan und als interessiertes Mitglied quasi Pflicht. Außerdem fahre ich ja eh regelmäßig zu den Spielen, da ist es für mich keine Frage, auch zu den Versammlungen zu fahren. Auch wenn Stadionbesuche normalerweise mehr Spaß machen, sind Mitgliederversammlungen doch wichtiger als ein Spiel. Auch in der Zeit, als ich nicht zu den Heimspielen ging, war ich meistens auf den Versammlungen anwesend.

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Sechzger.de:      Hand aufs Herz: Wie schwer fällt es Dir, die Spiele der Löwen aktuell nicht besuchen zu können? Bist Du schon „auf Entzug“ oder kannst Du Deine Wochenenden auch ohne die Löwen sinnvoll gestalten?

Sebastian:          Sinnvoll ist ja relativ. 🙂 Es ist einfach scheiße. Es fehlt halt ein wichtiger und sehr gewohnter Teil des Lebens. Besonders wenn man dann diese furchtbaren Geisterspiele im TV anschaut und das menschenleere Sechzgerstadion sieht. Das Spiel in Jena im März war auch für mich das letzte Live-Löwenspiel. Also die Wochenenden sind komplett anders, was auch manchmal ganz schön und weniger anstrengend ist, aber ich würde sofort tauschen. Ich war auch mittlerweile einmal in Giesing und habe das Spiel dann in der Kneipe angeschaut. Und das wird wohl auch nochmal passieren. Das ist quasi der Ersatz. Zumindest mit den Leuten, mit denen man ins Stadion geht, das Spiel zusammen anschauen zu können.

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Sechzger.de:      Sollten demnächst wieder (teilweise) Zuschauer zugelassen werden, wird vermutlich ja doch erst recht kurzfristig ausgelost werden, wer tatsächlich ins Stadion darf. Ein planerisches Problem für Dich?

Sebastian:          An sich schon. Aber ich persönlich würde wohl auch nicht sofort reinwollen, solange es nicht wieder komplett möglich ist . Und ich gehe nicht davon aus, dass man in naher Zukunft wieder mit einem vollen Stadion und vor allem einer vollen Kurve rechnen kann. Daher würde ich wohl eher anderen Fans den Vortritt lassen. Aber endgültig habe ich mich mit dem Gedanken noch nicht befasst.

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Sechzger.de:      Themawechsel: Was waren denn die drei Highlights in Deiner bisherigen Fankarriere? Gibt es da Ereignisse oder Spiele, die Du hervorheben kannst und möchtest?

Sebastian:          Da fallen mir dann doch eher sportliche Highlights ein. Meppen 94 und der damit verbundene Aufstieg in die 1. Liga (da war ich auch erst 11 Jahre alt), die beiden Derbysiege (99/00) in einer Saison (Thomas Riedl Fußballgott). Dann vielleicht noch die Relegation gegen Saarbrücken. Außerdem gibt es sehr viele andere Erinnerungen und natürlich auch einige nicht schöne Momente.

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Sechzger.de:      Was ist Dein Wunsch für die Löwen, sei es nun kurz-, mittel- oder langfristig?

Sebastian:          Also der größte Wunsch ist, dass man zu 100% Herr im eigenen Haus ist (Anteile KGaA), aber das ist wohl eher ein Traum. Ich bin kein Fan von Investoren und bin der Meinung, dass ein Verein niemandem gehören darf außer seinen Mitgliedern. Aber darüber könnten wir ein eigenes zehnseitiges Seiten Interview machen… Wenn man schon einen Investor hat, dann bitte einen, der den Namen auch verdient und nicht nur Darlehen gibt (wobei ich hier nochmal betonen möchte, dass ich generell kein Freund von so etwas bin). Sportlicher Erfolg ist wichtig, aber nicht zu jedem Preis. Man darf nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt. Eigentlich ganz einfach. Und wenn man dann nicht sofort aufsteigt oder sogar mal absteigt, dann ist das halt so. Sechzig München wird es immer geben und egal in welcher Liga, werden auch immer Leute bereitstehen, um den Verein zu unterstützen.

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Sechzger.de:      Eine letzte Frage: Hast Du eigentlich jemals ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, nach München oder Umgebung zu ziehen, um näher bei den Löwen zu sein?

Sebastian:          Ja. Und das letzte mal ist gar nicht so lange her. Aber ich konnte mich letztendlich nicht dazu durchringen. Momentan gibt es allerdings keine Überlegungen.

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Sechzger.de:      Super, dann danke nochmal für das Interview und bis bald in Giesing!

Sebastian:          Bitte. Ja hoffentlich sieht man sich bald mal wieder und am besten natürlich in Giesing!

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Hinweis in eigener Sache:

Gerne dürfen sich Löwenfans mit Dauerkarte, die ebenfalls weit von München beheimatet sind, bei uns wegen eines Interviews melden – natürlich unabhängig von ihrer vereinspolitischen Einstellung!

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Das Interview führte Stefan Kranzberg.

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Beitragsbild: pixabay.com

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